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ETF-Test: Rize Cybersecurity and Data Privacy ETF
Dieser Themen-ETF investiert in Aktiengesellschaften, die sich auf Computersicherheit und Datenschutz spezialisiert haben – ist er auch für nachhaltige Anlegerinnen und Anleger eine sichere Sache? ECOreporter hat den Rize Cybersecurity and Data Privacy getestet.
Anbieter des ETFs ist der britische Finanzdienstleister Rize ETF. Das Unternehmen wurde 2019 gegründet. Rize besitzt eine übergeordnete Nachhaltigkeits-Agenda, die für alle ETFs im Angebot gilt und Investments etwa in fossile Energie und Rüstung einschränkt oder teilweise ganz verbietet.
ECOreporter hatte den ETF im Januar 2022 das erste Mal getestet und auch kontroverse Unternehmen im Aktienpaket gefunden. Seitdem hat sich der ETF von einigen Aktien getrennt. Wie fällt die Bewertung heute aus?
Finanzen / Risiko
Der ETF wurde im Februar 2020 aufgelegt, seine Wertentwicklung ist unterdurchschnittlich. Auf ein Jahr gesehen hat er mit einem Minus von 7,6 Prozent stärker verloren als der weltweite Vergleichsindex MSCI World, der im selben Zeitraum 1,0 Prozent einbüßte. Auf drei Jahre bleibt der ETF mit einem Plus von 12,9 Prozent ebenfalls hinter dem MSCI World zurück, der 23,8 Prozent zulegte.
Die Jahresgebühren sind mit 0,45 Prozent insgesamt zwar immer noch günstig, allerdings teurer als bei vergleichbaren ETFs. Hinzu kommen starke Wertschwankungen. Diese dürften vor allem an der geringen Streuung des ETFs liegen: Das Aktienpaket enthält gerade einmal 31 Positionen. Schon die 54 Aktien beim ersten Test des ETFs hatte ECOreporter als wenig kritisiert. Die Redaktion empfiehlt eine Haltedauer von mindestens zehn Jahren.
Nachhaltigkeitskonzept
Der Rize Cybersecurity and Data Privacy ist ein Themen-ETF. Er investiert in Unternehmen, die Schutz vor globalen Cyber-Bedrohungen anbieten. Dazu gehören etwa Anti-Viren-Programme oder auch Schulungen, die für Gefahren im Netz sensibilisieren. Um für den ETF in Frage zu kommen, müssen Unternehmen den Verbraucherschutzlinien der EU genügen und dürfen Daten nur für Zwecke verwenden, denen Nutzerinnen und Nutzer ausdrücklich zugestimmt haben.
Um für den ETF ausgewählt zu werden, müssen Unternehmen mindestens 20 bis 50 Prozent ihres Umsatzes mit Geschäften aus den Bereichen Cybersicherheit und/oder Datensicherheit erzielen. In der Praxis machen einige Unternehmen im ETF bis zu 100 Prozent Umsatz mit Angeboten zur digitalen Sicherheit. Der ETF bildet einen Index nach, den der britische Finanzdienstleister Foxberry‘s im Auftrag von Rize erstellt.
Darüber hinaus gelten eine Reihe von ESG-basierten Ausschlusskriterien. ESG steht für die Nachhaltigkeitskriterien Ökologie (E wie Environment), Soziales (S wie Social) und gute Unternehmensführung (G wie Governance) – allerdings gibt es keine verbindliche Regelung, was gute ESG-Kriterien ausmacht.
Ausschlusskriterien
Der ETF schließt Unternehmen vollständig aus, die Strom aus Kohle oder Atomkraft erzeugen, Kohle, Öl oder Gas fördern oder Tabakprodukte herstellen. Zudem sind Firmen mit Verbindung zu geächteten Waffen (etwa Streumunition oder ABC-Waffen) tabu. Ebenso Unternehmen, die gegen den UN Global Compact oder Richtlinien der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) verstoßen.
Außen vor bleiben Firmen auch, wenn mindestens 10 Prozent ihrer Umsätze aus Geschäftsbeziehungen zu Erzeugern von Kohle- und Atomstrom oder zu Unternehmen stammen, die Kohle, Öl oder Gas fördern. Die gleiche Umsatzschwelle gilt für Militärverträge sowie Geschäfte mit Glücksspiel, Pornografie, Alkoholproduktion und -verkauf sowie Tabakhandel. Eine vollständige Liste der Ausschlusskriterien finden Sie unten im Premium-Bereich.
