ECOanlagecheck

Geno Bioenergie Leasingfonds - der "weltweit größte Anlagenkomplex für Biogas"- auch für private Geldanleger ein großes Investment?

Die Geno Bioenergie Leasingfonds Erste GmbH & Co. KG baut bei Penkun nahe der Grenze zu Polen ein Biomassekraftwerk mit insgesamt 20 Megawatt Leistung. Über 30 Lastwagen sollen den "Bioenergiepark Klar-See" täglich ansteuern, um mehr als 800 Tonnen Maissilage anzuliefern. Gesamtinvestition für 40 Anlagen mit je 500 Kilowatt Leistung: rund 100 Millionen Euro. Anleger können ab mindestens 10.000 Euro plus fünf Prozent Agio direkt als Kommanditisten oder über eine Treuhänderin einsteigen. Lohnt das Investment in den, wie es heißt, "derzeit größten Anlagenkomplex zur Erzeugung von Strom aus Biogas weltweit"? ECOreporter.de hat das Vorhaben einem Anlagecheck unterzogen und gibt eine Empfehlung.

Neben den 40 eigenständigen Biogasanlagen soll am 23 Hektar großen Standort des Bioenergieparks im Landkreis Uecker-Randow in Mecklenburg-Vorpommern auch ein Düngemittelwerk entstehen. Dort will die Initiatorin des Projekts, die Doric Asset Finance & Verwaltungs GmbH aus Offenbach am Main, einen großen Teil der Wärme nutzen, die in den Anlagen frei wird. Gefüttert werden sollen die Biogasanlagen mit Maissilage und Getreide sowie Gülle oder Wasser.

Zu einem Festpreis soll der gesamte Bioenergiepark von dem Generalunternehmer Nawaro Engineering GmbH, einem Tochterunternehmen der Nawaro BioEnergie AG, errichtet werden. Nawaro Engineering werde "erfahrene Subunternehmer" einbinden, so der Emissionsprospekt. Die Genehmigung nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz (BImSchG) für das Projekt liege vor. Die Abnahme des gesamten Bioenergieparks ist für den 31. Mai 2008 vorgesehen, alle Biogasanlagen wollen die Initiatoren bis Ende 2007 ans Netz bringen. Alle 40 Anlagen sind den Angaben zufolge baugleiche Einzelkraftwerke. Als Zulieferer nennen die Initiatoren die EnviTec Biogas GmbH (Planung und Errichtung der Biogasanlagen, Infrastruktur, Hygienisierung), Jenbacher GmbH (Blockheizkraftwerke), Nordenskjöld Verfahrenstechnik GmbH (Planung und Bau des Düngemittelwerks) und Siemens AG (stromtechnische Erschließung).

Die geplante Leistung des Projekts liegt laut dem Emissionsprospekt bei 19,96 MW elektrisch und 20,56 MW thermisch. Den Strom werde der lokale Netz- und Windparkbetreiber Enertrag Netz GmbH in das Netz des überregionalen Stromversorgers Vattenfall Europe Transmission GmbH einspeisen, heißt es weiter. Mit Hilfe der Wärme soll aus den anfallenden Gärresten hochwertiger organischer Dünger entstehen, der für Gartenbau und Landwirtschaft verkauft werden soll.


Finanzierung zu 100 Prozent aus Eigenkapital - Leasing der Kraftwerke

Der Fonds hat mindestens zwei Besonderheiten gegenüber vergleichbaren Beteiligungsangeboten in der Branche: Die Investitionen sollen ausschließlich durch Eigenkapital finanziert werden. Und die Gesellschaft will die Biogaskraftwerke nicht selbst betreiben, sondern sie vermieten. Tochterunternehmen der Nawaro BioEnergie AG sollen den Bioenergiepark laut dem Emissionsprospekt im Rahmen von Leasingverträgen langfristig nutzen.

Von dem Leasingmodell erhoffen sich die Initiatoren Vorteile für den Fonds: Das Betreiberrisiko liege zunächst bei den Leasingnehmern, heißt es. Zudem würden sie durch die Struktur zusätzlich motiviert, den Bioenergiepark effizient zu betreiben.

