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Unabhängige Analyse: Genussrechte von Prokon im ECOanlagecheck - Teil 1
Unternehmensprofil Prokon-Gruppe
Prokon war in den ersten Jahren nach der Unternehmensgründung 1995 zunächst fast nur im Bereich Windenergie tätig, hat Windparkprojekte geplant und die Betriebsführung der fertiggestellten Windparks übernommen. Nach Angaben des Unternehmens aus Itzehoe arbeiten 291 Mitarbeiter im Geschäftsbereich Windenergie (Stand: 30. November 2011). Der Umsatz lag laut Prokon in den ersten elf Monaten 2011 bei rund 141 Millionen Euro.
Derzeit bereitet Prokon den Einstieg in die Produktion von eigenen Windenergieanlagen vor. Im März 2012 hat Prokon die Genehmigung für den Bau der Fertigungshalle für Windenergieanlagen erhalten. Ab 2013 will Prokon die Gondeln (Maschinenhäuser) selbst herstellen, ab 2015 auch Rotorblätter.
Seit 2001 ist Prokon im Bereich Biogene Kraftstoffe aktiv, der 2009 durch die Mehrheitsübernahme (82,6 Prozent) des Bio-Ölwerks Madgeburg deutlich an Bedeutung gewann. Seit der Inbetriebnahme einer neuen Anlage im April 2012 ist das Bio-Ölwerk Madgeburg nach Angaben von Prokon in der Lage, jährlich über 700.000 Tonnen Rapsaat zu verarbeiten und daraus 280.000 Tonnen Pflanzenöl zu gewinnen, das dann zu bis zu 255.000 Tonnen Biodiesel verarbeitet werden kann. Alternativ könne das Pflanzenöl laut Prokon auch in der Lebensmittelbranche verwendet werden. Im Geschäftsbereich Biogene Kraftstoffe sind 132 Mitarbeiter tätig (Stand: 30. November 2011). Der Umsatz des Geschäftsbereiches betrug nach Angaben von Prokon 2011 rund 244 Millionen Euro.
Seit 2010 kooperiert Prokon im neuen Geschäftsbereich Biomasse mit der HIT Holzindustrie Torgau GmbH, die vorwiegend Holzpaletten produziert. Nach Angaben von Prokon hat HIT Holzindustrie Torgau im Geschäftsjahr 2010 rund 5 Millionen Holzpaletten (2011: 6,7 Millionen Holzpaletten, Angabe Prokon) hergestellt, 30.000 Kubikmeter Pfahlen, Palisaden und Bretter sowie über 788.000 Raummeter Holzhackschnitzel, Sägespäne und Rinde (2011: 1,24 Millionen Raummeter, Angabe Prokon). Zudem hat HIT laut Prokon-Genussrechte-Geschäftsbericht seit Ende 2010 über eine rumänische Tochtergesellschaft rund 13.000 Hektar Wald in Rumänien erworben, um ihre Holzwerke ausreichend mit Holz versorgen zu können. Bei HIT Holzindustrie Torgau arbeiten 561 Mitarbeiter (Stand: 30. November 2011). Der Umsatz im Geschäftsbereich Biomasse lag nach Angaben von Prokon 2011 bei 96 Millionen Euro.
Die Prokon-Genussrechtsgesellschaft
Die Prokon Regenerative Energien GmbH & Co. KG (im Folgenden: Prokon-Genussrechtsgesellschaft) aus Itzehoe gibt die Genussrechte heraus. Sie verleiht das Geld, das auf diese Weise hereinkommt, an andere Gesellschaften der Prokon-Gruppe.
Das Finanzanlagevermögen der Prokon-Genussrechtsgesellschaft beträgt laut Jahresabschluss 2010 rund 467 Millionen Euro. Davon entfielen 78,4 Prozent auf den Unternehmensbereich Windenergie, 11,4 Prozent auf den Bereich Biogene Kraftstoffe und 10,2 Prozent auf den Biomasse-Bereich. Bei dem Finanzanlagenvermögen handelt es sich im Wesentlichen um längerfristig angelegte Ausleihungen an verschiedene Gesellschaften der Prokon-Unternehmensgruppe. Neu hinzugekommen sind im Geschäftsjahr 2010 Ausleihungen an die HIT Holzindustrie Torgau GmbH, mit der Prokon eng kooperiert.
