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Erneut Kurslawine bei Solarwerten - was war der Auslöser, welche Solaraktie hat großes Potential?

Bei Solaraktien besteht weiter eine große Gefahr von Kurslawinen. Auch heute hat die Negativmeldung eines einzelnen Unternehmens ausgereicht, auf breiter Front Kursverluste auszulösen. Nachdem die chinesische LDK Solar ihre Prognosen für das 4. Quartal 2008 und für das Geschäftsjahr 2009 gekappt hat, gaben viele Solarwerte in Frankfurt deutlich nach.

Die Waferproduzentin aus Xinyu hatte gleich mehrere Probleme bekannt gegeben. Vor allem leidet sie unter den Auswirkungen der Finanzkrise auf ihre Kunden, wie CEO Xiaofeng Peng mitteilte. Nach Auftragsstornierungen von Kunden reduziere LDK Solar ihre Umsatzprognose für das 4. Quartal von 555 Millionen bis 565 Millionen Dollar auf 425 Millionen bis 435 Millionen Dollar. Die Gewinnspanne werde voraussichtlich 10 bis 13 Prozent betragen statt der bislang angekündigten 18 bis 21 Prozent. Die endgültigen Quartalszahlen will das Unternehmen Ende Februar oder Anfang März veröffentlichen.


ECOreporter.de hatte im November über eine Verkaufsempfehlung berichtet. Damals hatte LDK Solar zwar starke Zahlen für das 3. Quartal vorgelegt, ein US-Analyst aber aber vor Umsatzrückgängen im 4. Quartal gewarnt und von der Aktie abgeraten. Heute verlor das Papier in Frankfurt bis zum Mittag rund 13 Prozent auf 9,75 Euro.

Weiter informierte die Waferproduzentin über Verzögerungen beim Aufbau einer Produktionsanlage für Silizium. Sie werde nun erst Mitte 2009 ihre volle Kapazität erreichen. Mit der eigenen Produktion des Rohstoffs will die Gesellschaft sich unabhängiger von der Preisentwicklung an den Spotmärkten machen und so Kosten einsparen. Die Verzögerungen dürften 2009 die Marge zusätzlich belasten. LDK Solar rechnet für das neue Jahr mit weiter negativen Auswirkungen der Finanzkrise auf ihren Absatz. Sie senkte ihre Umsatzprognose für 2009 von 2,9 Milliarden bis 3,1 Milliarden Dollar auf 2,3 Milliarden bis 2,5 Milliarden Dollar. Bei der Siliziumproduktion werde man 3.000 bis 5.000 Tonnen erreichen statt der zuvor anvisierten 5.000 bis 7.000 Tonnen.

In der Kurstabelle von ECOreporter.de ist die Aktie von LDK Solar heute bei den Solarwerten mit nennenswertem Handelsvolumen der Verlierer des Tages. Doch auch die Aktie des ebenfalls in China ansässigen Solarunternehmens China Sunergy gab zweistellig nach. Das Unternehmen hat seine Produktion im 4. Quartal bereits gedrosselt, um die sinkende Nachfrage aufzufangen. In China hat haben in folge der Krise in den letzten Wochen viele kleinere Solarunternehmen aufgeben müssen. Die Aktie der Waferproduzentin ReneSola verlor bis zum Mittag 7,7 Prozent an Wert, die Anteilscheine der Solarzellenhersteller Solarfun, China Sunergy und JA Solar jeweils rund 7 Prozent. Sie alle produzieren in China, wie auch die Canadian Solar, die ihren Firmensitz im kanadischen Toronto hat. Deren Anteilsschein verlor heute über 6 Prozent an Wert.

Ebenfalls unter Druck geriet die Aktie der US-amerikanische First Solar. Das Papier des weltweit führenden Herstellers von Dünnschicht-Solarmodulen aus Tempe in Arizona gab um 5,6 Prozent nach. Noch stärker wurde der Anteilsschein der Evergreen Solar gebeutelt. Er sank bis zum Mittag in Frankfurt um 8 Prozent, nachdem die Solarzellenproduzentin aus dem US-Bundesstaat Massachusetts die Schließung einer Pilotanlage bekannt gab (wir berichteten adhoc). Daraus resultierende Abschreibungen dürften das Ergebnis des 4. Quartals deutlich belasten.