ECOreporter hat schon Themen-ETFs getestet, etwa für Wasser- oder Holzinvestments, die gar keine Ausschlusskriterien haben. Solange Unternehmen einen bestimmten Anteil ihrer Umsätze mit dem vorgegebenen Thema erzielten, waren sie für das Aktienpaket des ETFs zugelassen. Machten diese Firmen außerdem Geschäfte etwa mit Waffen oder Atomkraft, investierten Anlegerinnen und Anleger auch in diese kritischen Bereiche. Von daher ist es begrüßenswert, dass Rize Ausschlusskriterien formuliert, die solchen fragwürdigen "Beifang" verhindern sollen.
Negativ fällt allerdings auf, dass es keine speziell an das Thema des ETFs angepassten Kriterien gibt. Ähnlich wie bereits im ECOreporter-Test des Rize Education Tech and Digital Learning kritisiert, gelten nur die Standard-Ausschlüsse, die Rize für alle ETFs formuliert. Dabei ist es eher unwahrscheinlich, dass Firmen aus dem IT-Sektor an Alkoholherstellung oder Kohleförderung beteiligt sind. Wichtiger wären Kriterien zu Fragen wie: Wie konsequent setzt sich das Unternehmen für Geschlechtergerechtigkeit ein? Ist es ideologiefrei ausgerichtet? Bekennt es sich zu Demokratie und Menschenrechten?
Wie nachhaltig ist dieser ETF?
Der folgende Premium-Inhalt ist aufgrund des Artikelalters nun frei verfügbar.
Der ETF hält Aktien der IT-Konzerne Cloudfare aus den USA, Blackberry aus Kanada und Micro Focus aus Großbritannien. Alle drei liefern Software, insbesondere zur Datenverschlüsselung und für sichere Kommunikation, an das Militär. Blackberry vertreibt außerdem Steuerungssoftware an die Nuklearindustrie. Die Umsätze aus beiden Geschäftsbereichen liegen bei allen Unternehmen unter der kritischen Schwelle von 10 Prozent, sie verstoßen damit nicht gegen die Richtlinien des ETFs.
Der Cloudfare-Konzern, der Webseiten etwa gegen Hackerangriffe schützt, unterhält auch Geschäftsbeziehungen mit dem Militär von Myanmar, das 2021 putschte und dem Beobachter Menschenrechtsverletzungen vorwerfen. Cloudfare erklärt dazu, sich an geltendes Recht zu halten und Geschäftsbeziehungen sorgfältigen Prüfungen zu unterziehen.
ECOreporter hat darüber hinaus die Unternehmen im ETF auf Kontroversen im Zusammenhang mit Datenschutz und der möglichen Verletzung der Privatsphäre geprüft.
Das Software-Unternehmen Blackberry ist vor allem als ehemaliger Smartphone-Hersteller bekannt. / Foto: Unternehmen
Die britische Wettbewerbsbehörde Competition Markets Authority (CMA) verklagte im März 2021 den Sicherheitssoftware-Anbieter NortonLifeLock wegen seiner automatischen Vertragsverlängerungen. Die CMA bezweifelt, dass das US-Unternehmen klar darüber informiert, dass sich ein Vertrag automatisch verlängert. Außerdem geht die Behörde davon aus, dass Kundinnen und Kunden keine angemessenen Möglichkeiten zur Kündigung gegeben werden. Norton weist die Vorwürfe zurück und erklärt, sich an geltendes Verbraucherrecht zu halten.
Der ETF hat sich aber auch von zwei kritischen Beteiligungen getrennt: Die US-Unternehmen IBM und Avast waren beim ersten ECOreporter-Test noch im Aktienpaket vertreten, beide fielen in der Vergangenheit durch Datenschutzkontroversen auf.
Auffällig, aber nicht überraschend ist das Übergewicht von US-Aktien im ETF: Papiere von Unternehmen aus den Vereinigten Staaten machen fast 78 Prozent des Fondsvolumens aus. Auf Platz zwei folgt Israel mit etwa 9 Prozent.
