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Ein sicherer Hafen in der Finanzkrise? – starke Kundennachfrage für grüne Banken und Kirchenbanken

Die internationale Bankenszene ist durch die aktuelle Krise in ihren Grundfesten erschüttert worden. Geldabflüsse in Milliardenhöhe sind ein sicherer Hinweis darauf, dass viele Bankkunden in Deutschland das Vertrauen in die herkömmlich wirtschaftende Finanzinstitute verloren haben. Eine kleine Gruppe deutscher Banken dürfte aber deutlich gestärkt aus der gegenwärtigen Krise hervorgehen: die alternativen Banken.


Diese Unternehmen, die bei ihren Geschäften ethischen und ökologischen Ansprüchen verpflichtet sind, verzeichnen ohnehin seit Jahren deutliche Zuwächse bei der Bilanzsumme. Zum Beispiel die GLS Bank aus Bochum. Als erste „grüne“ Bank Deutschlands wurde sie 1974 für die direkte Förderung von sozialen, ökologischen und kulturellen Projekten gegründet: Im Geschäftsjahr 2007 stieg ihre Bilanzsumme um gut 20 Prozent auf 793 Millionen Euro. Gemeinsam mit der Stiftung GLS Treuhand e.V. sowie der GLS Beteiligungs-Aktiengesellschaft inklusive aller Fonds überstieg das Geschäftsvolumen des Finanzinstituts laut eigenen Angaben die Schwelle von einer Milliarde Euro. Damit hat es sich in den letzten drei Jahren verdoppelt.

Wie Christof Lützel, Pressesprecher der GLS Bank, gegenüber ECOreporter.de erläutert, ist das Kundeninteresse in den letzten Wochen aber besonders stark gestiegen. „Unsere Kundenberater kommen kaum hinterher, so viele Interessenten für Gespräche melden sich derzeit bei uns.“ Für viele Menschen sei nicht mehr nachvollziehbar, was an den Finanzmärkten geschehe. Das Bedürfnis nach umfassender, individueller Kundenberatung wachse. „Wir bieten durchschaubare, reale und sinnvolle Geschäfte“, meint der GLS-Sprecher. Zudem seien die Kundengelder bei der GLS Bank durch die Sicherungseinrichtung der Volksbanken und Raiffeisenbanken abgesichert.

Auch die UmweltBank aus Nürnberg verzeichnete in den letzten Wochen einen enormen Nachfrageanstieg für ihre Dienstleistungen. Laut Unternehmenssprecher Alexander Stark konnte sie im September ihre Kundenzahl im Vergleich zum Vorjahr um über 15 Prozent steigern, im Vergleich zum Vormonat August sogar um 21 Prozent. Das Jahr 2008 dürfte für die alternative Bank noch besser laufen als das Vorjahr, als die Bilanzsumme der Bank um 26,5 Prozent auf 1,025 Milliarden anwuchs. Nach Angaben von Stark hat die UmweltBank alle Kundeneinlagen ausschließlich in umweltfreundliche und nachhaltige Vorhaben angelegt: 44 Prozent in Solaranlagen, 28 Prozent in ökologischen Bauvorhaben und 28 Prozent in Wind, Wasser, Biomasse/Biogas und ökologischer Landwirtschaft. Ausgehend von einer nachhaltigen Geschäftspolitik sei die Bank „solide und langfristig refinanziert und halte sie keine riskanten Finanzprodukte im Portfolio“.

Wie der Firmensprecher gegenüber ECOreporter.de betont, stehen der UmweltBank stille Reserven, offene Reserven wie der Fonds für allgemeine Bankrisiken und das haftende Eigenkapital zur Absicherung ihrer Geschäfte zur Verfügung. Kreditausfälle seien unwahrscheinlich, weil es für jeden ausgereichten Kredit einen wirtschaftlichen Gegenwert in Form von Investitionen in Solaranlagen, Ökohäusern und Wasserkraftwerken gebe. „Sollte doch einmal ein Ausfall eintreten, so kann er von der UmweltBank als ertragstarker Bank problemlos getragen werden“, so Stark. Sie garantiere ihren Anlegern, „dass sie weder die gesetzliche Einlagensicherung noch eine Staatsgarantie für alle Spareinlagen in Anspruch nehmen müssen“.

