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ECOanlagecheck: Geschlossener Fonds SunCollectVario der Collector AG
Der Anleger kann bei dem Fonds zwischen zwei Beteiligungs-Varianten wählen: „Kapital A (multiVario)“ oder „Kapital B (singleVario)“.
Bei der multiVario-Variante zahlt der Anleger zunächst 10 Prozent seiner Kommanditeinlage plus 5 Prozent Agio. Die restlichen 90 Prozent leistet der Anleger in monatlichen Raten von 0,5 Prozent. Zudem werden bei der multiVario-Variante in den ersten zehn Jahren des Fonds die Ausschüttungen einbehalten (thesauriert), so dass sich die Dauer der Ratenzahlung prognosegemäß auf zehn Jahre verringert.
Bei der singleVario-Variante zahlt der Anleger zunächst 50 Prozent seiner Kommanditeinlage plus 2,5 Prozent Agio. Die restlichen 50 Prozent plus 2,5 Prozent Agio „zahlt“ der Anleger, indem die ihm zustehenden Ausschüttungen in den ersten rund zwölf Jahren vom Fonds einbehalten werden (thesauriert).
Eigenkapitalhöhe und Platzierungsgarantie
Gesamtinvestitionsvolumen: 138,6 Millionen Euro
Eigenkapitalvolumen: 50,1 Millionen Euro (36,1 Prozent)
Platzierungsgarantie: Nein
Agio: 2,5 Millionen Euro (1,8 Prozent)
Fremdkapitalvolumen: 86,0 Millionen Euro (62,1 Prozent)
Die Platzierungsphase kann ein- oder mehrmals bis zum 31. Dezember 2012 verlängert werden. Eine Platzierungsgarantie besteht nicht, so dass grundsätzlich das Risiko einer Rückabwicklung des Fonds besteht. Nach Aussage der Anbieterin könnte der Fonds auch mit einem geringeren Volumen geschlossen werden, so dass es zu keiner Rückabwicklung kommen würde. In den ersten fünf Wochen der Platzierungsphase des Fonds hat der Anbieter nach eigenen Angaben ein Eigenkapital von 2,5 Millionen Euro platziert (Stand: 14. Juni 2011).
Für die Prognoserechnung kalkuliert die Anbieterin mit Darlehenszinsen von 5 Prozent.
Fondsnebenkosten
(in Prozent des Eigenkapitalvolumens ohne Agio)
Agio: 5,0 Prozent
Eigenkapitalvermittlung (ohne Agio): 5,0 Prozent
Projektvermittlung: 4,2 Prozent
Marketing: 1,0 Prozent
Fondskonzeption: 1,5 Prozent
Geschäftsbesorgung: 2,0 Prozent
Gestellung des Geschäftsführers: 1,0 Prozent
Sonstiges: 0,7 Prozent
Gesamtweichkosten: 20,4 Prozent
Eventuell fällt laut Prospekt auch Umsatzsteuer auf einzelne Kostenpositionen an, die bei den Nebenkosten noch nicht berücksichtigt wurde.
Für die Vermittlung des Fremdkapitals für die erste Anlage des Fonds erhält die Anbieterin eine Vergütung von 1,5 Prozent des aufgenommenen Fremdkapitals. Für die kommenden Fremdfinanzierungen sind dagegen nach Angaben der Anbieterin keine Kosten für die Finanzierungsvermittlung vorgesehen.
Laufende Kosten
Laut Prospekt soll die Fondsgesellschaft mit ihren geplanten acht Tochtergesellschaften (Objektgesellschaften), welche die Erneuerbare-Energien-Anlagen des Fonds besitzen und betreiben, Verwaltungsverträge abschließen. Für ihre Verwaltungs- und Geschäftsführungstätigkeiten soll die Fondsgesellschaft von den einzelnen Objektgesellschaften eine Vergütung in Höhe von pauschal 8 Prozent des jeweiligen jährlichen Stromerlöses erhalten. Unklar bleibt, an wen die Fondsgesellschaft die Verwaltungsvergütung weitergibt.
