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ECOanlagecheck: Genussschein saferay 2012 – Solarpark Senftenberg der UmweltBank – Beteiligung am größten Solarpark Deutschlands

Fünf der bis 2011 zehn größten Solarparks der Welt hat der Projektentwickler saferay aus Berlin realisiert. Zur Refinanzierung des Solarparks Senftenberg hat saferay nun einen Genussschein herausgegeben, der exklusiv von der UmweltBank AG aus Nürnberg zum Kauf angeboten wird. Das Emissionsvolumen beträgt 12 Millionen Euro. Anleger können ab 2.500 Euro einsteigen. Der ECOanlagecheck analysiert das Angebot.

Der Solarpark Senftenberg liegt in Brandenburg und ist seit August 2011 am Netz. Mit einer Gesamtnennleistung von 164 Megawattpeak (MWp) war das Solarprojekt Senftenberg/Schipkau laut Prospekt zum Zeitpunkt der Inbetriebnahme der größte zusammenhängende Solarkraftwerkkomplex der Welt. Auf den Solarpark Senftenberg von saferay entfallen 82 MWp. Davon betreibt saferay 54,3 MWp plus rund 4 MWp selbst als Investorin und 24 MWp als Betriebsführerin für einen anderen Investor. Das Genussscheinkapital soll Eigenkapitalanteile der bestehenden Finanzierungen des 54,3 MWp-Solarparks ablösen.

Initiatoren

Das Unternehmen saferay entstand 2010 als Ausgründung eines großen deutschen Solarunternehmens, dessen Kraftwerkssparte das Gründungsteam von saferay innerhalb von etwas mehr als zwei Jahren zum weltweit größten Errichter von Solaranlagen ausgebaut hatten. Das vierköpfige Führungsteam von saferay verfügt über jahrelange Erfahrungen in leitenden Positionen in der Solarwirtschaft. Emittentin des Genussscheines ist die saferay Europe GmbH, ein Unternehmen der saferay-Gruppe.
Die UmweltBank AG bietet diesen Genussschein exklusiv an. Die 1997 in Nürnberg gegründete UmweltBank ist bundesweit als Berater- und Förderbank für den Umweltbereich tätig. Sie hat 146 Mitarbeiter und erwirtschaftet 2011 einen Jahresüberschuss von elf Millionen Euro bei einer Bilanzsumme von zwei Milliarden Euro.


Laufzeit, Verzinsung und Nebenkosten

12 Millionen Euro möchte die Umweltbank von Anlegern einwerben. Die UmweltBank hat bereits das gesamte Emissionsvolumen der Genussscheinemittentin saferay Europe GmbH übernommen, sodass kein Platzierungsrisiko für die Anleger besteht. Die UmweltBank erhält von der saferay Europe GmbH für die Emissionsbegleitung 480.000 Euro, so dass saferay 11,52 Millionen Euro zugeflossen sind.

Laufzeit: 9 Jahre und 9 Monate, Ende am 31. Dezember 2021.
Eine vorzeitige Kündigung der Genussscheine ist nicht möglich.

Verzinsung: 5,5 Prozent pro Jahr fest
Verkaufsgebühren: ein Prozent des Kurswertes (19. April 2012: 100,66 Prozent)

Bildnachweis: Solaranlage / Quelle: Fotolia@Simon Kraus


Insgesamt ergibt sich eine niedrige Weichkostenquote von rund fünf Prozent bezogen auf das Genussscheinkapital. Der Genussschein wird für den Anleger gebührenfrei im Depot bei der Umweltbank verwaltet.


Genussscheinemittentin Saferay Europe GmbH

Die 2010 gegründete saferay Europe GmbH (Emittentin) aus Berlin hat den Genussschein herausgegeben.

Die Emittentin ist alleinige Gesellschafterin der sechs Projektgesellschaften, die jeweils einen Teil der Anlagen des Solarparks Senftenberg mit einer Nennleistung von zusammen 54,3 MW betreiben. Zudem ist die Emittentin Gesellschafterin der saferay GmbH, die die Betriebsführung des Solarparks Senftenberg übernommen hat.

