Erneuerbare Energie

Energiegenossenschaften treiben Energiewende voran

Energiegenossenschaften spielen für eine Energiewende eine immer größere Rolle. Das zeigt eine aktuelle Umfrage des Deutschen Genossenschafts- und Raiffeisenverbands e.V. (DGRV), die der DGRV heute zusammen mit dem Bundesverband Solarwirtschaft e.V. (BSW-Solar) und der Agentur für Erneuerbare Energien e.V. (AEE) in Berlin vorgestellt hat. Demnach haben bislang mehr als 130.000 Mitglieder rund 1,2 Milliarden Euro in Bürgerkraftwerke investiert. Bei 90 Prozent handle es sich hierbei um Privatpersonen.

Laut der Untersuchung ist die Zahl der Mitglieder von Energiegenossenschaften allein in den vergangenen zwölf Monaten um mehr als 50 Prozent angewachsen. Auch die Anzahl der Energiegenossenschaften wachse auf hohem Niveau weiter. Auffällig sei, dass sie ihre Projekte mit einem hohen Eigenkapitalanteil von rund 50 Prozent realisieren. „Die Bürger wollen mit eigenem Geld an der Energiewende mitwirken und dabei auch die regionale Wertschöpfung unterstützen. Und das ist kein Privileg der Wohlhabenden. Die Beteiligung an einer Energiegenossenschaft ist bereits mit kleinen Beträgen von unter 100 Euro möglich“, erklärt Dr. Eckhard Ott, Vorsitzender des Vorstands des DGRV.

Den Angaben der Verbände zufolge erzeugen die genossenschaftlich errichteten Bürgerkraftwerke derzeit rund 580 Millionen Kilowattstunden Ökostrom und können damit rechnerisch jährlich den Strombedarf von 160.000 Haushalten decken. Die Mehrheit setze bei ihren Investitionen auf Solarstrom. Jede zweite Energiegenossenschaft (53 Prozent) plane für die kommenden zwölf Monate zusätzliche Investitionen in Solaranlagen. In Windenergie wollen 41 Prozent der Energiegenossenschaften investieren.

Wie weiter bekannt wurde, erwägt etwa jede zweite Genossenschaft (52 Prozent) die regionale Direktvermarktung des selbsterzeugten Stroms. Ein Grund dafür sei die geänderte Gesetzeslage. Die bei Genossenschaften typischen mittelgroßen Solarstromanlagen erhalten ab Januar 2014 für ein Zehntel des erzeugten Stroms keine Einspeisevergütung mehr. Dieser Anteil lässt sich aber wegen der Preissenkungen der vergangenen Jahre selbst nutzen oder verkaufen. Solarstrom kostet heute schon deutlich weniger als der Netzstrom vom Energieversorger. „Es lohnt sich, den Ökostrom selbst zu verbrauchen oder Abnehmer in der Nähe damit zu beliefern. Die Energiegenossenschaften demokratisieren damit nicht nur die Stromerzeugung, sondern jetzt auch schrittweise die Stromversorgung“, sagt Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des BSW-Solar.

Eine andere Möglichkeit der Stromvermarktung sind Vertriebskooperationen. „Die Genossenschaften suchen nach neuen Geschäftsmodellen und denken dabei auch über mögliche Partnerschaften nach. So sind beispielsweise die örtlichen Stadtwerke in vielen Fällen ein geeigneter Partner für Energiegenossenschaften“, beschreibt Ott. Stadtwerke verfügen über eine einzigartige Kundennähe, sind erfahren in der Stromvermarktung und ergreifen immer öfter die Chance, umweltfreundlichen Strom aus Bürgerkraftwerken in ihr Portfolio zu integrieren.

„Für die Akzeptanz der Energiewende sind Bürgerenergieprojekte unverzichtbar“, sagt Philipp Vohrer, Geschäftsführer der AEE. Damit Bürgerenergieprojekte auch in Zukunft ihren Teil zu einer erfolgreichen Energiewende beitragen können, ist auch die Politik gefragt. „Als wichtigste Erfolgsfaktoren nennen die Mitglieder der Energiegenossenschaften langfristig verlässliche politische Rahmenbedingungen und den Einspeisevorrang für Erneuerbare Energien“, so Vohrer weiter.

Informationen, Material und Kontakte rund um das Thema Energiegenossenschaften bietet der DGRV unter der Internetadresse www.genossenschaften.de.
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