Einfach E-Mail-Adresse eintragen und auf "Abschicken" klicken - willkommen!

Geothermie-Aktien – hohe Renditen mit Wärme aus der Tiefe?
Geothermie ist in der Erdkruste gespeicherte Wärmeenergie, die zum Heizen, Kühlen und zur Stromerzeugung genutzt werden kann. Es gibt Aktiengesellschaften, die ihr Geld mit dieser Technologie verdienen, die Auftragseingänge steigen. ECOreporter hat sich angeschaut, bei welchen Unternehmen sich der Einstieg lohnen kann.
Der Begriff Geothermie beschreibt sowohl die Energie selbst als auch deren Nutzung. Zudem wird zwischen oberflächennaher und tiefer Geothermie untzerschieden. Oberflächennahe Erdwärme nutzen oft auch Wärmepumpen von Herstellern wie Lennox International aus den USA und Nibe aus Schweden. Mehr zu diesen Aktien lesen Sie in unserem Dossier Welche Wärmepumpen-Aktien profitieren von der Energiewende?
Die tiefe Geothermie stößt hingegen buchstäblich in andere Dimensionen vor. Es werden nicht nur Wärmereservoire in größeren Tiefen erschlossen und dabei Bohrlöcher von bis zu sechs Kilometern Tiefe gebohrt. Auch die damit betriebenen Anlagen sind wesentlich größer und leistungsfähiger. Um die Betreiber solcher Anlagen und Dienstleister für diese tiefe Geothermie soll es in diesem Artikel in erster Linie gehen. Folgende Aktien betrachtet ECOreporter im Folgenden ausführlich:
- Daldrup & Söhne
- Climeon
- Mercury NZ
- Ormat Technologies
- Vulcan Energy
Mit Erdwärme aus Tiefengeothermie werden Wärmenetze gespeist und ganze Stadtviertel mit Heizwärme versorgt. Ist das Temperaturniveau hoch genug, kann mit einem Geothermiekraftwerk auch Strom erzeugt werden. Geothermie ist nicht von Wettereinflüssen abhängig und kann das ganze Jahr über annähernd ununterbrochen umweltfreundlichen Strom liefern. In der Studie "Energieziel 2050" des Umweltbundesamtes aus dem Jahr 2010 zur Realisierbarkeit einer rein erneuerbaren Energieversorgung wurde für die Stromerzeugung aus Geothermie ein beachtliches Potenzial ermittelt. Umwelteffekte bleiben Untersuchungen zufolge zudem begrenzt und technisch beherrschbar.
Wissenschaftler sehen großes Potenzial
Die Studie "Roadmap tiefe Geothermie für Deutschland", die das Fraunhofe- Institut für Energieinfrastrukturen und Geothermie und das Helmholtz-Institut erstellt haben, sieht ein enormes Potenzial für die Geothermie und traut ihr zu, einen Großteil des deutschen Wärmebedarfs zu decken. In Deutschland sind den Experten zufolge Ausbauziele von weit über 300 Terawattstunden (TWh) Jahresertrag beziehungsweise 70 Gigawatt (GW) installierte Leistung möglich, das entspräche rund 25 Prozent des Gesamtwärmebedarfs.
Der Aufbau einer entsprechenden Infrastruktur würde laut Roadmap in den kommenden zehn Jahren aber Investitionen in Höhe von ca. 2 bis 2,5 Milliarden Euro je GW installierter Leistung erfordern. Damit ließen sich wettbewerbsfähige Wärmeerzeugungskosten von unter 30 Euro pro Megawattstunde erzielen. All dies ist allerdings noch sehr theoretisch und Zukunftsmusik.
Angst vor Schäden und hohe Kosten
Bundesweit sind nach Angaben des Branchenverbandes Geothermie aktuell 39 Anlagen mit einer durchschnittlichen Bohrtiefe von 2.500 Metern in Betrieb. Die Technik trifft aber auch immer wieder auf Vorbehalte. Denn: Fehlerhafte Bohrungen können durchaus Schäden anrichten. Als abschreckendes Beispiel dient die Stadt Staufen im Breisgau. Hier ziehen sich heute Risse durch mehr als 200 denkmalgeschützte Gebäude, die Altstadt hat sich um bis zu 45 Zentimeter angehoben. Der Vorfall von 2007 dient Städten und Gemeinden bis heute als Negativbeispiel und sorgt für Proteste gegen Geothermie-Vorhaben.