Die saferay Europe GmbH hat den sechs Projektgesellschaften Gesellschafterdarlehen gewährt. Zur Zwischenfinanzierung der Gesellschafterdarlehen hat saferay Europe bei der UmweltBank ein Darlehen über 11,52 Millionen Euro aufgenommen, das durch das Genussscheinkapital getilgt wurde.

Die saferay Europe GmbH wird laut Prospekt und nach Aussage von saferay ihr Portfolio nicht erweitern, sodass demnach der Solarpark Senftenberg die einzige Investition der Genussscheinemittentin saferay Europe GmbH bleiben wird. Für die Genussscheininhaber ist somit ausschlaggebend, dass die Projektgesellschaften des Solarparks Senftenberg zukünftig  Zins- und Rückzahlungen pflichtgemäß an die Genusscheinemittentin leisten können.


Solarpark Senftenberg


Im Solarpark Senftenberg sind in China hergestellte mono- und polykristalline Solarmodule des kanadischen Herstellers Canadian Solar verbaut. Die Wechselrichter kommen vom Unternehmen Schneider Electric. Die insgesamt vier Gutachter prognostizierten im Mittel einen jährlichen Stromertrag von 1.017 kWh/kWp, der nach Angaben von saferay die Grundlage der Prognoserechnung des Solarparks bildet. Die jährliche Leistungsminderung der Module (Degradation) wird mit 0,3 Prozent kalkuliert. Der Solarpark erhält für den erzeugten Solarstrom eine Einspeisevergütung von 0,2207 Euro pro Kilowattstunde (kWh).

Gesamtinvestitionsvolumen: 108,7 Millionen Euro
Eigenkapitalvolumen: 17,7 Millionen Euro (16,3 Prozent)
Fremdkapitalvolumen: 91,0 Millionen Euro (83,7 Prozent)

Mit der Übernahme der Genusscheine durch die UmweltBank hat das Genussscheinkapital mittelbar einen Anteil von rund 11 Prozent an der Gesamtinvestition, während die im Projekt verbliebenen Eigenmittel der saferay Europe GmbH auf 5 Prozent gesunken sind.

Bildnachweis: Solaranlage / Quelle: Fotolia@Thomas Otto

Die Erträge der sechs Projektgesellschaften des Solarparks Senftenberg aus der Einspeisevergütung belaufen sich laut Prognose auf rund 11,8 Millionen Euro pro Jahr. Nach Abzug aller Zinszahlungen (Bankdarlehen, Gesellschafterdarlehen der Genussscheinemittentin) verbleibt 2012 eine Liquidität von zusammen 1,2 Millionen Euro auf der Ebene der sechs Projektgesellschaften. Annahmegemäß soll die kumulierte Liquidität nach Aussage von saferay bereits bis 2020 auf 12 Millionen Euro steigen. Somit können die Projektgesellschaften bei plangemäßem Verlauf die Gesellschafterdarlehen Ende 2021 komplett an die Genussscheinemittentin zurückzahlen, ohne eine Anschlussfinanzierung vereinbaren zu müssen. Anschließend kann die Genussseinemittentin ihrerseits das Genussscheinkapital an die Anleger zurückzahlen.

Ökologische Wirkung

Der Solarpark Senftenberg wurde auf Flächen eines ehemaligen Braunkohle-Tagebaugebietes errichtet und gilt somit als „Konversionsfläche“. Das sind brachliegende Militär-, Industrie- oder Bergbauflächen, die durch eine Nutzungsänderung, z. B. dem Bau eines Solarparks, eine Umwandlung (Konversion) erfahren.

Die Strommenge, die der Solarpark produziert, kann 16.000 Haushalte mit einem Durchschnitts-Stromverbrauch von 3.500 kWh versorgen. Die Stromproduktion kann voraussichtlich jährlich circa 32.000 Tonnen CO2 gegenüber der Stromgewinnung aus konventionellen Kraftwerken einsparen.

Mit dem Mittelzufluss aus der Genussscheinemission werden Mittel von saferay frei, die derzeit noch im Solarprojekt Senftenberg gebunden sind. Saferay wird nach eigenen Angaben die frei werdenden Mittel zur Entwicklung und Vorfinanzierung weiterer Solarkraftwerke verwenden und somit den Ausbau der erneuerbaren Energien vorantreiben.