Kirchenbanken wie die KD-Bank aus Dortmund sichern die Einlagen ihrer Kunden wie die GLS Bank über die Sicherungseinrichtung des Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) ab. Diese schütze ohne betragliche Begrenzung Kontokorrentguthaben, Sparguthaben, Festgelder und Sparbriefe sowie Inhaberschuldverschreibungen der KD-Bank zu 100 Prozent, erläutert Dr. Ekkehard Thiesler, Vorstandsvorsitzender der KD-Bank. Das Finanzinstitut ist eine genossenschaftliche Selbsthilfeeinrichtung für Kirche und Diakonie, 2007 erreichte sie eine Bilanzsumme von 3,8 Milliarden Euro. Ihr Kerngeschäft besteht darin, Geldeinlagen der Kunden als Kredite für kirchliche und diakonische Projekte auszugeben. Daneben legt sie die Gelder der Kunden auch in Wertpapieren an. Hierfür hat sie einen Nachhaltigkeitsfilter eingeführt. „Durch gezielte Investitionen sollen diejenigen Teilnehmer am Kapitalmarkt aktiv unterstützt werden, die sozial, ökologisch und ökonomisch handeln“, sagt Banksprecherin Susanne Hammans. Daher sei die Kirchenbank auch nicht in die Immobiliengeschäfte verwickelt, die anderen Finanzinstituten so verheerende Verluste eingebracht haben. Zurzeit seien 87 Prozent der Eigenanlagen der KD-Bank als nachhaltig eingestuft, so Hammans.

Laut Vorstandsmitglied Ewald Peter Lachmann muss auch die KD-Bank derzeit einen starken Kundenandrang bewältigen. „Vor allem bei den Privatkunden, kirchlichen Einrichtungen und Stiftungen ist der Zulauf zurzeit sehr groß“, stellt er fest. „Unsere Mitarbeitenden müssen Überstunden leisten, um dem hohen Beratungsbedarf gerecht zu werden." Auch wer nicht Kirchenmitglied ist, kann Kunde der KD-Bank werden. „Privatkunden können alle werden, die unsere christlichen Werte teilen“, erklärt Lachmann.

Ähnlich halten es auch andere Kirchenbanken, etwa die die Bank für Orden und Mission, eine rechtlich unselbständige Zweigniederlassung der vr bank Untertaunus eG. Sie kam 2007 auf eine Bilanzsumme von 110 Millionen Euro. Das erst im August 2003 gegründete Finanzinstitut legt laut Banksprecherin Marie Christine Abry-Ossa die Kundengelder „nach strengen ethischen Grundsätzen an, die sich an dem Gedankengut des Franziskanerordens orientieren“. Die Steyler Bank aus Sankt Augustin bei Bonn wendet sich ebenfalls an nicht-kirchliche Kunden. Mit großem Erfolg hat sie sich seit 2004 ganz auf nachhaltige Geldanlage ausgerichtet. Die Bank der Steyler Missionare verbucht seither zweistellige Zuwachsraten, sie steigerte die Bilanzsumme bis 2007 auf 245,1 Millionen Euro.

Wenn ein Kunde zu diesen alternativen Banken wechseln will, wird dies laut deren Angaben nicht durch Gebühren belastet. Einen besonderen Service bietet hier die Landeskirchliche Kredit-Genossenschaft Sachsen eG (LKD) an. Die Hausbank der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens und der sächsischen Diakonie zahlt Neukunden bis zu 200 Euro Aufwandsentschädigung für den Depotübertrag von anderen Banken oder Fondsgesellschaften auf ein LKG-Depot. Sie betreut allerdings neben christlichen Institutionen ausschließlich Kirchenmitglieder.

Einig sind sich die von ECOreporter.de angesprochenen Vertreter der Banken, dass Anleger in der aktuellen Krisensituation vor allem Ruhe bewahren sollten. „Wir raten von Panikverkäufen ab. In Krisenzeiten ist oft ein langer Atem und Durchhaltevermögen nötig“, meint Alexander Stark von der UmweltBank. Susanne Hammans von der KD-Bank empfiehlt Anlegern jedoch, zu überprüfen, ob die Investitionen ausreichend breit gestreut wurden. GLS-Sprecher Christof Lützel hofft, dass bei den deutschen Bankkunden auch langfristig ein Umdenken stattfindet. „Wir hoffen, dass die Menschen jetzt endlich wach geworden sind, dass sie als Folge dieser Finanzkrise dauerhaft von ihren Banken verlangen, dass sie verantwortlich mit ihrem Kapital umgehen. Dass die Bankkunden nicht wieder auf unrealistische Renditeversprechen hereinfallen, ohne zu hinterfragen, auf welche Weise Anbieter sie erwirtschaften.“


Bildhinweis: Firmensitz der GLS Bank in Bochum, Solardienstfahrzeug der UmweltBank AG / Quelle jeweils: Unternehmen
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