Anleihen / AIF

Energiegenossenschaften weiter auf dem Vormarsch

Im südwestlichen Rheinland hat der Energieriese RWE einen kleinen Windpark realisiert, zu dem nun eine Bürgerbeteiligung angeboten wird. Die Windfarm Jüchen besteht nach Konzernangaben aus zwei  Turbinen, die zusammen auf 6,8 Megawatt Leistungskapazität kommen und seit Ende 2012 in Betrieb sind. Errichtet wurden sie auf dem ehemaligen Tagebaugelände Garzweiler 4. Die Anlagen sollen das Potenzial haben, den Strombedarf von 4.500 Privathaushalten zu decken, hieß es.

Das Direktinvestment-Angebot dazu kommt von der Energiegenossenschaft „Die BürgerEnergie“. Über die RWE Effizienz GmbH als Gründungsmitglied der Genossenschaft ist der Essener Versorger auch hier beteiligt. Für die   BürgerEnergie eG handelt es sich nach eigenen Angaben um das erste Angebot aus der Anlageklasse Windkraft. Bislang hat die Genossenschaft vor allem auf Solarenergie gesetzt. Die Genossenschaft investiert insgesamt 500.000 Euro in den Windpark.

Anleger können für Beträge zwischen 50 und 5.000 Euro einsteigen. Die „angestrebte jährliche Rendite“ soll bei drei Prozent liegen, hieß es. RWE Innogy, die Grünstromsparte von RWE, biete die Genossenschaftsanteile auf deren ausdrücklichen Wunsch auch seinen Mitarbeitern an, hieß es weiter.

Neue Bundesgeschäftsstelle als zentrale Interessenvertretung

Energiegenossenschaften sind in Deutschland generell weiter stark auf dem Vormarsch. Als Reaktion darauf hat der Deutsche Genossenschafts- und Raiffeisenverband (DRGV) gemeinsam mit den genossenschaftlichen Regionalverbänden in Berlin eine  Bundesgeschäftsstelle Energiegenossenschaften aus der Taufe gehoben. Aufgabe dieser neu geschaffenen Institution werde die Interessenvertretung von gut 700 Energiegenossenschaften mit inzwischen rund 150.000 Mitgliedern sein, so der DRGV. Ziel sei es, den Energiegenossenschaften gegenüber der Bundespolitik eine Stimme zu geben, um bei der Energiewende mitreden zu können.  Zudem soll die Bundesgeschäftsstelle auch als Anlaufstelle für die Genossenschaftler dienen, etwa zu rechtlichen, betriebswirtschaftlichen oder organisatorischen Fragen dienen, beispielsweise zur Neugründung einer Bürgergenossenschaft.  

Dass hinter den Genossenschaften große Energiekonzerne stehen, wie es bei „Die BürgerEnergie“ der Fall ist, das ist bislang eher selten. Viele dieser Genossenschaften entspringen dem Mittelstand. Dass das Modell Energiegenossenschaft bundesweit einen Boom erlebt, liegt unter anderem auch am neuen Kapitalanlagegesetzbuch (KAGB). Mit dessen Einführung vor wenigen Monaten wurden die Regeln für Kleinanleger-Direktbeteiligungen in Deutschland verschärft. Das gilt speziell für geschlossene Fonds (ECOreporter.de berichtete). Genossenschaftliche Beteiligungsmodelle wie Bürgerwind- oder –solarparks sind von diesen verschärften Regeln weitgehend unberührt.

Laut DGRV sind 90 Prozent aller derzeit aktiven Energiegenossenschaften in den cergangenen fünf Jahren gegründet worden. Nach Angaben des DGRV steigt die Zahl der Energiegenossenschaften Der DGRV registriert weiter starken Zulauf zum Modell Energiegenossenschaft. „Im Juli dieses Jahres zählte der Verband noch gut 650 solcher Energiegenossenschaften mit 136.000 Mitgliedern. Innerhalb der vergangenen drei Monate ist diese Zahl noch einmal kräftig gestiegen. Schon im vergangenen Jahr zählte der DGRV 150 Neuanmeldungen“, erklärt der Verband. Dies sei ein Beleg für das starke Interesse an der dezentralen Energiewende in Deutschland.

Niedrige Einstiegsschwellen für Anleger

Beflügelt werde dieser Zuwachs auch, weil Anleger hier vergleichsweise niedrige Einstiegsschwellen vorfänden. Bei mehr als zwei Dritteln der Energiegenossenschaften ist die Beteiligung laut DGRV bereits unter 500 Euro möglich. Ein Viertel der Genossenschaften verlangen zwischen zehn und 100 Euro als Mindestinstiegsinvestment zum Einstieg. Die durchschnittliche Mindestbeteiligung aller Energiegenossenschaften liegt dem Verband zufolge bei rund 625 Euro.
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