Die Gründer der Grüne Welt GmbH (v.l.n.r.): Tim Helm, Andrea Wozniak, Dr. Stefan Klotz. / Foto: Sonja Pöhlmann Photography

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“Eine erfreuliche Dynamik im nachhaltigen ETF-Markt“ – Interview mit der Grüne Welt GmbH

ETF-Vermögensverwaltungen mit nachhaltigem Anspruch für Privatanleger und Vermittler – das bietet die Grüne Welt GmbH aus dem bayerischen Gröbenzell an. Im ECOreporter-Interview erklären die Geschäftsführer Dr. Stefan Klotz und Tim Helm ihre Geschäftsidee und warum es Sinn machen kann, in Ölunternehmen zu investieren.

Lesen Sie hier das Interview im PDF-Format.

ECOreporter: Wie sieht das Geschäftsmodell der Grüne Welt GmbH (gruene-welt.de) aus?

Tim Helm: Die Grüne Welt GmbH ist auf ETF-Lösungen mit ethischen und ökologischen Anlagekriterien spezialisiert. Sie erstellt und betreut ETF-basierte Aktien- und Anleihen-Portfolios mit strengen ESG-Kriterien. Die erste Produktlinie, die Grüne Welt 50 und Grüne Welt 100, wurden für den B2B-Dienstleister fondsprofis e.K. im Mantel einer Fonds-Vermögensverwaltung entwickelt. Diese Produkte werden ab sofort für den Mitvertrieb von Finanzdienstleistern bereitgestellt.

Wer steht hinter Grüne Welt?

Tim Helm: Die Grüne Welt GmbH wurde im April 2019 von Dr. Stefan Klotz, Andrea Wozniak und mir nach zwei Jahren Vorarbeit gegründet. Wir sind alle drei Finanzexperten, uns vereint die Leidenschaft für nachhaltige Anlagelösungen seit über zehn Jahren. Dr. Stefan Klotz berät seit vielen Jahren institutionelle Anleger im Bereich der verantwortlichen Kapitalanlagen. Andrea Wozniak war nach ihrer Tätigkeit als Vorständin bei dem Versicherungsunternehmen Münchner Verein AG in gleicher Position bei der Ökorenta AG und der Green City Energy AG. Und ich war lange Zeit bei namhaften Unternehmen wie eFonds24, fundscapital und Ökorenta in verantwortlichen Positionen.

Was ist das Besondere an den Grüne Welt-Strategien?

Tim Helm: Die Grüne Welt 50 und Grüne Welt 100 vereinen konsequent die zwei Megatrends Nachhaltigkeit und ETF-Investments. Im Ergebnis erhalten Privatanleger ein weltweit breit gestreutes, nachhaltiges und renditestarkes Investment. Durch den Einsatz einer Fonds- Vermögensverwaltung der Augsburger Aktienbank ist die Depotlösung sehr transparent und komfortabel, für den Privatanleger und für Vermittler.

Wie grün sind die Grüne Welt-Strategien? Bei dem Namen erwarten Anleger möglicherweise sehr nachhaltige Investments, bekommen aber auch ETFs, in denen Ölunternehmen wie ConocoPhillips oder Marathon Oil stecken.


Dr. Stefan Klotz ist einer der Geschäftsführer der Grüne Welt GmbH. / Foto: Sonja Pöhlmann Photography

Dr. Stefan Klotz: Die Ambition der Grünen Welt ist es sowohl, das Investment so nachhaltig wie nur möglich zu gestalten, als auch eine seriöse und breit gestreute, eben für Privatanleger uneingeschränkt geeignete Geldanlage zu bieten. Daher setzen wir vor allem auf den sogenannten Best-in-Class-Ansatz: Dabei werden aus allen Branchen die Unternehmen mit der besten Nachhaltigkeitsleistung ausgewählt. In der Tat tauchen da überraschende Firmennamen auf, weil man ja von außen nicht sieht, welches Unternehmen, um ein Beispiel zu nennen, bei seinen Aktivitäten strenge Umweltverträglichkeitsprüfungen einsetzt. Wir halten es auch für richtig und wichtig, in den aus ökologischer Sicht problematischen Branchen zu investieren, denn nur so gibt es auch hier den Wettbewerb um ökologisch und sozial bessere Lösungen. Investoren beschleunigen den Systemwechsel zu einer ganzheitlich nachhaltigeren Wirtschaft, wenn sie auch die besonders problematischen Bereiche zum grünen Umbau ermutigen.

Was sind Ihre Ausschlusskriterien?

Tim Helm: Nicht in Frage kommen für uns Unternehmen, deren Geschäftsmodell mit kontroversen Waffen oder mit Kernenergie im Zusammenhang steht oder die gegen mindestens einen der vier Bereiche des UN Global Compact verstoßen: Menschenrechte, Arbeitsrechte, Umweltschutz sowie Bekämpfung von Korruption und Bestechung.

Wer wählt die ETFs aus?

Dr. Stefan Klotz: Die Grüne Welt GmbH analysiert die ETFs und bewertet sie getrennt voneinander für die verschiedenen Anlageklassen und -regionen, in die investiert wird. Von jenen ETFs, die aufgrund ihrer Größe und ihrer Liquidität überhaupt in Frage kommen, qualifizieren sich die günstigsten mit dem besten Nachhaltigkeitsansatz.

