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Grünes Geld Stuttgart: Handfeste Geldanlage-Tipps für ein sehr interessiertes Publikum – Intensive Gespräche

Es ist nach wie vor möglich, sicher sinnvoll und erfolgreich Geld anzulegen. Wie das in Zeiten niedriger Zinsen mit ethisch und ökologisch einwandfreien Investments funktionieren kann, zeigte einmal mehr die Messe Grünes Geld Stuttgart auf. Handfeste Tipps und zu Chancen, Risiken und dazu, wie man die tatsächliche soziale, ethische und ökologische Nachhaltigkeit einzelner Angebote auch als einfacher Privatanleger besser einschätzen kann, bot die Podiumsdiskussion zum Thema „Niedrigzins: Experten verraten, wie Sie die größten Risiken bei der Geldanlage vermeiden“.  Sie war zweifellos einer Höhepunkt der Messe, die im Haus der Wirtschaft stattfand.

Die Experten Markus Güntner von der schweizerischen Bank Swisscanto und ECOreporter-Chefredakteur Jörg Weber standen dem renommierten Wirtschaftsjournalisten Stefan Wolff von der ARD-Börse und dem sehr interessierten, voll besetzten Plenum eine gute Stunde lang Rede und Antwort. „Den einen optimalen Mix bei der Geldanlage gibt es nicht“, stellt Jörg Weber von ECOreporter.de in der lebhaften Diskussion klar. Dazu hänge die Geldanlage-Entscheidung zu sehr von individuellen, persönlichen Faktoren wie den persönlichen Lebensumständen, dem Gehalt und nicht zuletzt dem Geldanlageziel ab.

„Die Risiko-Jacke muss passen“

Markus Güntner brach eine Lanze für Aktien und nachhaltige Aktienfonds. Eine hilfreiche Faustregel für die persönliche Aktienquote sei „100 minus das jeweilige Lebensalter“, sagte Güntner. Dabei betonte er: „Die Risiko-Jacke muss passen. Ich bin ein Freund klarer Regeln: Definieren Sie klare Zeiträume und Grenzen für Gewinn und Verlust - und überprüfen Sie, dann, ob sie diese erreicht haben“, so Güntner. Anleger würden dazu neigen, Verlustbringer zu lange zu behalten und bei Gewinnbringern zu schnell zu verkaufen, erklärt er. Güntner sprach sich klar dafür aus, aktiv von Portfolio-Managern verwaltete Aktienfonds gegenüber so genannten ETF vorzuziehen. ETF, die sich direkt an Aktienindizes orientieren und daher nicht aktiv gemanagt werden, seien zwar dank geringerer Verwaltungskosten günstiger. Doch bei aktiven Fonds könne das Management ein Fondsmanager jederzeit eingreifen, um auf Marktveränderungen zu reagieren, so Güntner.

Foto: Markus Güntner, Stefan Wolff, Jörg Weber (von links nach rechts) / Quelle: ECOeffekt

Nachhaltige Finanzprodukte stünden konventionellen Geldanlagen bei der finanziellen Rendite in nichts nach, böten aber eine zusätzliche soziale, ethische oder ökologische Rendite, erläutert ECOreporter.de-Chefredakteur Jörg Weber. Diese zusätzliche Rendite sei allerdings von Fall zu Fall sehr schwer mess- beziehungsweise greifbar. Dennoch gebe es klare Anhaltspunkte, die die nachhaltige Wirkung von Geldanlagen aufzeigten, so Weber weiter. Ein Investment, das dazu führe, das beispielsweise ein Windpark oder eine Solaranlage gebaut werde, liege hier im Vergleich zu klassischen Umweltaktien klar vorn, so der Experte weiter.

In schwierigen Zeiten gilt vielen Gold als ein „sicherer Hafen“ bei Geldanlagen. Sowohl Markus Güntner als auch Jörg Weber sprachen sich klar gegen Goldinvestments aus. Während Günter auf die sehr starken Schwankungen beim Goldpreis hinwies, erklärte Weber, dass Gold vor allem wegen des starken Einsatzes giftiger Chemikalien bei der Förderung keine nachhaltige Geldanlage sei.

