Anleihen / AIF

Geschlossene Neue Energiefonds starten weiter durch - Solarfonds als Lokomotive



Wie die Berliner Scope durch Umfragen bei Emittenten und Vermittlern von geschlossenen Fonds erfahren hat, sind geschlossenen Neue Energiefonds im 1. Halbjahr zum zweitgrößten Anlagesegment nach Immobilienfonds aufgestiegen. Ihr Anteil am Markt erhöhte sich von 13 auf 22 Prozent. Er liegt damit zwar deutlich hinter den 41 Prozent der Immobilienfonds, aber auch weit vor dem nächstgrößten Segment, den Schiffsfonds mit 15 Prozent. Die Anzahl der aufgelegten Neue Energiefonds sprang von 13 auf 24 Produkte, das prospektierte Eigenkapital von 217 Millionen auf 375 Millionen Euro.

Sehr zufrieden zeigten sich die Vermittler mit dem Geschäft mit Grünstromfonds. 59 Prozent der Vermittler gaben laut Scope für diese Produkte eine Steigerung der Vermittlungsleistung an, selbst Inland-Immobilienfonds erreichen hier nur 47 Prozent. Scope sieht klare Anzeichen für einen Nachfrageüberhang bei Neuen Energiefonds. Die Agentur hat ermittelt, dass die Emittenten darauf reagieren wollen. Mehr als jeder vierte der befragten Initiatoren habe angekündigt, im 2. Halbjahr noch einen Grünstromfonds auf den Markt zu werfen. Der Schwerpunkt werde dabei weiter auf geschlossen Solarfonds liegen.

Diese profitieren noch von der Solarstromvergütung, für die das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) bis Mitte 2010 attraktive Tarife festschrieb. Für die zweite Jahreshälfte gilt noch eine Übergangslösung mit abgestuften Kürzungen für Projekte, die 2010 ans Netz kommen. Spätestens aber ab 2011 wird Solarstrom in Deutschland sehr viel geringer vergütet. Freiflächenanlagen haben schon vorher keinen Anspruch mehr auf die EEG-Vergütung. Nach vorläufigen Schätzungen der Bundesnetzagentur sind in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres Solaranlagen mit einer Gesamtleistung von mehr als 3 Gigawatt (GW) errichtet worden. Im bisherigen Rekordjahr 2009 war insgesamt eine Photvoltaikleistung von 3,8 GW neu ans Netz gebracht worden.

Dass Anleger von Januar bis Juni 2010 die Gelegenheit nutzen wollten, in Photovoltaikprojekte zu investieren, die noch nach der bisherigen Regelung vergütet werden, wird beim Blick auf die Anteile der Energieformen an den verkauften Grünstromfonds überdeutlich, für die Scope die Zahlen ermittelt hat. Schon im 1. Halbjahr 2009, als sich Änderungen der Solarstromvergütung abzuzeichnen begannen, entfiel auf Solarfonds mit 45 Prozent der Löwenanteil der Investitionen in Neuen Energiefonds. Biomassefonds folgten mit 18 und Windfonds mit 9 Prozent. Nach den ersten sechs Monaten von 2010 standen für Solarfonds gar 75 Prozent der Investments zu Buche, schrumpfte der Anteil von Biomasse- und Windfonds auf 8 bzw. 4 Prozent. Der Bereich der übrigen Angebote brach von 27 auf 13 Prozent ein.

Laut weiteren Umfragen von Scope wirkt sich die Debatte über die Kürzungen der deutschen Solarstromvergütung aber durchaus auch belastend auf das Geschäft mit Solarfonds aus. Das sei die Einschätzung von rund 70 Prozent der Emittenten und der Vermittler. Die Vergütungsdebatte habe den Beratungsaufwand erhöht, da viel Informationsbedarf entstanden sei. Knapp ein Fünftel der Vermittler erwartet Scope zufolge keine oder nur geringe Beeinträchtigungen Solarfonds durch die Kappung der Photovoltaiktarife. Schließlich würden auch die Herstellungskosten sinken.

2009 waren die Preise für Solarmodule massiv abgestürzt, ein wesentliches Argument der Befürworter von Kappungen der Solarstromvergütung war. Die Module seien der entscheidende Faktor für die Gesamtkosten eines Solarprojektes, erklärt Peter Heidecker, Geschäftsführer der Chorus GmbH, gegenüber ECOreporter.de. Bei einem Solarprojekt summieren sich ihm zufolge die Aufwendungen für die Montage, für Einrichtungen wie Wechseltrichter und andere Faktoren zu einem Resterrichtungspreis, der etwa 40 Prozent der Gesamtkosten ergebe. „Der Rest wird für die Module aufgewendet“, so Heidecker. Allerdings hätten sich die Bezugsbedingungen für Solarmodule angesichts der weltweit hohen Nachfrage ebenfalls verschlechtert. Zum Beispiel werde von den Herstellern öfters Vorauskasse verlangt.
Bildhinweis: Solarprojekt von Chorus. / Quelle: Unternehmen
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