Gasspeicher von Royal Vopak. Der UBS-ETF hält Aktien mehrerer Öl- und Gasverteiler. / Foto: imago images, NurPhoto

  Fonds / ETF, ETF-Test

ETF-Test: UBS MSCI World Socially Responsible

Ein großes deutsches Finanzportal empfiehlt diesen weltweit investierenden ETF Anlegerinnen und Anlegern, die „auf der Suche nach einer ethisch-ökologischen Geldanlage“ sind. Aber eignet sich der UBS ETF MSCI World Socially Responsible (ISIN LU0629459743) wirklich als nachhaltiges Investment? Und wie schneidet er finanziell ab?

Finanzen/Risiko

Der ETF startete im August 2011. Aufgelegt hat ihn die Schweizer Großbank UBS, die selbst auch in Kohle-, Öl- und Rüstungsunternehmen investiert. In den letzten zwölf Monaten gewann der ETF 34,1 Prozent an Wert. Zum Vergleich: Der konventionelle weltweite Aktienindex MSCI World hat im gleichen Zeitraum 24,4 Prozent zugelegt. In den letzten 5 Jahren stieg der ETF um 100,8 Prozent (MSCI World: 89,2 Prozent). Die Jahresgebühr ist mit 0,22 Prozent ETF-typisch günstig. Im Vergleich zu anderen ETFs sind die Wertschwankungen durchschnittlich.

Nachhaltigkeitskonzept

Der ETF legt in 349 mittlere und große Unternehmen in 23 Industrieländern weltweit an. Bei der Auswahl der Unternehmen wendet der ETF ein „Best-in-Class“-Verfahren an, dabei sind die ESG-Bewertung und der CO2-Ausstoß entscheidend. ESG steht für Umwelt (E wie Environment), Soziales (S wie Social) und gute Unternehmensführung (G wie Governance).

Ausgewählt werden können die nachhaltigsten 25 Prozent der Aktien des konventionellen MSCI World. Diese müssen zudem eine bestimmte ESG-Mindestnote nach dem Bewertungssystem von MSCI besitzen. Außerdem sollen die Unternehmen 40 Prozent weniger CO2 ausstoßen als die übrigen 60 Prozent des MSCI World. Mit diesem Verfahren bildet der ETF einen Index des US-Finanzdienstleisters MSCI nach. Für die Auswahl und Bewertung der Aktien ist MSCI verantwortlich.

Ausschlusskriterien

Der ETF schließt Unternehmen aus, die mindestens 5 Prozent ihrer Umsätze mit Alkohol, Pornografie, Glücksspiel, genetisch veränderten Organismen oder Waffen erzielen. Erlaubt sind allerdings 15 Prozent Umsatz mit der Konstruktion militärischer Waffensysteme. Tabu sind Öl-, Kohle- und Gasförderung sowie Stromerzeugung daraus, Atomkraftwerksbetreiber und Unternehmen, die geächtete Waffen herstellen, etwa Landminen oder Streumunition.

Allerdings bleiben Schlupflöcher: Beispielsweise sind dem ETF Investments in Aktiengesellschaften erlaubt, die Umsätze mit Öl und Gas erzielen, ohne es zu fördern.

Wie nachhaltig ist dieser ETF?

Der folgende Premium-Inhalt ist aufgrund des Artikelalters nun frei verfügbar.

Der ETF investiert in die Ölkonzerne Ampol (ehemals Caltex) aus Australien, Neste aus Finnland, Phillips 66 aus den USA und Royal Vopak aus den Niederlanden. Alle stellen Treibstoff her und betreiben etwa Öl-Pipelines. Da sie selbst kein Öl fördern, verstoßen sie nicht gegen die Kriterien des ETFs. Gleiches gilt für die Erdgasverteiler Atmos (USA) und Snam (Italien).

