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Gold ist keine nachhaltige Geldanlage - oder doch?
Durch die weltweite Wirtschaftskrise ist die Nachfrage von Anlegern für Gold stark gestiegen. Das belegt eine Studie des World Gold Council (WGC) zum weltweiten Goldbedarf im Krisenjahr 2009. Demnach stieg der Anteil der Goldanlagen in Form von Fonds und Wertpapieren um 85 Prozent auf 594,7 Tonnen. Zu den populärsten Instrumenten, die das Investment in Edelmetalle ermöglichen, zählen börsengehandelte Indexfonds (kurz ETF für Exchanche Traded Funds) und Exchanche Traded Commodities, kurz ETC. Letztere sind Inhaberschuldverschreibungen, die ohne Begrenzung von Laufzeit und Volumen jederzeit an der Börse ge- und verkauft werden können. Beide Instrumente werden nicht aktiv durch einen Fondsmanager verwaltet. Daher gelten sie als kostengünstig, liquide, transparent und deshalb bequem. Um die Anleger bei Insolvenz des Emittenten vor dem möglichen Totalverlust zu schützen, sind zahlreiche ETCs mit physischen Rohstoffreserven besichert. Das heißt, für solche im Umlauf befindliche ETC-Papiere ist irgendwo ein entsprechender Rohstoffgegenwert eingelagert.
Das wohl bekannteste Gold-Papier 2009 war ein physisch besichertes ETC-Papier: Xetra-Gold. Zu dessen Sicherheit sind derzeit 36 Tonnen Gold im Tresor der Deutschen Börse im Inland eingelagert. Emittentin ist die Deutsche Börse Commodities GmbH, eine Tochtergesellschaft der Frankfurter Börse, an der unter anderem die Deutsche Bank und die Commerzbank beteiligt sind. „Xetra Gold ist das Goldprodukt mit dem höchsten Umsatz an der Wertpapierbörse“, sagt Frank Herkenhoff, Leiter der Pressestelle der Deutschen Börse. Ihm zufolge macht Xetra Gold allein ein Drittel des gesamten Umsatzes aus im 150 Zertifikate umfassenden Börsensegment ETC. Seinen „Nachschub“ decke Xetra Gold ausschließlich aus im Umlauf befindlichem Gold. Dass für das ETC tatsächlich neues Gold gefördert würde, wenn die Nachfrage steigt, sei reine Theorie, sagt er. „Das Angebot wird auf lange Sicht knapp bleiben“, prognostiziert Herkenhoff mit Blick auf die beschwerliche wie aufwändige Gewinnung. „Experten erwarten für das kommende Jahrzehnt weiter steigende Goldpreise“ so der Pressesprecher.

Die Ökobilanz der konventionellen, modernen Goldgewinnung ist nach wie vor katastrophal. Um ein Gramm Goldstaub pro Tonne Gestein auszubeuten, werden teilweise große Mengen der hochgiftigen Chemikalie Cyanid eingesetzt. „Dazu werden beispielsweise in Südafrika riesige Cyanid-Stauseen auf dem Minengelände angelegt, um das Gold auszuwaschen. Zurück bleiben am Ende langfristig zerstörte Mondlandschaften“, sagt Hütz-Adams. „Würde man das Cyanid in Tanks einsetzen oder kostenintensive Recycling-Systeme verwenden, könnte man schon einiges verbessern. Doch obwohl der Goldpreis 2008/2009 teilweise Rekordstände erreichte, haben die großen Gesellschaften nichts an ihren Umweltstandards getan“, klagt der Experte.
Weitaus billiger, aber nicht weniger giftig, ist die Methode, mit der die meisten der geschätzten 13 bis 20 Millionen Klein- und Kleinstschürfer etwa in China, der Mongolei oder in Teilen Südamerikas und Afrikas 10 Prozent der jährlichen Goldproduktion decken. Sie nutzen Quecksilber. Das Schwermetall ist Gold von der chemischen Zusammensetzung her sehr ähnlich. Es wird dem Gestein in flüssiger Form zugesetzt, erhitzt und verdampft, um das Gold aus dem Stein zu lösen. Einfache Goldbauern hantierten vielfach ohne Atemschutz und mit bloßen Händen mit der gesundheitsschädlichen Chemikalie, erläutert Hütz-Adams.

„Beim Thema Gold gibt es allenfalls erste Schritte, die in die richtige Richtung gehen. Was fehlt,ist eine greifbare und belastbare Zertifizierungspraxis, die es erlauben würde, Vergleiche zu ziehen“, fügt Helge Wulsdorf hinzu, Leiter der Abteilung für Nachhaltigkeitsinvestments der Bank für Kirche und Caritas in Paderborn. „Selbst wenn ich weiß, dass eine Abbaugesellschaft freiwillig in einer Mine die höchstmöglichen Sicherheitsstandards für ihr Personal einhält, kenne ich die Zustände in der jeweiligen Zuliefererkette nicht“, sagt er.
Goldabbau und Nachhaltigkeit sind jedoch nicht gänzlich unvereinbar. Ein kleiner Teil der Goldindustrie unterhält mit Unterstützung verschiedener Hilfsorganisationen Goldabbauprojekte, beispielsweise im Regenwald von Kolumbien und Argentinien, wobei auf den massiven Einsatz giftiger Chemikalien verzichtet wird. Die Kleinschürfer werden auch fairer entlohnt . „Goldkauf bleibt Vertrauenssache“, sagt der Hamburger Goldschmiedemeister Thomas Becker. Er selbst habe nach intensiver Recherche eine vertrauenswürdige Bezugsquelle in Argentinien aufgetan. „An der Definition der entsprechenden Kriterien für Gold arbeitet die Fairtrade Labelling Organization International (FLO) mit Sitz in den USA“, erklärt Becker.
Goldschmiedemeister verwenden bei der Kennzeichnung ihrer Werke - dem Punzen - individuelle Meisterzeichen. Zumindest insoweit könne ein Schmuckkäufer die Herkunft des Goldes teilweise nachvollziehen, so Becker. Weil dieses „saubere“ Gold jedoch so selten sei, eigne es sich nicht für den immer noch größten Absatzmarkt: die Serienproduktion von Schmuck. Zudem liege der Preis für „grünes Gold“ teilweise 40 Prozent über dem Marktpreis, weiß Dagmar Fleck. Ihre Firma Laurins Garten importiert Gold und Platin aus Kolumbien, u.a. für Heilpraktiker und Ärzte. Ihre Bezugsquelle, die Organisation Amigos del Choco, sei eine Gemeinschaft von Kleinschürfern und fördere das Gold im Choco-Regenwald mit Hilfe eines internationalen Netzwerkes völlig giftfrei, wie Fleck betont. „Es funktioniert“, sagt sie.
Wann aus Initiativen wie diesen ein echter Markt für Nachhaltigkeitsinvestment werden kann, ist für Friedel Hütz-Adams fraglich: „Projekte wie diese erfassen bislang nur einen Promillebereich“, erklärt er. „Selbst wenn alle selbst gesteckten Ziele erreicht werden, kommen in vielleicht zehn Jahren allenfalls wenige Prozent der Goldproduktion von Kleinschürfern, die zu guten Bedingungen produzieren“, schätzt der wissenschaftliche Mitarbeiter des Südwind e. V.
Bildhinweis: Silke Riedel / Quelle: imug; Gold und Goldschmiedearbeit bei Jürgen Becker / Quelle: Unternehmen