ECOanlagecheck

Enova Windpark Bunde: über 300 Prozent Ausschüttungen und 9 Prozent Rendite - offene Klagen führen zu Unsicherheit

Mehr als 300 Prozent Ausschüttungen über eine Laufzeit von 20 Jahren: So viel will die ostfriesische Enova Energiesysteme GmbH Anlegern zahlen, die Anteile ihres Windparkprojekts Bunde kaufen. Enova hat in Bunde (ein Ort bei Aurich in Ostfriesland) zwei Windräder vom Typ Enercon E-70 E4 mit 4,6 Megawatt Gesamtleistung aufgestellt. Anleger können sich entweder als Direktkommanditisten oder mittels eines Treuhänders an der Projektgesellschaft "Enova Windpark Bunde GmbH & Co. KG" beteiligen. Die Mindesteinstiegssumme beträgt 10.000 Euro zuzüglich fünf Prozent Agio. ECOreporter.de hat Chancen und Risiken des Angebots geprüft. Neue Investoren dürfte das Ergebnis weniger interessieren: Zwischen Redaktionsschluss und Veröffentlichung teilte Enova mit, der Fonds sei platziert. Für weitere Enova-Fonds kann der Anlagecheck dennoch interessant sein. 1,48 Millionen Euro Eigenkapital werden nun über den Fonds in das Projekt fließen, das Gesamtinvestitionsvolumen beläuft sich auf 5,85 Millionen Euro.


Windgutachten berücksichtigen windschwache Jahre

Durchschnittlich 7,4 Meter pro Sekunde in 98 Metern Nabenhöhe soll die Windgeschwindigeit bei diesem Fonds betragen. Für die Windertragsprognose wurden zwei unabhängige Windgutachter beauftragt. In ihren Gutachten konnten sie unter anderem auf die langjährigen Ertragswerte von 39 benachbarten Windrädern zurückgreifen. "Die schwachen Windjahre 2001 bis 2005 wurden bei den Windgutachten berücksichtigt", sagt Annette Bokholt von der Enova Energieanlagen GmbH Enova, die seit 1985 im Markt aktiv ist. Eine neue Methodik sei zum Einsatz gekommen. Man habe unter anderem versucht, einen Langzeittrend im Windpotenzial in Deutschland zu ermitteln und in die Berechnungen aufzunehmen. Vom Mittelwert der Windgutachten wurden laut dem Emissionsprospekt sieben Prozent kaufmännischer Sicherheitsabschlag abgezogen; das ist der Mindestwert, den der Bundesverband Windenergie (BWE) empfiehlt.

Der Fonds bietet eine unabhängige Mittelverwendungskontrolle und eine Platzierungsgarantie. Dafür wurde nach Angaben von Bokholt ein Diplom Ökonom verpflichtet. Die Platzierungsgarantie für das Projekt hat Helmuth A. Brümmer, ein Gründungsgesellschafter der Enova übernommen. Wie werthaltig ist diese Garantie? Laut Bokholt ist die Zusage Brümmers zu 100 Prozent durch Immobilien und Beteiligungen abgesichert. Aus Kostengründen habe man keine Bank damit beauftragt.

Insgesamt 303,9 Prozent der Einlage (also 203,9 Prozent plus die 100 Prozent, die der Anleger ursprünglich eingezahlt hat) will die Enova an die Investoren ausschütten. Das entspricht laut Enova einem jährlichen Rückfluss von 15,2 Prozent. Die Rendite nach dem Internen Zinsfuß (IRR) auf das Investment liegt demnach bei 9,06 Prozent.

Die ertragsspezifischen Investitionskosten gibt Enova mit 0,62 Euro je Kilowattstunde an, laut BWE ein guter bis sehr guter Wert. Das gilt auch für die Rückbaukosten in Höhe von 32.600 Euro je Megawatt Windleistung, die die Enova in den Planrechnungen für den Fonds berücksichtigt hat: Sie liegen im oberen Drittel der Vergleichswerte, die Fachleute vorgeben.

Die sogenannten "Weichkosten" belaufen sich inklusive des fünfprozentigen Agios auf 9,19 Prozent der Gesamtinvestitionen. Sie umfassen in der Regel alle im Prospekt unter "Mittel Verwendung" aufgeführten Kostenpositionen außer dem Kaufpreis, den Herstellungskosten, der Zwischenfinanzierung, der Liquiditätsreserve, den Steuern, den Notargebühren und der Bauaufsicht.

Die beiden Windturbinen des Fonds werden zusammen mit sieben anderen Anlagen des gleichen Typs errichtet. "Die gehören insgesamt fünf weiteren Betreibergesellschaften mit hiesigen Gesellschaftern, die sich in der Poolgesellschaft Windpark Bunderhee GmbH zusammengeschlossen haben", erklärt Bokholt. Die Windpark Bunderhee sorge auch für den Interessensausgleich zwischen den einzelnen Betreibern. Die Erträge aller neun Anlagen des Standorts würden gleichmäßig auf die Investoren verteilt. Das Windprojekt der Enova macht rasche Fortschritte: Zum 1. Dezember waren laut der Sprecherin fünf der neun Windräder schon in Betrieb genommen. Alle neun Anlagen sind komplett errichtet, bis Ende Dezember sollen auch die letzten vier in Betrieb genommen werden.

