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„Einigen Spanien-Solarfonds droht die Aussetzung der Ausschüttungen“ – Interview mit Dr. Klaus Wolf, KGAL

Das spanische Parlament entscheidet in diesen Tagen über eine weitreichende Gesätzesänderung des Tarifsystems für die Vergütung von Sonnenstrom (mehr dazu lesen Sie Opens external link in new windowhier). Was würden die geplanten Regelungen für deutsche Solarfonds bedeuten, die spanische Solarkraftwerke finanzieren? Was haben Anleger, Vermittler und Initiatoren zu befürchten – und was nicht? Erste Antworten lesen Sie im ECOreporter.de-Interview mit Dr. Klaus Wolf, Vorstandsmitglied des Münchner Emissionshauses KGAL. Das Unternehmen betreibt drei geschlossene Solarfonds, die von den geplanten Neuerungen der spanischen Regierung maßgeblich beeinflusst würden.


ECOreporter.de: Wie beurteilen Sie die Pläne der spanischen Regierung?

Dr. Klaus Wolf: Wir gehen davon aus, dass das am 23. Dezember 2010 verabschiedete gesetzesähnliche Dekret RDL 14/2010 am heutigen 25. Januar 2011 vom spanischen Parlament ratifiziert wird. Dieses Dekret verletzt nach mehrheitlicher Meinung verschiedener Rechtsberater verfassungsrechtliche Grundsätze. Unsere rechtliche Analyse ist noch nicht abgeschlossen. Es stehen jedoch verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung, rechtliche Schritte gegen das Dekret einzuleiten.
Zusammen mit vielen nationalen und internationalen Investoren stimmen wir ein gemeinsames Vorgehen ab, das sowohl Sofortmaßnahmen  - wie Nachträge zum Dekret - als auch rechtliche Schritte gegen die Umsetzung vorsieht. Wir nutzen auch alle politischen Einflussnahmemöglichkeiten. Gemeinsam mit internationalen Investoren betreiben wir intensive Lobbyarbeit in Spanien. Vergangene Woche hat ein Treffen mit Oppositionspolitikern und unserer Interessengruppe stattgefunden. Neben unserer Forderung wurde auch eine Liste mit möglichen Nachträgen zum Dekret übergeben, die die Auswirkungen zunächst – zumindest bis zu einer rechtlichen Klärung – mindern sollen. Gleichzeitig prüfen wir derzeit, welche rechtliche Vorgehensweise Erfolg versprechend sein kann. Ziel der Interessensgruppe ist es, rechtliche Schritte einzuleiten, um maximale Schlagkraft zu erreichen.


ECOreporter.de: Wie könnten sich die geplanten Änderungen auf Ihre Fonds auswirken?


Wolf: Betroffen sind die Solarfonds InfraClass Energie 3, InfraClass Energie 4 und InfraClass Energie 5. Keiner der Fonds hat wegen der im Marktvergleich relativ hohen Eigenkapitalquoten Probleme, die Fremdfinanzierung zu bedienen. Bei den Fonds InfraClass Energie 3 und InfraClass Energie 4 mit Projekten unter dem RD 661/2007 droht für die Jahre 2011 bis 2013 die Aussetzung der Ausschüttung. Da die finanzierenden Banken grundsätzlich von ihren in den Kreditverträgen zugestandenen Möglichkeiten Gebrauch machen können, könnten sie die Ausschüttungen unterbinden. Würden die Banken dies nicht in Erwägung ziehen, wären auch in den Jahren 2011bis 2013 Ausschüttungen möglich – allerdings auf deutlich reduziertem Niveau. Für die Folgejahre erwarten wir nahezu keine Änderungen in der Ausschüttungspolitik. Mehrausschüttungen – wie häufig in der Vergangenheit – werden aufgrund des nun eingeführten Deckels allerdings nicht mehr möglich sein.
Gegenüber dem Prospektszenario erwarten wir aufgrund der Laufzeitverlängerung um drei Jahre eine nahezu gleich hohe Ausschüttungssumme, sowie ein geringfügig niedrigere Rendite.
Das spanische Projekt Osa de la Vega, das im Eigentum unseres Fonds InfraClass Energie 5 steht, ist weniger stark betroffen, da es nicht unter den befristeten, rigiden Deckel von 1.250 Volllaststunden wie die Projekte der Fonds InfraClass Energie 3 und InfraClass Energie 4 fällt. Dennoch ist eine geringe Reduzierung der Rendite und der Ausschüttungen festzustellen. Da der InfraClass Energie 5 in verschiedene Projekte und Länder investiert, können diese negativen Auswirkungen durch andere Projekte ausgeglichen werden. Wir erwarten weiterhin, die Zielvorgaben des Fonds zu erreichen.


ECOreporter.de: Untergraben die spanischen Pläne die Glaubwürdigkeit der Renditeprognosen von Solarfonds?

Wolf: Bei allen unseren Projekten können die Renditeprognosen nahezu aufrechterhalten werden. Zwar gibt es in den nächsten Jahren zunächst Einbußen bei Ausschüttungen, in der Gesamtbetrachtung sind jedoch durch die aktuellen Entwicklungen kaum Abweichungen unserer Renditeprognosen zu erwarten. Gleichzeitig zeigt dieser Fall, dass Solarfonds trotz solcher Eingriffe stabil sind und weiterhin eine risikoadäquate Rendite bieten.


ECOreporter.de: Wie bewerten Sie die Zukunft des spanischen Solarmarktes?

Wolf: Zunächst wird der Solarmarkt in Spanien sowohl für Neu- als auch Bestandsprojekte zum Erliegen kommen. Wir erwarten aber auch eine Neubewertung der Einschätzung durch Investoren und Banken. Jetzt schon wird deutlich, dass die Auswirkungen auf den Photovoltaikmarkt begrenzt bleiben und nicht auf andere Bereiche der Erneuerbaren Energien, wie Wind oder Solarthermie, übergreifen werden.


ECOreporter.de: Inwiefern droht solches auch für andere Märkte, inwiefern ist Spanien ein Sonderfall?

Wolf: Wir können derzeit keine ähnlichen Tendenzen in den von uns bearbeiteten Märkten erkennen. Alle uns derzeit bekannten Diskussionen über Änderungen in der Photovoltaik-Förderung sind zukunftsbezogen und entfalten keine Rückwirkung.


ECOreporter.de: Herzlichen Dank für das Interview.
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