Die Kosten für die technische Betriebsführung (inkl. Pacht, Instandhaltung, Versicherungen) werden auf rund 6 Prozent der jährlichen Stromerträge geschätzt.
Die Prognoserechnung geht von einer inflationsbedingten Kostensteigerung von 2 Prozent pro Jahr aus.
Laufzeit und Ausschüttungen
Laufzeit: 20 Jahre (geplant), erstmalige Kündigungsmöglichkeit für Anleger 10 Jahre nach Beitritt
Gesamtausschüttung: 170 (multiVario), 156 Prozent (singleVario), jeweils inkl. 105 Prozent Einzahlung
Ausschüttung durch Verkaufserlös: 101 Prozent
Rendite vor Steuern pro Jahr (IRR): 6,1 Prozent (multiVario), 6,1 Prozent (singleVario)
Einkaufsfaktor (Kaufpreis/Stromerlöse erstes Jahr): < 10,16858 (Investitionskriterium)
Wenn ein Anleger seine Beteiligung kündigt, erhält er laut Gesellschaftsvertrag eine Abfindungszahlung, die sich nach dem anteiligen Verkehrswert seiner Beteiligung richtet. Die Komplementärin wird den Verkehrswert laut Gesellschaftsvertrag „unter Anwendung allgemein anerkannter Wertermittlungsmethoden“ ermitteln. Sollten sich der ausscheidende Gesellschafter und die Fondsgesellschaft nicht auf einen Verkehrswert einigen, wird von dem Präsidenten der Industrie- und Handelskammer Nürnberg ein Sachverständiger bestellt, der die Bewertung durchführt.
Bei der Renditeerwartung sind die Anleger der multiVario-Variante denen der single-Vario-Variante gleichgestellt, wie die von ECOreporter.de berechneten Renditen zeigen. Aufgrund der unterschiedlichen Einzahlungstermine der beiden Varianten sind die nach der internen Zinsfußmethode-Methode (IRR) berechneten Vorsteuer-Renditen nicht komplett vergleichbar. Die Fondsgesellschaft erzielt laut Prospekt Einkünfte aus Gewerbebetrieb.
Der Einkaufsfaktor für die bereits gekaufte Solaranlage Landgut Heideck liegt laut Prospekt mit 10,22 leicht über dem als Investitionskriterium angegebenen Wert von rund 10,17.
Technik und Erträge
Laut Investitionskriterium darf der Fonds Anlagen erwerben, die Technologien aus den Bereichen Photovoltaik, Solarthermie, Windkraft, Wasserkraft, Biogas, Biomasse oder Geothermie einsetzen. Der Investitionsschwerpunkt soll laut Prospekt im Bereich der Photovoltaik liegen. Zudem sollen sich die Anlagen im Euro-Währungsraum befinden. Die Geschäftsführerin des Fonds wird aber schon im Prospekt beauftragt und ermächtigt, außerhalb der Eurozone zu investieren, falls in den Staaten der Eurozone keine geeigneten Investitionsobjekte in ausreichendem Unfang zur Verfügung stehen sollten. Das Vorliegen von unabhängigen Ertragsgutachten ist kein Investitionskriterium des Fonds.
Zum Zeitpunkt der Prospekterstellung wurden laut Prospekt Investments in den Bereichen Photovoltaik und Windenergie in Erwägung gezogen. Ein erstes Investitionsobjekt hat der Fonds bereits erworben. Dabei handelt es sich um die Solar-Dachanlage „Landgut Heideck“ in Sachsen-Anhalt mit einer Nennleistung von 552 Kilowattpeak (kWp). Die Anlage wurde vom Generalunternehmer, der Central Solar Deutschland GmbH, auf renovierten Dachflächen eines Landwirtschaftsbetriebes errichtet und laut Prospekt im Juni 2010 in Betrieb genommen. Zum Einsatz kamen Module von Canadian Solar und Wechselrichter von RefuSol. Das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE prognostizierte in einem Ertragsgutachten einen mittleren spezifischen Jahresertrag von 936 kWh/kWp. Die Prognoserechnung kalkuliert nicht mit einer jährlichen Leistungsabnahme der Module (Degradation).