Mit dem Windradbauer Enercon GmbH hat Enova für eine Laufzeit von zunächst 15 Jahren das "Enercon PartnerKonzept" (EPK) abgeschlossen. Es umfasst die Wartung, Instandhaltung, Versicherung und Reparatur der Anlagen. Enercon garantiert eine technische Verfügbarkeit der Windkraftanlagen von mindestens 98 Prozent. Enercon verpflichtet sich damit, während der Vertragslaufzeit Schäden an den Windrädern auf eigene Kosten instand zu setzen. Sinkt die technische Verfügbarkeit der Anlagen auf unter 98 Prozent, hat der Hersteller auch die durch Ertragsausfälle entgangenen Gewinne zu zahlen.


Risiken und Schwachpunkte des Angebots

Es laufen zwei Klagen vor dem Verwaltungsgericht Oldenburg gegen die Genehmigung des Landkreises Leer für das Projekt. Vier Anwohner sowie die Betreiber eines nahen Windparks klagen. Eine Entscheidung des Gerichts liegt noch nicht vor. Wenn das Gericht zugunsten der Kläger entscheidet, könnte es laut Bokholt zu einem Baustopp kommen. Wenn sich die Inbetriebnahme dadurch auf das Jahr 2007 verschiebt, würde die Anfangsvergütung von 8,36 ct/KWh auf 8,19 ct/KWh sinken. Die Anfangsvergütung wird laut der Planung für die ersten 17,30 Jahre gezahlt.

Offen ist noch, ob die Anlagen tagsüber mit 2,3 MW Leistung laufen dürfen. Bisher hat der Landkreis Leer als Genehmigungsbehörde nach dem Bundesimissionsschutzgesetz nur 2,0 MW genehmigt. Eine geänderte Genehmigung wäre erforderlich. Laut Enova-Sprecherin Bokholt hat der Landkreis dem Antrag auf Änderung der Genehmigung noch nicht zugestimmt. Man habe jedoch mündlich erfahren, dass der Genehmigung nichts mehr im Weg stehe. Ein negativer Bescheid der Behörden könnte den Fonds Bokholt zufolge immerhin 1,6 Prozent des prognostizierten Energieertrags in Höhe von 9,43 Millionen KWh kosten. Die Gesamtausschüttung würde auf zirka 294 Prozent sinken.

Ein IDW-Prüfungsbericht liegt für das Projekt nicht vor. Auf Nachfrage von ECOreporter.de erklärte Bokholt, der Prospekt sei jedoch nach IDW-S4-Standard erstellt worden.

Die Gesellschaft hat eine aktuelle Leistungsbilanz für das Jahr 2005 (nicht testiert) vorgelegt. Daraus geht hervor, dass die Projekte in den letzten Jahren durchgängig unter Prognose liefen. Dabei beträgt die Abweichung von der Planrechnung bei einzelnen Windparks in einzelnen Jahren bis zu 20 Prozent. Die Sprecherin führt als Ursache der schlechten Windjahre 2001 bis 2005 an, diese seien allgemein unterdurchschnittlich verlaufen. Das zeigt auch die Leistungsbilanz. Interessant wird es, wenn man die Erträge des Fonds mit den Prognosen und den Windindexwerten ins Verhältnis setzt. Dann zeigt sich, dass die Enova-Windparks mehr Windstrom produziert haben, als laut dem Windindex zu erwarten gewesen wäre. Die um den Index bereinigten Zahlen liegen sämtlich über 100 Prozent.


Fazit:

Der Enova-Windpark Bunde erscheint von der technischen Seite her durch die Vereinbarungen mit dem Windanlagenbauer Enercon ordentlich abgesichert. Unsicherheit bringen die Klagen gegen das Projekt. Auch wenn Enova sich siegessicher gibt - vor Gericht und auf hoher See ist man, wie es heißt, in Gottes Hand.



Basisdaten des Angebots

Anbieter: Enova Energiesysteme GmbH & Co. KG
Währung des Fonds: Euro
Rechtsform: GmbH & Co. KG
Agio: 5,00%
Laufzeitende der Prognoserechnung: 31.12.2026
Gesamtinvestitionsvolumen (exkl. Agio) : 5,85 Mio. Euro
Eigenkapitalvolumen (exkl. Agio) : 1,48 Mio. Euro
Mindestzeichnungssumme : 10.000,00 Euro
Ausschüttungen: 4.368.999,00 Mio. Euro (303,90 Prozent)


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Bilder: Windpark Bunde / Quelle: Enova
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