Projekte wie der Bioenergiepark Klar-See werden gewöhnlich mit einer Fremdkapitalquote von zirka 60 Prozent konzipiert, bei der Geno Bioenergie sind null Prozent veranschlagt. Ein höherer Fremdkapitalanteil erhöht zwar das Risiko, weil Zinsen erwirtschaftet werden müssen. Andererseits steigt jedoch gleichzeitig auch die Rendite auf den Eigenkapitalanteil, man spricht vom so genannten "Leverage-Effekt". Diese Hebelwirkung kommt jedoch nur zum Tragen, wenn das Investment mehr Überschuss erwirtschaftet als Zinsen für das Fremdkapital zu zahlen sind. Weshalb wählte Doric einen anderen Weg? Auf Nachfrage von ECOreporter.de erklärte Christina von Weymarn, Sprecherin des Unternehmens: "Eine Fremdfinanzierung hätte dazu geführt, dass die Fondsgesellschaft die ihr gegenüber dem Generalunternehmer und den Leasingnehmern zustehenden Rechte nicht mehr uneingeschränkt und im eigenen Ermessen hätte ausüben können."


Rohstoffversorgung nur teilweise gesichert

Die Rohstoffversorgung der Anlagen ist laut der Doric Asset Finance zum Teil durch Verträge gesichert. Weymarn: "Bereits vor Baubeginn wurden mit landwirtschaftlichen Betrieben verschiedener Größe, Aufstellung und geographischer Lage Lieferverträge für Maissilage zu Festpreisen (mehrheitlich über zehn Jahre) geschlossen. Nach zehn Jahren besteht für Landwirt und Nawaro die Möglichkeit der Preisanpassung. In der Prognoserechnung der Leasingnehmer werden entsprechende Preissteigerungen je Tonne mit einkalkuliert. Eine unwirtschaftlich hohe Steigerung der gesamten Rohstoffkosten ist derzeit nicht zu erwarten."

Keine Preisgarantie gibt es für die anfänglich rund 24.000 t Getreide, die der Bioenergiepark jährlich benötigt. Unsere Frage nach dem Durchschnittspreis für Getreide, der bei der Prognoserechnung für den Fonds zugrunde gelegt wurde, beantwortete Doric nicht.

Weiterer Schwachpunkt in der Rohstoffversorgung des Kraftwerks: Die Versorgung mit Gülle ist noch nicht vollständig gesichert. Anfänglich rund 84.000 Tonnen Gülle pro Jahr benötigt der Bioenergiepark laut dem Emissionsprospekt. Auf Nachfrage von ECOreporter.de erklärt Weymarn dazu: "Für die Belieferung mit Gülle wurden mittlerweile Verträge abgeschlossen, die für eine ausreichende Versorgung des Bioenergieparks während des Anfahrbetriebs sorgen. Verhandlungen über den Abschluss langfristiger Lieferverträge werden derzeit geführt." Unsere Frage nach Festpreisabsprachen für die Belieferung wurde nicht beantwortet.


Enge Kooperation mit der DZ Bank - keine Angaben zum Internen Zinsfuß

Trotz der Finanzierung des Projekts aus Eigenkapital ist eine Bank eng in das Vorhaben eingebunden. Die DZ Bank AG Deutsche Zentral-Genossenschaftsbank stellt ein Zwischenfinanzierungsdarlehen zur Verfügung. Und die GVA Geno Vermögens-Anlage GmbH ("GVA"), eine Tochter der DZ Bank AG Deutsche Zentral-Genossenschaftsbank und der WGZ Bank AG Westdeutsche Genossenschafts-Zentralbank, garantiert die Platzierung des Eigenkapitals. Die GVA übernimmt zudem die Koordination des Eigenkapitalvertriebs im genossenschaftlichen Finanzverbund.

Die Laufzeit der Beteiligung beträgt 20 Jahre. Innerhalb dieser Zeit will die Doric Asset Finance mit dem Fonds Ausschüttungen in Höhe von 217,10 Prozent erwirtschaften. Mit anderen Worten: Wer 10.000 Euro investiert, soll 21.710 Euro zurück bekommen. Der innerhalb von 20 Jahren erwirtschaftete Mehrwert beläuft sich demnach auf 11.710 Euro vor Steuern. Wir fragten nach der Rendite nach dem Internen Zinsfuss (IRR) des Fonds. Die Doric-Sprecherin verwies auf eine "Empfehlung des Institutes der Wirtschaftsprüfer", auf Angaben zur IRR-Rendite zu verzichten. Die Vergleichszahl sei "nach Auffassung vieler Anlegerschützer für den Anleger unverständlich".


