Nachhaltige Aktien, Meldungen

„Für nachhaltige Investoren gibt es weiter Anlagemöglichkeiten mit attraktivem Wachstumspotenzial“ – ECOreporter.de-Interview mit Fondsmanager Pascal Schuler, Swisscanto



ECOreporter: Herr Schuler, was kann ein privater Anleger tun, wenn er nachhaltig investieren und eine Rendite erzielen will, die über der von Bundesanleihen liegt?

Pascal Schuler: Die Anleger müssen bei ihren Renditeerwartungen bescheidener werden, vor allem bei Staatsanleihen. Die Zinsen werden niedrig bleiben; es gibt Signale, die auf ein geringeres Wachstum in der nächsten Zeit hinweisen. An den Kapitalmärkten sind die Investoren unsicher, wie sich das Wachstum vor allem in den Industriestaaten entwickelt. Es gibt aber auch in diesem Umfeld qualitativ gute Unternehmen mit soliden Bilanzen und einer hohen Dividendenrendite, die recht attraktiv sind. Mit deren Aktien und Anleihen kann man Renditen erzielen, die über denen von Staatsanleihen guter Bonität liegen. Während deutsche Staatsanleihen mit einer Laufzeit von sieben Jahren derzeit mit gut zwei Prozent rentieren, kommen Unternehmensanleihen mit relativ geringer Ausfallwahrscheinlichkeitauf 2,2 bis 3,5 Prozent. Die Aktienmärkte bleiben zwar sehr schwankungsanfällig, aber mittelfristig, also auf Sicht von zwei bis vier  Jahren, wird man mit qualitativ guten Aktien ein  Plus gegenüber Renten erzielen.  

ECOreporter: Nach welchen Kriterien sollte man solche Aktien auswählen?

Schuler: Ich empfehle für ein Basisportfolio vor allem so genannte Blue Chips, also Aktien großer Konzerne, die ihre Produkte weltweit verkaufen. Deren Dividende sollte gesichert sein, also schon über mehrere Jahre gezahlt worden sein und weiter gezahlt werden. Der Anleger hat wenig davon, wenn er nur in einem Jahr eine Dividendenrendite von vielleicht 10 Prozent erzielt, in den darauf  folgenden Jahren die Ausschüttung aber ganz gestrichen wird. Die Firmen sollten zudem im Markt gut mit innovativen Produkten etabliert sein, aber Wachstums potenzial für mehrere Jahre haben. Das muss kein sehr starkes, aber ein solides, nachhaltiges Wachstum sein. Daneben kann man kleinere Unternehmen auswählen, die in Märkten wie Asien spezialisiert sind. Denn die Länder dort haben in den nächsten Jahren nicht nur deutlich höhere Wachstumschancen, sie sind auch weit weniger als westliche Industrieländer von der Schuldenkrise betroffen.  

ECOreporter: Welche Branchen, welche Regionen empfehlen Sie?

Schuler: Vor allem defensive Branchen erfüllen derzeit diese Kriterien. Dazu zählen Unternehmen der Nahrungsmittelindustrie oder aus der Pharma-, Konsum- und Kosmetik-Branche. Regional halte ich in den USA Blue Chips wie Procter  & Gamble, Johnson & Johnson oder IBM für interessant. In Europa ist der Branchenmix ähnlich: Nestlé gehört dazu,  Unilever oder Pharmafirmen wie Glaxo oder Novartis. Unternehmen aus  Deutschland, Österreich oder den Niederlanden dürften zudem eine stabile Entwicklung zeigen, weil in diesen Ländern die Verschuldung nicht so hoch ist. Die Firmen dort haben bewiesen, dass sie auch mit einer starken Währung international wettbewerbsfähig sind.

ECOreporter: Gibt es nachhaltige Technologie-Unternehmen, die aufgrund ihrer Dividendenrendite und stabilen Entwicklung attraktiv sind?

