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ECOanlagecheck: Geschlossener Solarfonds Natural Energy Europe von Natural Energy Capital – wie empfehlenswert sind Solaranlagen in Griechenland und Italien?





Der Fonds kann laut Investitionskriterium in Solaranlagen in den Ländern der Eurozone investieren, die eine feste Vergütung für Solarstrom bezahlen. Ein Investitionsschwerpunkt könnte laut Prospekt voraussichtlich Italien und Griechenland sein. In Griechenland hat die Generalunternehmerin K&W Natural Energy Consulting GmbH laut Prospekt für einen bestimmten Zeitraum einen exklusiven Zugriff auf die Projektrechte an fünf Solarprojekten.

Fondsinitiatorin und Leistungsbilanz

Das Beteiligungsangebot Natural Energy Europe Fonds GmbH & Co. KG ist der erste Fonds der Fondsanbieterin Natural Energy Capital GmbH aus Preußisch Oldendorf. Das Ende 2010 gegründete Unternehmen hat dementsprechend bislang keine Leistungsbilanz veröffentlicht. Laut Prospekt konzentriert sich die Fondsanbieterin zusammen mit der Generalunternehmerin auf den Aufbau und die Finanzierung von Photovoltaikkraftwerken im In- und Ausland.

Eigenkapitalhöhe und Platzierungsgarantie


Gesamtinvestitionsvolumen: 76,25 Millionen Euro
Eigenkapitalvolumen: 25,0 Millionen Euro (32,8 Prozent)
Platzierungsgarantie: Nein
Agio: 1,25 Millionen Euro (1,6 Prozent)
Fremdkapitalvolumen: 50,0 Millionen Euro (65,6 Prozent)

Das Fremdkapital soll auf Ebene der Investitions- beziehungsweise Betreibergesellschaften aufgenommen werden. Zum Zeitpunkt der Prospekterstellung liegen noch keine Finanzierungszusagen von Banken vor. Sind bis zum 30. Juni 2012 beziehungsweise bis zum 31. Dezember 2012 (bei Verlängerung der Zeichnungsperiode) nicht mindestens zehn Millionen Euro von Anlegern gezeichnet, kann die Komplementärin Natural Energy Verwaltungs GmbH die Fondsgesellschaft rückabwickeln. Bis dahin können Kosten entstehen. Eine Rückabwicklung kann daher bis hin zum Totalverlust des Kapitals führen, das Anleger investiert haben.

Fondsnebenkosten

(in Prozent des Eigenkapitalvolumens ohne Agio)

Agio: 5,0 Prozent
Eigenkapitalvermittlung (ohne Agio): 6,0 Prozent
Fondskonzeption: 0,4 Prozent
Sonstige Anlaufkosten. 1,2 Prozent
Vorabverwaltung: 0,8 Prozent
Gesamtweichkosten: 13,4 Prozent

Die Kosten und Provisionen für die Projekt- und Fremdkapitalvermittlung werden im Prospekt nicht genannt. Somit umfasst die Weichkostenquote von 13,4 Prozent, die sich aus der obigen Aufstellung ergibt, nicht alle Weichkosten und Provisionen.
Bei den Eigenkapitalvermittlungskosten (ohne Agio) handelt es sich um eine feste Vergütung von 1,5 Millionen Euro, die unabhängig ist von der Höhe des eingeworbenen Eigenkapitals. Diese sehr ungewöhnliche Kostenkonzeption führt dazu, dass die Weichkostenquote bei einem niedrigern Platzierungsvolumen deutlich ansteigt: 26 Prozent Weichkostenquote bei einem Platzierungsvolumen von zehn Millionen Euro; 47 Prozent bei fünf Millionen Euro.

Laufende Kosten

Fondsgeschäftsführung: 255.000 Euro (2012); 500.000 Euro pro Jahr (ab 2013)
Treuhandvergütung: 0,4 Prozent des Kommanditkapitals pro Jahr
Kostensteigerung (vertragliche Indexierung): 2,0 Prozent pro Jahr

Bei der Vergütung für die Fondsgeschäftsführung, die die Fondsgesellschaft an die Fondsanbieterin zu zahlen hat, handelt es sich um eine feste Vergütung, die in der Höhe unabhängig davon ist, ob der Fonds 25 Millionen Euro (Vollplatzierung) oder beispielsweise nur fünf Millionen Euro einwirbt.
Die laufenden Betriebskosten (Wartung, technische Betriebsführung, Pacht, Versicherungen, kaufmännische Verwaltung) der Betreibergesellschaften werden im Prospekt mit 10 Prozent der Stromerlöse vergleichsweise niedrig angesetzt. Des Weiteren sollen laut Prospekt die Fondsgesellschaft und „deren sonstigen verbundenen Unternehmen“ eine Verwaltungsvergütung erhalten, die auf rund 9 Prozent der Stromerlöse geschätzt wird.