Aufgrund einer veränderten Rechtssprechung ist es laut Prospekt möglich, dass für die Solaranlage „Landgut Heideck“ in Zukunft eine Baugenehmigung erforderlich wird. Zur rechtlichen Absicherung wurde diese nachträglich beantragt und liegt derzeit noch nicht vor. Nach Angaben der Anbieterin liegen alle erforderlichen Unterlagen vor, und die Erteilung der Baugenehmigung wurde bereits im Vorfeld abgestimmt. Die Nutzungs- und Leitungsrechte (Kabel, Leitungen, Trafostation) sind nach Angaben der Anbieterin inzwischen im Grundbuch eingetragen. Für die Solaranlage „Landgut Heideck“ wurde laut Prospekt eine KfW-Darlehen verbindlich zugesagt. Die Darlehenslaufzeit beträgt demnach 17 Jahre, der Zinssatz ist die ersten zehn Jahre auf 3,8 Prozent festgeschrieben.
Die Solaranlage hat die Fondsgesellschaft von der Fondsanbieterin, der Collector AG, erworben, so dass aufgrund der personellen Verflechtungen Interessenskonflikte möglich sind. Die Collector AG gewährt dem Fonds auch ein Darlehen zur Eigenkapitalzwischenfinanzierung über 320.000 Euro. Dieses Darlehen wird mit relativ hohen 14 Prozent pro Jahr verzinst und ist spätestens Ende 2012 fällig.
Ökologische Wirkung
Bislang sind erst rund 2 Prozent der insgesamt geplanten Investitionen bekannt, so dass die ökologische Qualität der einzelnen Projekte und damit auch die ökologische Wirkung des Fonds insgesamt noch nicht beurteilt werden können.
Risiko
Anbieterin des geschlossenen Fonds SunCollectVario ist die Collector AG aus Schwabach. Diese wurde im Oktober 2009 ins Handelsregister eingetragen, der vorliegende SunCollectVario ist ihr erster geschlossener Fonds. Mehrheitsgesellschafter der Collector AG ist die ebenfalls 2009 gegründete AC Erste Fonds GmbH, Geschäftsführer sind Herr Andreas Steffen und Herr Bernd Gilles. Möglicherweise bereits vorhandene Erfahrungen, Kompetenzen und Referenzen des Unternehmens und seiner handelnden Personen werden im Prospekt nicht genannt. Bernd Gilles, Geschäftsführer der SunCollect Vario Fonds Verwaltungs GmbH (Komplementärin), erklärte auf Nachfrage von ECOreporter.de, er komme aus der Vermögensverwaltung und sei seit 2009 auch im Bereich Photovoltaik tätig. Für die Kunden seiner Vermögensverwaltung habe er nach eigenen Angaben 2010 außerhalb der Collector AG den Solarfonds NBC Franken Solarfonds 1 mit 3 Millionen Euro Eigenkapital aufgelegt und vollplatziert. Die Collector AG selbst habe 2010 Solarprojekte mit einer Nennleistung von insgesamt rund 1,5 MWp auf Dachflächen privater Einzel-Investoren realisiert. Aufgrund der kurzen Unternehmenshistorie sind keine Leistungsnachweise verfügbar.
Der Fonds hat bislang eine Solardachanlage mit einer Nennleistung von 552 kWp gekauft. Weitere Projekte stehen noch nicht fest, so dass ein Blind-Pool-Risiko besteht.
Die Investitionsphase des Fonds soll sich bis 2019 erstrecken. Trotzdem beschränkt sich die Mittelverwendungskontrolle auf die Zeichnungsphase.