Erst im Februar 2012 hat Prokon den Geschäftsbericht 2010 der Genussrechtsgesellschaft veröffentlicht. Laut Prokon-Rundbrief von Februar 2012 steckte „der Teufel im Detail“. Die Komplexität der ökonomischen Zusammenhänge habe ein hohes Maß an Abstimmung notwendig gemacht.
Wenn nicht gesondert erwähnt, sind die im vorliegenden Text genannten Zahlen dem Geschäftsbericht 2010 oder den aktuellen Jahresabschlüssen der Prokon-Gesellschaften für 2010 entnommen. Die Zahlen sind gerundet.
Finanzsituation der Prokon-Genussrechtsgesellschaft und Weichkosten
Die Prokon-Genussrechtsgesellschaft erwirtschaftete 2010, nach Auszahlung der Zinsansprüche der Genussrechtsinhaber, einen Jahresüberschuss von 32.500 Euro. Die Kerngesellschaft der Prokon-Unternehmensgruppe, die Prokon Projektierungs- und Betriebsführungsgesellschaft für regenerative Energiesysteme mbH (kurz: Prokon Energiesysteme GmbH), verzichtete für 2010 auf Vergütungsansprüche in Höhe von 10,7 Millionen Euro aus der Einwerbung von Genussrechtskapital.
Laut Geschäftsbericht 2010 erhält die Prokon-Kerngesellschaft für die Platzierung der Genussrechte grundsätzlich sechs Prozent des Genussrechtskapitals von der Prokon-Genussrechtsgesellschaft. Die Kosten für die Einwerbung des Genussrechtskapitals, die bei der Genussrechtsgesellschaft bislang entstanden sind, belaufen sich nach Angaben von Prokon auf insgesamt 29,3 Millionen Euro (Stand: 30. November 2011).
Die Verbindlichkeiten der Prokon-Genussrechtsgesellschaft gegenüber Gesellschaften der Prokon-Unternehmensgruppe haben sich von 0,56 Millionen Euro (2009) auf 14,67 Millionen Euro (2010) erhöht. Im Jahresabschluss 2009 der Prokon-Genussrechtsgesellschaft waren Verpflichtungen aus Dienstleistungen für die Einwerbung von Genussrechtskapital in Höhe von ca. 14,5 Millionen Euro nicht als Verbindlichkeiten erfasst. Dadurch war laut Jahresabschluss-Anhang die Ertragslage entsprechend positiv beeinflusst und die Vergütung für das Genussrechtskapital, die die Anleger erhalten haben, entsprechend zu hoch. Im Jahresabschluss 2010 wurden erstmalig die vereinbarten Vertriebskosten unabhängig von der Fälligkeit vollständig als Verbindlichkeit erfasst. Durch den Verzicht der Prokon Energiesysteme GmbH auf die Vergütung von 10,7 Millionen Euro im Geschäftsjahr 2010 wurde laut Anhang „die im Vorjahr zu hohe Genussrechtszinsabrechnung grundsätzlich nachträglich insoweit näherungsweise bereinigt bzw. geglättet“.
Unternehmensbereich WindenergieDas im Bereich Windenergie investierte Genussrechtskapital ist 2010 gegenüber dem Vorjahr um 114 Millionen Euro auf 366 Millionen Euro gestiegen. Allerdings hat Prokon 2010 mit dem Geld nur ein Windrad errichtet. Daneben hat die Prokon-Unternehmensgruppe 2010 zwei bereits seit 2001 produzierende Windparks mit insgesamt 16 Windenergieanlagen erworben. Die 16 Anlagen des Herstellers NEG Micon haben zusammen eine Nennleistung von nur 14,5 Megawatt (MW). Zudem war Ende 2010 nur ein Genussrechtskapital von 0,6 Millionen Euro in den beiden Windparks investiert. Somit flossen von den 114 Millionen Euro schätzungsweise nur ca. 3 Millionen Euro in Windenergieanlagen, die 2010 den Bestand der Prokon-Unternehmensgruppe an fertiggestellten Windparks erhöhten. Es wurden aber 2010 auch Windparks teilerrichtet, die dann 2011 fertiggestellt wurden. Der Wert aller 2011 errichteten Windparks betrug nach Angaben von Prokon rund 60 Millionen Euro.
