Gegen Encavis gibt es aktuell viele Shortseller-Wetten auf sinkende Kurse. Wie sieht das Unternehmen selbst die Situation? / Foto: Unternehmen

  Nachhaltige Aktien, Aktien-Favoriten, Interview

Encavis-Chef Dierk Paskert im Interview: „Wir sehen das Verhalten der Hedgefonds nicht als kritisch an“

Der Hamburger Grünstromkonzern Encavis steht seit Monaten im Fokus von sogenannten Leerverkäufern. Wetten Hedgefonds gegen das Geschäftsmodell? ECOreporter sprach mit Encavis-Chef Dierk Paskert.


Encavis-CEO Dierk Paskert. Der studierte Jurist und promovierte Wirtschaftswissenschaftler (Jahrgang 1961) war vor seinem Einstieg bei Encavis unter anderem Vorstandsmitglied des Energiekonzerns E.ON.

Für Encavis lief das erste Quartal 2021 wegen schlechter Witterungsverhältnisse durchwachsen. Die langfristigen Aussichten sind aber weiterhin gut, im Zuge ihrer Strategie „Fast Forward 2025“ wollen die Hamburger ihre Stromerzeugungskapazitäten bis 2025 verdoppeln. 

Doch Anlegerinnen und Anlegern kann aktuell die hohe Zahl von Short-Positionen auf die Encavis-Aktie Sorge bereiten. Dabei setzen die auch Leerverkäufer genannten Shortseller, oft Hedgefonds, auf sinkende Kurse von Aktien. Mehr dazu erfahren Sie hier

Im Interview erklärt Encavis-Chef Paskert, warum er das Verhalten der Profi-Spekulanten nicht problematisch findet, wie man dem Einfluss des Wetters auf das Geschäft begegnet und welche Perspektiven der deutsche Markt bei erneuerbaren Energien hat.

Herr Paskert, bereits seit Monaten wetten Leerverkäufer gegen den Encavis-Kurs. Wollen Hedgefonds hier nur von einer erwartbaren Korrektur profitieren, oder sehen Sie Attacken auf Ihr Geschäftsmodell?

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Dierk Paskert: Wir sind im regelmäßigen Austausch mit unseren Investoren, dazu gehören auch Gespräche mit Hedgefonds. Aus diesen Gesprächen können wir keine fundamentale Attacke auf unser Geschäftsmodell erkennen.

Aktuell halten sieben Hedgefonds Short-Positionen gegen Encavis. Warum sehen Leerverkäufer im Erneuerbare-Energien-Sektor derzeit offenbar gerade Ihr Unternehmen als lohnendes Ziel?

Ein Großteil der Hedgefonds ist sowohl in unsere Aktie als auch in unsere Hybridanleihe investiert. Hier findet ein sogenanntes Arbitragegeschäft zwischen beiden Finanzprodukten statt, bei dem Investoren den Preisunterschied zwischen Anleihe und Aktie ausnutzen, um Gewinne zu erzielen. Wir sehen dieses Verhalten der Hedgefonds nicht als kritisch an.

Wie geht Encavis mit den Attacken um? Gibt es Nervosität bei anderen Anlegerinnen und Anlegern? Die Zahl der Aktionäre, die sich für eine Aktiendividende entschieden haben, lag 2021 mit 42,9 Prozent deutlich niedriger als im Vorjahr (60,25 Prozent).

Die Annahmequote bei der Aktiendividende ist Jahr für Jahr schwankend und kann nicht in Zusammenhang mit den Aktivitäten von Hedgefonds gebracht werden. Insbesondere können wir keine Nervosität bei Anlegern erkennen.

ECOreporter schätzt – wie auch die deutliche Mehrzahl der Analysten – die wirtschaftlichen Aussichten von Encavis als stark ein. Zuletzt machten Ihnen aber schlechte Witterungsbedingungen zu schaffen. Was hilft gegen diese Abhängigkeit vom Wetter – ein konsequenter Ausbau des Anlagenbestands?

Auch wir schätzen die wirtschaftlichen Aussichten von Encavis als stark ein, so wie wir es auch detailliert in unserer Strategie „Fast Forward 2025“ formuliert haben. Den wetterbedingten Abhängigkeiten der Stromproduktion kann man sich generell nicht entziehen. Wir bauen aber auf ein breit diversifiziertes Portfolio von Wind- und Solaranlagen in vielen europäischen Ländern, sodass positive und negative regionale Wetterschwankungen sich möglichst ausgleichen und nicht zu stark einseitig durchschlagen.

In Deutschland lahmt der Windkraftausbau an Land deutlich, auch bei der Photovoltaik verlangten Branchenverbände zuletzt mehr Engagement. Welche Rolle spielt der deutsche Heimatmarkt für Encavis noch bei Wachstumstrategien wie "Fast Forward 2025"?

Deutschland gewinnt gerade durch die Fokussierung auf subventionsfreie Anlagen im PPA-Geschäft (ein Power Purchase Agreement, kurz PPA, ist ein langfristiger Stromliefervertrag zwischen einem Produzenten und einem meist gewerblichen Abnehmer - Anm. d. Red.) deutlich an Bedeutung. Wir sehen einen großen Nachfrageüberhang für grünen Strom.

Herr Paskert, vielen Dank für Ihre Antworten!

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