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Nachhaltige Aktien, Meldungen, Fonds / ETF
Elektromobilität: Anlagesegment mit Potential?
Die Automobilbranche befindet sich im Umbruch. Überall wird fieberhaft an der Entwicklung von Fahrzeugen mit Elektroantrieb gearbeitet. Verwunderlich ist das nicht. Immerhin verursacht der Straßenverkehr laut der Umweltschutzorganisation WWF in Deutschland rund ein Fünftel der Kohlendioxidemissionen. Es gilt also Wege zu finden, diesen CO -Ausstoß zu reduzieren – eben auch durch die Entwicklung emissionsarmer Fahrzeuge. Die Politik hat dieses Thema für sich entdeckt und treibt die Entwicklung voran. „Ab 2012“, sagt Thomas Bayreuther, Fondsmanager des Absolut Future Mobility, „wird es unter anderem verschärfte Regelungen und Vorschriften zum Kraftstoffverbrauch bei Fahrzeugflotten oder für Umweltzonen geben. Auf diese Entwicklung haben so gut wie alle Autohersteller reagiert, sie befassen sich inzwischen mit dem Thema Elektroauto.“ Auf der Los Angeles Auto Show präsentieren in diesen Tagen u.a. Chevrolet, Nissan, Toyota und Mitsubishi Modelle mit elektrischem Antrieb. Spätestens ab 2015, so die Prognosen vieler Experten, sollen E-Autos in Serie produziert werden. Vielleicht auch früher. Hyundai preschte im September 2010 vor und kündigte an, schon ab 2012 so weit zu sein.
Emissionsreduktion umstritten
Doch sind Elektroautos wirklich ökologisch sinnvoll? Verringert elektrisch fahren die Kohlendioxidemissionen? Der WWF stellt in einer Studie aus dem Jahr 2009 fest, dass ein positiver Umwelteffekt nur dann zu erwarten sei, wenn mit der Entwicklung der E-Mobilität auch ein Wechsel zu erneuerbaren Energie einhergehe. Die WWF-Experten rechnen deshalb erst ab 2020 damit, dass der Einsatz von E-Fahrzeugen den CO2-Ausstoß reduziert. Wird dieser Wechsel aber vollzogen, dann könnte dieser Markt für nachhaltig orientierte Anleger langfristig interessant sein. Denn bis zum Jahr 2025, so das Center Automotive Research der Universität Duisburg-Essen in einer Studie, sollen rund 56 Millionen Hybrid- und Elektroautos zugelassen sein. Es wäre ein riesiger Markt. Vor allem aber wäre es ein Markt mit neuen Anbietern, wie dem auf Elektroautos spezialisierten kalifornischen Autobauer Tesla, mit Herstellern von Lithium-Ionen-Batterien, der Schlüsseltechnologie dieser Fahrzeuge, oder jenen Unternehmen, die die für Elektro-Mobilität notwendige Infrastruktur aufbauen. Kein Wunder, dass sich dieses Thema auch bei Investmenthäusern großer Beliebtheit erfreut. Anleger können auf Aktien einzelner Unternehmen setzen, sie können Zertifikate erwerben, die die Wertentwicklung von Indizes auf Subsektoren dieses Marktes abbilden, oder über Investmentfonds, bei denen ein Manager das Portfolio aktiv verwaltet, in dieses Trendthema investieren.
Zum Teil hohe Bewertungen
Doch trotz der hervorragenden Wachstumsprognosen sollten Anleger bei einem Investment im Elektroauto-Bereich vorsichtig sein, da die Aktienkurse zum Teil bereits stark gestiegen sind. „In diesem Sektor wurden viele Vorschusslorbeeren verteilt“, warnt Martin Klein, Anlageexperte der Bank Sarasin. So wird der E-Auto-Hersteller Tesla, der im Juni 2010 an die Börse ging, bereits mit über zwei Milliarden Dollar bewertet. Im ersten Quartal 2010 lag der Umsatz aber nur bei rund 21 Millionen Dollar, der Verlust betrug 30 Millionen Dollar.

Bildhinweis: Hybridfahrzeug von Toyota. / Quelle: Unternehmen
Begrenzte Zertifikateauswahl
Diese Beispiele zeigen, dass für ein Investment in Einzelaktien viel Branchen-Know-how notwendig ist, um die aussichtsreichsten und günstig bewertete Unternehmen zu finden. Zertifikate bieten Privatanlegern eine Alternative, mit der sie breit gestreut in diesen Sektor investieren können. Aktuell stehen mit dem E-Mobility-Zertifikat von JP Morgan sowie dem S-Box E-Power Mobile der Deutschen Bank jedoch nur zwei Produkte zur Auswahl. Zudem sind Informationen schwer zu bekommen. Die Zusammensetzung des S-Box E-Power Mobile finden Anleger lediglich auf der Website der Firma Structured Solutions, die den Index berechnet. Zuletzt enthielt dieser Index neun Werte, davon mit der Saft Group, BYD, Valence Technology und Advanced Battery Technologies gleich vier Batterie-Hersteller. Stärker diversifiziert ist das E-Mobility Zertifikat von JP Morgan. Darin sind immerhin zwölf Titel enthalten, neben Batterieherstellern allerdings auch die Automobilbauer Daimler und Toyota, der Mischkonzern Siemens, das Strom- und Atom-Unternehmen RWE sowie die Lithium-Produzenten Rockwood, FMC und die chilenische Bergbaufirma SQM.