Bildnachweis: Windräder in Darlowo, Polen. / Quelle: ECOrepoter.de AG
Laut Jahresabschluss-Lagebericht 2010 der Prokon Energiesysteme GmbH (Prokon-Kerngesellschaft) sind ihre Erlöse aus der Tätigkeit als Generalunternehmer zur Erstellung schlüsselfertiger Windparks von 25,5 Millionen Euro (2009) auf 2,2 Millionen Euro (2010) eingebrochen, da nur die oben erwähnte eine Anlage errichtet wurde. Allerdings konnte die Prokon Energiesysteme GmbH durch den Verkauf von in der Projektierung befindlichen Projekten (teilfertige Projekte) ihr Jahresergebnis deutlich verbessern. Die Gesamtleistung in diesem Bereich stieg von 12,8 Millionen Euro (2009) auf 73,3 Millionen Euro (2010). Die Umsatzerlöse aus dem Verkauf von teilfertigen Projekten erreichten 76,5 Millionen Euro. Laut Geschäftsbericht hat die Prokon-Kerngesellschaft 2009 und 2010 rund 90,2 Millionen Euro und somit 18,9 Prozent des Genussrechtskapitals in die Projektentwicklung neuer Windparks investiert. Die teilfertigen Projekte sind laut Lagebericht an eine Prokon-Betreibergesellschaft verkauft worden, um diese in einem weiteren Schritt direkt an die Genussrechtsgesellschaft anzugliedern. Bei den teilfertigen Projekten handele es sich laut Lagebericht „um Projekte mit einem sichtbaren Projektfortschritt, der durch die bis zu 7 Jahre dauernde Projektierungsphase teilweise aus den Vorjahren stammt“.
Neue Bilanzierungs-Methode erschwert Beurteilung
Im Geschäftsjahr 2009 war der Großteil des Genussrechtskapital in der Prokon 2. Beteiligungsgesellschaft mbH & Co. KG investiert, in der laut Geschäftsbericht die Prokon-Windparks aus den einzelnen Betriebsgesellschaften zusammengeführt wurden . 2010 folgte die Übertragung des Großteils der Windpark-Gesellschaften von der Prokon 2. Beteiligungsgesellschaft mbH & Co. KG auf die Prokon Wind –Energie für eine lebenswerte Zukunft- GmbH (vormals: Kroppenstedter Pflanzenöl GmbH). Die Prokon Wind GmbH ist mit 322 Millionen Euro 2010 der mit Abstand größte Schuldner der Genussrechtsgesellschaft. Nach Angaben von Prokon ist die Prokon Wind GmbH mittlerweile mit der Genussrechtsgesellschaft verschmolzen, so dass die Genussrechtsgesellschaft unmittelbar Eigentümer der Windparks geworden sei.
Bei den einzelnen Windpark-Betriebsgesellschaften hat Prokon für das Geschäftsjahr 2010 in den meisten Fällen von der Möglichkeit Gebrauch gemacht, die Jahresabschlüsse erstmalig nach dem Bilanzmodernisierungsgesetz aufzustellen. Aufgrund des dadurch unterbrochenen Bilanzzusammenhangs ist ein Vergleich mit den Zahlen der Jahresabschlüsse aus 2009 deutlich erschwert. Umso mehr, als Prokon bei den Windpark-Gesellschaften die für kleine Kapitalgesellschaften vorgesehene Möglichkeit nutzt, keine Jahresüberschüsse bzw. Jahresfehlbeträge in den Jahresabschlüssen (inkl. Anhang) auszuweisen. Bei einer Windpark-Gesellschaft, Prokon New Energy V Beteiligung Nr. 3 GmbH & Co. KG, wird das Jahresergebnis genannt. Das Eigenkapital dieser Gesellschaft erhöhte sich trotz eines Jahresfehlbetrages von 1,52 Millionen Euro um 1,25 Millionen Euro, da sich das Anlagevermögen aufgrund der erstmaligen Aufstellung des Jahresabschlusses nach dem Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz um 2,77 Millionen erhöhte.
