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Fauler Apfel in Nachhaltigkeitsfonds? – Die Kritik an der Zulieferkette von Apple reißt nicht ab
Drei Tote und 15 Verletzte – das ist die traurige Bilanz einer Explosion in einem Werk des taiwanesischen Elektronikzulieferers Foxconn im chinesischen Chengdu vor knapp einer Woche. Dort lässt der IT-Riese Apple aus dem kalifornischen Cupertino seinen Tablet PC iPad produzieren. Die Liste der Arbeitsrechtsverstöße, Versäumnisse und Sicherheitsmängel in Zulieferbetrieben von Apple, die zum Teil zu schweren Unfällen oder Todesfällen führte, ist lang. Trauriger Höhepunkt war eine Selbstmordserie von 13 Mitarbeitern eines weiteren Foxconn-Werkes nahe Honkong, die sich in der ersten Jahreshälfte 2010 ereignet hatte.
Erst Anfang Mai war es in Taiwan zu Protesten gegen die schlechten Arbeitsbedingungen und die geringe Bezahlung beim Zulieferer Wintek gekommen. Doch es ist vor allem Foxconn, die immer wieder für negative Schlagzeilen sorgt. Ein Bericht der Hongkonger Nichtregierungsorganisation Sacom (Studenten und Professoren gegen das Fehlverhalten von Unternehmen) mit dem Titel „Foxcann und Apple halten ihre Versprechen nicht: Zwangslagen von Arbeitern nach den Selbstmorden“ (freie Übersetzung) von Anfang Mai bezichtigt Foxconn, Fabrikarbeiter entgegen anderslautender Bekundungen zu Mehrarbeit gezwungen zu haben. Zudem habe man Mitarbeiter mit falschen Angaben zur Bezahlung angeworben. Laut einem Bericht der taz bestätigte ein Foxconn-Manager zudem, dass die Mitarbeiter bis heute 80 oder mehr Überstunden monatlich leisten, obwohl gesetzlich nur 36 erlaubt sind.
Nachhaltigkeitsfonds setzen weiter auf Apple-Aktie
Trotz alldem ist die Apple-Aktie weiterhin in Nachhaltigkeitsfonds und -Indices enthalten, etwa im prominenten britischen Nachhaltigkeitsindex FTSE 4Good Global. Stand 29. April zählte die Aktie zu den größten Beteiligungen des Liga Pax Cattolico (LU0152554803) der Pax Bank und des ING (L) Inv Sustainable Growth P. Cap. (LU0119216553). Im Vontobel Fund - Global Responsibility International Equity (ISIN LU0384408455) gehört die Apple-Aktie nach wie vor zu den größten Positionen im Portfolio, wie Sabine Döbeli, Leiterin Nachhaltigkeit bei Vontobel Asset Management, auf Nachfrage von ECOreporter.de bestätigt. “Einerseits ist Apple führend bei der Herstellung von Produkten, die helfen, die sogenannte "digitale Kluft" - eine Wissenslücke zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen - zu schließen. Andererseits ist das Unternehmen innovativ bei der Verbesserung der Umweltfreundlichkeit seiner Produkte”, so Döbli. “Zudem ist Apple ISO 14001 zertifiziert. Das ist ein freiwilliger internationaler Standard, der die Vorgaben für ein Umweltmanagementsystem (EMS - Environmental Management System) eines Unternehmens festlegt”, erläutert sie. Das Unternehmen sei sich dem Reputationsrisiko, das Foxconn bisher für Apple darstellte, bewusst. Apple habe nach dem Unfall in Chengdu reagiert und neue Richtlinien eingeführt, die man als wichtiger Abnehmer von Foxconn auch durchsetzen werde, so Döbli.
Foxconn verstößt gegen Apple-Zulieferer-Richtlinien
Apple Deutschland wollte auf Nachfrage von ECOreporter.de keine Angaben dazu machen, wie genau das Unternehmen in diesem Fall reagiert hat oder noch reagieren wird und warum oder wie lange der Konzern noch mit Foxconn als Zulieferer arbeiten will. Apple-Sprecher Georg Albrecht verwies lediglich auf die im Internet zugänglichen Angaben des Unternehmens zu dessen Suppliers Code of Conduct - den Leitfaden zu den Arbeitsbedingungen von Zulieferfirmen. Den hat sich der IT-Konzern selbst auferlegt. Dabei verstoßen die bei Foxconn noch bis Ende vergangenen Monats angeprangerten Zustände teilweise krass gegen den Leitlinienkodex. Im Detail ist darin zum Beispiel festgeschrieben, dass die Arbeitswoche nicht mehr als 6 Arbeitstage beziehungsweise 60 Wochenstunden haben soll und dass die Arbeiter mindestens den gesetzlichen Mindestlohn erhalten sollen. Dies scheint bis heute bei Foxconn überaus fraglich. Und genauso unklar erscheint, wie ernst Apple den eigenen Zulieferer-Kodex tatsächlich nimmt.