ECOanlagecheck

Ein außergewöhnlicher Solarfonds - Beteiligung ab 5000 Euro

Ein Solarfonds mit ungewöhnlichen Weichkosten, ein Anbieter mit einer bemerkenswerten Leistungsbilanz, eine Informationspolitik, die man so nicht alle Tage erlebt: ECOreporter.de hat einen Fonds getestet, bei dem sich Anleger ab 5.000 Euro beteiligen können. Standort: Bei München. Lesen Sie unsere Analyse und Empfehlung.

Auf einer ehemalige Bauschuttdeponie bei München hat die Gehrlicher Solar Management GmbH das „Sonnenkraftwerk Haar III“ errichtet. Anleger können sich ab einer Einlage von 5.000 Euro beteiligen, zuzüglich 5 Prozent Agio. Die Freiflächen-Solarstromanlage ist bereits seit Ende 2007 in Betrieb und speist Strom in das Netz der Stromversorgung Haar GmbH ein.

Betreiber des Kraftwerks ist die Gehrlicher GmbH & Co. SKH III KG. Die Anleger werden Direktkommanditisten. Ein Treuhänder wurde nicht beauftragt. Persönlich haftende Gesellschafterin der Fondsgesellschaft (Komplementärin) ist die Gehrlicher Solar Management GmbH. Laut dem umfangreichen und informativen Emissionsprospekt handelt es sich um eine erfahrene Initiatorin von Solarstromprojekten. Eine Liste führt 35 Gesellschaften auf, bei denen das Unternehmen ebenfalls als Komplementärin fungiert. Einer ECOreporter.de vorliegenden Leistungsbilanz ist zu entnehmen, dass die seit 1999 aufgelegten Gehrlicher-Beteiligungsfonds ihre Prognosen sämtlich deutlich überschritten haben – darunter die Sonnenkraftwerke Haar I und II, Vorläufer des aktuell angebotenen Projekts.

Der Standort wurde den Angaben zufolge für 29 Jahre von der Gemeinde Haar gepachtet. Das Grundstück sei aufgrund der schlechten Bodenqualität für eine landwirtschaftliche Nutzung nicht attraktiv, so Gehrlicher. Durch die Photovoltaikanlage werde es ökologisch und ökonomisch sinnvoll genutzt – die Kollektorfläche beträgt zirka 11.100 m², das gesamte Areal vier Hektar.

Das Gesamtinvestitionsvolumen des Fonds veranschlagen die Initiatoren auf knapp 4 Millionen Euro. Für die Finanzierung soll langfristiges Fremdkapital in Höhe von 2,92 Millionen Euro aufgenommen werden. Durch die Platzierung des Kommanditkapitals will der Fonds 1 Million Euro einwerben. Für die Vermittlung des Eigenkapitals der Gesellschaft seien keine gesonderten Kosten vorgesehen, heißt es im Emissionsprospekt, eine erstaunliche Eigenschaft des Fonds.
Ulrich Haushofer, Geschäftsführer der Gehrlicher Solar Management, erklärt im Gespräch mit ECOreporter.de, dass die Verträge über die erforderlichen Darlehen bereits abgeschlossen seien. „Die Darlehen der Sparkasse Coburg sind inzwischen ausbezahlt. Die Zinskonditionen haben sich um 0,2 Prozent gegenüber dem im Prospekt dargestellten Angebot verschlechtert. Andererseits ist es uns gelungen, die Versicherungsverträge um mehr als 2.000 Euro pro Jahr günstiger abzuschließen, so dass die Rendite nahezu unverändert bleibt“, so Haushofer. Laut Prospekt waren zwei Darlehen vorgesehen: 2,52 Millionen Euro aus dem KfW-Umweltprogramm für einen Nominalzinssatz von 4,10 Prozent und 500.000 Euro aus dem ERP-Umweltprogramm, die mit 4,45 Prozent verzinst sein sollten. Die Laufzeit beider Darlehen wird mit 10 Jahren angegeben.
Welche Risiken wären mit einem Anstieg der Zinsen nach Ablauf der zehnjährigen Zinsbindungsfrist verbunden? Haushofer bestätigt, dass darin ein „gewisses Risiko“ liege, allerdings sei nach zehn Jahren mehr als die Hälfte der Darlehenssumme bereits getilgt. Die Konstruktion des Fonds sei zudem darauf ausgelegt, dass die Kommanditisten jährlich selbst über die Ausschüttungen entscheiden. „In einer unserer Gesellschaften haben sich die Kommanditisten dazu entschieden, die Erträge in den ersten Jahren hochverzinslich anzulegen. Damit waren sie für einen Zinssprung zum Ablauf der Darlehensverträge gerüstet“, sagt er. Auch über die laut Emissionsprospekt geplanten hohen Ausschüttungen des Fonds in 2009 und 2010 entscheide letztlich die Gesellschafterversammlung, so Haushofer. „Wir machen als Geschäftsführung lediglich einen Vorschlag.“

