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Grüne Anleihen: Fester Zins, keine Kündigungsfrist - Teil 1
Einen Teil des eigenen Geld komplett in konkrete, überschaubare Projekte stecken und trotzdem das Investment einfach und ohne Frist an der Börse handeln können? Das geht. Mit nachhaltigen Anleihen. Hier stellen wir Ihnen in zwei Teilen vier Anleihen vor - samt fester Zinsen. Heute in Teil 1: Eine Anleihe des Windenergieunternehmens Prokon, sowie eine Anleihe der Windkraftspezialistin Enertrag.
Feste Zinsen und Nachhaltigkeit – die Traumkombination. Viele Anleihen versprechen das. Vor allem solche aus dem Mittelstand. Die sind teilweise für mittelständische Unternehmen eine Alternative dazu, einen Bankkredit aufzunehmen.
Damit schulden die Unternehmen dem Anleger Geld. Anders als Aktionäre werden die Anleihe-Anleger also nicht Teilhaber, sondern Gläubiger eines Unternehmens. Feste Zinsen sind nicht mit Rendite gleichzusetzen. Denn der Zins einer Anleihe bezieht sich immer auf den sogenannten Nominalwert. Der reale Kurswert kann höher oder niedriger sein, und dann unterscheidet sich die Rendite des Anlegers vom Nominalzins.
Am Ende der Laufzeit erhält man allerdings immer den Nominalwert zurück – wenn das Unternehmen zur Rückzahlung in der Lage ist. Mit etlichen grünen Anleihen haben Anleger in den letzten Jahren aber Geld verloren, weil die Unternehmen Insolvenz anmeldeten oder sie so gerade an einer Pleite vorbeischrammten und beispielsweise Zinsen nicht zahlen konnten. Trotz „fester Zinsen“ sind Anleihen also keine Sparbücher.
Der folgende Premium-Inhalt ist aufgrund des Artikelalters nun frei verfügbar.
Was sind die Vorteile gegenüber Aktien?
In manchen Fällen gibt es von einem nachhaltigen Unternehmen sowohl Aktien als auch Anleihen. Läuft das Geschäft richtig gut, dürfte die Aktie ertragreicher sein, weil der Kurs sich nach oben entwickelt. Ist die Unternehmenslage schlecht, können Anleihe und Aktie im Wert bis auf Null zurückfallen. Vorteile bietet die Anleihe gegenüber der Aktie dann, wenn das Unternehmen kriselt, aber nicht insolvent wird:
Dann sinkt zwar auch der Anleihekurs, aber der Anleger kann bei der Anleihe bis zum Ende der Laufzeit abwarten und den Nominalwert zurückerhalten, also den 100-Prozent-Kurs. Und in der Zwischenzeit hat er noch den Anspruch auf die versprochenen Zinsen.
So kaufen Sie diese Anleihen
Anleger brauchen ein Depot bei ihrer Bank, um Anleihen zu kaufen, die bereits an der Börse notiert sind. Neue Anleihen zeichnet man dagegen oft direkt beim herausgebenden Unternehmen. Häufige genutzte und etablierte Handelsplätze sind beispielsweise die Börsen Hamburg, Hannover, Düsseldorf, Stuttgart, aber auch Frankfurt.
Wie bei Aktien müssen die Anleihen und ihre Emittenten bestimmte Voraussetzungen für den Börsenhandel erfüllen: Unter anderem brauchen sie ein Bonitätsrating, das die Unternehmen bei Ratingagenturen einkaufen müssen. Außerdem müssen die Unternehmen innerhalb festgelegter Fristen Geschäftszahlen veröffentlichen. Der Börsenhandel einer Mittelstandsanleihe ist allerdings nicht zu vergleichen mit dem Handel beispielsweise einer ECOreporter-Favoriten-Aktie: Diese sind Sekunden nach der Order verkauft. Bei einer kleinen grünen Anleihe kann es durchaus einige Tage bis zum Verkauf dauern.
Prokon: Anleihe 3,5 % Schuldverschreibungen 2016/2030
Eine 500-Millionen-Euro-Anleihe hat das Windenergieunternehmen Prokon aus Itzehoe 2016 auf den Markt gebracht. Die früheren Genussrechteinhaber von Prokon konnten die besicherte Anleihe ohne Zuzahlung beziehen. Alle anderen Privatanleger konnten ein Kaufangebot für die Anleihe abgeben. Der Zinssatz beträgt 3,5 Prozent pro Jahr. Die Ratingagentur Euler und Hermes hatte die Prokon-Anleihe mit BBB- als durchschnittlich gut bewertet.
ECOreporter hatte in einem ECOanlagecheck am 3. Juni 2016 gewarnt: "… es ist möglich, dass sich nach der geplanten Börseneinbeziehung ein Kurs für die Anleihe bildet, der unter dem Nominalwert von 100 Prozent und damit auch unter dem Ausgabekurs liegt. Insbesondere im ersten Börsenjahr ist ein Börsenkurs unter dem Nominalwert möglich bis wahrscheinlich, da die Emittentin Schuldverschreibungen, die nicht von früheren Genussrechtsinhabern erworben werden, innerhalb eines Jahres zu veräußern hat.
Zudem ist anzunehmen, dass auch zahlreiche frühere Genussrechteinhaber einen Verkauf der ihnen zugeteilten Schuldverschreibungen erwägen, so dass im ersten Börsenjahr ein hohes Angebot den Börsenkurs der Anleihe drücken kann."
Und so kam es auch: Die Anleihe stürzte teilweise auf einen Kurs von rund 74 ab. Mitte Mai 2018 lag der Kurs der Prokon-Anleihe (ISIN DE000A2AASM1) allerdings immerhin bei 85,8 (Stand 18. Mai 2018). Doch es gilt weiter, was ECOreporter in dem ECOanlagecheck schrieb: "Eventuell benötigt die Emittentin neue Windprojekte, um dauerhaft allen Verpflichtungen gegenüber den Gläubigern nachkommen zu können."
Enertrag: Windkraftanleihe EnergieZins 2025
Die Anleihe der Windkraftspezialistin Enertrag aus Brandenburg bietet 5,25 Prozent Zinsen pro Jahr. Das Anleihekapital investiert Enertrag vor allem in deutsche und französische Windenergie-Projekte. Anleger konnten ab 3.000 Euro einsteigen. Zum 8. Juli 2016 wurde die Anleihe vollständig platziert. Sie wird an der Börse Düsseldorf gehandelt (ISIN DE000A1611C6). ECOreporter urteilte am 17. November 2015 in einem ECOanlagecheck:
"Die Emittentin Enertrag EnergieZins GmbH hat eine einwandfreie Leistungsbilanz. Ihre Muttergesellschaft Enertrag AG verfügt grundsätzlich über die Erfahrungen und Kompetenzen, um auch unter veränderten Rahmenbedingungen erfolgreich am Markt agieren zu können. Unter Berücksichtigung des Risikoprofils ist die Verzinsung der Anleihe angemessen."
Der Kurszuwachs der Anleihe über die drei Jahre seit Start zeigt, dass die Einschätzung richtig war. Achtung: An der Börse wird die Anleihe auch unter der Bezeichnung „ENERTRAG EnergieZins 15/26 auf Festzins“ geführt, es handelt sich aber um dieselbe Anleihe.
Lesen Sie morgen den zweiten Teil, in dem die Stufenzinsanleihe X von Energiekontor, sowie die Deutsche Bildung Studienfonds Anleihe V. vorgestellt werden.