Ein Wasserkraftwerk von Green City Energy in Italien. / Foto: Davide Lantermoz

  Erneuerbare Energie, Anleihen / AIF

Green City Energy: "Für die nächsten Jahre ist Wasserkraft ein stabiler Markt"

Was bedeutet die Wasserkraft für Green City Energy. Und wieso sind private Anleger für ein innovatives Unternehmen so wichtig?

Das und mehr erfahren Sie im zweiten Teil unseres großen Interviews mit Vorstand Jens Mühlhaus. Lesen Sie auch den ersten Teil: Darin verrät Mühlhaus, warum ihm der deutsche Windmarkt Hoffnung macht, wo die Politik lernfähig war und warum große Solaranlagen in Südeuropa mittlerweile weniger riskant sind.

Jens Mühlhaus ist Vorstand der Green City Energy AG und verantwortlich für das operative Management der technischen Bereiche sowie für Projektakquisition und -realisierung. Der studierte Bauingenieur war seit 1992 ehrenamtliches Vorstandsmitglied des Vereins Green City und damit auch maßgeblich an der Gründung der Green City Energy GmbH beteiligt. Im September 2010 wurde er technischer Geschäftsführer der Green City Energy GmbH. Nach der Umwandlung zur AG im Herbst 2011 wechselte er in den Vorstand. Er hat langjährige Erfahrung in der Projektentwicklung und -steuerung. Als ehrenamtlicher Stadtrat der Landeshauptstadt München war er von 2002 bis 2008 Verkehrs- und Energiepolitischer Sprecher der Grünen Stadtratsfraktion. 

Der folgende Premium-Inhalt ist aufgrund des Artikelalters nun frei verfügbar.

ECOreporter: Herr Mühlhaus, Welche Rolle wird die Wasserkraft für Ihr Unternehmen künftig spielen?

Jens Mühlhaus: Das ist ein wichtiges Geschäftsfeld in Italien und Frankreich, auch hier haben wir viele Projekte auf Vorrat. Wasserkraft bleibt ein regionaler Markt mit jeweils speziellen Gegebenheiten. Für die nächsten Jahre ist Wasserkraft ein stabiler Markt - allerdings werden Wind- und Solarenergie die nächsten Jahrzehnte bestimmen.

Wenn man mit Solarenergie so große Schritte in Richtung Energiewende unternehmen kann, warum planen Sie dann überhaupt kleine Wasserkraftwerke?

Einerseits, weil wir mit der Wasserkraft schon erfolgreich waren, und weil hier Projektentwicklungen funktionieren. Andererseits produziert die Wasserkraft sehr zuverlässig Strom. Wir haben eine Anlage an einem Kanal, die mehr als 8.000 Stunden im Jahr läuft - 8.760 Stunden hat das ganze Jahr. Auf diese Gleichmäßigkeit können Sonnen- und Windkraftwerke nicht kommen. Italien beispielsweise ist ein Stromimportland, es benötigt Wasserkraft. Die Menge an Wasserkraft ist natürlich begrenzt, aber Strom aus Wasserkraft ist sehr gut prognostizierbar.

Wo liegt der Strom aus Wasserkraft preislich?

Das ist ein Vergütungsmarkt, nicht so gut geeignet für den freien Strommarkt. 11 bis 15 Cent muss der Strom aus Wasserkraft bei kleinen Anlagen bis zu einem Megawatt mindestens bringen. Ganz alte große Anlagen, die abgeschrieben sind, erzeugen den Strom für 3 Cent. Eine Wasserkraftanlage kann durchaus 100 Jahre alt werden. Das ist einfach eine andere Assetklasse im Portfolio eines Stromerzeugers. Wir kombinieren die Wasserenergie beispielsweise in unserem Anlageprodukt "Kraftwerkspark" mit anderen Energiearten.

Sie bieten nun auch Ökostrom an. Wie ist dieser neue Geschäftszweig angelaufen?

Green City Power ist ein strategischer Einstieg in den Stromhandelsmarkt. Die reine Kundenanzahl ist für uns nicht so wichtig, die Lerneffekte sind es umso mehr. Wir bewegen uns nun in der Welt des Mieterstroms, des Wärmepumpenstroms und der Stromspeicher. Das Denken in Richtung Stromvertrieb ist auch unternehmerisch bedeutend für uns. Die reine Kundennachfrage macht uns noch nicht glücklich, aber es geht uns hier um eine Handlungsperspektive, beispielsweise zur Stromvermarktung bei Alt-PV-Anlagen, die aus dem EEG fallen und zu Mieterstromanlagen werden können. Das ist ein Zukunftsgeschäftsfeld - und wir machen uns bereits heute fit.

