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Erhöhte Risiken beim Solarunternehmen Greencells – wird die Anleihe vorzeitig zurückgezahlt?
Die Greencells GmbH konnte im Geschäftsjahr 2022 Umsatz und Ergebnis deutlich verbessern. Probleme gab es dagegen bei ihrem Schwesterkonzern, wodurch sich die Risikolage bei der Greencells GmbH verschlechterte. Ein Verkauf des Entwicklungsgeschäfts der Schwester soll die Situation entspannen. Der geplante Verkauf soll auch eine vorzeitige Rückzahlung des börsennotierten Green Bonds der Greencells GmbH im Volumen von rund 35 Millionen Euro (Stand: 31.12.2022) ermöglichen.
Die Greencells GmbH mit ihren Tochterunternehmen (kurz: Greencells, Greencells-Konzern) ist ein weltweiter Anbieter von Dienstleistungen im Bereich der Planung, des Baus und des Betriebs von Solarkraftwerken. Die Gesellschaft hat ihren Sitz in Saarbrücken. Das Unternehmen fokussiert sich auf Kraftwerke in der Größenordnung zwischen 20 und 250 Megawatt (MW).
Mehr Umsatz und positives Ergebnis
Der Greencells-Konzern verzeichnete laut geprüftem Konzernabschluss im Geschäftsjahr 2022 ein erhebliches Umsatzwachstum und konnte darüber hinaus auch das Ergebnis deutlich verbessern. Die Umsatzerlöse stiegen gegenüber dem Vorjahr um 42,1 Prozent auf 158,9 Millionen Euro, wobei der Hauptumsatz wie im Vorjahr auf das EPC-Geschäft (Engineering, Procurement and Construction) entfiel. Wesentliche Umsatztreiber waren dabei laut Greencells drei Projekte in Ungarn und ein Projekt in Deutschland. Die Umsatzkosten, deren größte Einzelposition auf Solarmodule entfiel, beliefen sich auf 137,2 Millionen Euro.
Der Konzernjahresüberschuss verbesserte sich nach dem internationalen Rechnungslegungsstandard IFRS um rund 8,7 Millionen Euro, von minus 4,2 Millionen Euro (2021) auf plus 4,5 Millionen Euro. Greencells hat zum 31. Dezember 2022 zum ersten Mal ihren Konzernabschluss nach den International Financial Reporting Standards (IFRS) erstellt. Nach dem Handelsgesetzbuch (HGB) hatte der Greencells-Konzern im Geschäftsjahr 2021 keinen Fehlbetrag, sondern einen Jahresüberschuss erwirtschaftet.
Welches Risiko kann nach derzeitiger Bewertung der Geschäftsführung der Greencells GmbH den Fortbestand der Unternehmensgruppe gefährden? Welche Maßnahmen hat das Management ergriffen? In welchem Land rechnet Greencells mit besonders hohen Umsätzen in 2023? Antworten auf diese und weitere Fragen erhalten sie im Premium-Bereich.
Der folgende Premium-Inhalt ist aufgrund des Artikelalters nun frei verfügbar.
Fokus auf Europa
Greencells erwirtschaftet seine Umsatzerlöse im Wesentlichen durch die Abwicklung von EPC-Projekten. Nach einer mehrjährigen Internationalisierungsphase, in deren Rahmen Greencells nach eigenen Angaben in nahezu allen relevanten Regionen der Welt tätig war, liegt der derzeitige und künftige Schwerpunkt Unternehmensangaben zufolge auf den europäischen Märkten. Greencells will seine Aktivitäten in anderen Regionen der Welt sukzessive einstellen und die lokalen Einheiten verkaufen oder liquidieren.
Erhebliche Abhängigkeit vom Schwesterkonzern
Das Haupttätigkeitsfeld von Greencells liegt in der Errichtung schlüsselfertiger Solarkraftwerke im Business-to-Business-Bereich (B2B). Der vorgelagerte Teil der Wertschöpfungskette, die Projektentwicklung, ist das Haupttätigkeitsfeld der Schwestergesellschaft Greencells Group Holdings Ltd. mit Sitz in Abu Dhabi in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Die Beauftragung der EPC-Projekte erfolgt daher laut Konzernabschluss-Angaben häufig durch die Greencells Group Holdings Ltd. und deren Konzernunternehmen (zusammen: Holdings-Gruppe, Schwesterkonzern). Daher entfallen die Umsatzerlöse des Greencells-Konzerns in großem Umfang (2022: rund 71,3 Millionen Euro) auf nahestehende Unternehmen.