Warum investieren Sie nur in ETFs, nicht in aktiv gemanagte Fonds?

Dr. Stefan Klotz: Wir sind nun einmal sehr überzeugt von ETFs! Aktive Fonds haben sicher ihre Berechtigung für kleinere, besondere oder junge Marktsegmente, aber bei den etablierten Märkten, in die wir mit der Grünen Welt investieren, punkten ETFs unter anderem mit niedrigen Kosten und transparenter, marktgerechter Wertentwicklung. Die Konzentration auf ETFs verschafft den Grüne Welt-Strategien ein stimmiges, klar nachvollziehbares Konzept.

Was sind für Sie derzeit die nachhaltigsten ETFs am Markt?

Dr. Stefan Klotz: Es gibt mehrere erfreuliche Angebote. Etabliert hat sich die SRI-Indexfamilie von MSCI, die Ausschlusskriterien mit einem recht strengen Best-in-Class-Ansatz verbindet und nach diesem Standard im Aktienbereich alle investierbaren Weltregionen abdeckt. Wir wissen aber auch den ETF zu schätzen, den die DEKA für die Eurozone mit dem qualitativ hochwertigen Research von ISS ESG anbietet. Hinzu kommen noch ETFs auf Green Bonds, die in diesem besonderen Marktsegment naturgemäß einen ganz anderen Ansatz wählen.

Wie beurteilen Sie die Entwicklung im ETF-Bereich: Werden die Produkte nachhaltiger? Erscheinen nachhaltigere Anbieter auf der Bildfläche? Die meisten als grün beworbenen ETFs, die sich ECOreporter bislang näher angesehen hat, genügen hohen Nachhaltigkeitsansprüchen nicht.

Dr. Stefan Klotz: In der Tat gibt es beides: Auf der einen Seite finden sich ETFs, die lediglich ein paar Ausschlusskriterien anwenden und damit letztlich nur eine Handvoll Unternehmen ausfiltern. Das ist zwar besser als nichts, aber sicher kein großer Schritt in eine andere Welt. Auf der anderen Seite aber entwickelt sich nun tatsächlich eine erfreuliche Dynamik im Markt der nachhaltigen ETFs. So lebt spürbar ein Wettbewerb um noch besseres Nachhaltigkeits-Research auf. Besonders freuen wir uns über die ersten Ansätze von ETF-Anbietern, im Rahmen von Engagement die Verantwortung als Miteigentümer der Unternehmen mit Leben zu füllen. Man stimmt auf Hauptversammlungen aktiv ab – durchaus auch mal gegen den Vorstand! – oder dringt gegenüber dem Unternehmen darauf, problematische Aktivitäten abzustellen.

An wen richtet sich Ihr Angebot?


Tim Helm (links) im Gespräch mit ECOreporter-Redakteur Michael Rensen. / Foto: Sonja Pöhlmann Photography

Tim Helm: An Investoren, die die Stärke von regelbasierten Investments erkannt haben und Wert auf die Integration von strengen ESG-Kriterien legen. Darüber hinaus sehen wir aber auch große Vertriebschancen bei Investoren, die bislang konventionelle Strategien verfolgt haben. Viele scheuen bisher grüne Kapitalanlagen, weil sie sie nicht ausreichend verstehen. Regelbasierte Strategien sind sehr transparent und damit besser nachvollziehbar. Das vereinfacht die Anlageentscheidung – genauso wie die guten Renditen und die nachweislich niedrigere Volatilität.

Wie hoch sind die Kosten für die Anleger?

Tim Helm: Das hängt vom Vertriebsweg ab. Honorarberater haben beispielweise die Möglichkeit, die Vertriebskosten komplett zu rabattieren. Bei einer Provisionsvermittlung beträgt die Einrichtungsgebühr 3 Prozent zuzüglich Mehrwertsteuer und die laufende Vergütung 1,63 Prozent zuzüglich Mehrwertsteuer pro Jahr. Die durchschnittlichen Gesamtkostenquoten (TERs) der ETFs liegen aktuell bei ca. 0,35 Prozent. Die Depotgebühren bei der Augsburger Aktienbank sind über eine Transaktionspauschale in Höhe von 50 Euro pro Jahr abgegolten.

Wie schätzen Sie die Entwicklung der Gesamtkosten von ETFs ein? Ist in den nächsten Jahren mit sinkenden TERs zu rechnen?

Dr. Stefan Klotz: Ja, absolut! Der Preiskampf unter den ETF-Anbietern läuft auf Hochtouren. Wir gehen davon aus, dass die ETF-Kosten in fünf Jahren ca. 40 Prozent unter den heutigen liegen werden.

Wann beginnen Sie mit dem Vertrieb Ihrer Produkte?

Tim Helm: Nach zwei Jahren Entwicklungsarbeit sind wir sehr glücklich, dass die ersten Fonds-Vermögensverwaltungen nun eingerichtet wurden. Das heißt, die Grüne Welt-Strategien sind für Privatanleger und Vermittler ab sofort verfügbar.

Herr Klotz, Herr Helm, wir danken Ihnen für das Gespräch!

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