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„Geschlossene Neue Energiefonds setzen zu über 80 Prozent auf Photovoltaik.“ – ECOreporter.de-Interview mit Hermann Klughardt, Geschäftsführer von Voigt & Collegen
ECOreporter.de: Über welche Erfahrungen verfügt Voigt & Collegen im Bereich der Photovoltaik?
Hermann Klughardt: Unser 2005 gegründetes Unternehmen hat bereits seit 2007 Solarstromprojekte in Südeuropa umgesetzt. Wir haben seither elf Megawatt (MW) Solarstromleistung ans Netz gebracht, davon vier MW in Spanien und sieben MW in Italien. Weitere 14 MW befinden sich derzeit im Bau. Projekte mit weiteren neun MW stehen kurz vor Baubeginn. Insgesamt kommen wir auf ein Investitionsvolumen unserer Projekte in Spanien, Italien und neuerdings auch in Frankreich in Höhe von 180 Millionen Euro. Diese haben wir mit drei Publikumsfonds und 19 Private Placements umgesetzt.
ECOreporter.de: Wie ist der Verkaufserfolg des SolEs22; wie ist der Platzierungsstand?
Klughardt: Es sind bereits über sechs Prozent – also über 2,5 Millionen Euro – platziert. Unser auf 10 Jahre angelegter Publikumsfonds soll 40 Millionen Euro als Eigenkapital einsammeln. Wir sind zuversichtlich, deutlich mehr Kapital zur Verfügung gestellt zu bekommen, und haben die Option, bis auf 100 Millionen Euro aufzustocken. Allein unsere bisherigen Vertriebspartner haben Kontingente im Umfang von über 40 Millionen Euro angemeldet. Das heißt, sie gehen davon aus, eine Nachfrage in mindestens diesem Umfang zu bedienen.
ECOreporter.de: Interessieren sich auch neue Anlagevermittler für Ihre nachhaltigen geschlossenen Fonds?
Klughardt: Ja, es werden sehr viele Anfragen von neuen Anlagevermittlern an uns herangetragen. Die alten bleiben, neue kommen hinzu, das ist eine sehr erfreuliche und gesunde Entwicklung.
ECOreporter.de: Können Sie schon konkrete Projekte nennen, in die der Fonds investieren wird?
Klughardt: Es handelt sich zwar um einen Blind Pool Fonds, aber ein Projekt in Apulien mit insgesamt neun MWp haben wir als Lead Investment bereits endverhandelt. Wir haben den Ehrgeiz, die Mittel möglichst zeitnah zu investieren. Der Vorgängerfonds SolEs 21 wurde Ende Dezember 2009 geschlossen. Bis dahin hatten wir aber bereits alle Mittel, die uns vor Dezember zugeflossen waren, in Projekte investiert. Und der Rest wird bis Ende des laufenden Quartals investiert sein.
ECOreporter.de: Sehen Sie derzeit eher ein Überangebot oder eher eine Marktenge bei Erneuerbare Energie Projekten, die sich für geschlossene Fonds eignen?
Klughardt: Es gibt zwar eine große Nachfrage für solche Projekte, auch weil stets neue Anbieter von Solarfonds auf den Markt drängen. Aber eine Marktenge sehen wir derzeit nicht. Man kann sagen, dass geschlossene Neue Energiefonds derzeit zu über 80 Prozent auf Photovoltaik setzen. Aber wir haben keine Schwierigkeiten, gute Assets zu finden. Unsere Projektpipeline summiert sich auf über 800 Millionen Euro. Das heißt nicht, dass wir all diese Projekte umsetzen werden. Aber es sind genügend darunter, die eine nähere Prüfung überstehen und für eine zügige Umsetzung in Frage kommen können. Man muss einfach über die notwendige Kompetenz verfügen, die benötigten Projekte zu identifizieren und dann auch umzusetzen. Hier profitieren wir von den Erfahrungen, die wir über Jahre hinweg in diesem Segment gemacht haben. Neueinsteiger müssen die übliche Lernkurve erst durchlaufen. Hinzu kommen muss eine genaue Kenntnis der Marktbedingungen vor Ort. In Spanien muss zum Beispiel die Tarifzuweisung vorliegen und in Italien der Netzanschluss bis zum Ende dieses Jahres gelingen, um die hohe Vergütung noch beanspruchen zu können. Das sind nur einzelne Beispiele, aber ganz entscheidend ist ein tiefes Verständnis für den jeweiligen Markt.

Klughardt: Solarfonds und die zugrunde liegenden Projekte sind vergleichsweise einfach zu bewirtschaftende Assets. Initiatoren kommen ja nicht vom Betrieb von Anlagen her. Daher ist es für sie meist recht aufwändig, etwa Windparks zu managen, wo ein recht hoher Aufwand an Wartung, Instandhaltung etc. anfällt. Bei der Photovoltaik ist dieser Aufwand vergleichsweise gering und durch Wartungsverträge gut abzudecken. Wir haben zudem bereits vor zwei Jahren mit Herrn Schnaidt einen Experten in unser Team geholt, der bei Conergy für den Service und Betriebsführung interner und externer Photovoltaikprojekte verantwortlich war.