Laufzeit und Ausschüttungen

Laufzeit: bis 30. November 2033 (geplant), keine vorzeitige Kündigungsmöglichkeit für den Anleger
Gesamtausschüttungsprognose (Kalkulationsbeispiel): 285 Prozent (inkl. 105 Prozent Kapitalrückzahlung)
Ausschüttung durch Verkaufserlös (Kalkulationsbeispiel): 0 Prozent
Renditeprognose vor Steuern pro Jahr (IRR, Kalkulationsbeispiel)): 7,4 Prozent
Einkunftsart: Einkünfte aus Gewerbebetrieb
Einkaufsfaktor (Kalkulation; Kaufpreis Solaranlagen (inkl. Anschaffungsnebenkosten/Stromerlöse erstes Jahr): 7,4

Laut Investitionskriterium darf der Einkaufsfaktor nicht über 7,5 liegen. Dieser niedrige Einkaufsfaktor ist bei einem Erwerb von Solarparks in Deutschland kaum zu erreichen. Auf den italienischen und griechischen Solarmärkten, die höhere Ertragschancen bei höheren Risiken aufweisen, können Käufer von Solarparks aber niedrige Einkaufsfaktoren realisieren. Angesichts der wirtschaftlichen und politischen Risiken in Griechenland kann aber selbst ein Einkaufsfaktor von 7,5 als zu hoch bezeichnet werden.

Investitionen

Die Investitionen des Fonds sind noch nicht bekannt. Laut Prospekt sind Italien und Griechenland die „Zielländer im Fokus der Investitionsstrategie“. Allerdings weist der Prospekt ausdrücklich darauf hin, dass es möglich ist, dass nicht in die „nur exemplarisch dargestellten Länder“ Italien und Griechenland investiert wird, sondern in andere Länder des Euro-Währungsraums. Nach Angaben der Fondsanbieterin werde derzeit noch die Entwicklung in Griechenland abgewartet (Stand: 1. Juni 2012). Sollte sich im Juni ein Austritt Griechenlands aus der Eurozone ergeben, werde dort nach Angaben der Anbieterin „selbstverständlich nicht investiert“. Die geplanten Investitionen würden sich dann vornehmlich auf Italien beziehen, so die Aussage.
Bildnachweis: Solaranlagen in Europa sind das Investitionsziel des Fonds. / Quelle: Fotolia


Laut Investitionskriterien müssen sich die Solaranlagen des Fonds in Ländern befinden, in denen der Solarstrom eine feste Vergütung über einen festen Zeitraum erhält. Zudem müssen vor dem Kauf die erforderlichen Genehmigungen vorliegen, die technischen und rechtlichen Prüfungen (Due-Diligence) fachgerecht durchgeführt und positiv beurteilt werden sowie zwei Ertragsgutachten vorliegen.
Auf Grundlage der Investitionskriterien ist es dem Fonds aber erlaubt, Solarprojekte (mittelbar) zu erwerben, deren Bauphase noch nicht begonnen hat.

Ökologische Wirkung

Es ist noch nicht bekannt, in welchen Ländern der Eurozone der Fonds welche Projekte kaufen wird, so dass die ökologische Wirkung des Fonds noch nicht abschließend zu beurteilen ist. Die Fondsgeschäftsführung plant laut Prospekt, eventuell in Griechenland und Italien zu investieren. Generell gilt: Wegen der starken Sonneneinstrahlung können Solaranlagen in Italien und Griechenland hohe Stromerträge erzielen.

