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Institutionelle / Anlageprofis, Finanzdienstleister
“Eigentlich fangen wir jetzt erst richtig an!” - Interview mit ISS-oekom-Chef Robert Haßler
Eine der Ikonen der nachhaltigen Geldanlage überraschte dieses Jahr mit einer Nachricht: Die oekom research AG aus München wird zu einer Tochter der Institutional Shareholder Services ISS.
ISS hat 1.200 Angestellte und 19 Büros in 13 Ländern. Oekom research, 1993 gegründet, firmiert nun als ISS-oekom und ist immer noch eine der weltweit führenden Nachhaltigkeitsrating-Agenturen. oekom research war Vorreiter im Markt und maßgeblich an der Entwicklung der Methodik des Nachhaltigkeitsratings beteiligt.
Dass es nachhaltige Fonds gibt, deren Nachhaltigkeitsversprechen eingehalten werden: ein Verdienst auch der Nachhaltigkeitsrating-Agenturen und damit von ISS-oekom. Wenn Anbieter nachhaltiger Fonds wissen wollen, welche Aktiengesellschaft keine Waffen herstellt und Kinderarbeit ausschließt, dann greifen sie meist auf die Hilfe solcher externer Agenturen zurück.
Heute beschäftigt ISS-oekom 120 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und analysiert die wichtigsten Aktien- und Anleiheemittenten weltweit hinsichtlich ihrer Umwelt-, Sozial- und Governance-Leistungen. Im Interview blickt Robert Haßler, ehemaliger CEO und Mitbegründer von oekom research, zurück auf die Entwicklung von ISS-oekom. Und er schaut voraus auf die Branche: Welche Herausforderungen stellen sich, wo geht der Markt hin, und welche Umweltprobleme sind heute am dringlichsten?
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ECOreporter: Herr Haßler, die oekom research AG ist in den letzten Jahren schnell und kräftig gewachsen. Insofern kam die Nachricht des Zusammenschlusses mit ISS Inc. in diesem Frühjahr überraschend. Was waren die Gründe für den Zusammenschluss?
Haßler: oekom research hatte seit 1993 wichtige und erfolgreiche Pionierarbeit für einen nachhaltigen Finanzmarkt geleistet. Wir haben geholfen, das nachhaltige Investment aus einer Nische heraus in den Mainstream-Bereich zu führen. Genau der Erfolg unserer Arbeit hat nun zu der Notwendigkeit geführt, sie in einem weitaus größeren Umfang, Maßstab und mit deutlich anderen Kapazitäten fortzuführen. Wir hatten zwar in den letzten Jahren unsere Präsenz in den internationalen Märkten mit Büros in Paris, London, New York und Zürich deutlich ausgebaut. Aber die am internationalen Markt nötige Größenordnung ist eine ganz andere.

Robert Haßler gründete 1993 oekom research. / Foto: ISS-oekom
In welchen Schritten ging das vor sich?
Wir hatten schon länger Optionen für diesen Wachstumssprung durchgeführt, sowohl weiteres organisches Wachstum als auch externe Partnerschaften und Zusammenschlüsse. Hier haben nicht nur wir den Markt sondiert. Umgekehrt haben uns andere Marktteilnehmer seit vielen Jahren als möglichen Partner beobachtet.
Warum lief es dann auf ISS hinaus?
Mit ISS und oekom research hatten sich letztlich zwei Unternehmen gefunden, die in vielen Bereichen sehr ähnlich denken, die mit ähnlicher Mission unterwegs sind und deren Geschäftsmodelle und -wurzeln sehr gut übereinstimmen. ISS hat sich umfassend zu unseren methodischen Grundsätzen und internen Arbeitsstandards bekannt, und unsere jeweiligen Produkte ergänzen sich weitgehend. Wir haben die gemeinsame Vision, das weltweit führende Research- und Technologieunternehmen im Bereich des nachhaltigen Investments zu werden und damit unsere Mission bestmöglich zu erfüllen.
oekom research wurde von ISS übernommen und ist nun als ISS-oekom eine Tochtergesellschaft der ISS. Inwiefern wird sich durch die neue Konstellation das Geschäft der oekom research AG verändern?
Am Geschäftsmodell von oekom research wird sich nichts ändern. Wir haben jetzt vielmehr die Möglichkeit, unsere im Markt anerkannten Produkte und Dienstleistungen einem viel größeren Interessentenkreis anzubieten. Darüber hinaus hat sich ISS verpflichtet, substanziell in eine schnelle Ausweitung unserer Rating-Abdeckung zu investieren, was die globalen Erfolgschancen weiter erhöhen wird.
Welche Vorteile ergeben sich aus der Kooperation für beide Partner?
Beide Partner ergänzen sich sehr gut in ihren Geschäftsbereichen und können von den jeweils zugewonnenen Expertisefeldern profitieren, von der größeren Reichweite und Marktdurchdringung in den jeweiligen Kernmärkten sowie erweiterten Kapazitäten und Ressourcen.
Wenn man das oekom research-Ziel zur Zeit der Gründung betrachtet - ist es erreicht?
Wir haben mitgeholfen, den Markt und die Branche ein sehr großes Stück weit zu entwickelt, und einen Hebel geschaffen, der bereits seine Wirkung zu zeigen scheint. Und klar ist auch: Das nachhaltige Investment wird immer mehr Teil des Mainstreams und somit auch ein Thema für die Credit Rating Agencies. Das grundsätzliche Ziel einer nachhaltigen Entwicklung ist damit aber noch lange nicht erreicht. Wir sehen uns nicht am Ende unserer Arbeit, sondern fangen nun eigentlich erst richtig an. Denn es wird gerade jetzt darauf ankommen, dass Nachhaltigkeitsrating-Agenturen ihre Kernexpertise richtig ausspielen und in einen größeren Entscheidungsrahmen einbringen.