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„Es wäre ein Riesenfehler, die Einspeisvergütung nicht zu senken!“- ECOreporter.de-Interview dem Erneuerbare-Energie-Befürworter Tjark Goldenstein, Vorstand der Ökorenta
ECOreporter.de: Herr Goldenstein, innerhalb weniger Monate hat sich das Image der Erneuerbaren Energien verschlechtert: Galten sie bis vor kurzem noch als Klimaretter und Arbeitsplatz-Beschaffer, verbindet man sie jetzt mit steigenden Strompreisen, Subventionen und Renditegier. Zumindest, wenn man die Kommentare einiger Medien und einiger Politiker liest und hört. Ist die Solarenergie schuld?
Tjark Goldenstein: Nein! Daran kann sie nicht schuld sein. Denn die Solarindustrie hat das Erneuerbare-Energie-Gesetz (EEG) nicht geschaffen, und sie hat nicht die Höhe der Einspeisevergütungen festgelegt. Außerdem glaube ich, dass der größte Teil der Bevölkerung die Einspeisevergütungen für Erneuerbare Energie positiv sieht, aber Einschränkungen bei der Solarstromvergütung befürwortet.
ECOreporter.de: Immerhin hat die deutsche Einspeisevergütung dazu geführt, dass die deutsche Solarbranche die Weltspitze erobert hatte. Eine Zukunftsindustrie Made in Germany - warum nicht die Vergütungen weiter hoch belassen?
Goldenstein: Es wäre ein Riesenfehler, die Einspeisevergütung nicht zu senken. Denn Erneuerbare Energien machen nur Sinn, wenn sie bezahlbar sind. Nicht nur für ein reiches Land wie Deutschland, sondern auch für andere Länder. Die Erneuerbare Energie muss weiter wachsen. Wir wollen ja nicht die gleiche Situation wie bei fossilen Energien – die können sich nur wenige, reiche Länder leisten.
ECOreporter.de: Noch vor vier oder fünf Jahren hatten deutsche
Solarzellenhersteller einen deutlichen technologischen Vorsprung. Kann es sein, dass die deutschen Unternehmen zu wenig getan haben, um diesen Vorsprung zu halten?
Goldenstein: Ich befürchte, ja. Durch teilweise Überhitzungen des Marktes und
immer volle Auftragsbücher haben sich aus meiner Sicht beispielsweise die Wirkungsgrade der Solaranlagen zu wenig verbessert. Ich hoffe, dass die jetzt europaweit geplanten Kürzungen der Einspeisevergütungen den Entwicklungsdruck vergrößern. Und ich hoffe, dass die deutsche Solarindustrie sich schnell genug darauf einstellt. Sonst hängen die asiatischen Hersteller sie schnell ab. Den Preiswettbewerb können die deutschen Unternehmen nicht gewinnen. Asiatische Hersteller haben kaum Qualitätsnachteile mehr, Yingli baut auch keine schlechteren Module als deutsche Hersteller. Es gibt viele Marktteilnehmer in Asien, die sehr schnell gute Standards erreicht haben. Der technische Vorsprung der deutschen Unternehmen ist kleiner geworden, aber die Preislücke ist immer noch groß - das kann nicht lange gut gehen.
ECOreporter.de: Medien und viele Politiker nehmen die gesamten Erneuerbaren Energien derzeit in Sippenhaft - manche kritisieren Wind- und Bioenergie mit denselben Vorhaltungen wie gegenüber der Photovoltaik. Was bewirkt diese Pauschalkritik beispielsweise für die Windenergie? Werden Genehmigungsverfahren schwieriger?
Goldenstein: Grundsätzlich sind Genehmigungsverfahren für Erneuerbare-Energie-Anlagen auch heute schon schwierig, sogar Genehmigungen für das „Repowering“ von Windkraftanlagen. Auch die Stimmung spielt eine Rolle, es gibt zum Beispiel in Ostfriesland Bürgerinitiativen mit Parolen wie "Strom soll nicht noch teurer werden". Die Photovoltaik hat das nicht losgetreten, sondern die Politik, weil sie die Vergütungen zu spät angepasst hat. Durch die Verspätung ist der deutsche
Solarboom ja erst entstanden. Der Solarbranche, die das genutzt hat, würde ich keinen Vorwurf machen.
Den zweiten Teil des ECOreporter-Interviews mit Tjark Goldenstein veröffentlichen wir am Montag, den 7.2.