ECOreporter.de: Wo sehen Sie die attraktivsten Märkte für geschlossene Solarfonds? Welche Länder erscheinen Ihnen riskant?
Klughardt: Spanien bietet mit einer Vergütung von aktuell 28,1 Cents je Kilowattstunde (kWh) noch immer gute Projektrenditen, aber Italien ist derzeit ganz weit vorne. Die bis Ende 2010 geltende Vergütung von 34,5 Cents je kWh ist ein Spitzenwert. Die Vergütung soll zwar ab 2011 niedriger ausfallen, im Gespräch sind Absenkungen um 15 bis 30 Prozent. Aber aufgrund der hohen Sonneneinstrahlung ist es auch dann noch immer attraktiv, in Italien Solarprojekte umzusetzen.
Der französische Photovoltaikmarkt bietet ein Niveau wie Spanien und hohe Kalkulationssicherheit, weil die Einspeisevergütungen in Südfrankreich aktuell ca.31,4 Cent pro kWh beträgt und das französische EEG bis Ende 2012 gilt.
Durchaus interessant erscheint uns auch der tschechische Solarmarkt. Hier sind wir jedoch noch nicht aktiv geworden, weil das Land nicht zum Euro-Raum gehört und wir uns kein Währungsrisiko einkaufen wollen. Für zukünftig aussichtsreich halte ich zudem Bulgarien, aber auch hier muss sich erst noch ein Markt entwickeln. In absehbarer Zeit dürften die USA für uns ein Thema werden, aber dort haben wir aktuell noch keine konkreten Projekte ins Auge gefasst. Die Vergütungssituation muss dort noch übersichtlicher werden.
Fern halten wir uns aktuell von Griechenland, die Genehmigungsproblematik dort ist ja hinreichend bekannt (ECOreporter.de

ECOreporter.de: Wie beurteilen Sie die Bereitschaft von Banken, Projekte aus dem Bereich der Erneuerbaren Energien für geschlossene Fonds zu finanzieren?
Klughardt: Im Bereich qualitativ hochwertiger Projekte ist die Finanzierungsbereitschaft der Banken unverändert vorhanden. Die Prüfung und der Due-Dilligence-Prozess in den Banken nimmt jedoch heute deutlich mehr Zeit in Anspruch, als noch vor der Finanzmarktkrise.
ECOreporter.de: Wie schätzen Sie im Bereich der geschlossenen nachhaltigen Fonds die weitere Marktentwicklung ein; welche Trends sehen Sie für die nahe Zukunft?
Klughardt: Die geschlossenen nachhaltigen Fonds werden langfristig ihre Marktstellung ausbauen. Ich sehe Waldfonds als ein Zukunftsthema, dass sich etablieren dürfte, und rechne damit, dass Assets im Bereich der Photovoltaik in immer mehr Ländern finanziert werden. In vielleicht zwei bis drei Jahren könnte es auch die ersten Fonds geben, die solarthermische Kraftwerke finanzieren. Da für solche Anlagen jedoch sehr viel Geld benötigt wird, ist das erst aussichtsreich, wenn die Finanzkrise weiter abgeklungen ist und Banken wieder eher bereit sind, solche aufwändigen Projekte zu unterstützen.
Vieles spricht zudem für Windkraftprojekte an Land, nur dürfte hier ein zunehmender Mangel an Standorten in Europa dem Angebot an Windfonds Grenzen setzen. Skeptisch bin ich angesichts der unkalkulierbaren Risiken für den Bereich der Offshore-Windkraft. Hier sollten sich erst einmal die Großkonzerne engagieren.
ECOreporter.de: Die Finanzkrise und die Turbulenzen an den Aktienmärkten haben die Nachfrage für geschlossene Neue Energiefonds belebt. Droht aus Ihrer Sicht wieder ein Nachfragerückgang, wenn die Finanzmärkte sich stärker stabilisieren?
Klughardt: Das Phänomen ‚Gier frisst Hirn’ wird wohl wie immer irgendwann wieder in den Vordergrund rücken. Aber ich bin davon überzeugt, dass die Finanzkrise bei vielen Investoren tiefe Spuren hinterlassen hat. Es ist vielen Anlegern ins Bewusstsein gedrungen dass geschlossene Neue Energiefonds gut kalkulierbare, stabile Erträge bringen – und dass dies viel wert ist.
ECOreporter.de: Herr Klughardt, wir danken Ihnen für das Gespräch.
Bildhinweis: Solarprojekt von Voigt. / Quelle: Unternehmen