Einfach E-Mail-Adresse eintragen und auf "Abschicken" klicken - willkommen!
ECOanlagecheck: Selfmade Capital EMIRATES 5 - Märchen aus 1001 Nacht oder attraktives Investment?
Im Scheichtum Abu Dhabi wird seit 2008 an einer so genannten Null-Emissions-Stadt für rund 50.000 Einwohner gebaut. Sie soll ihren Energiebedarf vollständig aus Erneuerbarer Energie decken, Abfall wiederverwerten und vollständig auf nachhaltige Mobilität setzen. Geplant ist, dass auch die Errichtung dieser Öko-Musterstadt nachhaltig erfolgt. Daher soll auch die Bauphase von Masdar City CO2-neutral durchgeführt werden.
Hier setzt der geschlossene Fonds Selfmade Capital EMIRATES 5 der Münchener Selfmade Capital Holding GmbH an. Die Emittentin will zehn Millionen Euro bei Anlegern einsammeln, um sich an einer Biodiesel-Raffinerie in Abu Dhabi zu beteiligen. „Die für die Bauphase von Masdar City eingesetzten Baumaschinen laufen mit umweltfreundlichem Biodiesel. Diesen Kraftstoff liefert die einzige Biodiesel-Raffinerie des mittleren Ostens: EmBio“, erläuterte Malte André Hartwieg, Geschäftsführer der Selfmade Capital Holding GmbH. Der Fonds platziere Eigenkapital in Genussrechte der Middle East Ventures Future Energy Ltd. in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Diese beteilige sich über eine Anleihe an den Gewinnen der Biodiesel-Raffinerie.
Anleger können sich ab einer Mindestzeichnungssumme von 15.000 Euro an EMIRATES 5 beteiligen. Das Agio in Höhe von 5 Prozent entfällt, wenn Anleger die Beteiligung über das Emissionshaus dima24.de eingehen, die Hartwieg gegründet hat. Nach Unternehmensangaben betreut dima24.de bundesweit 85.000 Kunden. Das Zielvolumen des Fonds liegt bei 10 Millionen Euro. Die Laufzeit beträgt fünf Jahre, sie endet am 31.12.2015. Jährliche Ausschüttungen sind nicht vorgesehen. Die jährlichen Gewinne werden reinvestiert und komplett mit der Endausschüttung ausgezahlt. „Wir erwarten eine durchschnittliche Rendite von 17,5 Prozent im Jahr“, sagte Fondsmanager Christian Kruppa zur Renditeprognose. Kruppa ist Geschäftsführer der Middle East Venture Energy Ltd. und managt bereits die Investitionen der Selfmade Capital EMIRATES Fonds 1 bis 4.
Allerdings heißt es im Prospekt des Selfmade Capital EMIRATES 5, „die wirtschaftlichen Auswirkungen der Investition können nicht bzw. nicht zuverlässig vorausgesagt werden“. ECOreporter fragte bei Hartwieg nach, auf welchen Grundlagen die Renditeprognose von 17,5 Prozent pro Jahr basiere. „Die Renditeprognose bezieht sich auf das Mid-Case-Szenario“, lautete die knappe Antwort. Hartwieg weiter: „Die Biodiesel-Raffinerie in Abu Dhabi ist eine der größten ihrer Art und die einzige in der Region, die den Kraftstoff ausschließlich aus gebrauchtem Pflanzenöl gewinnt. Dieses liefern die örtlichen Hotels und Restaurants direkt an die Raffinerie und sparen sich so die teure und aufwändige Entsorgung. Sie sind durch neue gesetzliche Regelungen gezwungen, ihr gebrauchtes Pflanzenöl umweltgerecht zu entsorgen. Die Verträge mit den Zulieferern sind genauso unterschrieben wie die Kooperation mit Masdar City. Sie sitzen vor allem in Abu Dhabi und Dubai. Die Raffinerie benötigt 5,2 Millionen Liter Ausgangsmaterial, um mit der prognostizierten Kapazität arbeiten zu können und verwendet damit nur einen geringen Bruchteil des gesamten gebrauchten Pflanzenöls in den Vereinigten Arabischen Emiraten – nur etwa 10 Prozent.“
