Zu den Unternehmen im ETF gehört der Elektroautobauer Tesla. / Foto: Unternehmen

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ETF-Test: Lyxor MSCI Future Mobility ESG Filtered

Investments in Elektroautos, Wasserstoffbrennstoffzellen und Zugtechnologie – der Lyxor MSCI Future Mobility ESG Filtered ETF will all das in einem nachhaltigen Aktienpaket bündeln. ECOreporter hat nachgeschaut, welche Aktien hier für die Zukunft der Mobilität stehen sollen.

Anbieter des ETFs ist der französische Vermögensverwalter Amundi unter dem Markennamen Lyxor. Der ehemals eigenständige Anbieter Lyxor wurde von Amundi 2021 aufgekauft. Amundi investiert Kundengelder auch in fossile Energie, Atomkraft und Rüstung.

Finanzen/Risiko

Der ETF startete im März 2020. Da er damit noch keine drei Jahre am Markt ist, erhält er keine ECOreporter-Finanznote.

Hier finden Sie den aktuellen Kurs des ETFs bei ECOreporter und Details zur Wertentwicklung

Mit einer Jahresgebühr von 0,45 Prozent ist der ETF etwas teurer als vergleichbare ETFs. ECOreporter empfiehlt eine Anlagedauer von mindestens 7, besser 10 Jahren.

Nachhaltigkeitskonzept

Der ETF investiert in 74 Unternehmen, von denen erwartet wird, dass sie „signifikante Einnahmen“ etwa aus den Bereichen Elektrofahrzeuge und deren Komponenten, autonomem Fahren, Energiespeichertechnologie oder neuen Personen- und Güterverkehrskonzepten erzielen. Explizit dazu gehören nach Definition des ETFs etwa auch Bergbau-, Metall- und Chemieunternehmen, die an der Herstellung von Batterien beteiligt sind.

Das Aktienpaket des Unternehmens soll zusätzlich „ESG Filtered“ sein, also auf Nachhaltigkeit geprüft. Um aufgenommen zu werden, müssen Unternehmen daher eine bestimmte ESG-Mindestnote erhalten. Zudem gelten Ausschlusskategorien für Geschäftsbereiche, die als nicht nachhaltig eingestuft werden.

Die ESG-Bewertung beurteilt die Leistung eines Unternehmens in den Kategorien Umweltschutz (E wie Environment), Soziales (S wie Social) und gute Unternehmensführung (G wie Governance). Eine verbindliche Definition, wie eine gute ESG-Leistung aussieht, gibt es allerdings nicht.

Der ETF bildet mit dieser Methode einen Index des US-Finanzdienstleisters MSCI ab. Für die Auswahl und Bewertung der Aktien ist MSCI verantwortlich.

Ausschlusskriterien

Der ETF schließt etwa Investments in geächtete Waffen und Nuklearwaffen aus, außerdem sind Produzenten von Tabakwaren und zivilen Schusswaffen tabu. Umsatzschwellen gelten unter anderem für die Förderung von Kohle, Öl und Gas sowie Kohlestrom und Rüstungsgüter.

Nicht ausgeschlossen sind hingegen etwa Atomkraft, Alkohol oder Gentechnik. Eine vollständige Liste der Ausschlusskriterien finden Sie im Premium-Bereich.

Wie nachhaltig ist dieser ETF?

Der folgende Premium-Inhalt ist aufgrund des Artikelalters nun frei verfügbar.

Der ETF legt nicht direkt in fossile Energie, Atomkraft und Waffentechnologie an. Was zudem angenehm auffällt: Er investiert auch nicht einfach in große Autobauer und verweist pauschal auf deren Elektrostrategie.

Stattdessen sind im Aktienpaket Elektrofahrzeugbauer wie Tesla, Nio, Geely oder Nikola vertreten. Hinzu kommen konventionelle Zulieferer für die Automobilbranche wie Visteon aus den USA und Faurecia aus Frankreich. Das konventionellste Autoinvestment ist der Mischkonzern Yamaha Motor.

Aktien aus dem Bereich autonomes Fahren sind etwa mit dem US-Start-up TuSimple vertreten, das selbstfahrende Lastwagen entwickeln möchte. Auch der Chipkonzern Nvidia gehört dazu, da dessen Grafikkarten essenziell für Pläne zum autonomen Fahren sind. Wasserstoffbrennstoffzellen-Hersteller sind unter anderem durch das US-Unternehmen Plug Power vertreten.

Eher kritisch sehen können Anlegerinnen und Anleger Investments in mehrere Chemie- und Bergbaukonzerne. Johnson Matthey aus Großbritannien und Ganfeng Lithium aus China betreiben etwa den wenig umweltfreundlichen Lithiumabbau in Bergwerken und durch Verdunstung, was den Grundwasserspiegel in sehr trockenen Regionen Südamerikas bedroht.

