Der Dax 50 ESG will ein nachhaltiges Aktienpaket deutscher Unternehmen zusammenstellen. Wie gut gelingt ihm das? / Foto: Pixabay

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ETF-Test: Amundi DAX 50 ESG UCITS ETF

Großkonzerne, mittelständische Unternehmen und Technologiefirmen: Der Dax 50 ESG ETF von Amundi möchte ein nachhaltiges Aktienpaket mit Unternehmen aus drei deutschen Indizes anbieten. Wie streng geht er dabei vor? ECOreporter hat den ETF geprüft und zieht ein klares Fazit.

Anbieter des ETFs ist der Finanzkonzern Amundi, eine Tochter der französischen Großbank Crédit Agricole. Mit der Übernahme des ebenfalls französischen Konkurrenten Lyxor wurde Amundi 2021 zum zweitgrößten ETF-Anbieter Europas. Amundi investiert Geld seiner Kundinnen und Kunden auch in nicht-nachhaltige ETFs, die in Öl, Kohle und Rüstung anlegen.

Finanzen/Risiko

Der ETF startete im November 2020. Da er damit noch keine drei Jahre am Markt ist, erhält er von ECOreporter keine Finanznote.

Hier finden Sie den aktuellen Kurs des ETFs bei ECOreporter und Details zur Wertentwicklung

Die Jahresgebühren von 0,2 Prozent sind auch für einen ETF günstig, die Wertschwankungen fielen seit Auflage vergleichsweise moderat aus. ECOreporter empfiehlt eine Mindesthaltedauer von fünf, besser sieben Jahren.

Nachhaltigkeitskonzept

Der ETF will einen Aktienkorb zusammenstellen, der eine nachhaltigere Version des sogenannten HDax darstellt. Der HDax fasst die Werte aller Unternehmen aus dem deutschen Leitindex Dax, dem Mittelwerte-Index MDax und dem Technologieindex TecDax zusammen. Um ausgewählt zu werden, müssen die Unternehmen eine bestimmte ESG-Mindestnote erhalten, zusätzlich gelten Ausschlusskriterien. Aus den 100 Aktien im HDax wählt der ETF so letztlich 50 aus.

Der ETF baut auf einem Index der Deutsche Börse AG auf. Die Daten für die Bewertung der Unternehmen stammen von der Nachhaltigkeits-Ratingagentur ISS ESG, die 2020 von Deutsche Börse übernommen wurde.

Ausschlusskriterien

Der ETF schließt Unternehmen aus, die Geschäfte mit geächteten Waffen und Atomwaffen machen, Tabakprodukte herstellen oder gegen den UN Global Compact verstoßen, also etwa Menschen- und Arbeitsrechte verletzen.

Umsatzschwellen gelten unter anderem für die Herstellung konventioneller Waffen für Militär und Sicherheitskräfte, Kohlestrom und -bergbau sowie Atomkraft. Keine Einschränkungen gibt es etwa für Öl- und Gasförderung, Gentechnik, Alkohol oder Glücksspiel. Eine vollständige Übersicht zu den Ausschlusskriterien des ETFs erhalten Sie im Premium-Bereich.

Wie nachhaltig ist dieser ETF?

Der folgende Premium-Inhalt ist aufgrund des Artikelalters nun frei verfügbar.

Der ETF investiert etwa in den Chemiekonzern BASF aus Ludwigshafen, der die Mehrheit an dem Öl- und Gasproduzenten Wintershall DEA hält. BASF plant, die Tochter zu verkaufen und aus dem Öl- und Gasgeschäft auszusteigen.

Ebenfalls im Aktienpaket vertreten sind der Hamburger Kupferproduzent Aurubis, der auch Hülsen für Munition herstellt, sowie der Essener Industriekonzern Thyssenkrupp, der über seine Tochter Marine Systems nach eigenen Angaben der führende europäischer Anbieter für konventionelle U-Boote und Marineschiffe ist. In beiden Fällen machen die fraglichen Geschäfte weniger als 5 Prozent des Konzernumsatzes aus, womit nicht gegen die Ausschlusskriterien des ETFs verstoßen wird. Thyssenkrupp versucht seine Rüstungssparte aktuell zu verkaufen.

Diskussionswürdig ist auch die Beteiligung am Leverkusener Pharma- und Biotechnologiekonzern Bayer, der vor allem seit dem Kauf des Saatgutherstellers Monsanto in der Kritik steht. Monsanto vertreibt genmanipuliertes Saatgut und entwickelte das Pflanzenschutzmittel Glyphosat. Die Frage, ob Glyphosat Krebserkrankungen auslöst, war in den letzten Jahren vermehrt Gegenstand öffentlicher Diskussionen, in den USA laufen deshalb weiterhin zahlreiche Klagen gegen Bayer.

Nicht sehr nachhaltig erscheinen im Aktienpaket Unternehmen wie der Luftfahrtkonzern Lufthansa, die Sportartikelhersteller adidas und Puma und auch unabhängig von Rüstungsgeschäften Aurubis und Thyssenkrupp, die bislang noch ohne nennenswerte nachhaltige Ambitionen sehr energieintensive Geschäfte betreiben, ebenso wie der Baustoffhersteller HeidelbergCement.

