Der L&G Hydrogen Economy ETF vereint Aktien von großen Konzernen wie Linde mit denen deutlich kleinerer Wasserstoff-Unternehmen. / Foto: Linde

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ETF-Test: L&G Hydrogen Economy UCITS ETF

Investments in reine Wasserstoff-Unternehmen sind nach Einschätzung von ECOreporter hochriskant. Ist der L&G Hydrogen Economy ETF eine gute Möglichkeit für Anlegerinnen und Anleger, vom Aufbau der grünen Wasserstoffwirtschaft zu profitieren? Die Redaktion hat genau hingeschaut.

Anbieter des ETFs ist der britische Vermögensverwalter Legal & General Investment Management (LGIM). LGIM ist Mitbegründer der Klima-Initiative „Net Zero Asset Managers“. Fondsgesellschaften versprechen hier, ihre Portfolios klimaneutral aufzustellen. Der Haken an diesem Versprechen: Die Fondsanbieter räumen sich selbst eine Frist bis zum Jahr 2050 ein. Bleibt zu hoffen, dass es dann sowieso nur noch klimaneutrale Investments gibt – und dass das Klima dann noch zu retten ist.

Sinnvoll: LGIM listet jährlich Unternehmen auf, die beim Klimaschutz besonders hinterherhinken. Investments in diese Unternehmen schließt die Fondsgesellschaft aus. So steht etwa der Ölriese Exxon Mobil für LGIM und damit auch für diesen ETF auf der Ausschlussliste.

Finanzen/Risiko

Der ETF startete im Februar 2021. Da er damit noch keine drei Jahre am Markt ist, vergibt ECOreporter keine Finanznote.

Hier finden Sie den aktuellen Kurs des ETFs bei ECOreporter und Details zur Wertentwicklung

Die jährlichen Gebühren sind mit 0,49 Prozent für einen  ETF hoch. ECOreporter empfiehlt eine Mindestanlagedauer von zehn Jahren.

Nachhaltigkeitskonzept

Der ETF investiert in 29 Unternehmen, die sich aktiv an der Wertschöpfungskette der Wasserstoffindustrie beteiligen. Dazu zählen Energieeinspeisung, -transport, -speicherung und -endverbrauch.

Der Anbieter definiert als ein Kriterium für den ETF die „Verwendung von Wasserstoff als saubere, CO2-arme Energiequelle zur Deckung des Energiebedarfs der Welt“. Ausschlusskriterien sollen gewährleisten, dass für den Aktienkorb nur nachhaltige Unternehmen ausgewählt werden.

Der ETF bildet einen Index des Frankfurter Indexanbieters Solactive nach. Solactive stellt diesen nach Kriterien von L&G zusammen und nutzt dafür Daten der Nachhaltigkeitsratingagentur Sustainalytics.

Ausschlusskriterien

Ausgeschlossen sind Unternehmen, die an der Herstellung umstrittener Waffen beteiligt sind oder für einen ununterbrochenen Zeitraum von drei Jahren mindestens eines der Prinzipien des UN Global Compact (vor allem Menschen- und Arbeitsrechte) verletzt haben.

Zudem dürfen Unternehmen nicht mehr als 10 Prozent ihres Umsatzes mit Kohlebergbau und Kohlestrom erzielen. Eine vollständige Liste der Ausschlusskriterien finden Sie im Premium-Bereich.

Wie nachhaltig ist dieser ETF?

Der folgende Premium-Inhalt ist aufgrund des Artikelalters nun frei verfügbar.

Der ETF investiert in diverse Unternehmen, die auf grünen Wasserstoff ausgerichtet sind und über die ECOreporter regelmäßig berichtet, etwa Nel aus Norwegen, Bloom Energy aus den USA und SFC Energy aus Brunnthal bei München.

