Algonquin Power kritisiert, dass das Potenzial seiner Erneuerbare-Energien-Anlagen unterschätzt werde. / Foto: Pixabay / Foto: Pixabay, CC0-Lizenz

  Nachhaltige Aktien, Erneuerbare Energie

Grünstromerzeuger Algonquin sieht sich falsch bewertet

Der kanadische Energie- und Wasserkonzern Algonquin ist der Meinung, dass sein Geschäft mit Erneuerbarer Energie am Finanzmarkt unterbewertet ist. Der Bereich soll nun einer "strategischen Prüfung" unterzogen werden. Im ersten Quartal schwächelte das Geschäft mit grünem Strom.

Algonquin ist in zwei Geschäftsbereichen aktiv: In der Sparte Renewable Energy Group betreibt der Konzern weltweit Wind-, Solar- und Wasserkraftanlagen, allerdings auch Gaskraftwerke. Die Netzsparte Regulated Services Group beschäftigt sich mit Stromübertragung und Verteilung sowie der Wasserversorgung.

Algonquin ist ein sogenanntes Yieldco, ein Stromerzeuger mit hoher Dividendenausschüttung. Die Dividende ist daher essenziell für die Beurteilung des Unternehmens. Weitere Yieldcos hat ECOreporter hier vorgestellt. Ein ausführliches ECOreporter-Porträt von Algonquin lesen Sie hier.

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Für das erste Quartal 2023 meldete Algonquin Power einen Umsatzanstieg um 6 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 778,6 Millionen US-Dollar. Der bereinigte Gewinn sank jedoch um 15 Prozent auf rund 120 Millionen Dollar. Das Umsatzwachstum ging laut Unternehmen hauptsächlich zurück auf Preistariferhöhungen und die Weitergabe von Inflationskosten im Versorgungssegment des Unternehmens, der Regulated Services Group.

Im Segment Renewable Energy Group waren die Umsätze geringer als im Vorjahr. Dies lag Algonquin zufolge vor allem an einer geringeren Stromproduktion und niedrigeren Preisen am Energiemarkt.

Algonquin hat mit einer Schuldenlast von 7,3 Milliarden Dollar zu kämpfen, die 2023 zu höheren Zinskosten führen wird. Den Schulden stehen allerdings Vermögenswerte von 17,9 Milliarden Dollar gegenüber. Im vergangenen Jahr hatten Wertberichtigungen, gestiegene Kreditzinsen, Verzögerungen bei neuen Grünstromkraftwerken und geringere Steuervergünstigungen für Erneuerbare-Energien-Projekte das Ergebnis in die roten Zahlen gedrückt. Im Januar kürzte das Unternehmen seine Dividende um 40 Prozent.

"Strategische Überprüfung" des Grünstromgeschäfts

In der Folge erklärte Algonquin, einen "strategischen Überprüfungsprozess" für seine Erneuerbare-Energien-Anlagen eingeleitet zu haben. Das Unternehmen bildete demnach ein Komitee aus drei Vorstandsmitgliedern, die Möglichkeiten prüfen sollen, den Wert des nach Meinung von Algonquin unterbewerteten Erneuerbaren-Portfolios zu erschließen.

Die Prüfung soll ergebnisoffen verlaufen. Zu den Optionen könnten auch Verkäufe von nicht zum Kerngeschäft gehörenden Vermögenswerten gehören, um die Verschuldung zu reduzieren, die Zinskosten zu senken und den Cashflow für mögliche Dividendenerhöhungen freizusetzen.

Alternativ könnte Algonquin Power seine Grünstrom-Anlagen in ein neues, separat geführtes, börsennotiertes Unternehmen ausgliedern. Analysten sehen die Möglichkeit, dass eine Ausgliederung neue Investoren anziehen könnte, die die Perspektiven der Erneuerbaren Energien stärker einschätzten. Es gebe jedoch keine Garantie dafür, dass nach der strategischen Überprüfung irgendwelche Transaktionen durchgeführt werden, wie der Vorstand betonte.

Die Algonquin-Aktie ist im Handel an der Börse Düsseldorf aktuell 0,3 Prozent im Plus zum Freitag und kostet 7,78 Euro (Stand: 22.5.2023, 10:00 Uhr). Auf Monatssicht notiert die Aktie 2,1 Prozent im Plus, im Jahresvergleich hat sie 42,8 Prozent an Wert verloren.

Die Aussicht auf die mittlerweile tatsächlich vorgenommene Dividendenkürzung setzt dem Kurs der Algonquin-Aktie seit vergangenem Sommer empfindlich zu. Im Tagesgeschäft sieht ECOreporter das Unternehmen zwar weiterhin solide aufgestellt. Auch die erwartete Dividendenrendite liegt trotz Kürzungen weiter bei attraktiven 5,2 Prozent. Die unklare Situation auch in Hinsicht auf den weiteren Umgang mit dem Erenuerbare-Energien-Geschäft schafft aber Unsicherheiten. Defensivere Anlegerinnen und Anleger sollten daher aktuell eher abwarten, auch wenn das erwartete Kurs-Gewinn-Verhältnis der Algonquin-Aktie bei günstigen 13 liegt.

Ein Problem für deutsche Anlegerinnen und Anleger ist zudem die kanadische Quellensteuer. Mehr dazu lesen Sie hier: So holen Sie sich Quellensteuer zurück.

Algonquin Power & Utilities Corp:

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