Anleihen / AIF

ECOreporter.de-Interview mit Sönke Tangermann, Geschäftsführer der Planet energy GmbH, zur Genussrechtsemission der Planet energy GmbH

Die Genussrechtsemission ist vom Bafin (Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht) genehmigt. Die künftigen Jahresabschlüsse der Planet energy GmbH werden vom Wirtschaftsprüfer geprüft und den Genussrechtsinhabern im Internet zum Herunterladen zur Verfügung gestellt. Der aktuelle Zeichnungsstand (am 6. Dezember liegt bei zirka 2,8 Millionen Euro.

ECOreporter.de: Herr Tangermann. wie weit ist das im Prospekt vorgestellte Projekt Weserkraftwerk Bremen gediehen?
Sönke Tangermann: Das Planfeststellungsverfahren zur Genehmigung des Weserkraftwerks wird in Kürze abgeschlossen werden. Wir erwarten den Planfeststellungsbeschluss in den kommenden Wochen.

ECOreporter.de: Wie ist der Stand bei den anderen Projekten?
Tangermann: Die im Verkaufsprospekt angekündigte Photovoltaikanlage Dasing mit 1,56 Megawatt peak ist baugenehmigt und befindet sich seit September im Bau. Der erste Anlagenteil (Standort Laimering, zirka 1,1 Megawatt) geht noch in dieser Woche ans Netz. Die Anlage wird insgesamt noch in 2006 vollständig in Betrieb genommen. Die Finanzierungsverträge sind abgeschlossen. Der ebenfalls im Prospekt erwähnte Windpark Soltau ist seit April in Betrieb.

ECOreporter.de: Was passiert mit dem bereits eingezahlten Genussrechtskapital, wenn nicht genügend Mittel eingeworben werden?
Tangermann: Sollten wir nicht genügend Kapital einsammeln, um weitere Projekte zu realisieren, so verbliebe das bereits eingesammelte Kapital in den bereits realisierten Projekten und würde hierdurch verzinst. Wir rechnen allerdings damit, dass wir auch geringe Beträge, die für bestimmte größere Projekte nicht ausreichen, in kleinere Projekte investieren können. Etwa in kleinere Photovoltaikanlagen. Insofern ist das Risiko, dass eingeworbenes Genussrechtskapital nicht sinnvoll angelegt werden kann, relativ gering. Vorübergehend ungenutztes Genussrechtskapital liegt überdies auf einem gut verzinsten Festgeldkonto.

ECOreporter.de: Die Laufzeit der Genussrechte wird mit zehn Jahren angegeben. Wann besteht die erste Kündigungsmöglichkeit für den Anleger? Erhalten die Anleger ihr Geld zu 100 Prozent zurück?
Tangermann: Die Anleger erhalten ihr Kapital zu 100 Prozent zurück. Eine Ausnahme besteht für den Fall der Teilnahme an Verlusten von Planet energy. Die erste Kündigungsmöglichkeit besteht unmittelbar nach Wirksamwerden der Zeichnung. Die Kündigung wird jedoch erst zum Ablauf der Mindestlaufzeit von zehn Jahren wirksam.

ECOreporter.de: Würden Sie uns die Funktion der "individuellen Kappungsgrenze" auf Seite zehn des Emissionsprospekts allgemeinverständlich erklären?
Tangermann: Die individuelle Kappungsgrenze gibt den Grenzbetrag an, bis zu dem die Zusatzverzinsung gewährt wird. Die Zusatzverzinsung beträgt in den ersten 24 Monaten maximal 4,5 Prozent jährlich und danach maximal 3,0 Prozent. Zusammen mit der Grundverzinsung von anfangs 2,5 später 4,0 Prozent ermöglicht sie eine Gesamtverzinsung von maximal 7,0 Prozent jährlich. Die individuelle Kappungsgrenze entspricht dabei dem Anteil eines konkreten Genussrechtsinhabers am Jahresüberschuss von Planet energy GmbH.