Zur Leistung des Kapitaldienstes aus der Anleihe (endfällige Tilgung am 9. Dezember 2025) ist die Greencells GmbH nach eigenen Angaben auf Rückflüsse aus der Holdings-Gruppe angewiesen. Diese setzen wiederum die erfolgreiche Veräußerung von Entwicklungsprojekten voraus.
Eine Risikokonzentration von Greencells besteht laut Konzernabschluss darin, dass sämtliche Ausleihungen gegen nahestehende Unternehmen des Schwesterkonzerns Greencells Group Holdings Ltd. bestehen. Zudem beträgt der Anteil der Forderungen aus Lieferungen und Leistungen gegenüber diesen nahestehenden Unternehmen an den gesamten Forderungen aus Lieferungen und Leistungen zum Bilanzstichtag 90 Prozent.
Das Liquiditätsrisiko von Greencells erhöht sich laut Konzernabschluss-Angaben durch die zugunsten von nahestehenden Unternehmen des Schwesterkonzerns gegebenen Finanzgarantien. Das maximale Risiko aus der potenziellen Inanspruchnahme dieser Garantien beträgt laut Greencells zum 31. Dezember 2022 96 Millionen Euro.
Wenig Projektverkäufe beim Schwesterkonzern
Dem Schwesternkonzern (Holdings-Gruppe) gelang es laut Greencells-Konzernlagebericht (Datum: 27.6.2023) in einem schwierigen Marktumfeld (Ukraine-Krieg, Zinssteigerungen, volatile Strompreise, staatliche Eingriffe) nur in sehr begrenztem und deutlich geringerem als geplantem Umfang, Mittelzuflüsse aus Projektverkäufen zu erzielen und Co-Investoren aufzunehmen. Dadurch erhöhte sich der erforderliche Finanzierungsumfang durch die Greencells GmbH. Weiter wird im Konzernlagebericht der GmbH erläutert: „Das gleichzeitig verschlechterte Marktumfeld für Mittelstandsanleihen erschwerte die Aufnahme zusätzlicher Emissionserlöse aus dem Green Bond. Diese Effekte wurden durch die Bereitstellung von Darlehen der Zahid Group in Höhe von 25 Millionen Euro und aus den liquiden Mitteln der GmbH-Gruppe kompensiert. Damit erhöhten sich die Nettoverschuldung und die Forderungen gegenüber Unternehmen der Holdings-Gruppe. Es ist ein wichtiges Ziel für das Management, durch die Erzielung von Zuflüssen im Development-Bereich (Holdings-Gruppe) und die Tilgung von Intercompany-Darlehen die Forderungen gegenüber der Holdings-Gruppe und die Verschuldung der GmbH-Gruppe wieder zurückzuführen und damit die Bilanzverhältnisse deutlich zu verbessern.“
Liquidität soll verbessert werden
Greencells arbeitet gemäß den Angaben im Konzernlagebericht mit einer Vielzahl von Banken und Versicherungen zusammen, oftmals bereits langjährig. Die bestehenden Kreditlinien waren den Angaben nach, je nach Art und Bedingungsstruktur, 2022 umfangreich bis nahezu vollständig ausgenutzt.
Die Geschäftsführung hat nach eigenen Angaben ab dem vierten Quartal 2022 die Transparenz und den Berichtsumfang für die Finanzierungspartner deutlich erhöht und unter anderem im Februar 2023 erstmals einen Finance Day durchgeführt. Zugleich wurden laut Greencells verschiedene Maßnahmen zur Verbesserung der Profitabilität, Liquidität und damit auch Bonität eingeleitet. Dennoch kam es im Berichtsjahr zum Auslaufen der Kreditlinie eines Bankpartners.