Auch in Frankreich ist es noch 2020 zu Schäden und Erdbeben durch Geothermie-Bohrungen gekommen. In Deutschland setzt man laut Bundesverband Geothermie aber vor allem auf ein schonenderes Verfahren, das nur zwei Bohrungen benötigt: ein Schacht, aus dem Thermalwasser gefördert wird, und einer, in den das abgekühlte Wasser wieder abgeleitet wird. Mit handwerklicher Sorgfalt sollte bei dieser Methode keine Gefahr für Gebäude und Anwohnerinnen und Anwohner bestehen, so der Verband.
Ein weiteres Problem beim Bau der Anlagen sind die hohen Investitionskosten. Zunächst muss eine Wärmequelle ausgemacht werden, dann folgen die aufwendigen Bohrungen. Dabei besteht immer die Möglichkeit, dass diese doch nicht fündig werden. Der Branchenverband Geothermie fordert daher eine "Fündigkeitsversicherung", die sicherstellt, dass Investoren bei erfolglosen Bohrungen nicht auf ihren Kosten sitzen bleiben. Der Bund will in Zukunft zumindest die Nutzung der Geothermie zur Wärmeerzeugung stärker fördern. Im Ausland gibt es bereits Firmen, die seit Jahren auf Geothermie setzen und Anlagen betreiben.
Im Premium-Teil lesen Sie, wo sich für Anlegerinnen und Anleger derzeit Chancen eröffnen.
Der folgende Premium-Inhalt ist aufgrund des Artikelalters nun frei verfügbar.
Der Bohrtechnik-Spezialist
Der Bohrtechnik- und Geothermie-Spezialist Daldrup & Söhne aus dem nordrhein-westfälischen Ascheberg bietet eine Reihe von Bohr- und Umweltdienstleistungen an. Dazu gehören Bohrungen sowohl für die oberflächennahe Geothermie (insbesondere Erdwärmesonden für Wärmepumpen), vor allem aber für die Tiefengeothermie. Um die Erdwärme für die Strom- und Wärmegewinnung zu nutzen, schrauben sich Bohrköpfe dabei bis zu 6.000 Meter in die Tiefe. Zudem baut das Unternehmen etwa Brunnen oder trägt kontaminierte Böden ab. Weniger nachhaltig: Daldrup führt auch Bohrungen zum Aufspüren von Lagerstätten fossiler Energieträger (insbesondere Steinkohle und Gas) durch.
Im Dezember 2022 erhielt das Unternehmen einen millionenschweren Auftrag der Stadt Frankfurt, um das geothermische Potenzial des sogenannten Rebstockgeländes, eines ehemaligen Flughafens, zu ermitteln. Laut Daldrup ist im abgelaufenen Geschäftsjahr insbesondere die Nachfrage nach Wärmeprojekten in allen Märkten deutlich gestiegen. Das gelte sowohl für die oberflächennahe Geothermie als auch für Projekte der tiefen Geothermie von Stadtwerken, Kommunen und industriellen Auftraggebern. Mit Abschluss des ersten Halbjahrs 2022 Ende Juni verfügte Daldrup über Aufträge in Höhe von 27,1 Millionen Euro. Damit sei „das Bohrgeschäft rechnerisch bis weit in das Jahr 2023 ausgelastet“.
So haben sich die Kurse der Geothermie-Aktien entwickelt – geordnet nach ihrer Performance auf Drei-Monats-Sicht:
Unternehmen | WKN | Aktueller Kurs in € (31.1.2023) | Kurs-entwicklung 3 Monate (%) | Kurs-entwicklung 1 Jahr (%) | Kurs-entwicklung 5 Jahre (%) | Markt-kapitalisierung in Millionen € |
Climeon | A2DYEG | 0,60 | 178,7 | -42,0 | -82,7 | 57 |
Daldrup & Söhne | 783057 | 9,00 | 14,8 | 88,5 | -33,4 | 52 |
Mercury NZ | A1T9LV | 3,42 | 8,2 | 8,9 | 73,7 | 4.860 |
Vulcan Energy Resources | A2PV3A | 4,60 | 2,9 | -14,3 | 3.931,1 | 675 |
Ormat Technologies | A0DK9X | 82,06 | -5,7 | 46,0 | 48,0 | 4.640 |
Daten ohne Gewähr; Stand: 31.1.2023; *Börsenstart Dezember 2019, Kursentwicklung drei Jahre
Analysten erwarten dem US-Finanzdaten-Unternehmen FactSet zufolge, dass Daldrup das Geschäftsjahr 2022 in den schwarzen Zahlen abgeschlossen hat. Im Mittel rechnen die Expertinnen und Experten dabei mit 1 Million Euro Gewinn. Ob die Rückkehr in die Gewinnzone von Dauer ist, wird Daldrup aber erst noch unter Beweis stellen müssen. Der Aktienkurs schwankte in den letzten Jahren stark, zudem sind die Gewinnmargen niedrig. Unter diesen Umständen ist das erwartete Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 27 hoch. ECOreporter sieht die Daldrup-Aktie daher als ein Investment mit erhöhtem Risiko.