Die Raffinerie soll auf ein Produktionsvolumen von 4.000 Tonnen Biodiesel pro Jahr kommen. Ihre Kapazität sei durch die unterzeichnete Kooperation mit Masdar City bereits ausgelastet, so Hartwieg. Darüber hinaus lägen Absichtserklärungen verschiedener Unternehmen aus Indien und China vor, die zusätzlich Biodiesel abnehmen wollen. Derzeit könne dieser Nachfrage jedoch nicht nachgekommen werden, da eine mögliche Kapazitätserweiterung der Raffinerie noch nicht beschlossen worden sei. Noch läuft die Anlage jedoch nicht. Laut dem Geschäftsführer der Selfmade Capital wird sie Ende 2010 ihren Betrieb aufnehmen. Wir bohrten nach und wollten wissen, wer sie errichtet, wer sie betreiben soll und inwiefern bei einem Ausfall darauf hingewirkt werden kann, dass sie schnell und zuverlässig weiterläuft. „Die Raffinerie wird von Ecobility Energy Solutions LLC errichtet, einem 2007 gegründeten CleanTech-Unternehmen“, antwortete Hartwieg. Die Middle East Ventures, über die die Emittentin an den Gewinnen der Biodiesel-Raffinerie in Abu Dhabi partizipiere, habe keinen direkten Einfluss auf deren Betrieb.
Vor allem: Der Erstbezug von Masdar City soll ab 2016 erfolgen. Aber große Bauprojekte neigen zu Verzögerungen. Wir wollten wissen, was es für Folgen habe, wenn sich der Bau an der Öko-Musterstadt verzögere, wenn deutlich weniger Biodiesel für Baumaschinen benötigt werde als angenommen? Auch hier blieb Hartwieg die Antwort nicht schuldig: „Nicht nur für den Bau von Masdar City ist der Bedarf an Biodiesel enorm, auch für andere Golfstaaten und Indien kann die Raffinerie produzieren. Als erste Biodiesel-Raffinierie im Mittleren Osten kann die Anlage nicht nur die Region versorgen, durch die Lage am Drehkreuz Asiens und die gute Infrastruktur ist sie auch international wettbewerbsfähig. Die Anlage zahlt keine Steuern, verglichen mit Anlagen in Europa oder den USA verursacht sie erheblich niedrigere Produktionskosten, und durch den weitestgehend automatisierten Betrieb sind auch die Personalkosten überschaubar.“
Wir fragten ferner nach der Rechtssicherheit in den VAE und in Abu Dhabi. „In den Freihandelszonen, wozu Masdar City und auch die Al Ain Industrial City, der Standort der Raffinerie gehören, herrscht internationales Recht. In den Freihandelszonen der VAE sind derzeit etwa 400 der Fortune 500 Unternehmen angesiedelt“, führte dazu der Geschäftsführer der Selfmade Capital aus. Die Investition in die Biodiesel-Raffinerie sei „zu 100 Prozent“ durch die Regierung von Abu Dhabi abgesichert. „Die handelnden Personen haben selbst privat in den Fonds investiert“, ergänzte er.
Der geschlossene Fonds ist als reiner Eigenkapital-Fonds konzipiert, Fremdkapital wird nicht eingesetzt. Laut dem Prospekt droht eine Rückabwicklung, wenn nicht genug Kapital eingeworben wird. Doch diese Gefahr müssen Anleger laut Hartwieg nicht mehr fürchten, da der Fonds bereits zu 50 Prozent platziert und damit die Mindestinvestitionssumme bereits lange überschritten worden sei. Beteiligungen aus dem Bereich Biodiesel oder andere nachhaltige Investments hat Selfmade Capital bisher nicht konzipiert. „Bei der Biodiesel-Raffinerie handelt es sich um die erste Beteiligung im Bereich nachhaltiger Investments, derzeit sind keine weiteren geplant. Gemeinsam mit einem Team von Beteiligungs- und Immobilienexperten vor Ort investieren wir in rentable Nischenmärkte mit Schwerpunkt in den Vereinigten Arabischen Emiraten“, erklärt Hartriegel. „Die handelnden Personen investieren bereits seit fünf Jahren in den Golf-Staaten.“
Selfmade Capital wurde erst 2008 gegründet, hat aber nach eigenen Angaben vor dem aktuellen Angebot bereits vier geschlossene Fonds auf den Markt gebracht. Sie hatten Anlegergelder für Immobilienprojekte und eine Gold-Raffinerie in Abu Dhabi eingeworben. Dem Unternehmen zufolge wurden die Prognosen bei allen bisher aufgelegten Fonds eingehalten oder sogar übertroffen, alle Auszahlungen „pünktlich oder vorzeitig geleistet“. Die Leistungsbilanzen für den Zeitraum bis heute seien derzeit noch beim Wirtschaftsprüfer und würden voraussichtlich im Mai 2010 vorliegen.
