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Nachhaltige Aktien, Fonds / ETF, ETF-Test
ETF-Test: Vanguard ESG Global All Cap ETF
Mehr als 5.800 Aktien von kleinen, mittleren und großen Unternehmen aus aller Welt: Der Vanguard ESG Global All Cap ist einer der größten ETFs am Markt. Doch wie grün kann ein derart umfangreiches Aktienpaket sein? Die ECOreporter-Analyse zeigt teils überraschende Ergebnisse.
Anbieter des ETFs ist die US-Investmentgesellschaft Vanguard. Mit rund 7 Billionen Dollar verwaltetem Vermögen gehört Vanguard zu den größten Fondsmanagern der Welt. Der Konzern legt das Geld der Kundinnen und Kunden in seiner Investmentsparte auch in fossile Energie, Atomkraft und Rüstung an.
Im Dezember vergangenen Jahres verließ Vangurad die Net Zero Asset Managers Initiative, ein Bündnis aus 300 Vermögensverwaltern weltweit, das sich dafür einsetzt, bis 2050 die Klimagasemissionen auf null zu reduzieren. Vanguards Motive dürften politischer Natur sein: In den USA haben von den Republikanern regierte Bundesstaaten 2022 Milliardensummen von Vermögensverwaltern abgezogen, wenn diese Nachhaltigkeitsziele formuliert hatten. Im politischen Rechtsaußen-Lager gilt so etwas als Verbreitung "grüner Ideologie".
Finanzen/Risiko
Der ETF startete im März 2021. Da er noch keine drei Jahre am Markt ist, erhält er von ECOreporter keine Finanznote.
Hier finden Sie den aktuellen Kurs des ETFs bei ECOreporter und Details zur Wertentwicklung
Die Jahresgebühren sind mit 0,24 Prozent auf dem Niveau vergleichbarer ETFs. Die Wertschwankungen dürften aufgrund der Größe des ETFs mit mehr als 5.800 Aktien überschaubar bleiben. ECOreporter empfiehlt eine Haltedauer von mindestens fünf, besser sieben Jahren.
Nachhaltigkeitskonzept
Der ETF investiert in 5.843 Aktien sowohl von kleinen und mittleren Unternehmen als auch von großen Konzernen aus Industrie- und Schwellenländern weltweit. Das Nachhaltigkeitskonzept besteht darin, dass der ETF Ausschlusskriterien für Geschäftsbereiche formuliert, die vom Anbieter als kritisch eingestuft werden.
Mit seinem Verfahren bildet der ETF einen Index des britischen Indexanbieters FTSE Russell ab, einer Tochter der Londoner Börse (London Stock Exchange Group). Für die Auswahl und Bewertung der Aktien ist FTSE Russell verantwortlich.
Ausschlusskriterien
Der ETF investiert nicht in Unternehmen, die in Geschäfte mit geächteten und konventionellen Waffen involviert sind. Ebenso ausgeschlossen sind etwa Atomkraft und die Stromerzeugung aus Öl, Kohle oder Gas sowie die Herstellung von Tabakwaren.
Für kritische Geschäftsbereiche wie Pornografie, Glücksspiel und Alkohol gelten Umsatzschwellen. Außerdem gilt ein Unternehmen auch dann als involviert in einen Geschäftsbereich, wenn es mindestens 50 Prozent der Anteile an einem anderen Unternehmen hält, das in einem von Ausschlusskriterien betroffenen Geschäftsbereich aktiv ist.
Keine Begrenzungen gibt es etwa für die Förderung von Öl, Gas und Kohle, Pipelinebau- und betrieb oder Ölraffination. Explizit nicht betroffen von den Ausschlusskriterien sind Finanzkonzerne, auch wenn sie in Rüstung, Waffen und fossile Brennstoffe investieren und entsprechende Unternehmensanteile halten.
Eine vollständige Liste der Ausschlusskriterien finden Sie im Premium-Bereich.
Wie nachhaltig ist dieser ETF?
Der folgende Premium-Inhalt ist aufgrund des Artikelalters nun frei verfügbar.
Der ETF ist mit mehr als 5.800 Positionen deutlich der größte ETF, den ECOreporter bislang getestet hat. In erster Linie legt er sehr konventionell an. Vertreten sind etwa US-Technologieriesen wie Microsoft, Apple und die Google-Mutter Alphabet, die Limonadenhersteller Coca-Cola und PepsiCo oder Finanzkonzerne wie BlackRock, JP Morgan Chase, Visa und Mastercard.
Als kontroverse Positionen stechen unter diesen konventionellen Beteiligungen des ETFs etwa der US-Kreuzfahrtveranstalter Walt Disney, der umstrittene Schweizer Lebensmittelkonzern Nestlé oder der chinesische Polysiliziumhersteller Daqo hervor. Letzterem wird der Einsatz von Zwangsarbeitern vorgeworfen. Das Unternehmen bestreitet die Vorwürfe, mehr dazu lesen Sie hier. Auch in Flughafenbetreiber wie Shanghai International Airport oder Shenzen Airport investiert der ETF.
