Erneuerbare Energie

Gefährdet Ausbau der Photovoltaik-Leistung die Netzstabilität? - Solarverband widerspricht

Die Photovoltaik trägt schon heute zur Netzstabilität bei. Darauf weist der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW-Solar) aus Anlass der Diskussion über die Auswirkungen des verstärkten Ausbaus der Erneuerbaren Energien auf die Stromversorgung hin. „Solarstrom leistet mit den Möglichkeiten intelligenter Regelungs- und moderner Systemtechnik einen aktiven Beitrag zur Netzintegration. Dazu gehören die Bereitstellung von Blindleistung auf der einen und Maßnahmen zur Optimierung des Eigenverbrauchs sowie immer genauere Prognosemöglichkeiten auf der anderen Seite “, erklärt dazu Jörg Mayer, Geschäftsführer des Solarverbandes.

Nach seinen Angaben haben die Betreiber der Stromnetze Jahrzehnte lang vorgeschrieben, dass Solarstromanlagen einheitlich bei einer Frequenz von 50,2 Hertz (Hz) abgeschaltet werden müssen. Mit einer  von der Branche vorgeschlagenen Lösung werde dieses Problem jetzt entschärft, bis eine neue Norm in Kraft trete. Mayer: „Wir haben schon seit Jahren darauf gedrängt, dass diese Regelung aufgehoben wird, da sie der Rolle von Solarstrom bei der Energieversorgung nicht gerecht wird. Diese von den Netzbetreibern festgelegte, starre Abschaltgrenze stammt aus einer Zeit, als sie der Photovoltaik nur einen vernachlässigbar geringen Anteil der Stromproduktion zugetraut haben.“ Inzwischen seien über 17,5 Gigawatt Solarstrom am deutschen Netz angeschlossen, Photovoltaik müsse daher aktiv in das Netzmanagement einbezogen werden.

Die Solarbranche hat laut Mayer bereits reagiert: Größere Photovoltaik-Anlagen am Mittelspannungsnetz würden schon länger mit intelligenter Regelungs- und Systemdienstleistungstechnik installiert. Ab Mai 2011 würden mindestens zehn Hersteller von Photovoltaik-Wechselrichtern ihre Produkte freiwillig ab Werk mit angepasster Überfrequenzabschaltung ausliefern. Wechselrichter sind Geräte, die von Solarzellen erzeugten Gleichstrom in netzkonformen Wechselstrom umwandeln, Anlagen steuern und überwachen und die  Verbindung zum Stromnetz herstellen.

Bereits 2010 hatte die Branche eine Lösung angeboten. Diese sollte vermeiden, dass neu installierte Anlagen weiterhin von dieser nicht mehr zeitgemäßen Regelung betroffen sind.  Der BSW-Solar begrüßt daher die jetzt gültige Lösung zur Überfrequenzabschaltung vom FNN (Forum Netztechnik/Netzbetrieb im Verband der Elektrotechnik – VDE). Diese gilt in Form eines technischen Hinweises, bis die VDE/FNN-Anwendungsregel „Erzeugungsanlagen am Niederspannungsnetz“ verbindlich wird. Das ist dem Solarverband zufolge voraussichtlich Januar 2012 der Fall. Die Lösung sehe eine variable, herstellerseitige Einstellung der Überfrequenzabschaltung zwischen 50,3 Hz und 51,5 Hz vor. Dass sei die Voraussetzung für die Integration großer Solarstrom-Leistung ins Netz, meint Mayer.

Gemeinsam mit einem Übertragungsnetzbetreiber und in enger Abstimmung mit dem Bundesumweltministerium hat der BSW-Solar ein Gutachten in Auftrag gegeben, das klären soll, in welchem Umfang eine Nachrüstung von Photovoltaik-Anlagen ab 2012 notwendig ist. Es soll ermitteln, bei welchen Geräten die Umrüstung tatsächlich sinnvoll ist. Dies werde von dem Alter und der Größe der jeweiligen Anlage abhängen, stellt Bernd Engel klar, im BSW-Solar Sprecher des Arbeitskreises Netzfragen. „Es handelt sich hierbei ausdrücklich nicht um eine Rückrufaktion für Wechselrichter. Die Geräte sind stets nach den aktuellen Vorschriften der Netzbetreiber eingestellt und ausgeliefert worden“, so Engel weiter. Ohnehin seien Photovoltaik-Anlagen, die ab Herbst 2009 an das Mittelspannungsnetz angeschlossen sind, nicht betroffen. Ebenfalls Gegenstand der Untersuchung ist, welchen technischen und finanziellen Aufwand dies nach sich zieht. Der BSW-Solar fordert, dass die Prinzipien des Bestandschutzes und der Investitionssicherheit berücksichtigt werden.
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