Der Selfmade Capital EMIRATES 5 setzt auf die Beteiligung an Genussrechten in Kombination mit einer Anleihe: ein Konstrukt, das Fragen aufwirft. Zum einen werden Genusscheinforderungen im Falle einer Insolvenz erst nach den Forderungen der anderen Fremdkapitalgläubiger bedient, so dass Anleger oft leer ausgehen. Zum anderen erschwert die Kombination der Wertpapiere das Verständnis des Investmentmodells. Hartwieg sieht durch die Kombination die Sicherheit des Investments erhöht. Durch die Anleihe werde die Beteiligung der Middle East Venture (MEV) an der Biodiesel-Raffinerie zu 100 Prozent gesichert. Dieses Investment sei das einzige der MEV und damit eine Insolvenz des Unternehmens auszuschließen, deren Genussscheine der Fonds erwerbe. Der Geschäftsführer der Selfmade Capital weiter: „Bringt das Biodiesel-Projekt nicht den gewünschten Erfolg, erhält der Anleger sein Geld zurück. Denn ein Teil der Investition - festverzinslich angelegt - bringt nach einem gewissen Zeitraum immer 100 Prozent. Entscheidend ist dabei die Bonität des Anleihen-Emittenten: Die strukturierte Anleihe ‚Capital Protected Note’ sichert das eingesetzte Kapital der Investoren ab, ihr Underlying ist ein Bond der Abu Dhabi National Energy Company. Das Unternehmen ist mehrheitlich im Besitz der Regierung, verantwortlich für 98 Prozent der Energie- und Wasserversorgung von Abu Dhabi und wurde von Moody’s mit Aa2 geratet.“
Fazit:
Selfmade Capital hat zügig und umfassend all unsere Fragen beantwortet. Die gesamte Kommunikation über das Unternehmen und das Produkt erscheinen transparent und seriös. Allerdings konnte die Skepsis über die hohe Renditeprognose nicht ausgeräumt werden. Zumindest sollten Anleger sie als Hinweis auf Risiken des Investments deuten, gehen doch hohe Renditen immer mit erhöhtem Risiko einher. Da es keine jährlichen Ausschüttungen gibt, müssen Anleger fünf Jahre abwarten, ehe sie einen Eindruck davon erhalten, ob die in Aussicht gestellte Prognose realistisch war. Die erst 2008 gegründete Emittentin kann noch keine Referenzliste mit erfolgreichen Fonds vorlegen, ein Problem aller jungen Unternehmen. Negativ verbuchen wir, dass weder die Emittentin noch die MEV einen direkten Einfluss auf den Betrieb der Bio-Dieselraffinerie haben. Sie wird von einem noch recht neuen Unternehmen errichtet. Technische Probleme sind nicht auszuschließen, offenbar gibt es in der Region wenige Erfahrungen mit Anlagen dieser Art. Wir raten daher von dem Investment ab. Es gibt genügend andere Angebote, über geschlossene Fonds in alternative Energieprojekte zu investieren. Die versprechen vielleicht geringere Renditen, der Erfolg ist aber leichter vorauszusehen.
Letztendlich hängt der Erfolg von einem Bauprojekt in Abu Dhabi ab. Bis er realisiert ist, vergehen Jahre. Und so ökologisch es ist, altes Pflanzenöl für Baumaschinen aufzubereiten: eine Einspeisevergütung wie in Deutschland, Italien, Spanien oder Frankreich gibt es nicht.
ECOreporter.de-Empfehlung: nicht zeichnen.