Tesla und andere Fahrzeughersteller machen den Löwenanteil in diesem ETF aus. / Foto: Tesla

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ETF-Test: iShares Electric Vehicles and Driving Technology UCITS ETF

Ein ETF, der sich ganz auf Elektromobilität und Fahrtechnologien der Zukunft konzentriert: Das soll der iShares Electric Vehicles and Driving Technology ETF seinem Namen nach sein. Im ECOreporter-Test zeigt sich aber, dass hier wieder einmal der Blick ins Kleingedruckte lohnt.

Anbieter des ETFs ist iShares, eine Tochter des weltgrößten Vermögensverwalters BlackRock aus den USA. Dieser bemüht sich um ein nachhaltiges Image. Aber immer noch steckt ein bedeutender Anteil des von BlackRock verwalteten Geldes in Öl-, Gas- und Kohleinvestments.

Finanzen / Risiko

Der Electric Vehicles and Driving Technology ETF startete im Februar 2019 und hat sich stark entwickelt. Auf ein Jahr gesehen ist er 4,4 Prozent im Plus, der weltweite Aktienindex MSCI World hat in der gleichen Zeit 5 Prozent an Wert verloren. Auf Sicht von drei Jahren konnte der ETF 83,6 Prozent zulegen, der MSCI World gewann lediglich 46,9 Prozent.

Die Jahresgebühren sind mit 0,40 Prozent etwas teurer als bei vergleichbaren ETFs, insgesamt aber immer noch günstig. Dafür schwankt der Kurs stark. ECOreporter empfiehlt daher eine Haltedauer von mindestens sieben, besser zehn Jahren.

Nachhaltigkeitskonzept

Der ETF investiert weltweit in Aktien von 104 Unternehmen, die sich laut iShares auf Elektrofahrzeuge und Fahrtechnologien konzentrieren. Dazu gehören Unternehmen, die an der Fertigung von Elektrofahrzeugen und autonomen Fahrzeugen beteiligt sind, Lieferanten von Batterien für E-Autos, andere Zulieferer für Hersteller von Elektrofahrzeugen und autonomen Fahrzeugen sowie Unternehmen, die Ladestationen für Elektroautos und Batterieladegeräte anbieten.

Ein Blick auf die genauen Bedingungen zeigt allerdings, dass der Anspruch der „Beteiligung an der Herstellung von Elektrofahrzeugen“ weit gefasst ist: Zwar müssen Unternehmen für eine Aufnahme in den ETF mehr als 50 Prozent ihrer Umsätze mit dem Fahrzeugbau oder der Zulieferung von Automobiltechnologie erzielen. Das schließt aber auch die „ganz normale“ Fahrzeugherstellung, also auch die von Verbrennern mit ein. Der ETF betrachtet alle Fahrzeugbauer als „potenzielle Hersteller von Elektrofahrzeugen“.

Zu beachten ist außerdem: Der Begriff "Fahrzeuge" schließt neben Autos explizit auch Lastkraftwagen mit ein, bei denen der Weg weg vom Verbrenner länger dauern wird und wo anders als beim Auto auch noch nicht entschieden ist, ob dem Elektroantrieb wirklich die Zukunft gehört. Im Schwerlastverkehr sind beispielsweise weiterhin auch Wasserstofffahrzeuge denkbar, Elektro-Trucks in Serie gibt es noch nicht.

Der ETF baut auf einem Index des Schweizer Indexanbieters Stoxx auf, einer Tochter der Deutschen Börse aus Frankfurt. Die Bewertung der Unternehmen stammt von der Nachhaltigkeits-Ratingagentur ISS ESG.

Ausschlusskriterien

Der ETF schließt etwa Geschäfte mit geächteten Waffen, Atomwaffen und die Herstellung konventioneller Waffen, auch für Polizei und Militär, aus. Tabu sind außerdem die Förderung und der Transport von Öl, Kohle und Gas, Kohlestromerzeugung sowie die Herstellung von Tabakprodukten.

Umsatzschwellen gelten beispielsweise für Rüstungsgeschäfte, Atomkraft und die Erzeugung von Strom aus Öl und Gas. Eine Liste der vollständigen Ausschlusskriterien finden Sie im Premium-Bereich.

Wie nachhaltig ist dieser ETF?

Der folgende Premium-Inhalt ist aufgrund des Artikelalters nun frei verfügbar.

Der ETF investiert in zahlreiche Elektrofahrzeughersteller. Neben einigen ganz auf Elektromobilität spezialisierten und überwiegend jungen Unternehmen wie etwa Fisker, Rivian und Lucid aus den USA sind dies größtenteils konventionelle große Autobauer, etwa Volkswagen, BMW, Toyota, General Motors oder der europäische Stellantis-Konzern. Auch der Elektrofahrzeugpionier Tesla ist vertreten sowie BYD aus China, Plug-in-Hybride eingeschlossen mittlerweile der größte Elektrofahrzeughersteller der Welt.

Ansonsten im Aktienpaket vertreten sind etwa Batteriehersteller wie Samsung SDI aus Südkorea, Halbleiterentwickler wie Infineon aus Neubiberg bei München und konventionelle Autozulieferer wie Continental aus Hannover.

