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Entscheidung im Machtkampf beim Solarkonzern Suntech

Die Auseinandersetzungen in der Konzernspitze von Suntech Power Holdings haben eine neue und überraschende Zuspitzung erfahren. Mit Julian Worley, Zhizhong Qiu und Chairwoman Susan Wang sind auf einen Schlag drei Führungspersonen zurück getreten, mit Wang sogar der Kopf des Unternehmens aus dem chinesischen Wuxi. Laut einer Mitteilung des einstmals größten Solarherstellers der Welt gehören jetzt noch sechs Mitglieder dem Verwaltungsrat an: Philip Fan, Michael Nacson, Kurt Metzger, Weiping Zhou, Zhengrong Shi und David King. Nacson und Metzger sind erst vor wenigen Wochen als Vertreter der Anleihengläubiger von Suntech in das Gremium bestellt worden. Wie ferner mitgeteilt wurde, hat Nacson jetzt von Wang die Spitze der Konzernführung übernommen.

Pikant an diesen Angaben ist, dass Wang nicht nur erst im März den Posten als Chairwoman übernommen hatte. Dies war auch gegen den erklärten Willen des Firmengründers und langjährigen CEO Shi Zhengrong geschehen, der bis dahin als Chairman der Konzernführung fungierte. Er hatte offen gegen seine Ausbootung protestiert, schien kalt gestellt und von der staatlichen macht unter Druck gesetzt worden zu sein. Der gebürtige Chinese verfügt über die australische Staatsangehörigkeit, durfte aber das Land nicht mehr verlassen. Offenbar hat er das Blatt wieder zu seinen Gunsten wenden können.  Er selbst hatte im Herbst 2012 den Posten als CEO aufgegeben und an David King übergeben, der nun neben ihm im Führungsgremium sitzt. Diese beiden sind jetzt die einzigen, die ihm länger als fünf Monate angehören.

Bei ihrem Abschied haben die ausgeschiedenen Mitglieder des Verwaltungsrates schwere Vorwürfe erhoben. Sie begründeten ihren Abschied unter anderem damit, dass es für Suntech keinen klaren Businessplan gebe, die Finanzlage ebenso unklar sei wie der Ausgang der Suche nach Investoren und die Einigung mit den Gläubigern des hoch verschuldeten Solarkonzerns. Auch habe es Fehler bei der Mitarbeiterführung und der internen Kontrolle gegeben. Dies und vor allem, dass sie unzureichend mit Informationen versorgt würden, führen die drei als Gründe für ihren Rücktritt an.

Dem stellt der neue Chairman Nacson in einer Erklärung kühl entgegen, diese Vorhaltungen seien nur ein Beleg für die Disharmonie und die gestörte Kommunikation im bisherigen Führungsgremium. Auch weil es nun verkleinert sei könne es effizienter arbeiten, zudem seien erste Fortschritte bei der Restrukturierung zu erkennen.

Laut seinen Angaben gegenüber der US-Börsenaufsicht summieren sich die Verbindlichkeiten des Solarkonzerns auf knapp eine Milliarde US-Dollar. Er konnte im März eine Anleihe im Umfang von 541 Millionen US-Dollar nicht bedienen. Die Mehrheit der Anleihegläubiger hat die Rückzahlung bis Ende August gestundet. Die größte Produktionsgesellschaft von Suntech, die chinesische Wuxi Suntech, ist seit März insolvent. Unter Gläubigerschutz steht auch die europäische Tochtergesellschaft Suntech Power International (SPI), die mit rund 193 Millionen Dollar in der Kreide steht. Die Verschuldung der auf den Britischen Jungferninseln ansässigen Tochtergesellschaft Suntech Power Solar Systems beläuft sich auf 324 Millionen Dollar. Nur eine Nebenrolle im Konzernverbund spielen die übrigen Auslandstöchter, deren Verschuldung sich auf 24 Millionen Dollar summiert.

Lokale Behörden und staatliche Investoren versuchen, eine Pleite des Solarkonzerns zu vermeiden, da Suntech in der Provinz Wuxi ein wichtiger Arbeitgeber ist. Die Hauptschuldner des börsennotierten Unternehmens sind chinesische Investoren.

Suntech Power Holdings: ISIN US86800C1045
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