Der BNP Easy Low Carbon 100 Europe - ein grüner ETF? / Foto: Pixabay

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ETF-Test: BNP Easy Low Carbon 100 Europe ETF

Klimafreundliche Investments in etwa 100 europäische Unternehmen - dafür will der BNP Easy Low Carbon 100 Europe PAB ETF stehen. Wie frei von fossiler Energie ist sein Aktienpaket tatsächlich? Und kann der ETF finanziell überzeugen?

Anbieter des ETFs ist BNP Paribas Easy, die ETF-Tochter der französischen Großbank BNP Paribas. Wie nachhaltig ist sie selbst? Ein Beispiel: Erst ab 2030 will die Bank in der EU keine Kohleprojekte mehr finanzieren. Außerhalb Europas plant BNP Paribas, sogar noch bis 2040 Geld in Kohleprojekte zu stecken.

Finanzen/Risiko

Der ETF startete am 11. Februar 2016 und hat sich finanziell ordentlich entwickelt. Auf ein Jahr gesehen steht er mit einem Minus von 1 Prozent schlechter da als der weltweite Aktienindex MSCI World, der im selben Zeitraum 4,9 Prozent an Wert gewann. Auch auf fünf Jahre gesehen fällt der Wertzuwachs mit 37,3 Prozent schlechter aus als beim MSCI World, dessen Kurs um rund 76 Prozent stieg. Insgesamt ist der Wertzuwachs aber noch im akzeptablen Bereich.

Die Jahresgebühren sind mit 0,30 Prozent ETF-typisch günstig. Aufgrund starker Wertschwankungen empfiehlt ECOreporter eine Haltedauer von mindestens sieben, besser zehn Jahren.

Nachhaltigkeitskonzept

Der ETF investiert in die Aktien von 102 europäischen Unternehmen. Das Kürzel „PAB“ im Namen des ETFs steht für „Paris Alligned Benchmark“ und bedeutet, dass der ETF gemäß den Pariser Klimazielen investieren will. Zu diesen gehört insbesondere das Verhindern eines Anstiegs der globalen Erwärmung um mehr als 1,5 Grad Celsius im Vergleich zur vorindustriellen Zeit.

Die Aktienauswahl erfolgt mittels eines auf Kohlenstoffemissionen ausgerichteten Best-in-Class-Verfahrens. Dabei werden Unternehmen aus einem nicht-nachhaltigen Paket mit europäischen Aktien herangezogen. Im Vergleich zu diesen Titeln soll das Aktienpaket des ETFs 50 Prozent weniger CO2 ausstoßen. Zudem soll der Treibhausgasausstoß aller enthaltenen Unternehmen zusammen jedes Jahr um 7 Prozent sinken. PNB Paribas sieht damit die Klimaziele des Pariser Abkommens erfüllt.

Zudem sollen 15 Prozent der Aktienliste „ausschließlich aus grünen Unternehmen“ bestehen. Die Liste dieser nachhaltigen Firmen wird aus den 1.000 Unternehmen mit der höchsten Marktkapitalisierung in Europa zum Stichtag der jährlichen Überprüfung erstellt. Diese Unternehmen sollten mindestens 50 Prozent ihres Umsatzes mit kohlenstoffarmen Technologien (Erneuerbare Energien oder Energieeffizienz) erzielen. Hinzu kommen Ausschlusskriterien.

Der ETF bildet mit dieser Methode einen Index des internationalen Börsenbetreibers Euronext nach. Die Auswahl der Aktien stammt von Euronext und basiert auf Daten der Nachhaltigkeits-Ratingagentur V.E.

Ausschlusskriterien

Der ETF schließt Unternehmen vollständig aus, die Kohle, Öl oder Gas fördern, verarbeiten, transportieren sowie daraus Strom erzeugen oder entsprechende Vorkommen erschließen. Ebenfalls tabu sind Unternehmen, die Tabakprodukte produzieren oder gegen den UN Global Compact (unter anderem Menschen- und Arbeitsrechte) verstoßen.

Umsatzschwellen gelten etwa für Nuklearenergie, Waffen und Rüstung. Keine Beschränkungen gibt es beispielsweise für Alkohol oder Glücksspiel. Eine Liste aller Ausschlusskriterien finden Sie im Premium-Bereich.

Wie nachhaltig ist dieser ETF?

Der folgende Premium-Inhalt ist aufgrund des Artikelalters nun frei verfügbar.

Der ETF investiert etwa in den Schweizer Luxusgüterkonzern Compagnie Financière Richemont, der Jagdwaffen fertigt. Ebenfalls im ETF vertreten sind die Alkoholhersteller Diageo aus Großbritannien und Carlsberg aus Dänemark.