Die fossilen Beteiligungen des ETFs bestehen aus zahlreichen Gas- und Ölversorgern wie Vopak aus den Niederlanden, China Gas Holdings, Gujarat Gas aus Indien und Italgas. Auch Betreiber von Kohle-Terminals wie das kanadische Unternehmen Westshore Terminals sind vertreten.
Im Aktienpaket des ETFs finden sich auch zahlreiche sehr nachhaltige Unternehmen, beispielsweise die Grünstromerzeuger Encavis und Neoen oder die Windturbinenbauer Nordex und Vestas. Hinzu kommen Großkonzerne mit guter Nachhaltigkeitsbilanz, so sind etwa alle ECOreporter-Favoriten-Aktien der Kategorie Nachhaltige Dividendenkönige vertreten.
Auch in die meisten Unternehmen, die ECOreporter als Favoriten der Kategorie Nachhaltige Mittelklasse führt, investiert der ETF. Nicht vertreten sind hier nur der Verpackungshersteller Mayr-Melnhof und der Ökostromerzeuger Verbund – Letzterer vermutlich, weil das Unternehmen 2022 sein bereits stillgelegtes letztes Kohlekraftwerk aus politischen Gründen wieder in Betrieb nehmen musste. Aus der ECOreporter-Favoriten-Kategorie Grüne Spezialwerte ist lediglich der Reinigungsmaschinenhersteller Nilfisk in der Aktienliste.
Transparenz
Vanguard veröffentlicht das vollständige Portfolio des ETFs auf seiner Webseite. Dort sind auch das Aktienauswahlprinzip und die Ausschlusskriterien ausführlich dargestellt. Weitere Informationen gibt es auf der Webseite des Index-Anbieters FTSE Russell. Zur Nachhaltigkeit der Unternehmen, deren Aktien der ETF hält, finden Anlegerinnen und Anleger in den öffentlich zugänglichen Dokumenten des ETFs keine Informationen.
Nachhaltige Wirkung
In einem jährlich erscheinenden "Stewardship Report" (deutsch etwa "Bericht über wahrgenommene Verantwortung") äußert sich Vanguard zu seinem Abstimmungsverhalten bei ESG-Themen. Dabei bietet der Konzern eine Übersicht, an welchen Hauptversammlungen er teilgenommen hat, und nennt Beispiele für Abstimmungen zu bestimmten Themen. Über weiterführende Dialoge mit Unternehmen finden Anlegerinnen und Anleger keine Informationen.
Stärken:
- Ausschluss von Stromerzeugung aus Öl und Kohle
- Ausschluss von Atomkraft
- Ausschluss von Waffenherstellern
- Mit 5.843 Aktien sehr breit aufgestellter ETF
Schwächen:
- Kein über Ausschlüsse hinausgehendes Nachhaltigkeitskonzept
- Investments in Öl- und Gasversorger
- Viele Unternehmen aus China
Fazit
Ein kerngrünes Investment ist dieser ETF nicht. Aber: Dank des konsequenten Ausschlusses insbesondere von fossiler Stromerzeugung und Waffenproduktion kann er eine Option sein für Anlegerinnen und Anleger, die bereit sind, bei der Nachhaltigkeit Kompromisse einzugehen. Hier ist der ETF gerade wegen seiner breiten Streuung interessant.
ECOreporter-Noten:
Finanzen: --
Nachhaltigkeit: 4,0
Details zum Benotungssystem von ECOreporter finden Sie hier.
Alle bisherigen ETF-Tests finden Sie hier.
Ausschlusskriterien
Ausschlusskriterien ohne Umsatzschwelle:
- Geächtete Waffen
- Herstellung konventioneller Waffen
- Vertrieb und Service konventionelle Waffen
- Erzeugung von Kohlestrom
- Erzeugung von Öl- und Gasstrom
- Erzeugung von Atomstrom
- Verstöße gegen den UN Global Compact
Ausschlusskriterien mit Umsatzschwelle:
- Vertrieb und Service militärische Waffen (5%)
- Produktion Pornografie (5%)
- Vertrieb und Dienstleistungen Pornografie (10%)
- Produktion Alkohol (5%)
- Vertrieb und Dienstleistungen Alkohol (10%)
- Glücksspielanbieter (5%)
- Vertrieb und Dienstleistungen Glücksspiel (10%)
Daten und Fakten
Stichtag des Tests: 4.4.2023
Name des ETFs: Vanguard ESG Global All Cap UCITS ETF
ISIN IE00BNG8L278 / WKN: A2QL8U
Nachgebildeter Index: FTSE Global All Cap Choice Index
Start des ETFs: 25.3.2021
Jährliche Gebühren: 0,24 % (Gesamtkosten)
Replikationsmethode: physisch (Indexnachbildung durch Kauf der Aktien)
Ertragsverwendung: thesaurierend
Fondsvolumen: 416 Millionen US-Dollar (3/2023)
Internet: www.de.vanguard/
Totalverlustrisiko: unwahrscheinlich, Teilverluste möglich