Kritische Punkte

Unser Anlagecheck brachte einige kritische Punkte des Beteiligungsangebotes zum Vorschein:

- Die Nawaro BioEnergie AG und ihre Tochterunternehmen sind sehr wichtig für den Erfolg des Fonds. Die Initiatoren des Fonds weisen jedoch selbst darauf hin (Seite 14 Emissionsprospekt), dass die Nawaro BioEnergie AG und ihre Tochtergesellschaften im Rahmen des Beteiligungsangebots Verpflichtungen eingehen, die ihre Kapitalausstattung weit übersteigen.

- Es wurde keine unabhängige Mittelverwendungskontrolle eingerichtet.

- Es gibt keine Ertragsgarantie. Unser Frage nach einer solchen wurde mit dem Verweis auf die garantierte Einspeisevergütung nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) beantwortet.

- Die genaue Höhe des in der Prognoserechnung berücksichtigten rechnerischen Sicherheitsabschlags wurde uns nicht mitgeteilt.

- Durch die Leasingkonstruktion ist das Beteiligungsmodell intransparent für den Anleger. Die Prognoserechnung des Leasingnehmers ist im Prospekt nicht enthalten.

- Die Initiatoren des Fonds gehen davon aus, dass der Fonds die Bonifikationen des EEG für den Einsatz von Nachwachsenden Rohstoffen ("NawaRo-Bonus") und Kraft-Wärme-Kopplung ("KWK-Bonus") erhält. Beide Zuschläge werden jedoch in der prognostizierten Höhe nur für Anlagen bis höchstens 500 Kilowatt elektrischer Leistung gewährt. Es besteht somit eine Gefahr, wenn der Fall eintreten sollte, dass der Bioenergiepark nicht als 40 Einzelanlagen, sondern als ein Großprojekt angesehen würde. Unsere Frage, was für Folgen die Aberkennung der Bonifikationen für den Fonds hätte, wurde nicht beantwortet.


Fazit:

Die in Aussicht gestellte Rendite steht nicht in vernünftigem Verhältnis zum Risiko des Investments. Es handelt sich um eine unternehmerische Beteiligung, auch der Totalverlust der Einlage ist möglich. Nach Abwägung der Chancen und Risiken eines Investments in die Geno Bioenergie Leasingfonds Erste GmbH & Co. KG raten wir sicherheitsbewussten Anleger von einem Investment ab.


Basisdaten des Angebots

Anbieter: Doric Asset Finance & Verwaltungs GmbH
Eigenkapital: 98,20 Millionen Euro
Fremdkapital: -
Gesamtinvestitionsvolumen (ohne Agio) : 98,20 Millionen Euro
Agio: 5,00 Prozent / 4,91 Millionen Euro
Gesamt mit Agio: 103,11 Millionen Euro
Mindestzeichnungssumme : 10.000,00 Euro
Laufzeit: 20 Jahre
Gesamtausschüttung: 217,10 Prozent
Zeichnungsstand am 29.12.2006: 70 Millionen Euro


Bitte sorgfältig beachten:

Geldanlagen sind mit Risiken verbunden, die sich im Extremfall in einem Totalverlust der eingesetzten Mittel niederschlagen können. Die von uns bereit gestellten Informationen sind keine Kaufaufforderungen oder Anlageempfehlungen - denn wir kennen z.B. Ihre persönlichen Vermögensverhältnisse und Ihr Anlegerprofil nicht. Zwischen Lesern und dem Verlag entsteht kein Beratungsvertrag, auch nicht stillschweigend. Die Redaktion recherchiert sorgfältig. Eine Garantie für die Richtigkeit und für richtige Schlussfolgerungen wird dennoch ausgeschlossen - auch uns kann einmal ein Fehler unterlaufen. Finanzdienstleister können sich also nicht allein auf unsere Informationen stützen. Jegliche Haftung wird ausgeschlossen, auch für Folgeschäden, etwa Vermögensschäden. Unsere Texte machen in keinem Falle eine individuelle Beratung und Beschäftigung mit den Angeboten entbehrlich. Bitte beachten Sie, dass sich zwischen unserer Recherche und Ihrer Lektüre Änderungen ergeben können. Weder die Veröffentlichung noch ihr Inhalt, Auszüge des Inhalts noch eine Kopie darf ohne unsere vorherige Erlaubnis auf irgendeine Art verändert oder an Dritte verteilt oder übermittelt werden - andernfalls liegt ein strafrechtlich bewehrter Urheberrechtsverstoß vor.

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Bilder: Bau der Anlagen des Geno Bioenergie Leasingfonds / Quelle: Unternehmen
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