Der ETF steckt kein Geld in Unternehmen, die direkte Geschäfte mit fossilen Energien wie Kohle, Öl oder Gas sowie Atomkraft machen. Allerdings finden sich im Aktienpaket Finanzkonzerne wie die französische Großbank Société Générale oder die Schweizer Versicherungsgruppe Zurich Insurance Group, die auch als Vermögensverwalter tätig ist. Diese investieren durchaus in fossile Energien und Rüstung.

Insgesamt investiert der ETF sehr konventionell. Kerngrüne Unternehmen im Aktienkorb sind etwa der Hamburger Ökostromerzeuger Encavis oder die Windturbinenbauer Nordex, Siemens Gamesa und Vestas. Einige weitere Unternehmen haben nach Einschätzung von ECOreporter eine gute Nachhaltigkeitsbilanz – etwa der dänische Pharmakonzern Novo Nordisk, die Deutsche Post DHL Group aus Bonn und der Schweizer Sanitärspezialist Geberit.

Andere Beteiligungen können kritisch gesehen werden, etwa der umstrittene Schweizer Lebensmittelkonzern Nestlé, der französische Luxusgüterkonzern LVMH Moet Hennessy Louis Vuitton oder die europäische Fluggesellschaften-Holding International Airlines Group, zu der etwa British Airways aus Großbritannien und Iberia aus Spanien gehören.

Transparenz

Der Anbieter veröffentlicht das vollständige Portfolio des ETFs auf seiner Website. Das Aktienauswahlprinzip und die Ausschlusskriterien stellt BNP Paribas online knapp dar. Der Indexanbieter Euronext liefert weitere Informationen zum Auswahlprinzip des abgebildeten Index. Zur Nachhaltigkeit der Aktien im ETF finden Anlegerinnen und Anleger keine Informationen.

Nachhaltige Wirkung

BNP Paribas lässt sich bei Hauptversammlungen durch einen professionellen Stimmrechtsvertreter repräsentieren, auch bei ESG-Themen. In einem jährlichen "Stewardship Report" nennt der ETF-Anbieter allgemeine Richtlinien für das Abstimmverhalten und wie oft zu welchen Themen in einer Region wie abgestimmt wurde, allerdings ohne Details zu nennen. BNP Paribas führt nach eigener Aussage auch Dialoge mit Unternehmen, veröffentlicht hierzu aber keine Informationen.

Stärken:

  • Strenge Auswahlkriterien bei fossiler Energie
  • Keine Investments in fossile Energie und Atomkraft

Schwächen:

  • Investments in Alkohol und Glücksspiel
  • Investments in Fluglinien
  • Investments in Finanziers fossiler Energie und Rüstung


Fazit

Ein konsequent fossilfreier ETF, der leider in anderen kritischen Geschäftsbereichen weniger streng ist. Wie Anlegerinnen und Anleger mit Investments in Alkohol und Fluglinien umgehen, müssen sie letztlich selbst entscheiden. Die finanzielle Entwicklung fällt ordentlich aus.

ECOreporter-Noten:

Finanzen: 2,8

Nachhaltigkeit: 3,3

Details zum Benotungssystem von ECOreporter finden Sie hier.

Alle bisherigen ETF-Tests finden Sie hier.

Ausschlusskriterien

Ausschlusskriterien ohne Umsatzschwelle:

  • Schwere Verstöße gegen den UN Global Compact
  • Geächtete Waffen & Nuklearwaffen
  • Tabakproduzenten
  • Förderung / Verarbeitung / Transport von Kohle, Öl und Gas
  • Stromerzeugung aus Kohle, Öl und Gas

Ausschlusskriterien mit Umsatzschwelle:

  • Konventionelle Waffenherstellung und Rüstung (5%)
  • Verkauf von Waffen und Munition (5%)
  • Stromerzeugung aus Atomkraft (5%)
  • Handel mit Tabakwaren (5%)

Daten und Fakten

Stichtag des Tests: 30.7.2022

Name des ETFs: BNP Paribas Easy Low Carbon 100 Europe PAB - EUR

ISIN: LU1377382368 / WKN: A2DPX9

Nachgebildeter Index: Low Carbon 100 Europe PAB (NTR)

Start des ETFs: 11.2.2016

Jährliche Gebühren: 0,30% (Gesamtkosten)

Replikationsmethode: physisch (Indexnachbildung durch Kauf der Aktien)

Ertragsverwendung: ausschüttend

Fondsvolumen: 739 Millionen Euro (8/2022)

Internet: www.easy.bnpparibas.de

Totalverlustrisiko: unwahrscheinlich, Teilverluste möglich

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