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Gibt es Anzeichen für ein Comeback von Solaraktien?

Der Negativtrend für Solaraktien setzt sich auch im neuen Jahr fort, vor allem für Wertpapiere aus Fernost. Doch einige Solarwerte konnten zuletzt zulegen. Und selbst bei chinesischen Solaraktien gibt es schwache Lichtblicke. Eröffnen sich gar schon wieder gelegenheiten für günstige Zukäufe?

Nach starken Kursverlusten 2014 ging es in den ersten Börsentagen des neuen Jahres vor allem für chinesische Solarwerte weiter abwärts. In New York stießen Börsianer erneut im großen Stil Solaraktien ab, wenn die Unternehmen vor allem in China produzieren. Sie gehen offenbar davon aus, dass die angekündigten neuen Strafzölle für Solarimporte aus der Volksrepublik in die USA die Geschäfte von chinesischen Solarkonzernen stark beeinträchtigen werden (hier  erfahren Sie mehr über die neuen Strafzölle der USA). Die Aktie von China Sunergy verbilligte sich allein gestern um mehr als zehn Prozent, die von Hanwha SolarOne um rund sechs Prozent. Die Aktienkurse von Renesola und Yingli Green Energy gingen jeweils um rund drie Prozent zurück. Alle diese Solaraktien haben seit Jahresbeginn zweistellig an Wert verloren, selbst der Anteilsschein von Canadian Solar geriet in diesen Abwärtsstrudel. Das Unternehmen produziert nicht nur in China, sondern auch in Nordamerika Solartechnik.  Canadian Solar zählt  zu den größten Solarherstellern der Welt. Der Konzern ist beim Absatz breit aufgestellt, keinesfalls abhängig vom US-Markt und wirtschaftet obendrein sehr profitabel. Dennoch: Die Aktie des Unternehmens verlor gestern an der Nasdaq über vier prozent an Wert und hat sich auf Jahressicht um 42 Prozent verbilligt.

Warum der niedrige Ölpreise ein Problem für die Solarbranche ist

Dagegen haben sich die großen Solaraktien aus den USA deutlich besser entwickelt. SunPower aus Kalifornien und vor allem SunEdison aus Missouri verzeichneten sogar leichte Kurszuwächse. Deren Anteilsscheine sowie der von First Solar aus Arizona, dem weltweit größten Hersteller von Dünnschicht-Solarmodulen, haben in den letzten vier Wochen fast zweistellig an Wert gewonnen, und dass, obwohl der Einbruch beim Ölpreis zugleich auf breiter Front Aktien aus dem Energiesektor stark unter Druck gesetzt hat. Das erscheint bei Solaraktien auf den ersten Blick wenig nachvollziehbar. Schließlich geht es bei den börsennotierten Solarkonzernen fast ausschließlich um Photovoltaik, also um die Produktion von Strom aus Sonnenenergie. Öl spielt bei der Versorgung mit Strom weltweit nur eine geringe Rolle. Der massive Verfall des Ölpreises hat daher vor allem Auswirkungen auf den Verkehrssektor, die ölverarbeitende Industrie und natürlich die Ölkonzerne, für die es sich immer weniger lohnt, neue Förderstätten zu erschließen. Aber die Gaspreise sind an den Ölpreis gekoppelt, und wenn Gas ebenfalls viel billiger wird, verbessert sich die Konkurrenzsituation von Gaskraftwerken gegenüber Kraftwerken, die mit Windenergie oder mit Sonnenenergie betrieben werden. Daher stellt der geringe Ölpreis auf den zweiten Blick durchaus ein Problem für Solarkonzerne und deren Aktionäre dar.

Zumal viele Experten davon ausgehen, dass der Ölpreis weiter fallen wird. Denn es gibt keine Anzeichen dafür, dass sich die Nachfrage und das derzeit hohe Überangebot angleichen. Viele kriselnde Erdölnationen wie zum Beispiel Russland können sich kaum leisten, ihre Produktion zu drosseln und so kurfzfristig auf Deviseneinnahmen zu verzichten, bloß um den Ölpreis längerfristig durch ein geringeres Angebot zu stabilisieren. Und reiche Fördernationen wie Saudi-Arabien können es sich leisten, eine Phase geringer Preise auszusitzen, die gegnerische Nationen aus dem Nahen Osten wie etwa den Iran ökonomisch und damit auch machtpolitisch schwächt.