Allerdings finden sich im Aktienpaket auch Unternehmen mit schlechterer Nachhaltigkeitsbilanz. So ist der US-Industriegasekonzern Air Products zwar ein großer Wasserstoffproduzent – das Unternehmen beliefert beispielsweise die Nasa, die Wasserstoff als Antriebsgas für Raketen nutzt. Allerdings ist dieser Wasserstoff überwiegend „grau“, also mit fossiler Energie etwa in den Ölraffinerien des Unternehmens hergestellt. Auch weitere Chemieunternehmen wie Taiyō Nissan aus Japan, Kolon Industries aus Südkorea und Johnson Matthey aus den USA sind im Geschäft mit grauem Wasserstoff aktiv.

Ebenfalls im ETF finden sich etwa der US-Motorenhersteller Cummins sowie die Automobilkonzerne Mitsubishi Motors aus Japan sowie Weichai Power aus China.

Hinzu kommen die Energiekonzerne Uniper aus Düsseldorf (betreibt Kohle- und Atomkraftwerke) und Siemens Energy aus München (baut Kohle- und Gaskraftwerke).

Transparenz

LGIM veröffentlicht das vollständige Portfolio des ETFs auf seiner Website. Das Aktienauswahlprinzip und die Ausschlusskriterien sind online knapp zusammengefasst. Weiterführende Informationen finden Anlegerinnen und Anleger beim Index-Anbieter. Zur Nachhaltigkeit der Unternehmen, deren Aktien der ETF hält, gibt es in den Unterlagen zum ETF keine Angaben.

Nachhaltige Wirkung

Anlegerinnen und Anleger können auf der LGIM-Website den jährlich erneuerten „Climate Impact Pledge“-Report herunterladen, der zumindest knapp über Fragen und Forderungen an Unternehmen zu Nachhaltigkeitsthemen informiert. Zu Dialogen mit Firmen finden Anlegerinnen und Anleger keine Informationen.

Stärken:

  • Investments in Grünen Wasserstoff

Schwächen:

  • Vergleichsweise hohe Gebühren
  • Nicht sehr breit aufgestellter ETF
  • Schwache Ausschlusskriterien
  • Vergleichsweise hoher Anteil kritischer Unternehmen

Fazit

Dafür, dass dieser ETF nicht sehr breit aufgestellt ist, finden sich viele Unternehmen mit kritischen Geschäftsbereichen im Aktienkorb. Zu viele Unternehmen betreiben Wasserstoffaktivitäten nur als ein Geschäftsfeld unter mehreren. Grundsätzlich bleiben Investments in die Wasserstoff-Branche sehr riskant, Anlegerinnen und Anleger müssen mit starken Wertschwankungen rechnen. Gerade aufgrund des hohen Risikos und der geringen Zahl an Aktien wäre eine konsequentere Ausrichtung auf grünen Wasserstoff wünschenswert.

Die ECOreporter-Noten:

Finanzen: --

Nachhaltigkeit: 4,0

Details zum Benotungssystem von ECOreporter finden Sie hier.

Alle bisherigen ETF-Tests finden Sie hier.

Ausschlusskriterien

Ausschlusskriterien ohne Umsatzschwelle:

  • Herstellung geächteter Waffen
  • Verstöße gegen den UN Global Compact für drei Jahre

Ausschlusskriterien mit Umsatzschwelle:

  • Kohlebergbau (10%)
  • Kohlestrom (10%)

Daten und Fakten

Stichtag des Tests : 7.8.2022

Name des ETFs: L&G Hydrogen Economy UCITS ETF

 ISIN IE00BMYDM794 / WKN A2QMAL

Nachgebildeter Index: Solactive Hydrogen Economy Index NTR

Start des ETFs: 10.2.2021

Jährliche Gebühren: 0,49 % (Gesamtkosten)

Replikationsmethode: physisch (Indexnachbildung durch Kauf der Aktien)

Ertragsverwendung: thesaurierend

Fondsvolumen: 564,3 Millionen US-Dollar (7/2022)

Internet: www.fundcentres.lgim.com/de

Totalverlustrisiko: unwahrscheinlich, Teilverluste möglich

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