Eine Besonderheit des Fonds ist das Agio. Gewöhnlich wird es von der Fondsgesellschaften dazu verwendet, die Kosten für Vertrieb und Marketing zu decken. Nicht so beim Sonnenkraftwerk Haar III. Haushofer: „Entgegen der Aussage im Prospekt zahlt jeder Kommanditist des Fonds das 5-prozentige Agio. Es fließt im vollen Umfang in das Vermögen des Fonds und steht für Investitionen zur Verfügung. Bei den Angaben zur Rendite haben wir das Agio berücksichtigt.“
Die Gesamtausschüttung des Fonds beträgt laut der Prognoserechnung zirka 215 Prozent. Da das einbezahlte Kapital mit ausgeschüttet wird, erhält der Anleger demnach eine Nettoausschüttung von 115 Prozent. Die geplante Rendite nach dem Internen Zinsfuss beträgt 5,75 Prozent. Die Fondsgesellschaft hat eine feste Laufzeit von 20 Jahren zuzüglich des Jahres der vollständigen Inbetriebnahme der Photovoltaikanlage (2007).

Gleichzeitig mit Beitritt zur Fondsgesellschaft schließt jeder Anleger einen Kaufvertrag mit der Gehrlicher Umweltschonende Energiesysteme GmbH & Co. Solarpark 2022 KG ab. Darin wird der Verkauf der Fondsanteile zum Ende der Laufzeit festgeschrieben. Der Kaufpreis entspricht der in der Planrechnung vorgesehen angesparten Rückbaurücklage. Dieser Verkaufserlös ist laut Haushofer in der genannten Gesamtausschüttung enthalten, ohne ihn würde sie auf 203 Prozent sinken.

Bei der Technik des Kraftwerks hat die Gehrlicher Solar AG als Generalunternehmer auf bewährte Hersteller gesetzt. Die knapp 15.000 Cadmium-Tellurid-(CdTe)-Dünnschichtsolarmodule des Fonds kommen von der US-amerikanischen First Solar. Die Gehrlicher-Gruppe setze diese Module seit 2003 ein, heißt es. Alle Module seien mit Einzelmessprotokollen ausgeliefert worden. Als Solarwechselrichter kommen demnach 141 Geräte des europäischen Marktführers SMA aus Kassel zum Einsatz.

First Solar garantiert eine nominale Ausgangsleistung der Solarmodule von 90 Prozent in den ersten 10 Jahren nach Installation der Solarmodule und 80 Prozent in den folgenden weiteren 15 Jahren gegenüber der angegebenen Ausgangsleistung. Die Solarwechselrichter verfügen über die gesetzliche Gewährleistung von 2 Jahren und eine Werksgarantie durch SMA von 5 Jahren ab Inbetriebsetzung.

Die Gewährleistung des Generalunternehmers Gehrlicher Solar AG endet 12 Monate nach Abnahme der Photovoltaikanlage. Abgenommen hat Haushofer die Anlage selbst. „Das wird Ihnen vermutlich nicht gefallen“, sagt er freimütig gegenüber ECOreporter.de. „Wir wollten aber die Kosten für den Gutachter sparen. Bisher haben wir mit diesem Verfahren gute Erfahrungen gemacht. Zudem werden die Anlagen bei uns auch durch die Anleger geprüft. Wir installieren für jeden Fonds einen Beirat, da sitzen immer auch Fachleute drin. Ich weiß beispielsweise schon jetzt, dass ein sachkundiger Physikprofessor im Beirat des Haar III mitarbeiten wird.“ Wie der Geschäftsführer weiter erläutert wurde für den Fonds aus Kostengründen auch keine Mittelverwendungskontrolle und kein Treuhänder eingesetzt. „Wir haben eine Art basisdemokratische Historie. Wir arbeiten sehr transparent. Die Mittelverwendung wird durch die Beiräte geprüft. Und statt eines Treuhänders wollen wir bewusst den direkten Kontakt zu unseren Kommanditisten“, so Haushofer.

Die Fondsgesellschaft hat die Gehrlicher Solar AG auch mit der Wartung der Anlagen beauftragt. Der Wartungsvertrag wurde laut Emissionsprospekt auf Dauer von 10 Jahren abgeschlossen. ECOreporter.de fragt Haushofer, ob es nicht sinnvoller gewesen wäre, den Vertrag für die gesamte Laufzeit des Fonds zu vereinbaren? Der wichtigste Zeitraum für die Wartung seien die ersten Jahre des Betriebs der Anlage, gibt er zu Bedenken. „Dann fallen mögliche Fehler auf.“ Zudem sei es für die Fondsgesellschaft durchaus von Vorteil, sich nach zehn Jahren auch für einen anderen Serviceanbieter für die Wartung entscheiden zu können.