Risiko

Beim hier vorliegenden Fonds handelt es sich um einen so genannten Blind-Pool-Fonds: die konkreten Investitionen stehen noch nicht fest. Es besteht das Risiko, dass sich der Erwerb von Solarprojekten verzögert und damit einhergehend Kostensteigerungen verbunden sind. Zudem kann der Fonds Solarprojekte kaufen, deren Bauphase noch nicht begonnen hat. Somit trägt der Fonds zumindest mittelbar Bau-, Fertigstellungs- und Netzanschlussrisiken. Laut der Studie „PV Legal“, die von der EU finanziert wurde und deren Abschlussbericht der EU-Kommission im Februar 2012 überreicht wurde, gehören Italien und Griechenland zu den Ländern mit den langwierigsten Verfahren für den Anschluss der Anlagen an das Stromnetz. Gemäß der Studie kann sich der Anschluss bei Freiflächenanlagen in Griechenland beispielsweise durchschnittlich über mehr als ein Jahr hinziehen.

Die Verträge zwischen der Fondsgesellschaft und der Generalunternehmerin sind noch nicht abgeschlossen beziehungsweise nicht bekannt. Somit kann anhand der Vertragsgestaltung nicht beurteilt werden, inwieweit die Fondsgesellschaft Fertigstellungs- und Netzanschlussrisiken trägt. Die zwei geschäftsführenden Gesellschafter der Fondsanbieterin Natural Energy Capital GmbH und der geschäftsführende Gesellschafter der Generalunternehmerin K&W Natural Energy Consulting GmbH sind auch beim jeweils anderen Unternehmen Gesellschafter. Zudem übernehmen zwei der drei handelnden Personen als Geschäftsführer der Komplementärin auch die Fondsgeschäftsführung. Damit besteht ein Potential für Interessenkonflikte. Der Mittelverwendungskontrolleur der Fonds ist auch als Steuerberater für die Generalunternehmerin tätig und wird laut Prospekt plangemäß auch die Steuerberatung der Fondsanbieterin übernehmen.

Die Solarprojekte sollen zu zwei Dritteln mit Fremdkapital finanziert werden. Es besteht das Risiko, dass die Investitionsgesellschaft oder die Betreibergesellschaften keine Fremdfinanzierung abschließen können oder diese nur zu ungünstigen Konditionen erhalten. Da nicht bekannt ist, in welchen Ländern der Fonds investieren wird, steht beispielsweise auch nicht fest, welche länderspezifischen Risiken der Fonds eingehen wird. Der Fonds soll nur im Euroraum investieren. Trotzdem kann – insbesondere im Fall Griechenland – das Entstehen von Währungsrisiken nicht ausgeschlossen werden.

In Griechenland und Italien bestehen erhebliche Korruptionsprobleme: Griechenland hat im Korruptionsindex 2011 von Transparency International den schlechtesten Wert (Rang 80) den niedrigsten Rang aller Euro-Staaten (Rang 80 in der Welt), Italien die zweitschlechteste Bewertung (Rang 69). Laut des Index of Economic Freedom 2012 hat sich die Korruptionsproblematik in beiden Ländern gegenüber dem Vorjahr verschärft.
Bildnachweis: Solaranlage von aleo Solar im griechieschen Thavia./ Quelle: Unternehmen.


Es gibt keine Platzierungsgarantie, so dass nicht sichergestellt ist, dass genügend Kapital eingeworben wird, um dem Fonds Investitionen in Solarprojekte zu ermöglichen. Sind bis zum 30. Juni 2012 beziehungsweise bis zum 31. Dezember 2012 (bei Verlängerung der Zeichnungsperiode) nicht mindestens zehn Millionen Euro eingeworben, kann die Komplementärin die Fondsgesellschaft rückabwickeln. Aufgrund bereits angefallener Kosten kann eine Rückabwicklung bis hin zum Totalverlust des von den Anlegern investierten Kapitals führen. Laut Prospekt kann auch das Fehlen von geeigneten Investitionsmöglichkeiten oder der Ausfall der Generalunternehmerin zu einer Rückabwicklung des Fonds führen. Referenzen zu realisierten Projekten der Generalunternehmerin, gegründet 2009, liegen nicht vor.

Die festen Vergütungen für die Fondsanbieterin (fixe Weichkosten) betragen rund 1,8 Millionen Euro. Wenn der Fonds weniger als 1,8 Millionen Euro einwerben sollte, würde das Anlegerkapital somit evtl. vollständig für Weichkosten verbraucht. Generell gilt: Wenn das eingeworbene Kommanditkapital zum Platzierungsende unter dem geplanten Kommanditkapital (25 Millionen Euro) liegen sollte, würde sich der Anteil der fixen Weichkosten erhöhen, so dass der Anteil der Investitionen in Solarprojekte sinken würde.