Die Stromerzeuger
Mercury NZ betreibt als staatlicher Energieversorger in Neuseeland Geothermie-, Wasser- und seit 2021 auch Windkraftwerke. Zur weiteren Produktpalette des Unternehmens gehören die Lieferung von Erdgas und der Verkauf von Solaranlagen an Privathaushalte. Insgesamt besitzt Mercury fünf Geothermie-Anlagen, die Unternehmensangaben zufolge 95 Prozent der Zeit mit voller Leistung laufen. Im Mai 2022 übernahm Mercury die Vertriebssparte des Wettbewerbers Trustpower und bietet seitdem auch Breitband- und Mobilfunkdienste an. Das Unternehmen will sich als Komplettversorger für Haushalte etablieren, der Kunden ein Paket vom Strom über Wärme bis zum Internetanschluss bietet.
Für das Geschäftsjahr 2022/23 (Juli bis Juni) hob Mercury Ende Januar seine Prognosen für die Wasserkraftproduktion von 4.500 Gigawattstunden (GWh) auf 4.700 GWh an. Im vergangenen Jahr hatte das Unternehmen lange mit historisch niedrigen Wasserständen gekämpft. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen, Amortisationen und Marktwertanpassungen (EBITDAF) erwartet Mercury weiterhin bei 620 Millionen US-Dollar. Das operative Ergebnis des Vorjahres dürfte damit deutlich übertroffen werden, während Integrationskosten durch die Trustpower-Übernahme den Nettogewinn belasten dürften. Der Umsatz soll um knapp 20 Prozent auf 1,7 Milliarden Dollar steigen.

Arbeiten von Ormat am Geothermiekraftwerk Landau in Rheinland-Pfalz. Nach zwei Erdbeben und Bodenhebungen wurde das Kraftwerk 2014 stillgelegt. / Foto: imago images, Rupert Oberhäuser
Mercury ist zu 51 Prozent im Besitz des neuseeländischen Staates, dies ist gesetzlich so vorgeschrieben. Das Schatzamt bestimmt über die Leitung des Unternehmens. Der Kurs der in Deutschland etwa in Frankfurt und Stuttgart handelbaren Aktie hat sich in den letzten Jahren positiv entwickelt, an der Börse Frankfurt ist die Aktie auf Sicht von fünf Jahren 74 Prozent im Plus.
Bei einem erwarteten KGV von 33 für das Geschäftsjahr 2022/23 ist die Aktie aktuell teuer, auch wenn die erwartete Dividendenrendite bei attraktiven 3,9 Prozent liegt. Anlegerinnen und Anleger, die sich am Gasgeschäft von Mercury nicht stören und an einem Einstieg interessiert sind, sollten sinkende Kurse und Neuigkeiten zur Stromproduktion abwarten.
Das schwedische Unternehmen Climeon bietet ein Kraftwerkssystem namens Climeon Heat Power System an, das die Energie aus Abwärme und geothermischer Niedertemperaturwärme zur Stromerzeugung nutzt. Innerhalb dieses Systems überträgt ein Wärmetauscher die Wärme auf eine Flüssigkeit, die aufgrund ihres niedrigeren Siedepunkts verdampft. Die Dämpfe treiben dann eine Turbine an, um über einen Generator Strom zu erzeugen.
Ein Power System besteht dabei aus einem Powerblock, der sich aus sieben Modulen zusammensetzt. Insgesamt entsteht so ein Container mit einer Abmessung von knapp 15 Metern Breite mal 2,3 Metern Höhe mal 2,1 Metern Tiefe. Climeon hat bislang eigenen Angaben zufolge weltweit rund 100.000 Power Systems installiert.