Schuler: Viele Unternehmen, die Technologien zur Verhinderung des Klimawandels anbieten oder die im Bereich der Erneuerbaren Energien arbeiten, sind Wachstumsunternehmen. Sie reinvestieren Cashflow, also ihre liquiden Mittel, und Gewinne, zahlen aber in der Regel wenig Dividende. In Europa will man bis zum Jahr 2020 erreichen, dass 20 Prozent der Energie aus erneuerbaren Quellen stammt. Um das zu schaffen, investieren viele Regierungen in die Infrastruktur, bauen die Stromnetze zur Nutzung Erneuerbarer Energien aus und fördern Wind- und Solarparks. Davon profitieren Firmen aus diesen Sparten und deren Zulieferer, die Komponenten für solche Technologien herstellen. Wenn diese Unternehmen dann noch 70 Prozent und mehr Umsatz in Asien machen, dann ist das eine gute Kombination, die auch mittelfristig attraktives Wachstumspotenzial bietet.  

ECOreporter: Können Sie Beispiele nennen?

Schuler: Wacker Chemie ist als einer der größten Polysilizium-Produzenten zu  nennen, da wären auch der Wechselrichter-Hersteller SMA, Centrotherm als Ausrüster der Solarbranche oder die Firma Meyer Burger aus der Schweiz, die Maschinen und Systeme für die Solar-, Halbleiter- und  Optikindustrie liefert. Unternehmen im Bereich der Erneuerbaren Energien sollten im Markt etabliert sein und damit nicht mehr zu stark von Bankkrediten abhängen. Für Neueinsteiger ist es derzeit schwierig, an Kapital zu kommen, um die Entwicklungsphase zu finanzieren. Etablierte Unternehmen mit einer starken Wettbewerbsposition können dagegen ihre Margen verteidigen und operativ gute Ergebnisse erzielen.  

ECOreporter: Welche Alternativen gibt es für Anleger, denen Staatsanleihen zu gering verzinst, Aktien aber zu unsicher sind? 

Schuler: Firmenanleihen mit hoher Ausfallsicherheit, die sich auch in einer guten Ratingnote spiegelt, dürften mittelfristig noch besser rentieren als sichere Staatsanleihen. Auch hier gilt: Die Unternehmen müssen vor allem über eine gute Bonität verfügen, d.h. ihre Bilanzen sollten solide sein, und sie sollten über genügend Eigenkapital verfügen. Auch ein gesichert starker Cashflow, ist wichtig. Denn sollte die Bankenkrise wieder aufflammen, geraten Gesellschaften mit geringem Eigenkapital und mit geringem Cashflow schnell unter Druck.  

ECOreporter: Sollte man im Rentenmarkt nur auf Unternehmensanleihen setzen?

Schuler: Man könnte gegebenenfalls Staatsanleihen aus einigen Schwellenländern als Diversifikation hinzunehmen. Denn viele dieser Staaten sind weniger stark verschuldet als die westlichen Industrieländer. Wer nachhaltig investieren will, sollte aber nicht auf 1, 2 oder 3 Prozent mehr Rendite schauen, sondern darauf, dass das Unternehmen sich mittelfristig gut entwickelt und den  eigenen Wertevorstellungen entspricht. Der Anleger muss auch auf das Währungsrisiko achten, wenn er den Kauf einer Fremdwährungsanleihe in Betracht zieht. Die  Devisenkursentwicklung kann die Rendite sogar ins Minus drücken – etwa, wenn der Dollar gegenüber dem Euro fällt.

ECOreporter: In welcher Form sollten Privatanleger investieren? In Einzelwerte?

Schuler: Wichtig ist die Risikostreuung. Ein Anleger muss in der Lage sein, genügend verschiedene Einzeltitel zu kaufen. Und er muss genügend Zeit mitbringen, um sein Portfolio regelmäßig zu  kontrollieren. Hat er die nicht, empfiehlt sich der Kauf von Fondsanteilen. Grundsätzlich gilt, dass er  einen Anlagehorizont von mehreren Jahren haben sollte und genügend Risikotoleranz, wenn er in Aktien investiert.

ECOreporter: Herr Schuler, wir  danken  Ihnen  für das Gespräch.

Bildhinweis: Wacker Chemie produziert Silizium für die Solarbranche. / Quelle: Unternehmen
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