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Anleihen / AIF, ECOanlagecheck
ECOanlagecheck: Genussrecht der German Pellets – führt ein eigentlich nachhaltiges Produkt nachhaltige Anleger auf den Holzweg?
Das Unternehmen German Pellets, 2005 gegründet, betreibt aktuell nach Unternehmensangaben acht Produktionsstätten in Deutschland. Es ist nach eigenen Angaben Marktführer in der Pelletsproduktion in Deutschland und hat 2009 einen Umsatz von 121,6 Millionen Euro erzielt. Mit einer Produktionskapazität von 1,1 Millionen Tonnen verfügt die German Pellets Gruppe nach eigenen Angaben über die größte Produktionskapazität für Holzpellets in Europa. Die Gruppe hat 2009 ein Ergebnis vor Steuern und Abschreibungen in Höhe von 17,2 Millionen Euro erzielt. Für 2010 erwartet German Pellets 21 Millionen Euro vor Steuern und Abschreibungen.
Rechtliche Konstruktion
Emittentin der Genussrechte ist die German Pellets Genussrechte GmbH, 2010 gegründet. Einzige Geschäftsaktivität der Emittentin ist laut Prospekt die Weiterleitung des Genussrechtskapitals als Darlehen an die German Pellets Beteiligungs GmbH. Diese Beteiligungsgesellschaft soll die erhaltenen Darlehensbeträge in Projekte und Unternehmen aus dem Bereich der Erneuerbaren Energien investieren, vorrangig im Bereich Biomasse. Laut Prospekt bestehen keine rechtlichen oder tatsächlichen Beschränkungen bei der Verwendung der Darlehen.
Geschäftsführer der Emittentin sind Peter H. Leibold und Christof Schramm, die zugleich auch die Geschäftsführer der Beteiligungsgesellschaft sind. Leibold ist zudem mit 60 Prozent der Anteile geschäftsführender Gesellschafter der German Pellets GmbH.
German Pellets will laut Prospekt mit dem Emissionskapital die Kapazitäten für die Trocknung von Spänen in Wismar ausbauen, ebenso die Firmenzentrale, und sie will ein Holzpelletswerk in Frankreich planen.
Risiko
Ende Oktober 2009 brach im Hauptwerk von German Pellets in Wismar ein Großbrand aus, der vor allem die Anlieferungs-, Logistik- und Lagerbereiche zerstörte. Der unmittelbare Schaden durch den Brand wurde auf mehrere Millionen Euro geschätzt, German Pellets selbst machte keine genaueren Angaben zur Schadenshöhe. Im April 2010 wurde nach sechs Monaten Unterbrechung das Werk wieder in Betrieb genommen. Nach Angaben von German Pellets kam es durch den Brand zu keinen Lieferausfällen; das Unternehmen habe auf Kurzarbeit und Entlassungen verzichtet. Das Werk arbeite seit Mai wieder an der Kapazitätsgrenze.
Laut Prospekt ist die Tätigkeit der Emittentin und der Beteiligungs GmbH bislang nicht durch außergewöhnliche Ereignisse beeinflusst worden. Auch seien keine Gerichtsverfahren anhängig, die einen wesentlichen Einfluss auf die wirtschaftliche Lage der Emittentin oder der Beteiligungs GmbH haben könnten.
Die außergewöhnlichen Ereignisse und Gerichtsverfahren, die die Muttergesellschaft German Pellets GmbH betreffen, werden im Prospekt nicht erwähnt. Diese sind aber für die Emittentin und die Beteiligungs GmbH bedeutsam, weil das Genussrechtskapital mittelbar in Projekte der German Pellets GmbH fließt. German Pellets erläutert: „Das sind Bestimmungen der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin). Diese schreibt vor, dass der Emissionsprospekt nur Informationen über die Emittentin – in diesem Fall die German Pellets Genussrechte GmbH – enthalten darf.“
Nach Berichten der regionalen Presse gab es am Produktionsstandort Wismar Schadensersatzklagen von Anwohnern wegen Überschreitung der Lärmgrenzwerte. Zumindest in einem Fall einigte sich German Pellets mit einem Anwohner auf einen Schadensausgleich von 20.000 Euro.