Elektroauto-Akkus stehen immer wieder wegen ihrer schlechten Nachhaltigkeitsbilanz in der Kritik. Nicht ohne Grund: In den derzeit gängigen Lithium-Ionen-Batterien ist beispielsweise Kobalt enthalten, das überwiegend unter fragwürdigen Bedingungen in der Demokratischen Republik Kongo gewonnen wird. Hinzu kommt die energieintensive Herstellung der Akkus. Allerdings gibt es hier viel Forschung und Optimierungspotenzial: Mittelfristig dürften Batterien entwickelt werden, die ohne seltene oder teure Rohstoffe wie Kobalt, Kupfer, Nickel und sogar Lithium auskommen. Verbrennerfahrzeuge ohne klimaschädlichen CO2-Ausstoß wird es hingegen absehbar nicht geben.

Transparenz

iShares veröffentlicht das vollständige Portfolio des ETFs auf seiner Website. Das Aktienauswahlprinzip und die Ausschlusskriterien sind in den Unterlagen zum ETF knapp erläutert. Der Indexanbieter Stoxx liefert weitere Informationen zum Auswahlprinzip des abgebildeten Index. Zur Nachhaltigkeit der Unternehmen, deren Aktien der ETF hält, finden Anlegerinnen und Anleger keine Informationen.

Nachhaltige Wirkung

BlackRock als Mutter des Anbieters iShares übt nach eigenen Angaben Stimmrechte aus und tritt in Dialog mit Unternehmen, auch zu Nachhaltigkeitsthemen. In einem jährlichen „Stewardship-Report“ des Finanzkonzerns finden Anlegerinnen und Anleger allgemeine Informationen zur Stimmrechtspolitik von BlackRock, etwa, an wie vielen Hauptversammlungen der Konzern teilgenommen hat. Hierzu gehört auch eine Angabe darüber, wie viele Anträge zu Nachhaltigkeitsthemen BlackRock im vergangenen Jahr nach eigener Aussage unterstützt hat – allerdings erhalten Anlegerinnen und Anleger keine Informationen zum Inhalt dieser Anträge oder zu den betroffenen Konzernen. Über Dialoge mit Unternehmen finden Anlegerinnen und Anleger keine Informationen.

Stärken:

  • Ausschluss von Kohle-, Öl- und Gasförderung
  • Ausschluss von Kohlestrom
  • Ausschluss von Waffenherstellern

Schwächen:

  • Schwaches Auswahlverfahren
  • Viel konventioneller Autobau im ETF

    Fazit

    Trotz seines Namens ist dieser ETF genau genommen nicht auf Elektromobilität spezialisiert. Stattdessen investiert er überwiegend in den konventionellen Automobilsektor und wendet dabei strenge Ausschlusskriterien auf fossile Energie und Waffen an. Anlegerinnen und Anleger müssen letztlich selbst entscheiden, ob ihnen das für ein hellgrünes Investment ausreicht. Der Elektroantrieb wird sich zumindest bei Pkws absehbar durchsetzen. Mittelfristig ist ein Investment in die meisten Autobauer aber auch noch ein Investment in Verbrennerfahrzeuge.

    Die ECOreporter-Noten:

    Finanzen: 1,7

    Nachhaltigkeit: 3,7

    Details zum Benotungssystem von ECOreporter finden Sie hier.

    Alle bisherigen ETF-Tests finden Sie hier.

    Ausschlusskriterien

    Ausschlusskriterien ohne Umsatzschwelle:

    • Geächtete Waffen
    • Nuklearwaffen
    • Herstellung von Schusswaffen und Munition
    • Förderung Öl, Gas und Kohle
    • Transport von Öl und Gas
    • Raffination von Öl und Gas
    • Stromerzeugung aus Kohle
    • Herstellung von Tabakprodukten
    • Vertrieb und Verkauf von Tabakprodukten
    • Verstöße gegen den UN Global Compact

    Ausschlusskriterien mit Umsatzschwelle:

    • Vertrieb von Schusswaffen (5%)
    • Militärverträge (10%)
    • Technologie und Dienstleistungen für Öl- und Gasförderung (25%)
    • Stromerzeugung aus Öl und Gas (25%)
    • Erzeugung Nuklearenergie (25 %)
    • Produkte und Dienstleistungen für die Nuklearindustrie (25%)
    • Vertrieb von Nuklearenergie (25%)

    Schwellen für Unternehmensbeteiligungen:

    • Beteiligung an Unternehmen, die Öl, Gas und Kohle fördern (10%)
    • Beteiligung an Unternehmen, die Kohlestrom erzeugen (10%)
    • Beteiligung an Unternehmen, die Tabakprodukte herstellen oder vertreiben (10%)

    Daten und Fakten

    Stichtag des Tests: 14.4.2023

    Name des ETFs: iShares Electric Vehicles and Driving Technology UCITS ETF

    ISIN: IE00BGL86Z12 / WKN: A2N9FP

    Nachgebildeter Index: STOXX Global Electric Vehicles & Driving Technology NET Index (USD)

    Start des ETFs: 20.2.2019

    Jährliche Gebühren: 0,40 % (Gesamtkosten)

    Replikationsmethode: physisch (Indexnachbildung durch Kauf der Aktien)

    Ertragsverwendung: thesaurierend

    Fondsvolumen: 720 Millionen US-Dollar (3/2022)

    Internet: www.ishares.com/de

    Totalverlustrisiko: sehr gering, Teilverluste möglich

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