Finanzdienstleister, Wachhund

Großbanken befeuern mit Krediten den Klimawandel

Während die Weltgemeinschaft auf einem Klimagipfel nach dem anderen um eine gemeinsame Strategie für den Kampf gegen den Klimawandel ringt, finanzieren die großen Banken in großem Stil den Ausbau des Abbaus von Kohle. Darauf weist eine Studie hin, die die deutsche Umweltorganisation urgewald mit den Nicht-Regierungsorganisationen Banktrack, Polish Green Network und CEE Bankwatch Network veröffentlicht hat.

Demnach ist die Bankenfinanzierung für Kohlebergbau-Unternehmen seit 2005, dem Jahr, in dem das Klimaschutz-Protokoll von Kyoto in Kraft trat, um knapp 400 Prozent gestiegen. Die Verbrennung von Kohle ist eine der Hauptursachen dafür, dass sich das Weltklima erwärmt.  Die Studie beziffert die globale Kohleproduktion auf 7,9 Milliarden Tonnen pro Jahr. Sie stellt fest, dass Privatbanken den Ausbau der Verstromung von Kohle zwischen 2005 und 2013 mit 118 Milliarden Euro finanziert haben. Und das dafür nur eine überschaubare Anzahl von Banken wesentlich verantwortlich ist. Denn lediglich 20 Finanzinstitute aus sieben Ländern stellten fast drei Viertel dieser Summe zur Verfügung. Insgesamt haben die Autoren der Studie für ihre Analyse rund 100 Banken untersucht.

Die ersten vier Plätze nehmen US-amerikanischen Banken in diesem Nagativ-Ranking ein: Citi  mit 7,3 Milliarden Euro, Morgan Stanley mit 7,2 Milliarden Euro und Bank of America mit 6,5 Milliarden Euro und JPMorgan Chase mit 6,0 Milliarden Euro. Zu den fünf größten Kohlefinanzierern zählt auch ein deutscher Marktakteur: die Deutsche Bank mit 5,2 Milliarden Euro.

„Alle Banken sagen, sie wollen das Klima schützen, tun aber das Gegenteil“, sagt Yann Louvel vom Netzwerk Banktrack. Heffa Schücking, Geschäftsführerin von Urgewald ergänzt: „Gerade die Deutsche Bank warnt, dass Kohle kein gutes Geschäft mehr sei und investiert trotzdem in Unternehmen, die Kohle abbauen. Aktuell will sie Coal India zu Geld verhelfen, einem Unternehmen, das massive Umweltzerstörung verursacht und zur Verelendung der Bevölkerung beiträgt. Die Deutsche Bank muss endlich Verantwortung für ihre Investitionen übernehmen und die Finger von zerstörerischen Projekten lassen.“

Bildhinweis: Das Negativranking der größten Kohlefinanzierer. / Quelle: Urgewald

Die Studie hat außerdem untersucht, wie stark die Banken in jüngster Zeit – seit 2011 – Kohleabbau finanziert haben. Auch hier gehören Citi, Morgan Stanley und Bank of America zur Spitzengruppe, neben Banken aus China. Die Deutsche Bank steht in dieser Liste auf Rang 14, kommt aber immer noch auf Kohlefinanzierungen im Umfang von rund zwei Milliarden Euro.

Neben dem Überblick über globale Finanzierung der Kohlebergbau-Industrie stellt die Studie mit dem Titel „Banking on Coal“ Hauptschauplätze der globalen Kohleproduktion vor. Sie hat ermittelt, dass sie zu über 90 Prozent in nur neun Regionen stattfindet: China, USA, Indien, Russland/Kasachstan, Australien, Indonesien, Zentraleuropa (Deutschland, Polen, Tschechien), südliches Afrika (Südafrika und Mosambik) und Kolumbien. Überall sorgt der Kohleabbau dabei für schwerwiegende Probleme, etwa für die katastrophale Luftverschmutzung in China und die Zerstörung Lebensraum von Indigenen und Kleinbauern in Kolumbien. In Zentraleuropa vereinen allein Deutschland und Polen fast 25 Prozent der weltweiten Braunkohleförderung. „Das hat in Polen genau wie in Deutschland schwerwiegende Auswirkungen auf die betroffenen Gemeinden“, fordert Sebastian Rötters von PowerShift, Mitautor der Studie. Seine Schlussfolgerung: „Banken sollten eine Energiewende finanzieren, statt auf alte, zerstörerische Energieformen zu setzen.“

Unterdessen hat der britische Minister für Energie und Klimawandel, Edward Davey,  auf der aktuellen Weltklimakonferenz in Warschau erklärt, sein Land  werde den Bau von Kohlekraftwerken in Übersee nicht mehr mit öffentlichen Geldern unterstützen. Damit übernimmt  Großbritannien den Kurs der Weltbank und der USA. Präsident Obama hatte den Stopp der Kohlefinanzierung zu einem Eckpfeiler seiner Klimaschutzinitiative vom Juni 2013 gemacht. Auch die Nordische Investitionsbank, die Französische Entwicklungsagentur und die Europäischen Investitionsbank schließen aus Klimaschutzgründen die Finanzierung von Kohlekraftwerken inzwischen aus oder lassen sie nur noch unter restriktiven Bedingungen zu. Anders verhält es sich bei der bundeseigenen Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW),  die noch immer den Bau von Kohlekraftwerken mit staatlichen Mitteln zu fördern. Die KfW ist laut Urgewald weltweit an mindestens neun Kohlekraftwerksneubauten, zwei Kohleinfrastrukturprojekten und zwei Kohleminen beteiligt.

Die Aktie der Deutschen Bank ist in einigen Nachhaltigkeitsfonds und nachhaltigen Indices enthalten. ECOreporter führt sie in der Wachhund-Rubrik.

Die Studie kann  hier heruntergeladen werden.

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