Insgesamt erhöhte sich das Anlagevermögen der Prokon-Windparks aufgrund der Wertberichtigung um mindestens einen hohen zweistelligen Millionenbetrag. Im Geschäftsbericht 2010 wird das außerordentliche Ergebnis der Windparks mit 52,3 Millionen Euro (Vorjahr: - 6,7 Millionen Euro) angegeben - entstanden „durch Aufdeckung stiller Reserven aus Verkäufen von Beteiligungen, Forderungsverzichten von Banken, Leasingunternehmen sowie innerhalb der Prokon-Unternehmensgruppe im Zusammenhang mit der Zusammenfassung der Windparks“. Dementsprechend erhielt die Prokon-Genussrechtsgesellschaft von den Windparks 2010 Zinsen in Höhe von 37,2 Millionen Euro (Vorjahr: 11,0 Millionen Euro), obwohl 2010 ein sehr windschwaches Jahr war. Laut Geschäftsbericht stand „für die Zinszahlungen nicht nur der Überschuss zur Verfügung, sondern auch – aber nur ausnahmsweise und kurzfristig – die Abschreibungsbeträge, da diese nicht liquiditätswirksam sind und somit kein Kapital aus der Prokon-Unternehmensgruppe dafür abfließt. Grundsätzlich werden die Abschreibungen für die Tilgung des eingesetzten Kapitals – somit auch für das eingesetzte Genussrechtskapital – benötigt und sind langfristig kalkuliert.“
Unternehmensbereich Biogene Kraftstoffe
Das im Bereich Biogene Kraftstoffel investierte Genussrechtskapital ist 2010 gegenüber dem Vorjahr um rund 41 Millionen Euro auf 53 Millionen Euro gestiegen. Nach Angaben von Prokon ist es bis November 2011 um 78 Millionen Euro auf insgesamt rund 110 Millionen Euro gewachsen. 110 Millionen Euro sind 21 Millionen Euro weniger als es rechnerisch sein müsste, falls kein Genussrechtskapital zwischendurch abgeflossen ist. Nach Angaben von Prokon handelt es sich bei den 21 Millionen Euro um die Umverteilung von Genussrechtskapital aus dem Bereich Biogene Kraftstoffe in andere Bereiche, vornehmlich in den Bereich Windenergie.
Im Geschäftsjahr 2010 trennte sich Prokon von dem Bereich Pflanzenöl-Reinkraftstoff, da der Markt für biogene Reinkraftstoffe in Deutschland preislich nicht konkurrenzfähig zum mineralischen Diesel sei. Der seit 2001 bis zum Jahresende 2010 entstandene Gesamtverlust in Höhe von 24,5 Millionen Euro wurde laut Geschäftsbericht von der Prokon Energiesysteme GmbH und in Höhe von 10 Millionen Euro von der Prokon Holding GmbH & Co. Verwaltungs-KG übernommen. In den ersten elf Monaten 2011 lagen nach Angaben von Prokon die Betriebskosten des Geschäftsbereichs Biogene Kraftstoffe aber – wie auch 2010 – weiterhin über den Umsatzerlösen (Umsatz: 220,1 Millionen Euro, Betriebskosten: 221,5 Millionen Euro).
Das Genussrechtskapital ist laut Geschäftsbericht vor allem für die Erweiterung des Bio-Ölwerks Magdeburg um eine Extraktionsanlage verwendet worden. Mit der Extraktionsanlage könne ein „erheblicher Ertragsvorteil“ herbeigeführt und zudem zusätzlich zu Biodiesel auch „hochwertige Speiseöle“ hergestellt werden. Die Prokon-Genussrechtsgesellschaft hat nicht nur die Ausleihungen deutlich erhöht, sondern 2010 auch Genussrechte der Bio-Ölwerk Magdeburg GmbH in Höhe von 13 Millionen Euro erworben.
Lesen Sie im zweiten Teil des ausführlichen ECOanlagenchecks wie Prokon die HIT Holzindustrie Torgau OHG rettete und sich damit ein neues Geschäftsfeld aufbaute. Zudem werden die Risiken für die Prokon-Genussrechtsgesellschaft und ihre Anleger analysiert sowie ein Ausblick auf die nächsten Jahre gegeben.