Finanzdienstleister

Ethische Banken: Die Triodos Bank im Portrait - Alternativbank im Aufwind

„Tri hodos“ kommt aus dem Griechischen und bedeutet „drei Wege“. Für die Triodos Bank sind das Mensch, Umwelt und Wirtschaft.

Für die Triodos Bank sind das Mensch, Umwelt und Wirt- Nachhaltigkeit ausgelegte Unternehmen, Projekte und Institutionen. Sie alle sollen zum Wohl von Mensch und Umwelt beitragen und sozialen oder kulturellen Mehrwert schaffen. Ist das der übliche Marketing-Sprech, mit dem Banken mindestens seit der Finanzkrise über ihre wahre Mentalität hinwegtäuschen wollen? Ein Blick in die Geschichte der Triodos Bank zeigt, dass die Ziele der Bank nichts mit der Finanzkrise zu tun haben. Denn eine kleine Gruppe sozial engagierter Menschen aus der Wirtschafts- und Finanzwelt hat die gedankliche Basis für die Bank bereits 1968 gelegt - in den Niederlanden. 1971 gründeten sie zunächst die Triodos Stiftung; erst 1980 eröffnete die Triodos Bank – in dem niederländischen Ort Zeist. In den neunziger Jahren investierte die damals noch kleine Bank schon erfolgreich in Erneuerbare Energie, dann legte sie sogar einen eigenen grünen Fonds auf. Etwas später startete sie als eins der ersten Finanzinstitute Mikrofinanzfonds für Entwicklungsländer. Niederlassungen in Belgien und Großbritannien folgten, dann in Spanien. 2004 brachte die Bank einen nachhaltigen Immobilienfonds heraus. Und ab 2005 bereitete sie den Einstieg in den deutschen Markt vor. Zunächst gründet sie eine Agentur zur Kreditvermittlung. 2009 wurde daraus die Triodos Bank in Deutschland. Insgesamt haben die Triodos Banken in den verschiedenen Ländern mehr als eine halbe Million Kunden (Stand Oktober 2013). Damit ist Triodos die größte echte Nachhaltigkeitsbank. Die Triodos Bank NV ist zwar eine Aktiengesellschaft, die Aktien sind aber an keiner Börse handelbar, weil sie sämtlich von der Stiftung „Stichting Administratiekantoor Aandelen Triodos Bank“ (SAAT) verwaltet werden, an der Anleger Anteile erwerben können.

Eine Doppelspitze leitet die Triodos-Geschäfte in Deutschland: Alexander Schwedeler und Georg Schürmann. Beide Banker haben ihr Handwerk ursprünglich bei der Deutschen Bank gelernt. Schürmann ist für das Privatkundengeschäft verantwortlich; er wechselte 2009 nach 20 Jahren bei der Deutschen Bank zur Triodos Bank. Schwedeler war bereits zehn Jahre in anderen Positionen in Diensten von der Triodos Bank, bevor er 2009 nach Frankfurt ging. Seit 2012 können die deutschen Triodos-Kunden ein Girokonto bei der Bank eröffnen. Damit habe die Bank in Deutschland für viele Kunden den Schritt von der Neben- zur Hauptbank vollzogen, so Schürmann.

Das Triodos-Bankkonzept funktioniert immer noch nach dem „Drei-Wege-Ansatz“, den schon die geistigen Väter der Bank 1968 proklamierten. Die Interessen von Mensch, Umwelt und Wirtschaft sollen in Einklang stehen. Die Bank finanziert also nur, was sie als  ökologisch oder sozial-ethisch und nachhaltig einstuft. Das sind Unter- nehmen und Projekte, deren Profit weitestgehend ohne die Ausbeutung natürlicher Ressourcen auskommt und solche, die aktiv für mehr soziale Gerechtigkeit einstehen: u.a. ökologisch einwandfreie Landwirtschaft, Erneuerbare Energien, Schulen und Altenheime. Triodos-Geschäftsleiter Georg Schürmann: „Wir sagen ganz klar, welche Unternehmen wir von Finanzierung oder Investitionen ausschließen. Dabei unterscheiden wir zwischen produkt- und prozessbezogenen Ausschlusskriterien. Zu den produkt-bezogenen Ausschlusskriterien gehören Tierversuche, Kohle, intensive Landwirtschaft, Pelzindustrie, Glückspiel, Gentechnik, umweltschädliche Stoffe, Atomenergie, Öl aus Ölsanden, Tabak und Waffen.“ Zu den prozess-bezogenen Ausschlusskriterien zählen Verstöße gegen Arbeits- und Menschenrechte, Korruption, Schädigung der Umwelt, Unregelmäßigkeiten in der Bilanzierung und unethische Vergütungsgrundsätze sowie Verstöße gegen Gesetze, anerkannte Verhaltenskodizes und Übereinkommen. „Es gibt zusätzlich eine ‚schwarze Liste‘, auf der einzelne Projekte namentlich aufgeführt sind, bei denen jeder aktive Beitrag eines Unternehmens einen Ausschlussgrund darstellt“, erklärt Schürmann. Diese Projekte umfassten normalerweise den Bau von großen Dämmen, Öl- und Gaspipelines sowie die Inbetriebnahme von Bergwerken.

Kerstin Fiedler, seit 2010 bei der Triodos Bank, vergibt heute Kredite an Firmen aus dem Bereich Bildung und Soziales, meist Schulen und Altenpflegeheime oder -dienste. „Ich hatte zuvor bei mehreren großen Banken gearbeitet. Zuletzt war der Vertriebsdruck sehr hoch, ich sollte komplexe Produkte an meine Kunden verkaufen, die nicht unbedingt ihren individuellen Bedürfnissen entsprachen. Irgendwann wollte ich eigentlich nichts mehr mit Banken zu tun haben!“ Doch dann entdeckte Fiedler die Triodos Bank. Hier gebe es weder Vertriebsdruck in der Kundenbetreuung noch Boni für Mitarbeiter.“
Aktuell, seriös und kostenlos: Der ECOreporter-Newsletter. Seit 1999.
Nach oben scrollen
ECOreporter Journalistenpreise
Anmelden
x