Encavis will sein Geld aktuell lieber in seine Ausbauziele investieren, als es an die Aktionäre auszuschütten. / Foto: Unternehmen

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Encavis streicht die Dividende – Geld soll in Anlagenbau fließen

Der Hamburger Solar- und Windpark-Betreiber Encavis hat überraschend erklärt, keine Dividende für das Geschäftsjahr 2022 zu zahlen. Das Geld werde für den Geschäftsausbau gebraucht, teilte der ECOreporter-Aktien-Favorit am heutigen Mittwoch mit. Die Aktie stürzt ab.

Zuvor hatte der Konzern die endgültigen Zahlen für das Vorjahr bekannt gegeben. Die Stromproduktion stieg 2022 demnach um 14 Prozent auf rund 3.133 Gigawattstunden. Der Umsatz legte um 47 Prozent auf 487,3 Millionen Euro zu. Davon werden laut Encavis rund 24,9 Millionen Euro durch die europaweiten Systeme zur Deckelung der Strompreise abgeschöpft. Eckzahlen für 2022 hatte Encavis bereits im Februar vorgelegt.

Encavis will noch stärker wachsen

Das operative Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) kletterte um 37 Prozent auf 350 Millionen Euro. Je Aktie stieg der operative Gewinn um ein Viertel auf 0,60 Euro. Das Konzernergebnis lag bei rund 84 Millionen Euro, darin sind allerdings 156 Millionen Euro Rückstellungen für sogenannte Hedge-Absicherungen von Zahlungsströmen nicht enthalten.

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Für 2023 geht das Unternehmen von einer leicht rückläufigen Entwicklung der Umsatzerlöse auf etwas mehr als 460 Millionen Euro aus, etwa 440 Millionen Euro nach Abzug der Strompreisbremsen. Das operative EBITDA werde voraussichtlich mehr als 310 Millionen betragen, erklärte das Management. Das operative Ergebnis je Aktie soll mehr als 0,60 Euro betragen und damit den Vorjahreswert leicht übertreffen

Encavis profitierte 2022 von einem deutlichen Kapazitätsausbau, besseren Wetterbedingungen und außergewöhnlich hohen Strompreisen. Alle Ziele der Wachstumsstrategie "Fast Forward 2025" wurden eigenen Angaben zufolge übertroffen. Nun setzt der Konzern sich noch ambitioniertere Ziele: Mit rund 5,8 Gigawatt (GW) soll bis Ende 2027 mehr als das 2,5-fache der heutigen Erzeugungskapazität ans Netz angeschlossen sein.

Darüber hinaus sollen sich dann 2,2 GW in der Errichtung befinden. 2027 will das Unternehmen einen Jahresumsatz von rund 800 Millionen Euro und ein operatives EBITDA von 520 Millionen Euro erreichen. Den operativen Cashflow erwartet Encavis in vier Jahren bei 450 Millionen Euro.

Um diese "Umsatzbeschleunigung mit einem höchst ambitionierten Kapazitätsausbau" aus eigener Kraft zu erreichen, soll der Gewinn des vergangenen Jahres in voller Höhe im Unternehmen bleiben. Analysten hatten damit gerechnet, dass die Ausschüttung etwas höher ausfallen würde als die 0,30 Euro je Aktie aus dem letzten Jahr. Bei 161 Millionen ausstehenden Aktien hätte dies eine Ausschüttung von rund 50 Millionen Euro bedeutet.

An der Börse sorgte die Absage einer Ausschüttung für Enttäuschung. Im Xetra-Handel stürzte die Aktie im frühen Handel ab, aktuell ist sie an dem Frankfurter Finanzplatz 11,5 Prozent im Minus zum Vortag und kostet 14,30 Euro (Stand: 29.3.2023, 9:20 Uhr). Auf Monatssicht ist die Aktie 22 Prozent im Minus, auf Jahressicht hat sie 18 Prozent an Wert eingebüßt.

Aktie langfristig ein starkes Investment

Encavis ist aus Sicht von ECOreporter zukunftssicher aufgestellt. Dass das Unternehmen seine Rekordgewinne nun für einen beschleunigten Anlagenausbau nutzt, hält die Redaktion auch im Sinne der Energiewende für begrüßenswert. Durch die staatliche Abschöpfung kommt ein Teil der Encavis-Gewinne zudem dennoch dem Gemeinwohl zugute - allerdings nicht unbedingt den Aktionären.

Zwar äußerte das Unternehmen sich nicht dazu, wann es wieder Gewinne ausschütten möchte, Encavis dürfte langfristig aber wieder Dividenden zahlen. Mit einer bislang erwarteten Dividendenrendite von 1,9 Prozent für 2022 ist die Aktie aber auch eher kein Investment für Anlegerinnen und Anleger, die vor allem auf Dividenden setzen.

Für ECOreporter bleibt die Encavis-Aktie grundsätzlich ein solides Investment, mit einem erwarteten Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 31 für 2023 ist sie derzeit aber hoch bewertet für einen Neueinstieg. Für 2024 ist das KGV mit 28 etwas moderater. Investierte Anlegerinnen und Anleger sollten ihre Aktien halten, defensive Neuinteressenten auf einen Kurs von um die 13 Euro warten.

Encavis ist eine ECOreporter-Favoriten-Aktie aus der Kategorie Nachhaltige Mittelklasse. Ein Unternehmensporträt finden Sie hier.

Einen Überblick über die Windbranche erhalten Sie im ECOreporter-Dossier Die besten Windaktien – wo sich jetzt der Einstieg lohnt.

Encavis AG:

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