Risiko

Die Genussscheine nehmen an Gewinnen und Verlusten der Emittentin saferay Europe GmbH nicht teil. Das bedeutet, dass sich der Verzinsung- und Rückzahlungsanspruch der Genussscheininhaber auch bei Verlusten der saferay Europe GmbH nicht verringert. Zur Absicherung der Zahlungsansprüche hat saferay Europe ihre sämtlichen Kommandit- und Gesellschafteranteile an den Projektgesellschaften des Solarparks Senftenberg zu Gunsten der Genussscheininhaber abgetreten. Falls die Emittentin mit ihren Zahlungsverpflichtungen mehr als 60 Tage in Rückstand geraten sollte, können die Genussscheininhaber mit qualifizierter Mehrheit (75 Prozent der abgegebenen Stimmen) eine Verwertung der Pfandrechte beschließen.
Die Anleger tragen mit dem Genussschein nicht die Risiken des operativen Geschäft der Unternehmensgruppe saferay (z. B. Marketing, Eintritt in neue Märkte), sondern mittelbar die Risiken des konkreten Projektes Solarpark Senftenberg.

Die Eigenkapitalquote (inkl. Genussscheinkapital) des Solarparks Senftenberg ist mit rund 16 Prozent relativ gering. Aufgrund der geringeren Eigenkapitalquote haben sowohl negative als auch positive Prognoseabweichungen größere Auswirkungen auf das Ergebnis als bei einer höheren Eigenkapitalquote.
Falls beispielsweise aufgrund von Schäden an den Solaranlagen, die nicht durch Herstellergarantien oder Versicherungen (vollständig) abgedeckt sind, die Erträge deutlich sinken, könnten die Projektgesellschaften in Zahlungsverzug gegenüber den fremdfinanzierenden Banken geraten. In diesem Fall können die Banken die ihnen gestellten Sicherheiten – beispielsweise die Solaranlagen – verwerten. Daraufhin könnten die Kommandit- und Gesellschafteranteile, die als Sicherheit für die Ansprüche der Genusscheininhaber dienen sollen, an Wert verlieren.

Fazit:

Finanziell

Die Zeichner des Genusscheins investieren über die saferay Europe GmbH in den brandenburgischen Solarpark Senftenberg, der seit August 2011 im Betrieb ist und nach Angaben der Emittentin plangemäß läuft. Aufgrund des geringeren Risikoprofils ist der Zinssatz des Genussscheins mit 5,5 Prozent pro Jahr geringer als bei Genusscheinen, die in baureife Parks oder in Projektentwicklungen investieren. Generell bestehen für die Anleger bei einem festen Zinssatz und einer Laufzeit von 10 Jahren Inflations- und Marktzinsrisiken, die derzeit schwierig einzuschätzen sind.
Hinter dem Genussschein stehen der Projektentwickler saferay, Spezialist für große Solarprojekte, und die renommierte UmweltBank, eine marktführende Bank im Nachhaltigkeitsbereich. Ein weiterer Pluspunkt ist, dass der Genussschein während der Laufzeit über den Telefonhandel der UmweltBank gehandelt werden kann.

Nachhaltigkeit

Solarparks auf brachliegenden Tagebauflächenflächen sind nachhaltig.

ECOreporter.de-Empfehlung

Ein nachhaltiges Investment: Mit dem Genussschein investieren Anleger in einen bestehenden Solarpark. Aufgrund des reduzierten Risikos ist die Verzinsung angemessen.

Basisdaten

Emittentin: saferay Europe GmbH, Berlin
Anbieterin: UmweltBank AG, Nürnberg
Anlageform: Genussschein
Anlagevolumen: 12 Millionen Euro
Mindestzeichnungssumme: 2.500 Euro
Laufzeit: 9,75 Jahre bis zum 31.12.2021
Zinssatz: 5,5 Prozent pro Jahr
BaFin-Gestattung: Ja
ISIN: DE000A1JSEU9


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