Wie in Wismar gibt es auch am Produktionsstandort Ettenheim eine Bürgerinitiative, die sich gegen den Lärm richtet. Der Leiter der zuständigen Immissionsschutzbehörde wird in dem Zusammenhang Ende 2008 in der Badischen Zeitung mit der Aussage zitiert, dass sich German Pellets eindeutig nicht an die Vorgaben der Baugenehmigung gehalten habe. Unternehmenssprecher Dr. Michael Walewski von German Pellets sagt dazu: „Dass es Unstimmigkeiten gibt, ist sehr bedauerlich, und wir unternehmen alles, was in unserer Macht steht, um zu einer schnellen Lösung zu gelangen.“
Die Bürgerinitiative beantragte danach, Einsicht in die baurechtlichen Unterlagen zu erhalten. Der Widerspruch von German Pellets gegen eine Einsichtnahme durch die Bürgerinitiative wurde im Februar 2010 vom Regierungspräsidium Freiburg abgewiesen. Daraufhin hat German Pellets nach Informationen der Badischen Zeitung im März 2010 eine Klage gegen die Stadt eingereicht, um die Freigabe der Unterlagen zu verhindern. Diese Klage hat bis zum Ausgang des Verfahrens eine aufschiebende Wirkung. Unternehmenssprecher Walewski äußerte sich dazu wie folgt: „Wir haben die Klage längst wieder zurückgezogen. Eine Akteneinsicht ist also jederzeit möglich. Sie wurde nach unserer Kenntnis aber bislang nicht genutzt.“
Die Kommunikation mit den verschiedenen Interessensgruppen ist insgesamt anscheinend manchmal mehr auf Konfrontation als auf Ausgleich ausgerichtet. German Pellets widerspricht: „Wir sind nicht auf Konfrontation aus. Wir laden in diesem Sommer an fünf Standorten zum Tag der offenen Tür ein, gerade auch Anwohner und alle Interessengruppen.“
Ökologische Wirkung
Die CO2-Emissionen bei der Nutzung von Holzpellets sind wesentlich geringer als bei den Brennstoffen Braunkohle, Heizöl und Erdgas. Auch deshalb werden Pelletheizungen vom Bund finanziell gefördert. Aufgrund der steigenden Nachfrage reichen Holzabfälle für die Produktionsmengen nicht mehr aus, so dass zunehmend ganze Waldrundhölzer für die Pelletproduktion verbraucht werden. Neben einer tendenziellen Schwächung der Waldökosysteme entstehen so auch Konkurrenzsituationen, z.B. zur Möbelindustrie.
„Aufgrund von zurückgehenden Umsätzen und Nachfragen und damit verbundenen Rückzügen in der Papier- und Plattenindustrie verschwinden aber auch Konkurrenten vom Markt“, so German Pellets.
Durch die steigende Nachfrage sind langfristig steigende Preise für Holzpellets zu erwarten. In den letzten Jahren waren die Preise für Holzpellets nach Angaben des Pelletverbandes DEPV relativ stabil.
Problematisch ist die Feinstaubbelastung durch Pelletheizungen und die Entsorgung der Verbrennungsrückstände. „Moderne Pelletkessel erfüllen die Feinstaub-Grenzwerte. Feinstaubschleudern dagegen sind ältere Scheitholzfeuerungen, beispielsweise Kamine“, so German Pellets.
German Pellets betont in der Anlegerbroschüre, dass von ihnen zur Herstellung von Pellets nur unbehandeltes, naturbelassenes Holz aus ausschließlich nachhaltig bewirtschafteten Wäldern verwendet wird.
Im September 2009 hat aber das zuständige Landratsamt auf Antrag von German Pellets die Genehmigung erteilt, am Standort Ettenheim neben naturbelassenem Holz auch Altholz einsetzen zu dürfen. Die Genehmigung umfasst gestrichenes, lackiertes, beschichtetes und verleimtes Holz, das keine Holzschutzmittel enthalten darf.
German Pellets erklärt gegenüber ECOreporter.de: „Die Genehmigung gilt nur für den Einsatz des Altholzes als Brennstoff im Heizwerk. Dort wird die nötige Wärme für die Pelletierung erzeugt. Das Altholz geht aber nicht in die Pelletproduktion. Daher ist die Aussage in der Anlegerbroschüre korrekt.“
Im April 2010 wurde das Werk von German Pellets in Ettenheim von der Polizei durchsucht. Es bestand der Verdacht, dass bei der Produktion von Industriepellets teilweise schadstoffbelastetes Altholz verwendet wurde. Im Juni 2010 gab die Staatsanwaltschaft bekannt, dass die Pelletproben den Verdacht gegen German Pellets nicht bestätigt haben. Die beschlagnahmten Geschäftsunterlagen werden demnach noch ausgewertet. „Die Durchsuchung hat sich als haltlos erwiesen“, so German Pellets gegenüber ECOreporter.de.
Fazit:
Finanziell
German Pellets hat sich seit der Gründung 2005 wirtschaftlich positiv entwickelt. Die genannten Ereignisse der letzten zwei Jahre verdeutlichen aber unternehmerische Risiken, die über die German Beteiligungs GmbH auch negative Auswirkungen auf den wirtschaftlichen Erfolg der Emittentin der Genussrechte haben können. Die Genussrechte werden nachrangig bedient und beinhalten keine Mitbestimmungsrechte. Durch die personellen Übereinstimmungen bei den drei Gesellschaften sind Interessenskonflikte möglich.
Nachhaltigkeit
Pellets und auch das Heizen mit Pellets können als ökologisch und nachhaltig gelten. Die gezeigten Beispiele lassen aber Zweifel daran aufkommen, ob dieser Marktführer den Ansprüchen nachhaltiger Anleger genügt. Beispielsweise werden Immissionsgrenzwerte von German Pellets teilweise nicht oder nur unter Druck der Behörden und der Öffentlichkeit eingehalten. Insgesamt bestehen Zweifel an der ökologischen und sozialen Nachhaltigkeit des Unternehmens.
ECOreporter.de-Empfehlung
Andere Anbieter kommunizieren Risken ihrer Beteiligungsangebote offensiver und transparenter als German Pellets. Die Risiken der Genussrechte von German Pellets sind daher schwer einzuschätzen. Zudem werden Nachhaltigkeitskomponenten nicht überzeugend berücksichtigt, so dass ECOreporter.de von einer Zeichnung der Genussrechte abrät.