Der chinesische Rohstoffkonzern Zhejiang Huayou Cobalt ist auf die Kobalt-Gewinnung in Afrika spezialisiert. In der Vergangenheit musste das Unternehmen zugeben, dass in Minen im Kongo Kinderarbeiter eingesetzt wurden. Mittlerweile ist Zhejiang Huayou Cobalt Teil einer Konzern-Allianz, die sich für eine bessere Lieferkettenüberwachung einsetzen will und der etwa der US-Autobauer Ford und das ebenfalls im ETF vertretene koreanische Chemieunternehmen LG Chem angehören.

Allerdings ist es schwierig, dem ETF hier pauschal mangelnde Nachhaltigkeit vorzuwerfen, die Aktien dieser Konzerne verdeutlichen vielmehr ein Dilemma: Kobalt und Lithium sind aktuell noch unverzichtbar für die Herstellung von Elektrofahrzeugbatterien. Mehr dazu lesen Sie in unserem Überblick Batterien für Elektroautos: Welche Aktien sind jetzt attraktiv?

Stören könnte Anlegerinnen und Anleger auch der große Anteil chinesischer Aktien im ETF. Mit 15 Prozent stellt das Land im Aktienkorb den zweitgrößten Firmenanteil nach den USA (43 Prozent). ECOreporter sieht Investments in der Parteidiktatur China kritisch. Lesen Sie dazu das ECOreporter-Dossier Können chinesische Aktien nachhaltige Geldanlagen sein?

Transparenz

Interessenten können alle Aktien des ETFs auf der Internetseite von Lyxor einsehen. Das Auswahlverfahren ist in den Unterlagen zum ETF knapp beschrieben. Weitere Angaben gibt es beim Indexanbieter MSCI. Zur Nachhaltigkeit der Unternehmen, deren Aktien der ETF hält, finden Anlegerinnen und Anleger in den öffentlich zugänglichen Dokumenten des ETFs keine Informationen.

Nachhaltige Wirkung

Lyxor veröffentlicht jährlich einen „Voting and Engagement Report“. Hierin nennt das Unternehmen seine allgemeinen Abstimmungsrichtlinien und Beispiele für Abstimmungsentscheidungen, die Firmen zu mehr Nachhaltigkeit bewegen sollen. Diese sind allerdings handverlesen und für Anlegerinnen und Anleger schwer zu finden. Lyxor führt nach eigener Aussage auch Dialoge mit Unternehmen, veröffentlicht hierzu aber keine Informationen.

Stärken:

  • Keine Investments in fossile Energie und Atomkraft
  • Technologisch breit aufgestellter Aktienkorb

Schwächen:

  • Investments in umstrittene Rohstoffförderung
  • Investments in viele chinesische Aktien

Fazit

Der ETF beschränkt sich nicht einfach auf Aktien der Hersteller von Elektroautos, sondern investiert in die gesamte Wertschöpfungskette vielversprechender und zukunftsträchtiger Mobilitätstechnologie. Es wird zwar auch in zweifelhafte Methoden der Rohstoffförderung angelegt. Doch ohne die ist aktuell keine Elektromobilität möglich. Letztlich müssen Anlegerinnen und Anleger in diesem Punkt selbst entscheiden, wo sie ihre Toleranzgrenze ziehen.

ECOreporter-Noten:

Finanzen: --

Nachhaltigkeit: 3,3

Details zum Benotungssystem von ECOreporter finden Sie hier.

Alle bisherigen ETF-Tests finden Sie hier.

Ausschlusskriterien

Ausschlusskriterien ohne Umsatzschwelle:

  • Geächtete Waffen
  • Nuklearwaffen
  • Herstellung zivile Waffen und Munition
  • Herstellung Tabakprodukte
  • Verstöße gegen den UN Global Compact

Ausschlusskriterien mit Umsatzschwelle:

  • Vertrieb zivile Waffen und Munition (5%)
  • Vertrieb von Tabakprodukten (5%)
  • Förderung von Steinkohle (5%)
  • Stromerzeugung aus Steinkohle (5%)
  • Förderung von Ölsand (5%)
  • Herstellung konventionelle Waffen (10%)

Daten und Fakten

Stichtag des Tests: 29.9.2022

Name des ETFs: Lyxor MSCI Future Mobility ESG Filtered (DR) UCITS ETF - Acc

ISIN: LU2023679090 / WKN: LYX0ZJ

Nachgebildeter Index: MSCI ACWI IMI Future Mobility ESG Filtered Net Total Return Index

Start des ETFs: 10.3.2020

Jährliche Gebühren: 0,45 % (Gesamtkosten)

Replikationsmethode: physisch (Indexnachbildung durch Kauf der Aktien)

Ertragsverwendung: thesaurierend

Fondsvolumen: 311,8 Millionen Euro (9/2022)

Internet: lyxoretf.de

Totalverlustrisiko: unwahrscheinlich, Teilverluste möglich

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