ECOreporter.de: Die Genussrechte seien nicht "verbrieft", heißt es im Emissionsprospekt. Was genau bedeutet das und welche Folgen ergeben sich daraus für den Anleger?
Tangermann: Verbriefte Genussrechte heißen auch Genussscheine. Auf sie ist das Wertpapierrecht anzuwenden, das erfordert erheblichen Mehraufwand bei der Genehmigung einer solchen Vermögensanlage. Wir haben in der Verbriefung weder für die Genussrechtsinhaber noch für Planet energy einen durchschlagenden Vorteil gegenüber unverbrieften Genussrechten gesehen. Zwar sind Genussscheine als Inhaberpapiere in der Regel etwas leichter handelbar, aber letztendlich muss uns auch hier der neue Inhaber mitgeteilt werden, damit die Zinssausschüttungen an den richtigen Adressaten gelangen. Dies macht den vermeintlichen Vorteil der erleichterten Handelbarkeit weitgehend zunichte.

ECOreporter.de: Sie wollen laut dem Emissionsprospekt Vermögensanlagen öffentlich anbieten. Was für eine Art von Vermögensanlagen werden das sein? Wann wird es die ersten derartigen Produkte geben.
Tangermann: Zur Streuung von Risiken und zur Verringerung des Aufwands bei der Konzeption sollen mehrere Projekte aus verschiedenen Bereichen der erneuerbaren Energien in einer Vermögensanlage zusammengefasst werden. Wir planen, bereits gegen Ende des nächsten Jahres genügend zueinander passende Projekte zu haben, um dies umsetzen zu können. Was für eine Art von Vermögensanlage das wird, steht noch nicht fest. Wir schwanken zwischen einem klassischen KG-Fondsmodell und Genussrechten.

ECOreporter.de: Die bisher gegründeten Beteiligungsgesellschaften wurden laut dem Prospekt zu 100 Prozent durch die Planet energy GmbH kapitalisiert. Heißt das, dass Sie erst mit den neuen Projekten öffentliche Angebote auflegen wollen, oder sollen Teile der bereits fertig gestellten Anlagen verkauft werden?
Tangermann: Die realisierten Projekte tatsächlich aus der Hand zu geben, widerspräche unserem langfristigen Ziel Kraftwerksbetreiber zu werden. Deshalb wollen wir an jedem Projekt grundsätzlich so beteiligt sein, dass wir einen ausreichenden Einfluss ausüben können. Das wir Anlegern an konkreten Projekten aus unserem Bestand beteiligen, ist aber nicht ausgeschlossen.

ECOreporter.de: Als Unternehmen haben Sie laut dem Emissionsprospekt keine langjährigen Erfahrungen in der Konzeption von Erneuerbare-Energie-Projekten und entsprechenden Beteiligungsgesellschaften. Sie müssen sich jedoch in einem Markt mit zahlreichen hochprofessionellen Konkurrenten behaupten. Inwieweit sind die erforderlichen Qualifikationen und Erfahrungen bei den Verantwortlichen der Planet Energy vorhanden?
Tangermann: Im Jahr 2005 habe ich zusammen mit Erich Pick die Leitung von Planet energy übernommen. Wir waren beide zuvor bereits mehrere Jahre in Unternehmen aus dem Bereich der erneuerbaren Energien tätig und haben während dieser Zeit im Bereich der rechtlichen und wirtschaftlichen Konzeption von Projekten und öffentlich angebotenen Vermögensanlagen gearbeitet. Wir lassen uns darüber hinaus bei jedem Projekt und jeder Vermögensanlage ausgiebig von spezialisierten und sehr renommierten Anwälten, Steuerberatern und Wirtschaftsprüfern beraten. Im Interesse unserer Anleger wahrscheinlich deutlich umfangreicher als andere Unternehmen.

ECOreporter.de: Wäre es nicht günstiger und unter Umständen weniger risikoreich, fertige Kraftwerke von erfahrenen Projektierern zu kaufen?
Tangermann: Wir kaufen auch fertig entwickelte Projekte, oder wir lassen diese von erfahrenen Ingenieurbüros fertig planen. In eigene Regie übernehmen wir nur Projekte in Bereichen, in denen wir genügend Erfahrung haben. Das trifft beispielsweise für die Photovoltaik zu. Auch wenn wir die Projekte selbst weiter oder zu Ende entwickeln, greifen wir für bestimmte Bereiche auf erfahrene Planungsbüros zurück.

