Erneuerbare Energie, Anleihen / AIF

Grünstrom-Moratorium in Spanien – Was bedeutet das für Solarfonds-Anleger?




In Spanien wird seit wenigen Tagen bis auf weiteres keine Einspeisevergütung für Strom aus neuen Erneuerbaren-Energie-Anlagen mehr gewährt. So sieht es ein neues Gesetz vor, das am vergangenen Samstag veröffentlicht wurde. Dieses Moratorium, dessen Laufzeit noch offen ist, gilt für jegliche Erneuerbare-Energie-Anlagen, sowohl Bioenergie, Geothermie, Wasserkraft als auch Wind- und Solarenergie. „Wer in der Zeit des Moratoriums neue Solaranlagen ans Netz bringt oder zur Stromproduktion anmeldet, wird mit dem Marktpreis auskommen müssen. Aktuell liegt dieser bei 5,5 bis 6 Eurocent pro Kilowattstunde. Das Moratorium ist für die Betreiber von Erneuerbare-Energie-Anlagen gewissermaßen ein Testlauf, bei dem sie beweisen müssen, dass es auch ohne Subventionen geht“, erklärt der Rechtsanwalt Christoph Himmelkamp, Asscociate Partner der Kanzlei Rödel & Partner in Barcelona. Derzeit sei werde in Spanien über eine Gesetzesänderung diskutiert, die für die Stromnetzbetreiber des Landes eine Grünstrom-Abnahmeverpflichtung zum Marktpreis vorsehe, erläutert der Jurist.

Viele deutsche Fondsanbieter mit laufenden Spanien-Solarfonds zeigen sich gelassen. Denn ihre Fonds und damit auch die zahlreichen beteiligten Kleinanleger dieser Produkte sind von der Neuerung nicht betroffen. Das erfuhr ECOreporter.de auf Anfrage bei verschiedenen Fondsinitiatoren.

Das Hamburger Emissionshaus reconcept GmbH kooperiert bei der Konzeption und Realisierung von Solarfonds seit September 2011 mit dem spanischen Solarprojektierer Siliken S.A. Erstes Produkt dieser Kooperation ist der Solarfonds RE01 Solarpark La Carrasca.  Zur Finanzierung eines Solarparks mit knapp 2,1 Megawatt Leistungskapazität in Fuente Álamo de Murcia soll der Fonds 3,1 Millionen Euro bei Anlegern einwerben (dieser Opens external link in new windowECOanlagecheck untersucht das Angebot). Nach drei Monaten am Markt ist der Fonds zu einem Viertel platziert. „Dieser Fonds ist nicht von der Aussetzung der Einspeisevergütung für Erneuerbare-Energie-Anlagen in Spanien betroffen“, stellt Hannu Wegner klar, Leiter der Projektabteilung der reconcept GmbH.  „Der Solarpark ist schon seit 2011 in Betrieb. Er fällt damit unter die Anlagen, für die vor der aktuellen Aussetzung Bestandsschutz gilt“, so Wegner weiter.

Gleiches gilt für den Solarfonds Low Carbon Solar 2 Spanien der ebenfalls in Hamburg ansässigen Low Carbon Germany GmbH (LGC) und die laufenden Spanien-Solarfonds des Münchner Emissionshauses KGAL. Auch diese Beteiligungsangebote setzten auf bereits bestehende oder auch schon Strom produzierende Anlagen und genießen deshalb Bestandsschutz, wie beide Unternehmen ECOreporter.de gegenüber erklären. „Unser am 20. Januar 2012 geschlossener Solarfonds Low Carbon Solar 2 Spanien beinhaltet als Investitionsobjekte zwei in Betrieb befindliche Solarparks an den Standorten Tordestillas und Valtierra mit einer Gesamtleistung von 13,4 Megawatt (MW) und eine Vergütungssystem nach dem spanischen Erneuerbare-Energie-Gesetz Real Decreto 1578“, erklärt Massimo Portelli Head of Sales bei LGC. Damit sei dem Fonds und seinen Anlegern die für 25 Jahre festgeschriebene Solarvergütung weiterhin sicher.

Bei der jüngsten Reform des komplizierten spanischen Einspeisevergütungssystems, die nach langem hin und her Anfang 2011 in Kraft trat, hatte das spanische Parlament allerdings auch rückwirkende Kürzungen für bestehende Solaranlagen eingeführt. Für viele Solarkraftwerke, die teils schon seit Jahren in Betrieb waren, wurde rückwirkend eine Obergrenze festgelegt, die vorschreibt, wie viel des produzierten Grünstroms überhaupt vergütet wird (mehr dazu lesen Sie Opens external link in new windowhier). Dieser „Deckel“ traf zahlreiche Spanien-Solarfonds teilweise schwer und hat internationale Großinvestoren auf die Palme gebracht. Ein ähnliches Szenario für die nun beschlossene zeitweise Aussetzung der Erneuerbare-Energie-Vergütung fürchten die  befragten Initiatoren nicht.

„Es ist ein gutes Zeichen, dass klarer Bestandsschutz gewährt wurde“, betont Dr. Klaus Wolf, Vorstandsmitglied des Münchner Emissionshauses KGAL. Allerdings bleibe abzuwarten, wie Spanien vor dem Hintergrund der Euroschuldenkriese energiepolitisch weiter vorgehe. „Momentan ist es ein Moratorium“,  sagt Wolf.

Bildnachweis: KGAL-Vorstand Dr. Klaus Wolf / Quelle: Unternehmen

„Das spanische Parlament hat sich parteiübergreifend darauf verständigt, ausländische Investoren nicht noch einmal  so zu verunsichern. Dem Land ist klar, dass es auf Investoren aus dem Ausland angewiesen ist“, erklärt Hannu Wegner von reconcept. „Mit der neuen Regelung kann es bei geschlossenen Spanien-Solarfonds nur noch um Bestandsanlagen gehen. Unser Partnerunternehmen für die Solarfondskonzeption Siliken S.A. ist zwar ein spanisches Unternehmen, aber unsere Kooperation mit Siliken ist nicht auf einzelne Länder beschränkt. Siliken ist international aktiv, beispielsweise auch in Deutschland, Frankreich, Italien, Kanada oder den USA“, sagt Wenger. Aktuell  plane reconcept in Spanien aufgrund der veränderten Vergütungsregelung für neue Photovoltaikanlagen keine neuen Projekte. Denn dafür seien die Renditeaussichten nun zu gering, so Wegner.

Ist die Aussetzung der Erneuerbare-Energien-Vergütung in Spanien der Anfang vom Ende für geschlossene Spaniensolarfonds? Den befragten Emissionshäusern zufolge nicht: „Der Tarifstopp wird keinerlei Auswirkungen auf unsere zukünftige Produktpolitik haben“, sagt Massimo Portelli von LGC.  „ Selbst wenn wir jetzt einen neuen Solarfonds Spanien initiieren würden, dann in gewohnter Manier mit ausschließlich bestehenden Parks, die weder von Stopps noch von den 2010 beschlossenen Produktionsbegrenzungen betroffen sind.“ Er verweist darauf, dass die Kosten für Photovoltaikkomponenten und ganze Anlagen in der jüngsten Vergangenheit stark gefallen sind.  

Daher gehen Marktbeobachter davon aus, dass sich sich Photovoltaik-Investments in Spanien auch künftig weiter lohnen können. Hier und in anderen sonnenreichen Regionen von Südeuropa könne Solarstrom sogar schon bald die Netzparität erreichen, also preislich mit Strom aus fossilen Quellen konkurrieren.
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