Zwei Ertragsgutachten des Deutschen Wetterdienstes und der Augsburger Firma meteocontrol GmbH wurden für den Standort des Kraftwerks erstellt. Vom Mittelwert der beiden Gutachten wurde in der Prognoserechnung ein Sicherheitsabschlag in Höhe von 4,7 Prozent abgezogen. Weiterhin wurde zugrunde gelegt, dass die nominale Ausgangsleistung der Solarmodule um 0,5 Prozent pro Jahr sinke.
Durch das System safer"sun der meteocontrol werden die Anlagen laufend überwacht. Dadurch sollen Mindererträge einzelner Anlagenteile bzw. der Gesamtanlage frühzeitig erkannt werden.

Die sogenannten Weichkosten in Höhe von 97.000 Euro setzen sich aus Kosten der Platzierungsgarantie (10.000 Euro), Kosten für Projektentwicklung und Prospekterstellung (60.000 Euro), Kosten der Gesellschaftsgründung (2.000 Euro), der Bearbeitungsgebühr für das Fremdkapital (15.000 Euro) und den Zwischenfinanzierungskosten (10.000 Euro) zusammen. Das entspricht einem Anteil von 2,44 Prozent des Gesamtinvestitionsvolumens inklusive Agio.


Fazit:

Das Beteiligungsangebot Sonnenkraftwerk Haar III bietet Anlegern eine herausragend geringe Kostenquote. Gehrlicher Solar Management verfügt über jahrelange Erfahrung mit Konzeption und Betrieb von Photovoltaikanlagen. Die Leistungsbilanz des Unternehmens ist ausgezeichnet. Die Initiatoren bemühten sich gegenüber ECOreporter.de um offene Kommunikation, Schwachpunkte des Projekts, wie das Auslaufen der Zinsbindung nach zehn Jahren, wurden weder kaschiert noch kleingeredet.

Für das Vorhaben spricht ferner, dass die Anlagen bereits in Betrieb sind und der Standort durch zwei länger bestehende Anlagen gut bekannt ist. Technisch interessierte Anleger werden den direkten Kontakt zu den Initiatoren schätzen.

Die prognostizierte Rendite des Fonds ist marktüblich schmal. Wenn die Prognoserechnung ähnlich konservativ ist, wie die der Vorläuferprojekte, könnte der Gewinn jedoch leicht höher ausfallen. Anleger, die ein Investment in den Fonds erwägen, sollten sich über die produkttypische Einschränkungen einer Direktbeteiligung wie geringe Handelbarkeit und langfristige Kapitalbindung im Klaren sein.

ECOreporter.de stuft den Sonnenkraftwerk Haar III als empfehlenswert ein!



Basisdaten

Initiatorin - Gehrlicher Solar Management GmbH, München
Persönlich haftende Gesellschafterin (Komplementärin) - Gehrlicher Solar Management GmbH
Projekt - Gehrlicher GmbH & Co. SKH III KG, Feldkirchener Str. 2, 85540 Haar
Veröffentlichungsdatum - 30. November 2007
Einkunftsart - Gewerblich
Rechtsform - GmbH & Co. KG
Beteiligung - Anleger werden Kommanditist der GmbH & Co. KG
Agio - 5 Prozent
Laufzeitende der Prognoserechnung - 31.12.2028

Gesamtinvestitionsvolumen - 3.953.878 Euro
Eigenkapitalvolumen – 1.000.000 Euro
Mindestzeichnungssumme - 5.000 Euro
Haftungsbeschränkung - Ja, Anleger ist im Außenverhältnis auf die in das Handelsregister einzutragende Hafteinlage (10 Prozent der Pflichteinlage) beschränkt. Eine Nachschusspflicht besteht nicht.
Platzierungsgarantie - Gehrlicher Solar AG
Platzierungsstand – zirka 50 Prozent


Kosten
Solaranlage incl. Infrastruktur - 3.856.787 Euro
Dienstleistungsvergütungen und sonstige Nebenkosten - 97.091 Euro
Agio - 50.000 Euro

Gesamtnennleistung - 1.037 Kilowattpeak (kWp)
Energieertrag – durchschnittlicher 1.020 kWh pro kWp jährlich

Versicherungen
All-Risk-Versicherung
Betriebshaftpflichtversicherung für Personen- und Sachschäden

Sicherung der Anlagen gegen Diebstahl – Zaun mit 2,20m Höhe laut Empfehlung der Versicherung. Spezielle Verschraubung der Module.

Bilder: Sonnenkraftwerk Haar III / Gehrlicher Solar
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