Ebenfalls im ETF vertreten sind der Maschinenbauer Daikin Industries und der Industriekonzern Komatsu aus Japan. Beide sind Zulieferer für die japanischen Streitkräfte: Daikin stellt etwa Granaten und Gefechtsköpfe her, Komatsu baut gepanzerte Truppentransporter und fertigt Munition. In beiden Fällen liegt der Umsatz mit Waffentechnik nach Erkenntnissen der Nachhaltigkeits-Ratingagentur V.E (ehemals Vigeo Eiris) unter 5 Prozent, der ETF verstößt hier also nicht gegen seine Ausschlusskriterien.

Einige Unternehmen im ETF (Merck, Beiersdorf u.a.) führen Tierversuche durch oder lassen diese durchführen, wenn sie, etwa für medizinische Produkte, gesetzlich vorgeschrieben sind.

Im ETF finden sich zahlreiche Unternehmen mit guter bis sehr guter Nachhaltigkeitsbilanz, etwa der Windanlagenbauer Vestas (Dänemark), der Palettenvermieter Brambles (Australien) oder die Deutsche Post DHL Group (Bonn). Kritischer sehen kann man etwa den Sportartikelhersteller Adidas (Herzogenaurach) oder den US-Limonadeproduzenten Coca-Cola. Insgesamt ist der ETF sehr konventionell ausgerichtet, zu den zehn größten Positionen gehören neben Coca-Cola etwa der IT-Konzern Microsoft, der Elektro-Fahrzeugbauer Tesla und der niederländische Maschinenbauer ASML.

Transparenz:

Die UBS veröffentlicht das vollständige Portfolio des ETFs auf ihrer Website. Das Aktienauswahlprinzip und die Ausschlusskriterien sind dort knapp dargestellt. Der Indexanbieter MSCI liefert weitere Informationen zum Auswahlprinzip des abgebildeten Index. Zur Nachhaltigkeit der Aktien im ETF finden Anlegerinnen und Anleger in den öffentlich zugänglichen Dokumenten des ETFs mit vertretbarem Zeitaufwand keine Informationen.

Nachhaltige Wirkung

Die UBS übt nach eigenen Angaben Stimmrechte bei Hauptversammlungen aus und tritt in Dialog mit Unternehmen, auch zu Nachhaltigkeitsthemen. Anlegerinnen und Anleger finden mit vertretbarem Zeitaufwand aber keine konkreten Forderungen an Unternehmen oder Informationen zu Dialogen. Eine nachhaltige Wirkung ist daher hier nicht ausreichend nachgewiesen.

Stärken:

  • Günstige Gebühren
  • Breit gestreute Anlage

Schwächen:

  • Investments in Öl- und Gasgeschäfte
  • Investments in Rüstung


Fazit:

Öl-, Gas- und Waffengeschäfte, mehrheitlich sehr konventionelle Aktien – als nachhaltig überzeugt dieser ETF nicht. Aber gute Wertentwicklung.

Die ECOreporter-Noten:

Finanzen: 1,6

Nachhaltigkeit: 4,4

Details zum Benotungssystem von ECOreporter finden Sie hier.

Alle bisherigen ETF-Tests finden Sie hier.

Daten und Fakten

Stichtag des Tests: 21.9.2021

Name des ETFs: UBS (Lux) Fund Solutions – MSCI World Socially Responsible UCITS ETF

Nachgebildeter Index: MSCI World SRI Low Carbon Select 5% Issuer Capped Total Return Net

ISIN LU0629459743 / WKN A1JA1R

Start des ETFs: 19.8.2011

Jährliche Gebühren: 0,22%

Replikationsmethode: physisch (Indexnachbildung durch Kauf der Aktien)

Ertragsverwendung: ausschüttend

Fondsvolumen: 4,6 Milliarden US-Dollar (9/2021)

Internet: www.ubs.com/de

Totalverlustrisiko: unwahrscheinlich, Teilverluste möglich

Verwandte Artikel

10.07.23
 >
08.09.21
 >
25.08.21
 >
16.08.21
 >
Aktuell, seriös und kostenlos: Der ECOreporter-Newsletter. Seit 1999.
Nach oben scrollen
ECOreporter Journalistenpreise
Anmelden
x