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ECOanlagecheck: Der Biogas-Fonds „Ascon Neue Energien 3 GmbH & Co KG“ – empfehlenswert oder nicht?



Der Fonds hat eine planmäßige Laufzeit von acht bis zwölf Jahren, Gründungsgesellschafter sind Nils Grütters und die Komplementärin, Ascon Neue Energien 3 Verwaltungs GmbH.

Die Fondskonstruktion mutet kompliziert an: Der Fonds verwaltet eigenes Vermögen und erzielt Einkünfte aus Kapitalvermögen. Hierfür wird eine indirekte Beteiligung an Biogasanlagen durch Investition in Genussrechte der Ascon Beteiligungs GmbH eingegangen. Diese beteiligt sich zusammen mit Landwirten an Betreibergesellschaften, die Biogasanlagen errichten und betreiben.
Die Anleger stellen über ihre Kommanditanteile Genussrechtskapital zur Verfügung, das von der Ascon Beteiligungs GmbH verzinst wird. Die Zinsen der Genussrechte sollen aus den Erträgen der Biogasanlagen erwirtschaftet werden.

Diese Konstruktion soll es nach Angaben der Initiatoren ermöglichen, dass Anleger das Geld, das sie einbezahlt haben, nach spätestens dem 12. Jahr incl. Agio zurückerhalten. Die Ausschüttungen sollen nur der Abgeltungssteuer unterliegen.

Anlagen

Die Initiatoren wollen die Biogasanlagen bei den Biogasanlagenbauern  Weltec und MT Energie einkaufen und von diesen betreuen lassen. Ein Landwirt soll die neuen Anlagen regelmäßig überwachen. In der Phase der Projektierung sind verschiedene weitere Dienstleister beauftragt.

Risiken

Für die ersten zehn Betriebsjahre einer Biogasanlage schließt der Fonds Rohstoffverträge mit Landwirten oder großen Genossenschaften ab, die feste Preise für die eingesetzten Substrate beinhalten.

Sollten die Lieferanten in diesem Zeitraum ihren Lieferverpflichtungen nicht mehr nachkommen, müssten die benötigten Mengen anderweitig beschafft werden. Das kann zu Mehrkosten führen. Nach zehn Jahren sind die Verträge neu zu verhandeln. Steigen die Preise für die Lieferungen, wird das die Anleger betreffen. Die Einspeisevergütungen für Strom sind über das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) für 20 Jahre festgelegt. Sollte in diesem Zeitraum die Vergütungssätze nicht erhöht werden und ein Verkauf zu höheren Preisen an den Strombörsen nicht möglich sein, würde die Wirtschaftlichkeit der Anlagen reduziert.  

Im Extremfall, so heißt es auch im Fondsprospekt, könnte der Weiterbetrieb der Biogasgesellschaft dann zweitweise nicht rentabel sein. Die Verzinsung des Genussrechtskapitals würde für diesen Zeitraum schwierig werden. Auch die Rückzahlung des Kapitals wäre dann nicht gesichert.

Noch einmal: Der Fonds investiert in ein Genussrecht. Der direkte Einfluss der Fondskommanditisten auf die Projekte ist damit ausgeschlossen. Aber: Sollte die Ascon Beteiligungs GmbH mit Zinszahlungen mit insgesamt zwei Jahresraten im Rückstand sein, können die Kommanditisten (also die Anleger) die Geschäftsführung der Ascon Beteiligungs GmbH durch einen Treuhänder Ihrer Wahl austauschen und die Geschäftsführung somit übernehmen.

Zudem: Sollten also die Initiatoren nicht in der Lage sein, die versprochenen Genusskapitalzinsen zu erwirtschaften, verlieren Sie nach zwei Jahren die Kontrolle über die Anlagen, und nach weiteren drei Jahren können diese durch die Kommanditisten verkauft werden. Die Biogasanlagen stellen einen realen Gegenwert dar, solange sie funktionsfähig sind.

Die Geschäftsführung des Fonds initiiert mit diesem Produkt ihren ersten öffentlichen Biogas-Fonds. Sie hat Erfahrungen im Biogas-Bereich, weil sie sich - direkt und indirekt - an mehreren Biogasanlagen beteiligt hat, die mit diesem Fonds aber keine Verbindung haben, sondern aus zwei betreuten so genannten „Private Placements“ mit rund 1,5 Mio. Euro Eigenkapital stammen. Die Projekte wurden erst in den letzten ein bis zwei Jahren errichtet und haben - so die Geschäftsführung - noch keine aussagefähigen Bilanzen. Eine Leistungsbilanz gibt es daher nicht.

Für das vorliegende Produkt sind mindestens 10 Anlagen ins Auge gefasst. Die Baugenehmigungen sind beantragt und teilweise erteilt. Nach Angaben der Initiatoren befinden sich Projekte im Baustadium. Zudem soll auch in bestehende Anlagen investiert werden, denen das Kapital für eine Anlagenerweiterung zur Verfügung gestellt wird.

Der Fonds ist (Stand: Ende Mai 2010) zu über 75 Prozent platziert. Eine Platzierungsgarantie gibt es nicht.

Erst für etwa ein Drittel der Projekte wurden bislang Finanzierungsanfragen gestellt - und auch genehmigt. Das Eigenkapital liegt jeweils bei 20 %, das Fremdkapital bei 80 %. Die anderen Finanzierungsanfragen sind in der Bearbeitung.