Das Fondskonzept sieht vor, dass die Anleger ihre Pflichteinlage nur teilweise einzahlen müssen. Bei der singleVario-Variante bezahlt der Anleger nur 50 Prozent der Pflichteinlage als Ersteinlage. Die restlichen 50 Prozent sollen indirekt gezahlt werden, indem die dem Anleger zustehenden Ausschüttungen in den ersten zwölf Jahren vom Fonds einbehalten (thesauriert) werden. Falls nun die Ausschüttungen des Fonds niedriger als vorgesehen sind, ist die Fondsgesellschaft berechtigt, den Anleger zur Zahlung der restlichen Pflichteinlage in monatlichen Raten von 0,5 Prozent der Pflichteinlage verpflichten. Für einen Anleger können daher in kommenden Jahren eventuell zusätzliche Zahlungsverpflichtungen entstehen. Wenn er dann diese Zahlungsverpflichtungen nicht nachkommen kann, ist er in Verzug und kann aus der Fondsgesellschaft ausgeschlossen werden.
Fazit:
Finanziell
Der Fonds ist teilweise ein Blindpool. Eine Solaranlage hat der Fonds gekauft. Weitere Investitionen im Bereich Solar, Wind, Wasser, Biogas, Geothermie sollen folgen. Bis 2019 soll die Investitionsphase andauern. Ausschüttungen werden prognosegemäß erst ab 2022 bzw. 2023 an die Anleger ausbezahlt. Die bis dahin anfallenden Ausschüttungen werden im Rahmen des Ansparplans thesauriert, um die Pflichteinlage der Anleger auf 100 Prozent aufzufüllen. Nach 20 Jahren Fondslaufzeit sollen die Anlagen verkauft werden. Der Verkaufserlös alleine soll eine Ausschüttung von 101 Prozent bringen.
Nachhaltigkeit
Weil die meisten Anlagen noch nicht feststehen, ist eine fundierte Aussage noch nicht möglich.
ECOreporter.de-Empfehlung
Das Beteiligungsangebot SunCollectVario, der erste Fonds der Collector AG, ist sorgfältig prospektiert. Allerdings handelt es sich um eine Blind-Pool-Konzeption. Der Anbieter ist relativ neu, so dass seine Kompetenz noch nicht fundiert beurteilt werden kann. Daher gewähren Anleger dem Anbieter einen Vertrauensvorschuss, falls sie sich für eine Beteiligung an dem Fonds entscheiden sollten.
Basisdaten
Anbieterin, Prospektverantwortliche, Geschäftsführerin und Gründungskommanditistin: Collector AG, Schwabach
Fondsgesellschaft (Emittentin): SunCollect Vario Fonds GmbH & Co. KG, Schwabach
Komplementärin und Geschäftsführerin: SunCollect Vario Fonds Verwaltungs GmbH, Schwabach
Treuhänderin und Gründungskommanditistin: RK revisionskontor GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, Nürnberg
Beteiligungsform: Treugeber oder Direktkommanditist
Fondswährung: Euro
Gesamtinvestitionsvolumen: 138,6 Millionen Euro
Eigenkapitalvolumen (ohne Agio): 50,1 Millionen Euro
Mindestzeichnungssumme: 1.000 Euro
Agio: 5 Prozent
Laufzeit: 20 Jahre (geplant), erstmalige Kündigungsmöglichkeit für Anleger 10 Jahre nach Beitritt
BaFin-Gestattung: Ja
Leistungsbilanz: Nein
IDW-Prospektprüfungsbericht: Ja
Mittelverwendungskontrolle: BPS Steuerberatungsgesellschaft mbH
Sensitivitätsanalyse: Ja
Prospekthaftung: bis 6 Monate nach Prospektveröffentlichung
Haftsumme: 10 Prozent der Kommanditeinlage (Außenverhältnis), 100 Prozent (Innenverhältnis)