Es gibt aussichtsreiche Solaraktien

Wie sollten Anleger in dieser Situation reagieren? Vor allem vorsichtig. Zwar sind Solaraktien inzwischen günstig zu haben. Das gilt vor allem für im Kern solide Solarkonzerne mit bereits kurzfristig guten bis sehr guten Gewinnaussichten. Zu nennen wären hier etwa Canadian Solar, zumal das Unternehmen auch mit einem starken Projektgeschäft punktet, und JA Solar aus China, deren Aktie nicht von ungefähr zuletzt weitaus weniger unter Druck stand als die übrigen Soalraktien aus China. Dem Solarkonzern aus Shanghai war 2014 die Rückkehr in die Gewinnzone geglückt. Im November 2014 hatte er für die ersten neun Monate 2014 auf Jahressicht einen Umsatzsprung um 52,4 Prozent gemeldet und 44,1 Millionen Dollar Nettogewinn, nach 100,6 Millionen Dollar Nettoverlust im Vorjahreszeitraum. JA Solar setzt vor allem auf den Solarboom in Asien und profitiert dabei stark von der enormen Nachfrage aus Japan, wo derzeit besonders hohe Solartarife für Neuanlagen gezahlt werden. JA Solar ist also kaum abhängig von der Nachfrage aus den USA.

Doch auch die Aktien von Canadian Solar und JA Solar können sich nicht gegen ein Anhalten des Negativtrends stemmen, den ein weiterer Verfall des Ölpreises bewirken würde. Daher sollten Anleger zunächst die weitere Entwicklung am Kapitalmarkt abwarten. Auch bei Solaraktien aus den USA raten wir trotz der jüngsten positiven Entwicklung zur Vorsicht. Die Aktie von SunEdison erscheint sogar bereits weit überteuert angesichts der hohen Verschuldung des US-Unternehmens, das erst noch beweisen muss, dass es das angestrebte starke Wachstum in Nord- und Südamerika auch stemmen kann. Hier drohen Rückschläge. SunPower und First Solar wiederum würden darunter leiden, wenn die staatliche Solarförderung über Steuernachlässe, die 2016 ausläuft, nicht verlängert wird. Und dass erscheint durchaus fraglich, nachdem die Republikaner jetzt neben dem Repräsentantenhaus auch den Senat dominieren und damit den gesamten US-Kongress, der über die Steuernachlässe entscheiden wird. Bei den Republikanern gibt es viele Gegner der Erneuerbaren Energien.

Bildhinweis: US-Solarpark mit Modulen von First Solar. / Quelle: Unternehmen

Ohnehin könnte nur eine verbesserte staatliche Förderung dafür sorgen, dass sich das Börsenumfeld für Solaraktien kurzfristig wieder verbessert. Nur politische Maßnahmen hätten genug Gewicht, um Investoren die Sorgen zu nehmen, dass geringer Öl- und Gaspreise die Konkurrenzsituation für die Photovoltaik verschlechtern. Dass Passivität der Politik eine Solarbranche dagegen sogar ausbremsen kann, zeigt das Beispiel von Europa und vor allem von Deutschland. In Europa stagniert der Ausbau der Photovoltaik, seit in der EU die Solarstromtarife massiv beschnitten wurden. So auch in Deutschland, wo der Zubau in 2014 so gering war wie seit vielen Jahren nicht mehr und sich die Pleiteserie deutscher Solarfirmen fortgesetzt hat. So ist es auch kein Zufall, dass die Aktie von SolarWorld zu den Verlierern des vergangenen Jahres gehörte und auch im laufenden Jahr weiter stark an Wert verloren hat. Sie notiert heute rund 85 Prozent unter dem Vorjahreskurs und unterbietet damit sogar die schwache Entwicklung von Solaraktien aus China.
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