ECOreporter.de: Alle Entscheidungsrechte, sogar das der Auflösung der Gesellschaft und kurzfristigen Kündigung der Genussrechte, liegen bei den Gesellschaftern der Planet energy. Welche Sicherheit können Sie den Anlegern bieten.
Tangermann: Dass Genussrechte keine Mitgliedschaftsrechte vermitteln, ist ein Charakteristikum dieser Anlageform. Ganz gleich, ob die Emittentin eine renommierte Bank oder ein kleines Unternehmen aus dem Bereich der erneuerbaren Energien ist.
Für die Sicherheit vor willkürlichen und für den Anleger nachteiligen Entscheidungen ist aber gesorgt. Eine Kündigung der Genussrechte stünde nicht im Belieben der Planet energy GmbH oder der Muttergesellschaft Greenpeace energy eG. Sie hinge von außergewöhnlichen äußeren Faktoren ab, auf die weder Planet energy noch Greenpeace energy Einfluss haben. Wenn Planet energy zum Beispiel durch eine sehr nachteilig veränderte Steuergesetzgebung in eine Situation geriete, in der die Fortführung der Genussrechte unzumutbar wäre. Eine willkürliche Auflösung von Planet energy ist nicht einfach so möglich.

Selbst wenn die rechtlichen Voraussetzungen für derart einschneidende Maßnahmen vorlägen, bedürften sie zudem vorab der Genehmigung des Aufsichtsrates. Der ist durch namhafte Personen aus dem Umfeld von Greenpeace e.V. besetzt. Auch die Vertreterversammlung von Greenpeace energy eG müsste ihr Einverständnis erklären. Diese Gremien werden bei ihren Entscheidungen neben dem Wohl der Anleger auch das Ansehen von Greenpeace im Blick haben. Die Kontrollorgane und die Verpflichtung, die der Name Greenpeace mit sich bringt, aber auch die Interessen der Genossenschaft Greenpeace energy, führen zu strengen Maßstäben. Das ist genauso, wie bei renommierten Unternehmen, wenn es darum geht, aus Anlegersicht kritische Entscheidungen zu verhindern.

ECOreporter.de: Werden die Zeichner der Genussrechte regelmäßig über die Entwicklung des operativen Geschäfts informiert?
Tangermann: Ja. Die Zeichner werden zum Zeitpunkt der Zinsausschüttung und zum Jahreswechsel über die Entwicklung des operativen Geschäfts informiert. Darüber hinaus besteht für jeden Zeichner die Möglichkeit, sich in einem geschützten Bereich auf unserer Website über einzelne Projekte zu informieren oder die Jahresabschlüsse von Planet energy einzusehen.

ECOreporter.de: Wo sehen Sie die besonderen Qualitäten Ihres Projekts und Ihrer Unternehmensphilosophie gegenüber anderen Anbietern im Bereich der Erneuerbaren Energien?
Tangermann: Gemäß dem Greenpeace-Motto "Taten statt warten" wollen wir mit dem Neubau sauberer Kraftwerke für Greenpeace energy eG einen tatsächlichen Ausbau der erneuerbaren Energien bewirken. Durch die Belieferung von Stromkunden aus Bestandsanlagen findet der nicht statt.

Planet energy sieht sich überdies langfristig als Kraftwerksbetreiber. Der Kraftwerksbau soll uns in die Lage versetzen, die Stromkunden von Greenpeace energy - derzeit sind es rund 60.000 - direkt zu versorgen. Angesichts der rasanten Strompreisentwicklung ist die Investition in erneuerbare Energien für uns eine strategische Aufstellung für den Zeitpunkt, an dem Strom aus regenerativen Quellen konkurrenzfähig gegenüber dem konventionellen Strommix wird. Auch bei der derzeit angewandten, rein betriebswirtschaftlichen, Kostenrechnung.

Überdies zeichnet unsere Projekte ein höherer Anspruch an ihre ökologische Verträglichkeit aus. Wir realisieren kein Projekt, das ökologisch fragwürdig ist und wir investieren viel Geld und Know how, um eine möglichst große Umweltverträglichkeit herzustellen. Beispielsweise soll das Weserkraftwerk mit seinen vielfältigen Fischauf- und abstiegsmöglichkeiten eine Referenz für alle zukünftigen Laufwasserkraftwerke werden. Die Flüsse sind heute noch durch zahlreiche schwer passierbare Wehranlagen versperrt. Sie sollen wieder durchlässiger für Langdistanzwanderer wie Aal oder Lachs werden.

ECOreporter.de: Herr Tangermann, wir danken Ihnen für das Gespräch!

Lesen Sie zur Genussrechtsemission der Planet energy auch den ECOreporter.de-Anlagecheck hier

Bilder: Sönke Tangermann; Kraftwerke der Planet energy in Dasing, Soltau und Schwäbisch Hall / Quelle: Unternehmen
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