Transparenz
Rize veröffentlicht das vollständige Portfolio des ETFs auf seiner Website, ebenso ausführliche Informationen zur Zusammenstellung des Index und eine Übersicht zu sämtlichen Ausschlusskriterien inklusive Umsatzschwellen. Der Anbieter informiert auch darüber, wenn etwa Kriterien verschärft werden. Veröffentlicht wird ebenso, wenn und warum Unternehmen von einer Investition ausgeschlossen werden. Investoren können auf Anfrage eine Übersicht zu den individuellen Nachhaltigkeitsprofilen aller Firmen im ETF erhalten. Wünschenswert wäre hier, dass die Informationen von vornherein auf der Website zum Download zur Verfügung gestellt würden.
Nachhaltige Wirkung
Rize lässt sich auf Hauptversammlungen von Aktiengesellschaften durch den US-amerikanischen Stimmrechtsdienstleister International Shareholder Services (ISS) vertreten. Anlegerinnen und Anleger erhalten von Rize auf Wunsch einen sogenannten Stewardship Report, in dem das Abstimmungsverhalten, auch zu Nachhaltigkeitsthemen, dokumentiert ist.
Dialoge mit Unternehmen führt Rize nicht. Der Anbieter bittet Firmen aber regelmäßig um Auskünfte nach dem Vorbild des Carbon Disclosure Project (CDP). Dabei werden auf Basis standardisierter Fragebögen Daten zu CO2-Emissionen, Klimarisiken sowie Reduktionszielen und -strategien erhoben.
Stärken:
- Keine Investments in fossile Energie oder Waffen
- Sehr transparente Homepage
Schwächen:
- Derzeit nur 31 Unternehmen im ETF
- Keine auf das ETF-Thema ausgerichteten Nachhaltigkeitskriterien
- Vereinzelt Geschäfte mit Militär und Nuklearindustrie
- Vereinzelte Datenschutz-Kontroversen
Fazit
Ein hochriskanter ETF mit sehr spezieller Ausrichtung. Zwar investiert er nicht in fossile Energie und Waffen – dass hierfür Ausschlusskriterien gelten, ist erfreulich. Allerdings gibt es keine Nachhaltigkeits-Anforderungen, die speziell auf das Thema des ETFs zugeschnitten sind. Zudem kann dieser finanziell nicht überzeugen.
ECOreporter-Noten:
Finanzen: 3,5
Nachhaltigkeit: 3,0
Details zum Benotungssystem von ECOreporter finden Sie hier.
Alle bisherigen ETF-Tests finden Sie hier.
Ausschlusskriterien
Ausschlusskriterien ohne Umsatzschwelle:
- Geächtete Waffen
- Nuklearwaffen
- Förderung von Kohle, Öl, Gas
- Stromerzeugung aus Kohle, Öl, Gas
- Stromerzeugung mit Atomkraft
- Herstellung von Tabakprodukten
- Verstöße gegen den UN Global Compact
- Verstöße gegen OECD-Richtlinien
- Beteiligung an bewaffneten Konflikten
Ausschlusskriterien mit Umsatzschwelle:
- Militärverträge (10%)
- Indirekte Beteiligung an Förderung von Kohle, Öl, Gas (10%)
- Indirekte Beteiligung an Stromerzeugung aus Kohle, Öl, Gas (10%)
- Indirekte Beteiligung an Stromerzeugung mit Atomkraft (10%)
- Indirekte Beteiligung an Tabakgeschäften (10%)
- Pornografie (10%)
- Glücksspiel (10%)
- Alkohol (10%)
Daten und Fakten
Stichtag des Tests: 7.2.2023
Name des ETFs: Rize Cybersecurity and Data Privacy UCITS ETF - USD ACC
ISIN:
Nachgebildeter Index: Foxberry Tematica Cybersecurity and Data Privacy Index
Start des ETFs: 12.2.2020
Jährliche Gebühren: 0,45 % (Gesamtkosten)
Replikationsmethode: physisch (Indexnachbildung durch Kauf der Aktien)
Ertragsverwendung: thesaurierend
Fondsvolumen: 109 Millionen US-Dollar (2/2023)
Internet: www.rizeetf.com
Totalverlustrisiko: unwahrscheinlich, Teilverluste möglich