Aber: Die Anlagen versorgen auch Schiffe mit Strom, beispielsweise Kreuzfahrtschiffe. Dabei wird dann natürlich keine Wärme aus der Erde gezogen, sondern nur die Abwärme von Dieselgeneratoren genutzt – viel Nachhaltigkeit ist also nicht im Spiel, insbesondere, da das Hauptgeschäft, die Kreuzfahrten, nicht als nachhaltig gelten kann.
Climeon ist aktuell noch ein Start-up mit nur 50 Mitarbeitenden und weit von der Gewinnzone entfernt. Für 2022 meldete das Unternehmen einen Verlust von 1,88 Schwedischen Kronen (1,66 Euro) je Aktie. Damit fiel das Defizit geringer aus als im Vorjahr, als das Minus 2,58 Kronen je Aktie betrug. Gleichzeitig ging allerdings der Umsatz im Jahresvergleich um 29,5 Prozent auf 57,82 Millionen Kronen (5,1 Millionen Euro) zurück.
Die Climeon-Aktie ist zudem ein Pennystock, eine Aktie, die im Cent-Bereich gehandelt wird und damit anfällig für Spekulationen ist. In den letzten drei Monaten gewann sie fast 180 Prozent an Wert, auf fünf Jahre gesehen notiert sie 83 Prozent im Minus. Eine riskante Wette, bei der die Redaktion bezweifelt, dass sie aufgehen wird.
Ormat Technologies aus den USA errichtet und betreibt Geothermie-, Biomasse- und Solarkraftwerke. Seit 2022 ist das Unternehmen darüber hinaus im Energiespeicher-Geschäft aktiv. Die Geothermie bildet aber klar Ormats wichtigsten Geschäftsbereich. Mit über 55 Jahren Erfahrung und knapp 1.400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist das Unternehmen für Kunden in mehr als 30 Ländern aktiv, darunter Kenia, Indonesien, Honduras, Deutschland, Italien und insbesondere die Vereinigten Staaten. Weltweit hat der Konzern bislang 190 Geothermie-Kraftwerke mit einer Gesamtleistung von mehr als 3.200 Megawatt errichtet (Stand Januar 2023).
In den ersten drei Quartalen 2022 stieg der Umsatz um 12 Prozent auf 528,7 Millionen US-Dollar. Der Gewinn belief sich nach neun Monaten auf 47,8 Millionen Dollar, ein Plus von 10,7 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Zwar habe es kurzfristige Verzögerungen bei einigen Energiespeicheranlagen gegeben, sodass diese 2022 keinen Umsatzbeitrag leisten konnten. Insgesamt habe man aber deutlich von höheren Energiepreisen profitiert.
Für das Gesamtjahr 2022 rechnet man bei Ormat mit einem Umsatz in einer Bandbreite von 720 bis 735 Millionen Dollar. Davon sollen allein zwischen 630 und 638 Millionen Dollar auf das Stromsegment entfallen. Nach zwei Jahren sinkender Umsätze in Folge wäre Ormat damit 2022 wieder gewachsen. Allerdings bleibt abzuwarten, ob dieser positive Trend auch bei sich wieder normalisierenden Preisen am Strommarkt anhält.
Hinzu kommt, dass die Ormat-Aktie mit einem erwarteten KGV von 68 für 2022 deutlich überbewertet ist. Die Dividende für das abgelaufene Geschäftsjahr plant das Unternehmen von 0,48 Dollar auf 0,49 Dollar je Aktie anzuheben. Die erwartete Dividendenrendite liegt damit bei lediglich 0,5 Prozent und liefert kein Argument für einen Einstieg. Ormat ist nach Einschätzung von ECOreporter derzeit kein attraktives Investment.