Wachstumsmarkt Lithium-Ionen-Batterien
Dass die Hersteller von Lithium-Ionen-Batterien eine so große Rolle in den Zertifikaten spielen, ist kein Zufall. Denn für diesen Bereich sind die Wachstumsprognosen euphorisch: Nach Schätzung des Center Automotive Research soll dieser Markt von aktuell 10 Milliarden Euro bis 2025 auf einen Umsatz von 130 Milliarden Euro anschwellen. Davon sollen nicht nur die Batteriehersteller selbst, sondern auch die Produzenten von Lithium profitieren, dem entscheidenden Rohstoff für diese Akkumulatoren. Dieser Rohstoff, für den es derzeit keinen Ersatz gibt, findet sich in Mineralien sowie in lithiumhaltigen Salzseen, vor allem in Südamerika. „Durch die Entwicklung bei Elektroautos könnte die Nachfrage nach Lithium um das 15fache steigen“, meint Bayreuther.
Die Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa) hat ausgerechnet, dass die Batterien der Elektrofahrzeuge die Umwelt nur mäßig belasten. Maximal 15 Prozent der Gesamtbelastung durch Elektro-Autos sollen auf Herstellung, Unterhalt und Entsorgung der Batterie entfallen. Davon geht wiederum die Hälfte auf die Gewinnung und Herstellung der Batterierohstoffe Kupfer und Aluminium zurück. Die Lithiumgewinnung schlägt laut Empa nur mit 2,3 Prozent zu Buche. Der Structured Solutions Lithium Index Strategie Fonds bildet einen Index ab, der aus den 25 größten Lithium-Produzenten besteht. Doch ob die Rohstoffwette jetzt noch aufgeht? Die Aktien gelten bereits als teuer. Die chilenische SQM-Aktie zum Beispiel ist mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von rund 38 auf Basis der erwarteten Gewinne für 2010 sehr ambitioniert bewertet. „Dazu kommt“, sagt Sarasin-Experte Klein, „dass der Handel mit dem begehrten Rohstoff bei SQM weniger als 10 Prozent des Gesamtumsatzes des Unternehmens ausmacht.“
Goldgräberstimmung bei Lithium
Passive Investments wie der Lithium-Indexfonds haben noch einen grundsätzlichen Nachteil. Denn bis zur Serienreife der E-Fahrzeuge können die Börsenfavoriten wechseln – der passive Fonds muss aber weiterhin genau den Index abbilden. Aktiv gemanagte Fonds dagegen dürfen nach eigenem Gusto bestimmen, wie sie das Portfolio zusammensetzen. Aber: Mit dem Absolut Future Mobility gibt es derzeit nur einen Aktienfonds, der ausschließlich auf Elektroautos ausgerichtet ist. Aktuell setzt Thomas Bayreuther, Manager des Fonds, neben einigen Lithiumproduzenten sowie Fahrzeug- und Batterieherstellern auch auf Unternehmen wie Powersecure, das sich mit dem Aufbau der Netzinfrastruktur für Elektroautos befasst, oder Polypore, einem führenden Zulieferer der Batteriehersteller. Vor allem aber beobachtet er den gesamten Markt sehr genau. „Wir haben rund 150 Unternehmen auf unserer Beobachtungsliste, um neue Favoriten rasch identifizieren zu können“, sagt er. Allerdings ist der Fonds mit einem Volumen von 2 Millionen Euro noch vergleichsweise klein. Mit größeren Volumina und einer längeren Historie bieten New-Energy-Fonds eine Alternative. Sie investieren in Unternehmen aus dem Bereich alternativer Energien, mischen aussichtsreiche Unternehmen aus dem Bereich Elektro-Autos aber zu einem geringen Prozentsatz bei. Für Anleger, die sich nur mit einem kleinen Investment diesem langfristig spannenden Markt nähern wollen, ist dies derzeit vielleicht die beste Alternative.
Wertentwicklung der letzten zwölf Monate:
Lithium Basket Perf. Zertifikat (uBS), DE000UB1LTH2: plus 15 Prozent
Absolut Fund - Absolute Future Mobility, LU0402066392: plus 18,9 Prozent
Carlson DnB NOR Renewable Energy, LU0302296149: plus 3,2 Prozent
Vontobel Trend New Power, LU0138258404: plus 7 Prozent
e-Mobility Zertifikat (JP Morgan), NL0009325216: plus 9 Prozent
Delta Lloyd L New Energy, LU0269460779: minus 8 Prozent
Structured Solut. Lithium Strat. Fonds, LU0470205575: Start Januar 2010
S-BOX e-Power automobile (dt. Bank), DE000DB3TXQ5: minus 20 Prozent