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Wie nachhaltig ist die britische Erneuerbare-Energien-Aktie SSE wirklich?
Die britische Aktiengesellschaft SSE (bis 2010: Scottish and Southern Energy) erzeugt Strom aus Wind- und Wasserkraft – und auch aus Erdgas. Der Konzern betreibt zudem Stromübertragungs- und -verteilungsnetze und bietet über seine Tochter Neos Telekommunikationsdienstleistungen an. Wie groß ist das fossile Geschäft von SSE, und ist die Aktie ein attraktives Investment?
SSE beschäftigt rund 11.000 Menschen im Vereinigten Königreich, in Japan, Südeuropa und den USA. Der Konzern beschreibt sich selbst als einen „führenden Produzenten Erneuerbarer Energie in Großbritannien“, dessen zentrales Anliegen es sei, „den Übergang in eine emissionsfreie Welt mitzugestalten“. Doch dabei bleiben Fragezeichen.
Emissionsziele wirken wenig engagiert
So sehen die Umweltziele des Unternehmens vor, den Scope 1-Treibhausgasausstoß bis 2030 um 80 Prozent im Vergleich zum Geschäftsjahr 2017/18 zu senken. Das ist kein sehr engagiertes Ziel.
Der Begriff Scope 1 umfasst nämlich lediglich die direkte Freisetzung klimaschädlicher Gase im eigenen Unternehmen. Daneben gibt es aber noch Scope 2, womit die indirekte Freisetzung klimaschädlicher Gase durch Energielieferanten gemeint ist. Und Scope 3, die indirekte Freisetzung klimaschädlicher Gase in der vor- und nachgelagerten Lieferkette – also Emissionen von Zulieferern oder solche, die durch die Nutzung von Produkten beim Kunden entstehen.
Scope 3-Emissionen sind am schwierigsten zu messen und einzusparen, deshalb räumen sich Unternehmen, die Klimaziele für Scope 3 verabschieden, hier in der Regel viel Zeit ein. Scope 1- und 2-Ziele werden hingegen meist gemeinsam formuliert. Dass SSE Reduktionsziele für indirekte Emissionen gerade als Netzbetreiber ausklammert, erscheint fragwürdig.
Wie hoch ist der Anteil grüner Kraftwerke?
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Bis 2030 will SSE einen Anlagenbestand aufbauen, der mindestens 50 Terawattstunden (TWh) regenerative Energie im Jahr produziert. In den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres 2022/23 (April bis Dezember) erzeugten die Wind- und Wasserkraftanlagen des Konzerns 6,9 TWh. Damit blieb das Unternehmen 10 Prozent hinter den selbst gesteckten Zielen zurück. Gaskraftwerke von SSE produzierten gleichzeitig 14 TWh Strom, nach 11,2 TWh im Vorjahreszeitraum. Das fossile Geschäft des Unternehmens ist also derzeit noch doppelt so groß wie das grüne.
Erwähnenswert: Dem niederländischen Daten-Dienstleister Equileap zufolge nimmt SSE eine Vorreiterrolle bei der Gleichstellung der Geschlechter ein. Equileap bietet nach eigenen Angaben die umfassendste globale Datenbank zur Gleichstellung von Frauen und Männern an. Sie umfasst acht Jahre an historischen Daten für mehr als 4.000 Unternehmen, die nach 19 Kriterien bewertet werden, darunter etwa der Frauenanteil auf allen Unternehmensebenen, geschlechtsspezifisches Lohngefälle, Elternurlaub und Maßnahmen gegen sexuelle Belästigung.
Gewinnziele trotz Halbjahresverlust erhöht
Umsatz und Gewinnzahlen legte SSE zuletzt für das erste Halbjahr 2022/23 vor. Zwischen April und September verzeichnete das Unternehmen demnach einen Vorsteuerverlust von 511 Millionen Britischen Pfund (581 Millionen Euro) gegenüber einem Gewinn von 1,7 Milliarden Pfund im Vorjahreszeitraum. Als Grund nannte SSE deutlich höhere Kosten. Gleichzeitig konnte der Umsatz um 59 Prozent auf 3,5 Milliarden Pfund (4 Milliarden Euro) gesteigert werden.
Den roten Zahlen zum Trotz erhöhte das Unternehmen seine Erwartungen für den bereinigten Jahresgewinn auf mehr als 1,50 Pfund je Aktie (1,70 Euro) gegenüber der bisherigen Prognose von mindestens 1,20 Pfund.
In den letzten Jahren hat SSE stets schwarze Zahlen geschrieben. Im Geschäftsjahr 2021/22 stand bei einem Umsatz von 8,6 Milliarden Pfund unter dem Strich ein Nettogewinn von 2,5 Milliarden Pfund zu Buche.
SSE beabsichtigt, für das Geschäftsjahr 2022/23 eine Dividende von mindestens 0,86 Pfund pro Aktie (0,98 Euro) zu zahlen. 2023/24 soll die Ausschüttung auf 0,60 Pfund sinken, um die Investitions- und Wachstumspläne des Konzerns zu unterstützen. SEE erwartet, dass die Dividende 2024/25 und 2025/26 um mindestens 5 Prozent pro Jahr gesteigert wird.
Im November unterzeichnete SSE eine Einigung zum Verkauf eines Anteils von 25 Prozent an seinem Stromübertragungsnetz an einen kanadischen Pensionsfonds für rund 1,5 Milliarden Pfund in bar. Das Geld soll in den Ausbau der Erneuerbaren Energien in Schottland und Irland fließen.
Wirtschaftlich ordentlich – Nachhaltigkeit ausbaufähig
Die SSE-Aktie ist in den letzten Jahren insgesamt ordentlich gelaufen, trotz einiger Schwankungen hat sie auf Sicht von fünf Jahren 43 Prozent an Wert gewonnen. Am gestrigen Dienstag ist sie mit einem Kurs von 19,90 Euro aus dem Tradegate-Handel gegangen. Im Monatsvergleich hat sich die Aktie nicht bewegt, auf ein Jahr gesehen notiert sie 3 Prozent im Minus.
Das erwartete Kurs-Gewinn-Verhältnis für 2023 ist mit 12 eher günstig, hinzu kommt eine attraktive erwartete Dividendenrendite von 3,4 Prozent. Die Marktkapitalisierung beträgt aktuell 21,5 Milliarden Euro.
SSE produziert noch immer mehr Gasstrom als Erneuerbare Energie – und neben der grünen Sparte wächst auch die fossile. Rein wirtschaftlich betrachtet gibt es durchaus Argumente für einen Einstieg bei SSE. Als grünes Investment sieht ECOreporter die Aktie aber (noch) skeptisch.
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Als Grünstromversorger mit hoher Dividende aus dem angelsächsischen Raum sind sogenannte Yieldcos interessant. Lesen Sie dazu: Grüner Strom, hohe Dividenden: Das bieten Yieldco-Aktien.
SSE Plc.: ISIN GB0007908733 / WKN 881905
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