Nicht alle deutschen Solarwerte im Negativsog

Über das Gemeinschaftsunternehmen Everq ist die Q-Cells mit Evergreen geschäftlich verbunden. Sie ist auch ein wichtiger Kunde der chinesische Waferproduzentin LDK Solar. Diese Verbindungen können der Grund dafür sein, dass die Aktie des Unternehmens aus Thalheim heute um rund 5 Prozent einbrach. Unter den deutschen Solarwerten schnitt nur der Solarmodulbauer aleo solar AG mit einem Kursverlust von 5,7 Prozent schwächer ab. Die SolarWorld AG verlor rund 4,2 Prozent, Phoenix Solar und Roth & Rau jeweils rund 1,6 Prozent.

Überraschend stabil zeigte sich die Aktie der Conergy AG, die gegen den Trend fast ein Prozent an Wert gewann. Mit 1,07 Euro notiert das Papier allerdings auch rund 95 Prozent unter dem Vorjahreskurs. Peter Wirtz, Analyst der West LB, sieht vorerst keine Aussichten auf eine Erholung des kriselnden Hamburger Solarkonzerns. Zwar habe er sich mit der erfolgreichen Kapitalerhöhung vor wenigen Wochen zunächst etwas Luft verschafft. Damit sei der Boden für neues Wachstum gelegt und eine bessere Ausgangsbasis für Nachverhandlungen mit Zulieferern geschaffen worden. Aber auch Conergy werde wie andere Solarunternehmen 2009 unter Absatzproblemen leiden und die Preise deutlich senken müssen. Dies sei umso gravierender, als die Probleme der Hamburger bei ihrer Solarfabrik in Frankfurt/Oder weiter anhalten. Es bestehe die Gefahr, dass dem Unternehmen erneut die Kosten entgleiten, so der Analyst. Den fairen Wert der Aktie sieht er zwar bei 1,4 Euro. Aufgrund der Risiken des Unternehmens und der Gefahr weiterer Negativnachrichten sei aber ein Abschlug von 50 Prozent zu kalkulieren. Wirtz nennt 0,7 Euro als Kursziel für die Conergy-Aktie und empfiehlt, sie zu verkaufen.

Sein Kollege Sebastian Zank verweist auf ein Solarunternehmen, das nach seiner Einschätzung die aktuelle Krise nahezu unbeschadet durchlaufen kann: die PVA Tepla aus dem hessischen Wettenberg. Laut dem Experten der West LB ist es sehr wahrscheinlich, dass der Solarausrüster 2009 seine Marge weiter steigern kann. Die Spezialistin für Kristallzuchtanlagen hatte im November gegen den Trend in der Solarbranche angekündigt, im Gesamtjahr 2008 den Konzernumsatz um rund 40 Prozent zu steigern und eine Gewinnmarge von sieben bis neun Prozent zu erreichen. Zank geht davon aus, dass PVA Tepla den Gewinn je Aktie in 2008 von 0,28 Euro im Vorjahr auf 0,46 Euro gesteigert hat und 2009 0,57 Euro erreicht. Das Unternehmen verfüge über eine sehr gute Kundenstruktur und könne stark davon profitieren, wenn sich der Solarmarkt ab der zweiten Jahreshälfte 2009 wieder erhole. Der Analyst empfiehlt dessen Aktie mit Kursziel 5,0 Euro zum Kauf. Heute gab das Papier in Frankfurt um 0,6 Prozent nach. Mit 3,0 Euro hat es sich auf Jahressicht um rund 72 Prozent verbilligt.


Conergy AG: ISIN DE0006040025 / WKN 604002
Evergreen Solar, Inc.: ISIN US30033R1086 / WKN 578949
LDK Solar Co. Ltd.: WKN A0MSNX / ISIN US50183L1070
PVA TePla AG: ISIN DE0007461006 / WKN 746100
Q-Cells SE: WKN 555866 / ISIN DE0005558662


Bildhinweis: Produktion bei Everq. / Quelle: Q-Cells SE
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