Das Vortragsprogramm und die Podiumsdiskussion stießen auf großes Interesse. / Quelle: ECOeffekt

Der nachhaltige Kapitalmarkt bietet große Vielfalt

Welche Vielfalt der nachhaltige Finanzmarkt inzwischen bietet, zeigten in Stuttgart 27 Messeaussteller inklusive des Anlegercheckpoints für produktneutrale Anlegerinformationen. Die Palette reichte von nachhaltigen Banken über Entwicklungsfinanzierer bis zu Anbietern nachhaltiger Aktien- Misch oder Rentenfonds und zu Direktinvestment-Spezialisten für erneuerbare Energien oder Wald. Neben der GLS Bank aus Bochum, der UmweltBank aus Nürnberg und der Triodos Bank aus Frankfurt präsentieren sich auch christliche Geldhäuser wie die Evangelische Bank aus Kassel oder die Steyler Bank aus Sankt Augustin: „Die Steyler Missionare sind den Besuchern hier sehr wohl ein Begriff“, erläutert Regine Kron, Leiterin der Privatkundenbetreuung der Steyler Bank. Die Verbindung der Bank zu der Mission sei wiederum ein ums anderen Mal erklärungsbedürftig, so Kron. Dass die Gewinne der Steyler Bank in die weltweiten Hilfsprojekte der Steyler Mission fließen, komme sehr gut an, resümiert sie. Groß sei auch das Interesse an den Investmentfonds und der nachhaltigen Vermögensverwaltung der Bank, so Kron. Das Messeteam habe zahlreiche tiefgreifende und fundierte Gespräche geführt.

Gespräche am Messestand der GLS Bank / Quelle: ECOeffekt

Dass Geldanlagen auch dazu beitragen können, aktiv die Armut in der Welt zu bekämpfen, zeigte auf der Messe die Genossenschaft Oikocredit. Den Hauptsitz hat Oikocredit in den Niederlanden. In Deutschland ist der Entwicklungsfinanzierer in regionalen Förderkreisen organisiert. Der Förderkreis Baden-Württemberg zähle mit seinen 6.500 Mitgliedern zu den bundesweit größten, erklärt Geschäftsführerin Manuela Waitzmann. „Hier zeigt ich, wie wichtig den Menschen der persönliche Kontakt zu den Anbietern ihrer Geldanlagen ist“, sagt sie. Auch der Genossenschaftsgedanke spiele eine gewichtige Rolle. „Vielen ist aber vor allem wichtig, dass die Philosophie stimmt, sagt die Geschäftsführerin.  

Viel Lob für das Stuttgarter Messepublikum

Begeistert vom Stuttgarter Messepublikum zeigt sich Alexander Koffka vom Windparkbetreiber ABO Invest AG. „Bei uns am Stand war sehr viel los“, so Koffka. Beeindruckt habe, dass ich sehr viele Besucher, die noch gar keine Bürgerwindaktien von ABO Invest im Portfolio haben, gezielt vorab im Internet informiert hätten, um konkret nachfragen zu können. „Die Schwaben pflegen allgemein einen cleveren Umgang mit Geld. Dieser Eindruck bestätigt sich hier in Stuttgart. Das kommt uns mit unserem Angebot sehr entgegen“, lobt Koffka das „kompetente und kluge Publikum“ Die Qualität der Gespräche am Stand sei im Vergleich zu anderen Standorten der Messe Grünes Geld überdurchschnittlich, so Koffka weiter.

Ähnlich positiv fiel auch das Fazit des Windkraftprojektierers Ostwind AG aus. Das Familienunternehmen aus Regenburg bietet erstmals in seiner langjährigen Firmengeschichte eine Windkraft-Direktbeteiligung an und gibt in Stuttgart seinen Einstand als Messeaussteller. „Das Publikum an unserem Stand ist durchweg sehr interessiert! Die Kombination aus Erneuerbaren Energien und Geldanlage passt einfach. Viele Menschen wollen mit ihren Investments dazu beitragen, der Atomkraft das Wasser abzugraben“, fasst Sonja Eisenmann von der Ostwind project GmbH ihre Eindrücke vom Tag im Haus der Wirtschaft zusammen.

Das Stuttgarter Publikum ist offen für intensive und mitunter auch lange Gespräche“, lobte auch Marion Engmann von der Grüne Werte Energie GmbH die Stuttgarter Messebesucher. Dieses Unternehmen aus Grünwald bei München konzentriert sich unter anderem auf die Optimierung von Kraft-Wärme-Kopplunganlagen. Dazu bietet es Geldanlagen und Direktinvestments an. „Unser Fokus ist den Besuchern nicht ganz so präsent wie Solarenergie oder Windkraft“, sagt Engmann. Das tue dem regen Interesse der Stuttgarter jedoch keinen Abbruch.

Abgerundet wurde die Messe durch ein umfangreiches Vortragsprogramm. Eine geräumige Spiel- und Bastelecke für kleine Besucher ermöglichten es zudem, dass sich auch Besucher mit der ganzen Familie im Schlepptau Zeit nehmen konnten, um sich ausgiebig zu informieren.

Die Messe-Reihe Grünes Geld wird fortgesetzt. Der nächste Termin: 19. September 2015 von 9:30 bis 18:00 Uhr in der Lübecker Musik- und Kongresshalle. Näheres dazu lesen Sie  hier.
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