Green City Energy bietet Kapitalanlagen an. Wird das so bleiben?

Das ist unser klassisches Geschäftsmodell. Wir haben einen guten Winter mit erfolgreichen Platzierungen hinter uns. Obwohl Kapitalanlagen kein einfaches Geschäft sind. Die stärkere gesetzliche Regulierung des Finanzmarktes bringt viel Bürokratie mit sich. Es ist deshalb schon technisch schwierig, mit Vertriebspartnern zusammenzuarbeiten.

Wir haben 7.200 treue Kunden, aber wir hätten gerne zusätzlich mehr neue. Unser Geschäftsmodell beruht auf dem Direktkontakt, die Kunden kennen uns, sie haben viel Vertrauen zu uns. Das ist daher auch nicht beliebig ausbaubar.

Sie planen mit südeuropäischen Solaranlagen große Kraftwerke, die teuer sind. Brauchen Sie dafür neue Kundenarten?

Für die Großanlagen benötigen wir institutionelle Partner, da sind wir auch bereits vertieft in Gesprächen. Eine 50-MW-Solaranlage kostet pro MW etwa 800.000 Euro, insgesamt also mindestens 40 Millionen Euro. Bei einem Anteil von 60 Prozent in der Fremdfinanzierung bleiben für den erforderlichen Eigenkapitalanteil 16 Millionen, realistisch gesehen werden es eher mehr.

Überschrift: GCE-Angebote: Von Alternativer Energie bis Zins

Green City Power ist der Ökostrom von Greenpeace Energy: https://www.greencity-energy.de/oekostrom/

Kraftwerkspark III ist das etablierte Finanzprodukt mit einer Mischung verschiedener grüner Kraftwerkstypen: https://www.greencity-invest.de/kraftwerkspark-iii/

Solarimpuls heißt die Anleihe, die sich rein auf Solarenergie konzentriert: https://www.greencity-invest.de/solarimpuls/

Auch beim Thema Crowdinvesting ist Green City Energy aktiv: 4,25 Prozent Zinsen gibt es beispielsweise für Anleger, die den Elektro-Leihroller "emmy" finanzieren helfen: https://www.greencity-crowd.de/

Man hört oft, die institutionellen Anleger würden Schlange stehen, um große Summen investieren zu können. Wollen Sie überhaupt daran festhalten, mit privaten Anlegern zusammenzuarbeiten?

In jedem Fall! Das ist wichtig für uns, es ist ein Eckpfeiler von Green City Energy. Die privaten Anleger geben uns geschäftliche Stabilität, durch sie sind wir unabhängig von großen Investoren. Da spielt auch unsere Bürgeraktie eine bedeutende Rolle. Es ist großartig, dass wir mit Anlegern Wege auch langfristig gehen können und sie uns treu bleiben können.

Als Green City Energy sind wir Pioniere, wir haben beispielsweise in dem Produkt Kraftwerkspark auch Speicherausschreibungen eingeplant - so etwas honorieren unsere Anleger! Die Energiewende braucht Innovationen. Und genau das wollen unsere Kunden mit ihrem eigenen Geld vorantreiben! Private Anleger teilen unsere Überzeugung. Man darf sie natürlich nicht enttäuschen. Unsere Glaubwürdigkeit muss sich in transparenter Kommunikation niederschlagen.

Sie klingen, als würden Sie bei der gesamten Energiewende an eine Beschleunigung glauben…

…wir sind nach schwierigen Jahren nun sehr positiv eingestellt. Unsere Projekte sind gut und spannend, die politische Agenda hat sich gebessert, insbesondere in Frankreich und in Deutschland. Daher schauen wir selbstbewusst in die Zukunft. Im letzten Jahr hatten wir zwar auch viele Projekte auf Vorrat. Vor allem in unserem Hauptgeschäftsfeld Wind hat aber dann ein gesetzgeberischer Fehler im Ausschreibungsverfahren den Markt kaputt geschossen. Nun hat der Gesetzgeber zum Glück rechtzeitig reagiert und zusätzliche Ausschreibungen angekündigt, plus wie gesagt Verbesserungen in Süddeutschland - das alles stärkt unsere Perspektive!

Herr Mühlhaus, haben Sie vielen Dank für das Gespräch!

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