Eine bessere Nachhaltigkeitsbilanz besitzen etwa der Logistiker Deutsche Post, der IT-Anbieter SAP und der Technologiekonzern Siemens, alle sind ECOreporter-Favoriten-Aktien. Aus finanziellen Gründen nicht vertreten sind ausgerechnet die kerngrünen MDax-Aktien Encavis und Nordex – ihre Wertentwicklung war für den ETF zuletzt zu schwach.

Transparenz

Der Anbieter veröffentlicht das vollständige Portfolio des ETFs auf seiner Webseite. Das Aktienauswahlprinzip und die Ausschlusskriterien stellt Amundi online knapp dar. Der Indexanbieter MSCI liefert weitere Informationen zum Auswahlverfahren des abgebildeten Index. Zur Nachhaltigkeit der Aktien im ETF finden Anlegerinnen und Anleger in den öffentlich zugänglichen Dokumenten des ETFs keine Informationen.

Nachhaltige Wirkung

In einem jährlich erscheinenden "Stewardship Report" (deutsch etwa "Bericht über wahrgenommene Verantwortung") dokumentiert Amundi sein Abstimmungsverhalten zu ESG-Themen auf den Hauptversammlungen von Aktienunternehmen. Dabei bietet Amundi eine Übersicht, an welchen Hauptversammlungen teilgenommen wurde, und nennt Beispiele, etwa wenn ein Vorstand wegen mangelhafter Nachhaltigkeitsziele nicht entlastet wurde. Die Übersicht ist allerdings sehr grob gehalten. Amundi macht keine Angaben zu Dialogen mit Unternehmen.

Stärken:

  • Günstige Gebühren
  • Kein Strom aus fossiler Energie

Schwächen

  • Schwaches Auswahlverfahren
  • Wenige Ausschlusskriterien
  • Sehr konventionelle Investments

    Fazit

    Da der ETF in Dax-Konzerne investiert, fallen seine Beteiligungen naturgemäß sehr konventionell aus, kerngrüne Aktien sind hier nicht zu erwarten. Entscheidend wäre daher, strenge Nachhaltigkeitskriterien anzulegen, um die Unternehmen aus Dax, MDax und TecDax mit besserer Nachhaltigkeitsbilanz zu identifizieren.

    Angesichts der überschaubaren Anzahl von Unternehmen, die zur Auswahl stehen, sollte dies eigentlich möglich sein. Auch wären Positivkriterien denkbar – dass ein Konzern also immerhin aktive Beiträge zur Verbesserung der Energieeffizienz leistet oder eine ökologischere Landwirtschaft fördert. Stattdessen erfolgt die Auswahl lediglich auf Basis einiger weniger Ausschlusskriterien. Finanzielle Vorgaben verhindern sogar, dass Unternehmen mit wirklich nachhaltiger Ausrichtung ins Aktienpaket gelangen. Für nachhaltige Anlegerinnen und Anleger ist dieser ETF nach Einschätzung von ECOreporter keine echte Option.

    Die ECOreporter-Noten:

    Finanzen: --

    Nachhaltigkeit: 5,0

    Details zum Benotungssystem von ECOreporter finden Sie hier.

    Alle bisherigen ETF-Tests finden Sie hier.

    Ausschlusskriterien

    Ausschlusskriterien ohne Umsatzschwelle:

    • Geächtete Waffen
    • Nuklearwaffen
    • Herstellung von Tabakprodukten
    • Verstöße gegen den UN Global Compact

    Ausschlusskriterien mit Umsatzschwelle:

    • Kohlebergbau (5%)
    • Produktion von Kohlestrom (5%)
    • Produktion von Nuklearenergie (5%)
    • Dienstleistungen/Belieferung Kernkraftindustrie (5%)
    • Uranbergbau (5%)
    • Produktion militärischer Waffen (5%)
    • Komponenten/Dienstleistungen für militärische Waffen (5%)

    Ausschlusskriterien für Unternehmensbeteiligungen:

    • Beteiligung an Unternehmen mit Geschäftsbeziehungen zu geächteten Waffen (10 %)
    • Beteiligung an Unternehmen im Besitz von Firmen mit Geschäftsbeziehungen zu geächteten Waffen (10%)

    Daten und Fakten

    Stichtag des Tests: 26.5.2023

    Name des ETFs: Amundi DAX 50 ESG UCITS ETF DR

    ISIN: LU2240851688 / WKN: A2QGW0

    Nachgebildeter Index: DAX 50 ESG (NR) EUR

    Start des ETFs: 24.11.2020

    Jährliche Gebühren: 0,20 % (Gesamtkosten)

    Replikationsmethode: physisch (Indexnachbildung durch Kauf der Aktien)

    Ertragsverwendung: thesaurierend

    Fondsvolumen: 16,6 Millionen Euro (5/2023)

    Internet: www.amundietf.de

    Risiko: Totalverlust unwahrscheinlich, Teilverluste möglich

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