Aufgrund der hohen Abhängigkeit des Geschäftsmodells von der Verfügbarkeit der Kreditlinien und des hohen Auslastungsgrades wird dieses Risiko (Versicherungs- und Handelsfinanzierungsrisiken) seitens der Geschäftsführung derzeit als kritisches Risiko (Stufe 5 von 5) bewertet. „Kritische Risiken“ sind gemäß der im Konzernlagebericht dargestellten Relevanzskala Risiken, „die den Fortbestand der Unternehmensgruppe gefährden können“.
Bis zum erfolgreichen Aufbau des Liquiditätspuffers wird laut Konzernlagebericht aufgrund der bestehenden Finanzierungsbedürfnisse und geschäftsimmanenten Unsicherheiten das Liquiditätsrisiko durch die Geschäftsführung als schwerwiegendes Risiko (Stufe 4) bewertet.
Prognose für 2023
Die Ergebnisse der eingeleiteten Maßnahmen, die Risikoreduzierung und eine Verbesserung der entsprechenden Kennzahlen werden sich laut Konzernlagebericht der Greencells GmbH erst zum Jahresende 2023 zeigen. Umso wichtiger war und ist es nach Einschätzung der Geschäftsführung der GmbH, den Informationsaustausch und die Transparenz mit den Stakeholdern, insbesondere den Bank- und Versicherungspartnern, nachhaltig zu verbessern.
Die Geschäftsführung plant, den Gruppenumsatz 2023 auf über 200 Millionen Euro zu steigern. Für einen Teilbetrag von rund 187 Millionen Euro sind die Projekte den Angaben nach bereits im Bau oder schriftlich beauftragt. Insgesamt verteilt sich der Umsatz auf über 20 Projekte, wobei zwei Projekte in Ungarn rund 55 Prozent des Gesamtumsatzes ausmachen.
Verkauf des Projektentwicklungs-Geschäfts der Schwester geplant
Gemäß den Angaben im Kapitel „Ereignisse nach dem Bilanzstichtag“, das in den Greencells-Konzernabschlussanlagen enthalten ist, verzeichnete die Holdings-Gruppe (der Schwesterkonzern) im Frühjahr 2023 ein reges Interesse von potenziellen Käufern am Erwerb des Entwicklungs-Portfolios und der Entwicklungsplattform (insbesondere dem Team und den Systemen). Die Führungsgremien der Greencells GmbH und der Holdings-Gruppe haben im Mai 2023 „unter Berücksichtigung der Marktbedingungen und eingehender Diskussionen mit den Gesellschaftern sowie Geschäfts- und Finanzierungspartnern daher die Strategie der Gesamtgruppe einer eingehenden Würdigung unterzogen“. Es wurde den Angaben nach beschlossen, die Gesamtgruppen-Strategie vollständig auf das EPC-Geschäft zu konzentrieren und das Entwicklungsgeschäft der Holdings-Gruppe (Portfolio und Plattform) im Wege eines strukturierten Prozesses vollständig zu veräußern.
Vorzeitige Rückzahlung der Anleihe?
Der Verkaufserlös soll zur Ablösung von Verbindlichkeiten der Holdings-Gruppe bei der Greencells GmbH-Gruppe verwendet werden. Die Greencells GmbH-Gruppe würde nach eigenen Angaben bei einem Verkauf ihrerseits die Mittel zur vorzeitigen Tilgung des Green Bonds, zur Rückführung von Darlehen der Zahid Group und zur Stärkung der Liquiditätsbasis nutzen. Alternativ zur Anleihetilgung komme „auch eine Übernahme der Verbindlichkeit durch den Käufer im Wege eines Schuldnerwechsels unter Beachtung der dafür erforderlichen Beschlüsse durch die Anleihegläubiger in Betracht“.
Das platzierte Anleihevolumen ihres börsennotierten Green Bond konnte die Greencells GmbH bis Ende 2022 auf rund 35 Millionen Euro erhöhen. Die Anleihe hat einen Zinssatz von 6,5 Prozent pro Jahr bei einer Laufzeit von derzeit noch rund 2,5 Jahren. An der Börse Frankfurt notiert sie derzeit bei 96,5 Prozent (Stand: 6.7.2023, 8:02 Uhr).
ECOreporter hat die besicherte Anleihe hier untersucht und bewertet.