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Einschnitt: Anlageausschuss des Natur-Aktien-Index (NAI) wirft das Handtuch

Der Natur-Aktien-Index (NAI) hat keinen Anlageausschuss mehr. Das sechsköpfige Gremium ist nach knapp 15 Jahren geschlossen und mit sofortiger Wirkung zurückgetreten ECOreporter.de beleuchtet die Hintergründe.

Stein des Anstoßes ist ein Entschluss der Index-Herausgeberin Securvita Gesellschaft zur Entwicklung alternativer Versicherungskonzepte mbH: Der Nachhaltigkeitsresearch soll nicht mehr durch die Experten einer externe Nachhaltigkeitsrating-Agentur geliefert werden (im Fall des NAI war das das Südwind Institut aus Siegburg bei Bonn). Stattdessen will das Securvita künftig selbst leisten. Dazu schreibt der Anlageausschuss in einer gemeinsamen Erklärung: „Der Ausschuss sieht sich ohne unabhängiges Research nicht länger in der Lage, für die soziale und ökologische Qualität des NAI gerade zu stehen.“ Zudem betont der Ausschuss mit dem Rücktritt „ab sofort nicht mehr für die Entscheidungen zur Zusammensetzung des NAI verantwortlich“ zu sein. Dr. Horst Hamm, langjähriger Sprecher des Anlageausschusses, erklärt dazu auf Nachfrage von ECOreporter.de: „Der Qualität der Arbeit des Ausschusses basierte auf externer Research-Leistung. Da die Securvita diese externe Dienstleistung nicht mehr bezahlen wollte, sah der NAI-Ausschuss keine Basis für eine weitere Zusammenarbeit.“ Der geschlossene Rücktritt sei zwar „bedauerlich und schade“, weil der NAI „ein tolles Produkt“ sei, so Hamm. Der gemeinschaftliche Rückzug des Ausschusses sei jedoch vor diesem Hintergrund richtig.

Neuer Anlageausschuss soll bestellt werden

Gegenüber ECOreporter.de stellt Securvita klar, dass der NAI selbst bis auf die Vergabe des Nachhaltigkeitsresearchs unverändert bleiben soll. „Die Zusammensetzung und die Auswahlkriterien des NAI bleiben unverändert“, so Norbert Schnorbach, Sprecher der Securvita für den NAI. „Es wird ein neuer Anlageausschuss berufen werden. Dabei ist nicht ausgeschlossen, dass einzelne Mitglieder des bisherigen Ausschusses auch im neu zu bestimmenden Gremium mitarbeiten“, sagt Schnorbach. Weder ein Eklat noch ein Streit habe zu dem Rücktritt geführt: „Wir haben nach 15 Jahren vertrauensvoller Zusammenarbeit eine Vereinbarung über Neuerungen beim Arbeitsablauf getroffen“, so Schnorbach. Ex-Ausschuss-Sprecher Hamm bestätigt dies, stellt jedoch klar, dass der Rücktritt des Ausschusses einen Endpunkt darstelle, „den es zu akzeptieren gilt.“

Schnorbach zufolge hat die Securvita bislang sowohl den Nachhaltigkeitsresearch in Auftrag gegeben, als auch die Ausschussarbeit finanziert, während der Ausschuss alle Entscheidungen zur Zusammensetzung des NAI getroffen hat: „Wir haben in den vergangenen Jahren erhebliche Finanzmittel für den Index zur Verfügung gestellt. Aber wir wollen den NAI auch in Zukunft erhalten“, so Schnorbach. Dennoch will der Unternehmenssprecher die Umstellung nicht einfach als Budgetmaßnahme verstanden wissen.

Securvita befürchtet weder Quatlitäts- noch Renommee-Verlust beim NAI

Dass der NAI ohne externes Research an Qualität oder an Renommee verlieren könnte, fürchtet Schnorbach nicht. „Securvita hat den NAI viele Jahre lang betreut und dazu den Anlageausschuss ins Leben gerufen. Entsprechendes Fachwissen zu nachhaltiger Geldanlage ist im Unternehmen vorhanden und wird gegebenenfalls über Neueinstellungen noch hinzugezogen“, kündigt er an.

Die organisatorische Umstellung beim NAI ist laut Schnorbach noch im Gange. Bis wann sie vollzogen sein wird und der neue Anlageausschuss berufen ist, ist offen. Zwar sei man bemüht, schnell einen neuen Anlageausschuss zu installieren, dennoch befinde sich die Securvita nicht in akutem Zeitdruck, erklärt der Sprecher. Eile wäre nur dann geboten, wenn ein Unternehmen kurzfristig zum Ausschluss anstünde. Dies sei jedoch nicht der Fall.

Bildnachweis: Seit Juli 2013 ist der US-Bio-Kaffeehersteller Keurig Green Mountain (vormals Green Mountain Coffee Roasters) im NAI vertreten. Dafür wurde Starbucks gestrichen 
(mehr  lesen). Im Bild Kaffee-Pads von Keurig Green Mountain. / Quelle: Unternehmen


Der NAI existiert seit 1997 Er führt 30 Unternehmen, die den NAI-Nachhaltigkeitskriterien entsprechen. Zu den Ausschlusskriterien zählen Atomkraft, Rüstung, landwirtschaftliche Gentechnik, Tierversuche sowie Menschenrechtsverletzung und Diskriminierung.  Wie sich der NAI und 17 weitere wichtige Nachhaltigkeitsindizes 2013 entwickelt haben, lesen Sie  hier.

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