Der Lithiumförderer

Die Lithiumförderung per Geothermie-Anlage ist bei Vulcan Energy noch in der Testphase. / Foto: imago images, Panthermedia
Für Vulcan Energy ist die Geothermie Mittel zum Zweck: Im Oberrheingraben, einer Tiefebene zwischen Frankfurt und Basel, will das australische Unternehmen über seine deutsche Tochter Vulcan Energie das besonders für die Batterien von Elektroautos benötigte Lithium klimaneutral fördern. Dazu soll lithiumhaltiges heißes Thermalwasser durch Geothermie-Anlagen an die Oberfläche gepumpt und durch ein Filtersystem geleitet werden, welches das begehrte Alkalimetall auffängt. Dabei erzeugen die Geothermiekraftwerke selbst den Strom, der für die Filterung benötigt wird. Strom und Wärme über den Bedarf des Filterprozesses hinaus sollen verkauft werden. Ein ausführliches ECOreporter-Porträt von Vulcan Energy können Sie hier lesen.
Sein Verfahren der Lithiumextraktion erprobt Vulcan seit 2021 in seiner Pilotanlage in der Gemeinde Insheim in Rheinland-Pfalz. Hier hatte das Unternehmen sein erstes Geothermiekraftwerk erworben. Für ein Gelingen des Verfahrens ist entscheidend, dass die Durchlaufgeschwindigkeit, also die Menge Thermalwasser, die das Kraftwerk in einer bestimmten Zeit an die Oberfläche pumpt, deutlich gesteigert werden kann. Für einen effektiven Filtervorgang ist mehr Wasser nötig, als das allein für die Stromproduktion der Fall wäre.
Wie Vulcan Energy im Dezember 2022 mitteilte, habe der 20-monatige Betrieb der Pilotanlage genügend Daten für eine endgültige Machbarkeitsstudie generiert. Die Studie soll nun für das erste Quartal 2023 angefertigt werden, ECOreporter berichtete hier. Derzeit baut das Unternehmen eine Demonstrationsanlage, in der Personal für die Lithiumextraktion geschult werden soll. Weitere Pläne sehen aktuell vor, mögliche Lithiumvorkommen in Frankreich und Italien zu erschließen.
Vulcan Energy erwirtschaftet noch fast keinen Umsatz, die einzigen Einnahmen stammen aus den bescheidenen Stromverkäufen in Insheim: Die Geothermie-Anlage produzierte im letzten Jahr 6.350 Megawattstunden (MWh) Energie (Bruttogrundlast) mit einem Verkaufspreis von 0,26 Euro je Kilowattstunde (kWh).
Erst ab Ende 2025 soll die Lithiumproduktion in größerem Maßstab beginnen. Dennoch hat Vulcan Energy bereits Verträge mit namhaften Kunden geschlossen. So bestellte etwa der Autobauer Stellantis verbindlich 81.000 bis 99.000 Tonnen Lithiumhydroxid ab 2026, die Laufzeit des Vertrags wurde sogar verlängert. Auch andere Autokonzerne wie Volkswagen und Renault haben bereits große Kontingente des laut Vulcan Energy klimaneutralen Lithiums bestellt. Wohlgemerkt: Es handelt sich dabei nicht etwa um bloße Absichtserklärungen, die nur unter bestimmten Bedingungen gültig werden. Es sind verbindliche Verträge. Die Großkonzerne scheinen aktuell also fest davon auszugehen, dass Vulcan Energy liefern können wird.
Das Geschäftsmodell von Vulcan Energy ist spannend, allerdings muss das Unternehmen noch zeigen, dass seine Pläne im industriellen Maßstab durchführbar sind. Zudem müssen die Geothermiekraftwerke, die für die Förderung genutzt werden sollen, erst noch erworben oder gebaut werden. Die Aktie von Vulcan Energy ist daher aktuell eher eine Wette als ein Investment.
Fazit:
Ein Einstieg drängt sich aktuell bei keiner Geothermie-Aktie auf. Die Stromversorger sind hoch bewertet, Climeon kann insgesamt nicht überzeugen, bei Daldrup ist die Ertragslage nicht konstant, und Vulcan Energy ist zum jetzigen Zeitpunkt eine hoch riskante Wette.
Für einen Kauf noch am interessantesten erscheint derzeit Mercury, ein breit aufgestellter Staatskonzern, bei dem Geothermie nur ein Teil des Geschäfts ist. Die Aktie ist zwar teuer, bietet aber attraktive Renditechancen. Das andere Schwergewicht im ECOreporter-Überblick, Ormat, ist hingegen momentan deutlich zu hoch bewertet, außerdem gibt es hier Unsicherheiten bei der Geschäftsentwicklung.
Vorerst bleibt das Potenzial der tiefen Geothermie auch am Aktienmarkt noch weitestgehend unerschlossen.