Ähnliches gilt während der Fondslaufzeit für die laufenden Kosten: Die Fondsanbieterin erhält eine fixe Vergütung von 500.000 Euro pro Jahr. Diese laufenden Vergütung auf Fondsebene ist somit unabhängig davon, ob der Fonds 25 Millionen Euro (Vollplatzierung) oder beispielsweise nur fünf Millionen Euro einwirbt. Somit besteht bei einem Kommanditkapital von fünf Millionen Euro das Risiko, dass die Einnahmen des Fonds aus den Solarbeteiligungen nicht ausreichen, um die fixe laufende Vergütung bezahlen zu können. Dies kann für den Anleger zu ganz ausbleibenden Auszahlungen sowie zu einem teilweise oder vollständigen Verlust des eingesetzten Kapitals führen.

Stärken

Hohe Sonneneinstrahlung in den geplanten Investitionsstandorten Italien und Griechenland

Schwächen


Blind-Pool
Bau- und Fertigstellungsrisiken
Hohe fixe Weichkosten
Hohe fixe laufende Kosten
Potential für Interessenkonflikte

Chancen

Identifizierung von rentablen Projekten

Risiken

Rückabwicklung des Fonds mit Verlustrisiko
Weitere Verschlechterung der Rahmenbedingungen für Solarinvestitionen
Austritt von Griechenland aus der Eurozone


Fazit:

Finanziell


Der erste Fonds von Natural Energy Capital soll in Solaranlagen investieren und ist als Blind-Pool konzipiert. Der Hauptfokus wird laut Prospekt eventuell auf Italien und Griechenland liegen. Aufgrund der Verflechtungen zwischen der Fondsanbieterin und der jungen Generalunternehmerin sind Interessenkonflikte möglich.
Wenn nicht mindestens 10 Millionen Euro eingeworben werden, kann die Komplementärin den Fonds rückabwickeln. Insbesondere aufgrund der hohen fixen Weichkosten kann der Anleger bei einer Rückabwicklung einen Großteil seines eingesetzten Kapitals verlieren.


Nachhaltigkeit


Weil die Investitionen des Fonds noch nicht abschließend feststehen, ist eine fundierte Aussage noch nicht möglich. Unter ökologischer Sicht sind die geplanten Zielländer Italien und Griechenland aufgrund der hohen Sonneneinstrahlung als Standorte für Solaranlagen gut geeignet.


ECOreporter.de-Empfehlung

Die Kostenstruktur des Fonds ist für Anleger ungünstig. Die Risiken sind wegen der Blind-Pool-Konzeption nur teilweise einschätzbar. Der Investitionsstandort Griechenland ist für Anleger riskant, auch wenn Griechenland (vorerst) in der Eurozone bleiben sollte. Insgesamt ein nicht überzeugender Blindpool-Fonds eines neuen Anbieters.



Basisdaten

Anbieterin und Prospektverantwortliche: Natural Energy Capital GmbH, Preußisch Oldendorf
Fondsgesellschaft (Emittentin): Natural Energy Europe Fonds GmbH & Co. KG, Preußisch Oldendorf
Komplementärin und Geschäftsführerin: Natural Energy Verwaltungs GmbH, Preußisch Oldendorf
Treuhänderin: Natural Energy Treuhand GmbH, Preußisch Oldendorf
Beteiligungsform: Direktkommanditist oder Treugeber

Fondswährung: Euro
Gesamtinvestitionsvolumen: 76,25 Millionen Euro
Eigenkapitalvolumen (ohne Agio): 25,0 Millionen Euro
Mindestzeichnungssumme: 10.000 Euro
Agio: 5 Prozent
Laufzeit: bis 30. November 2033

BaFin-Gestattung: Ja
Leistungsbilanz: Nein
Mittelverwendungskontrolle: Steuerberater Jürgen Höner zu Bentrup, Osnabrück
Sensitivitätsanalyse: Ja
Haftsumme: 1 Prozent der Kommanditeinlage (Außenverhältnis), 100 Prozent (Innenverhältnis)
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