Fonds / ETF

Europäische Nachhaltigkeitsfonds im Aufwind – Studie verzeichnet starke Zuwächse bei Anzahl und Volumen



Seit 1999 veröffentlicht die italienische Vigeo, eigenen Angaben zufolge in Europa die führende auf den Bereich SRI (Social Responsible Investment) spezialisierte Agentur, alljährlich einen Report zum Markt der europäischen Nachhaltigkeitsfonds. Er enthält jeweils Daten, die in den zwölf Monaten vor dem 1. Juli als Stichtag für den Jahresreport gesammelt werden. Demnach ist von Juni 2009 bis Juni 2010 die Anzahl der Nachhaltigkeitsfonds in Europa um 29 Prozent auf 879 Produkte angestiegen. Seit 2007 hat sie sich damit mehr als verdoppelt. Besonders stark stieg die Anzahl der nachhaltigen Fonds in Belgien (auf 227) und Frankreich (auf 215), um 59 bzw. um 43 Prozent. Diese beiden Länder tragen damit fast die Hälfte der nachhaltigen Fonds in Europa bei. Für die Schweiz wurde ein Zuwachs um 40 Prozent auf 91 Fonds verbucht, für Deutschland um 34 Prozent auf 82 Fonds. In Österreich wuchs die Anzahl der nachhaltigen Fonds lediglich um einen auf 34 Produkte.

Dabei ist zu berücksichtigen, dass Vigeo die Fonds dem Land zuschlägt, in dem die Emittentin eines Fonds ansässig ist. So werden zwar in Deutschland viele nachhaltige Fonds von Akteuren aus der Schweiz wie etwa der Bank Sarasin angeboten, aber in der Vigeo-Studie als Schweizer Fonds verbucht. Gleiches gilt etwa auch für Dexia, die in Deutschland viele Investoren für ihre nachhaltigen Fonds gewinnt, aber eben ein belgisches Unternehmen ist.

Das Volumen der Nachhaltigkeitsfonds ist ebenfalls stark gestiegen, der Studie zufolge um 41 Prozent auf 75 Milliarden Euro. Vor dem Ausbruch der Finanzkrise, Mitte 2007, belief sich das Volumen erst auf rund 48 Milliarden Euro. Auf französische Produkte entfiel nun ein Anteil von 36 Prozent des gesamten Fondsvolumens. Frankreich ist damit mit weitem Abstand vor Großbritannien mit einem Anteil von 15 Prozent und der Schweiz mit knapp zehn Prozent der größte europäische Markt für Nachhaltigkeitsfonds.


Allerdings sind auch diese Zahlen nur beschränkt aussagefähig. Denn zum einen spielen in diesen drei Märkten Pensionsfonds eine große Rolle und investieren diese stark in nachhaltige Fonds. Zum anderen haben in Frankreich seit 2008 viele herkömmliche Geldmarktfonds auf Nachhaltigkeit umgestellt. Aufgrund der Finanzkrise verzeichneten Geldmarktfonds dann generell Rekordzuwächse, was die Bilanz des nachhaltigen Investments in Frankreich durch diesen Einmaleffekt stark aufbesserte. Ferner ist auch hier zu bedenken, dass die Fondsvolumina nichts darüber aussagen, aus welchen Ländern das Anlagekapital stammt. So dürften viele deutsche Anleger in Nachhaltigkeitsfonds etwa aus Belgien und der Schweiz investiert sein. Diese Volumina verbucht Vigeo aber eben für diese Länder und nicht für Deutschland. So kommt es, dass die Studie für Deutschland nur ein Anlagevolumen von knapp fünf Milliarden Euro nennt. Dabei hatten laut Erhebungen von ECOreporter.de in Deutschland zugelassene Nachhaltigkeitsfonds bereits Ende 2003 ein Anlagevolumen von 4,22 Milliarden Euro verzeichnet. Am Jahresende 2009 waren in Deutschland 279 Fonds aus den Bereichen Nachhaltigkeit, Ethik und Erneuerbare Energie zugelassen und erreichten sie ein Gesamtvolumen von 30 Milliarden Euro.

Als größten Nachhaltigkeitsfonds in Europa hat die italienische Agentur den Amundi Treso ISR der französischen Amundi ermittelt. Er kam Mitte des Jahres auf ein Anlagevolumen von rund 6,8 Milliarden Euro. Es folgt der britische Stewardship Pension Fund der Friends Provident Pensions mit umgerechnet 1,325 Milliarden Euro vor dem ebenfalls französischen Ofi Tresor ISR der Ofi Asset Management. Der SAM Sustainable Water von Swiss & Global AM aus der Schweiz rangiert mit 1,134 Milliarden Euro auf Rang 4, auch der Natixis Impact Aggregat Euro der französischen Natixis knackte mit 1,081 Milliarden Euro noch die Milliardenschwelle. Allianz Valeurs Durables von Allianz Global Investors lag mit 998 Millionen Euro knapp darunter, der Pioneer Funds – Global Ecology von Pioneer AM SA mit 921 Millionen Euro ebenfalls.

Die beste Wertentwicklung im Beobachtungszeitraum zeigte laut Vigeo der First State Global Emerging Markets Sustainability von der britischen First State Investments. Er gewann von Ende Juni 2009 bis Ende Juni 2010 über 42 Prozent an Wert. Vom gleichen Anbieter stammt der zweitplatzierte Nachhaltigkeitsfonds, der First State Asia-Pacific mit einem Plus von 37,5 Prozent. Rang 3 eroberte der SAM-Fonds SAM Sustainable Healthy Living mit einem Wertzuwachs von knapp 16 Prozent.

Auch bei den Top-Holdings spielen britische Akteure der Studie zufolge die Hauptrolle. Die Aktie der Vodaphone Group ist demnach der von europäischen Nachhaltigkeitsfonds am stärksten investierte Anteilsschein. Auf Rang 2 folgt der Vorjahressieger, die britische Großbank HSBC. Die Roche Holding aus der Schweiz sprang von Platz 15 auf den dritten Platz, gefolgt von Sanofi-Aventis und der BG Group. Nestle und Ericsson schafften erstmals den Sprung in die Top 10, zu denen mit der französischen Total auch ein Ölkonzern gehört. Als bestes klassisches Nachhaltigkeitsunternehmen schnitt der Windturbinenbauer Vestas mit Rang 12 ab, als beste deutsche Aktie die Allianz auf Rang 14.
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