Die Projekte sollen einzeln finanziert werden, ohne gegenseitige Besicherung.
Der Effektivzinssatz für die Kredite liegt nach Angaben der Initiatoren zurzeit bei 4,15 bis 4,5 %bei 10 Jahren Zinsbindungsdauer.

Die Initiatoren kalkulieren mit einer Mindestgesamtkapitalrendite von 14 %, einer Eigenkapitalrendite von über 20 % und  einem Faktor Einkauf zu Umsatz von 2,5.

Die Investitionen pro kwel sollen bei 3500 bis maximal 4000 Euro liegen, einschließlich der Projektentwicklungskosten. Da es für einige Anlagen bis zu 30 % Förderzuschüsse geben kann, könnten sich die Kosten reduzieren. Zahlungen an (Projekt-)Vermittler liegen nach Angaben der Initiatoren zwischen null und zwei % der Investitionskosten jedes Projektes.

Nach Angaben der Initiatoren sollen die Anlagen – bis auf zwei - eine Wärmekonzeption erhalten. Bei Realisierung der Wärmekonzeption fallen je Biogasanlageweitere Investitionen in Höhe von 80.000 Euro an. Im Falle zusätzlicher Blockheizkraftwerke (BHKWe) an den Standorten, für die das Wärmekonzept realisiert werden sollte, lägen die Zusatzkosten bei 400.000 Euro. So viel kosten die so genannten Satelliten-BHKWe, die nicht nur dazu dienen, Wärme verkaufen zu können, sondern auch die elektrische Energie um ca. 50 Prozent steigern sollen. Mit der Wärme sollen Schulen versorgt, kommunale Gärreste getrocknet, Aquakulturen betrieben und Gebäude beheizt werden. Die beiden Anlagen ohne Wärmekonzept sollen später ihre Leistung verdoppeln sowie Biomethan produzieren und ins Gasnetz einspeisen. Die Initiatoren betonen, dass es sich nicht um „Scheinkonzepte“ handele: Die Wärme erziele Preise zwischen 2 Cent und 6 Cent je KWtherm.

Ökologische Wirkung

Biogasanlagen tragen zu einer klimaschonenden Energieerzeugung bei. Die Initiatoren führen aus, dass durch die Ausbringung der Gärreste der Biogasanlage auf den landwirtschaftlichen Anbauflächen Kunstdünger eingespart würde.
Über 30 % der Einsatzstoffe seien Gülle, deren Ausgasung erhebliche Mengen an Methan freisetze. Durch die Einbringung der Gülle in die Biogasanlage werde diese Menge abgefangen und bei der Stromproduktion verbrannt.  
Werden die Wärmekonzepte realisiert, erhöht sich die Umweltfreundlichkeit dieser Energieerzeugung.
Ein wichtiges Argument für Biogasanlagen ist deren so genannte Grundlastfähigkeit: Sie können unabhängig von Sonne und Wind das ganze Jahr über -  im Idealfall 24 Stunden am Tag - umweltfreundlich erzeugten Strom ins Netz einspeisen. Damit sind sie ein wichtiger Beitrag der Erneuerbaren Energien zu einer solide berechenbaren Stromerzeugung.

Fazit:

Finanziell


Sicherheit geben die Regelungen des EEG, das die Abnahme des erzeugten Stroms zu festen Tarifen garantiert. Aber es handelt sich um einen Erstlingsfonds eines Anbieters. Eine komplizierte Konstruktion, noch laufende Baugenehmigungen, die Projekte nicht oder nicht komplett umgesetzt, keine Leistungsbilanz zu bisherigen Projekten – bei allem Bemühen der Anbieter um Seriösität und um Nutzen für die Anleger: Diese Risiken sind nicht wegzudiskutieren. Biogasprojekte leben zudem unter anderem mit zwei Unsicherheitsfaktoren: Einerseits den Vereinbarungen über die Substrate, mit denen die Anlagen betrieben werden. Und andererseits mit der Kompetenz, dem Know-how und der Kapazität des Fondsbetreibers. Zehn oder mehr Anlagen laufen nicht von allein. Hier müssen die Initiatoren in den nächsten Jahren den Beweis antreten, dass Sie einer Aufgabe in dieser Größenordnung langfristig gewachsen sind und über die nötigen Ressourcen verfügen. Auch dann, wenn einmal die Substratlieferungen zu einem Problem werden.

Nachhaltigkeit

Verstromung von Biogas ist eine geeignete Form der nachhaltigen Energieerzeugung, sie reduziert den Einsatz von fossilen Energieträgern. Bei optimaler Nutzung der Wärme kann die Nachhaltigkeit zusätzlich gesteigert werden.

ECOreporter.de-Empfehlung

Der erste öffentliche Fonds eines jungen Anbieters - ein Projekt in einem zukunftsträchtigen Energiebereich, der aber nicht zu den einfachen gehört. Dazu eine recht komplizierte Konstruktion. Aus diesen Gründen geben wir für dieses Projekt kein grünes Licht. Obwohl dieses Angebot in einigen Punkten vom Bemühen geprägt ist, auch Anlegerinteressen zu beachten. ECOreporter.de empfiehlt Anlegern, den Erfolg dieses Projektes abzuwarten, bevor sie – zum Beispiel in Folgeprodukte - investieren.
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